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Kopf mit Polos und Schleier (?)

Verfasserin: Waltrud Wamser-Krasznai

 

TI-13

Kopf mit Polos und Schleier (?)  Inv. T I-13;  alte Inv.-Nr. 16

Provenienz unbekannt.

 

Vorderseite aus der Matrize, Rückseite konkav, geglättet. Versintert, teilweise grob gereinigt.

Erhaltung: Kopf mit Polos, Hals und dem Ansatz der linken Schulter.

Heller, gelblich brauner (10YR 7/4) Ton; hellrote Bemalungsspuren am Polos.

Maße: H: 7,6 cm; B: 6,5 cm; T: 3,0 cm.

Lit.: Unpubliziert.

 

Beschreibung: Der Kopf ist mit einem breiten Polos geschmückt. Das über der Stirn geteilte Haar bildet zwei glatte Bögen, gefolgt von einer Einziehung im Schläfenbereich, an die sich zwei weitere Bögen über den Ohren anschließen. Gewellte Strähnen, die sich kaum vom herabfallenden Schleier (?) abgrenzen lassen, reichen bis auf die Schultern.

Eine kräftige Nase mit breiten Flügeln bestimmt das Gesicht, das sich allmählich über die glatten Wangen zum spitzen Kinn verjüngt. Volle waagerecht geschnittene Lippen bilden den kleinen geschlossenen Mund, der vom Kinn durch eine flache Grube getrennt ist. Die Augen stehen weit auseinander, unter mäßig hohen Orbitalen und geschwungenen Brauen. Ober- und Unterlider lassen sich nicht abgrenzen. An den Augäpfeln ist keine Wölbung zu erkennen.


Kommentar: Ob tatsächlich ein Schleier vorhanden ist, muss mit einem Fragezeichen versehen werden. Der Vergleich mit weiblichen Statuetten zeigt[1], dass T I-13 als Kopf  einer ca. 25-27 cm großen stehenden oder thronenden Frauengestalt in Betracht kommt, doch ist auch die Zugehörigkeit zu einer gelagerten Jünglingsfigur nicht völlig ausgeschlossen[2]. Die Bestimmung des Geschlechts bleibt letztlich offen. 

Spezifisch tarentinische Merkmale sind der breite Polos und der weite Augenabstand[3].

Die rundlich-ovale Gesichtsform, eine mäßig hohe Stirn und die Rahmung des Gesichts durch Haarbögen[4], sowie verhältnismäßig kleine Augen mit flachen Augäpfeln sprechen für eine etwas spätere Entstehungszeit im Hinblick auf die Inv.-Nr. T I-12.

 

Einordnung: Etwa 3. Viertel des 5. Jhs. v. Chr., aus Tarent.

 

TI-13aTI-13bTI-13c
 

[1] z. B. H. Herdejürgen, Die Tarentinischen Terrakotten des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr. im Antikenmuseum Basel (Basel 1971) 8. 77 Taf.  27 a und Taf. 28 a.

[2] vgl. C. Iacobone, Le stipi votive di Taranto (Rom 1988) 65 Taf. 53 b, mit fast bis zum Kinn reichendem Haar; E. Lippolis (Hrsg.), Arte e artigianato in Magna Grecia (Neapel 1996) 199 f. Nr. 140.

[3] H. Herdejürgen a. O. 1971, 77 Taf. 27 a; U. Hübinger – M. Menninger, Terrakotten der Westgriechen im Akademischen Kunstmuseum der Universität Bonn (Rahden/Westf. 2007) 90 f. Abb. 7.

[4] Vgl. M. Rubinich, Ceramica e coroplastica dalla Magna Grecia nella collezione de Brandis. Udine (Triest 2006) 207 Nr. 290.