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Präsentation der Wander-Ausstellung „DDR: Mythos und Wirklichkeit“ der Konrad-Adenauer-Stiftung (05.-27. Mai 2014)

Zur Eröffnung der Ausstellung am 14. Mai wurden im Rahmen des Kolloquiums der Geschichtsdidaktik zwei Eröffnungsvorträge gehalten und diskutiert:

Bongertmann


Ulrich Bongertmann

(Bundesvorsitzender des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands)

„Didaktische und methodische Überlegungen zur Nutzung der Ausstellung 'DDR: Mythos und Wirklichkeit' im Schulunterricht“

Hüttmann

 

Dr. Jens Hüttmann

(Leiter Schulische Bildungsarbeit - Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

„Kompetenzorientiertes Lernen zur Geschichte von Demokratie und Diktatur in Deutschland nach 1945“


In seiner Begrüßung hebt Herr Professor Oswalt hervor, dass die gemeinsame Geschichte beider deutscher Staaten gleichzeitig zu einer getrennten Vergangenheit geführt habe. 25 Jahre nach dem Mauerfall gebe es hauptsächlich vermittelte Erfahrung, die es zu analysieren gelte. Problematisch sei die Zunahme der Wissens- und Urteilsdefizite bzgl. der deutsch-deutschen Geschichte, wogegen sich das Konzept der Ausstellung richte.

Herr Bongertmann betont in seinem Vortrag, dass die didaktische Handreichung erst konzipiert wurde, nachdem die Ausstellung bereits fertiggestellt war. Er berichtet von der bundesweit großen Resonanz der Ausstellung. Die Deutsche Teilung sei die am besten erforschte Epoche der deutschen Geschichte, wobei die wissenschaftlichen Ergebnisse offenbar nur eine kleine Leserschaft erreichten. Politik und Publizistik sowie Schulbücher stellten die Aspekte Diktatur, Stasimacht und Willkürherrschaft in den Vordergrund offizieller Meinungsverbreitung. Demgegenüber erzählten private Familiengeschichten in sehr nachhaltigen Narrativen teilweise ein konträres Bild vom Leben in der DDR und die Ostalgie als geschichtskulturelle Komponente sei ein wachsender Faktor für die gesellschaftliche Rezeption. Die Ausstellung verfolge das Ziel der Rekonstruktion und Widerlegung verbreiteter DDR-Mythen. Diskussionswürdig seien die (fehlende) Offenheit der Ausstellung für Interpretationen und der Vorwurf der Indoktrination der Ausstellung aufgrund einer einseitigen nachträglichen bundesdeutschen „Siegerperspektive“. Einen Fortschritt könnte die stärkere Hinwendung zu einer globalen historischen Perspektive auf die Deutsche Teilung darstellen, indem diese innerhalb der Geschichte der bipolaren Welt von 1945 bis 1989 eingeordnet werde. Herr Bongertmann schließt seine Ausführungen mit Martin Sabrows Unterscheidung zwischen den konkurrierendem „Diktaturgedächtnis“ als „negativem Kontrastbild“ zur Bundesrepublik und dem „Arrangementgedächtnis“, das unter vielen Angehörigen der ehemaligen DDR-Gesellschaft verankert sein soll, als Diskussionsimpuls ab.

Dr. Jens Hüttmann umreißt in seinem folgenden Vortrag den Forschungsboom zur DDR-Geschichte seit 1989 mit über 2.000 Forschungsvorhaben. Neben dem aktuellen Konflikt zwischen asymmetrischen Parallelgeschichten könnten die unterschiedlichen Blickwinkel auf der deutsche Nachkriegs- und Teilungsgeschichte auch als Chance für die Aufarbeitung genutzt werden. Dr. Hüttmann weist auf die besondere Bedeutung der Zeitgeschichte und die Notwendigkeit der Vermittlung wertorientierter Kenntnisse für den Geschichtsunterricht hin.

In der abschließenden Diskussion, an der viele Studierende aus den geschichtsdidaktischen Seminaren und weitere Gäste des Instituts teilnahmen, stand als erstes die Frage nach der Notwendigkeit einer offenen Urteilsbildung im Geschichtsunterricht als Ziel zur Debatte. Es kristallisiert sich in dem Gespräch heraus, dass die DDR-Geschichte nicht nur als „deutsche Nabelschau“ behandelt werden sollte, sondern deren Einbettung in internationale historische Prozesse berücksichtigt werden sollte. Daneben sollte die Alltagsgeschichte in Ost- wie in Westdeutschland größeren Raum im Geschichtsunterricht erhalten. Die Basisinformationen, die die Ausstellung bzgl. der Mythen und Legenden zur DDR vermittele seien notwendig, die Materialien und Methoden sollten allerdings auch einer Ideologiekritik unterzogen werden und die vorhandene Perspektivität müsse Bestandteil der reflektierenden Rekonstruktion der Themenkomplexe der Ausstellung im historischen Lernen sein. Insgesamt müsse das Ziel die Vermittlung eines differenzierten und perspektivenreichen Bildes der DDR-Geschichte sein, das nicht zuletzt eine selbständige Urteilsbildung einschließt, wobei die Werturteilsbildung nicht in der Wiedergabe der Ausstellungsmeinung münden dürfe. Daher bietet die Ausstellung auch die Chance, durch die Analyse historischer Darstellungen die Analysekompetenz während des Dekonstruktionsprozesses zu stärken.

 

Didaktische Handreichung zur Ausstellung von Ulrich Bongertmann

DDR-Mythen.de

 

Datum: 05.05.2014 - 27.05.2014

Ort: JLU-Historisches Institut/Didaktik der Geschichte, Otto-Behaghel-Straße 10 C, 35394, Phil. I, Raum C 27 (Eröffnung am 14. Mai um 18 Uhr c. t.), Ausstellung im Flurbereich der Professur der Didaktik der Geschichte im Historischen Institut Haus C, 2. Etage

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