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Aliaksandr Dalhouski, M.A.

Biographie

 

Forschungsschwerpunkte

  • Politik und Gesellschaft in Weißrussland nach Tschernobyl
  • Eigensinn und Dissens
  • Weißrussland im Zweiten Weltkrieg
  • Zwangsarbeit der weißrussischen Bevölkerung im Stalinismus und Nationalsozialismus
 

Dissertationsprojekt

Arbeitstitel: "Die Wahrnehmung und Darstellung der Tschernobyl-Katastrophe in Eingaben in Belarus"

Ziel der Dissertation ist es, die Rolle der Eingaben in der belarussischen Sozialpolitik zu bestimmen. Die Eingabenkultur wird in drei historischen Phasen untersucht. Die erste Phase beginnt am 26. April 1986 mit der Tschernobyl-Katastrophe und endet im Jahr 1991 mit der belarussischen Unabhängigkeitserklärung. Der Schwerpunkt liegt dabei bei den Untersuchungen der Eingaben während der offiziellen Schweigepolitik zur Tschernobyl-Katastrophe in den Jahren 1986-1988 und bei der Erarbeitung und Verabschiedung der Sozialschutzgesetze im Februar 1991 in der BSSR. Die zweite Phase umfasst den Zeitraum 1991-1996. Hier wird die Eingabenkultur in der liberalisierenden Republik untersucht. Für diesen Zeitraum war die wirtschaftliche Krise des Jahres 1992 und eine zunehmende paternalistische Bevölkerungspolitik kennzeichnend. Mit dem Verfassungsreferendum im November 1996 beginnt die dritte Untersuchungsphase. Die Tschernobyl-Politik wird zur Domäne des Präsidenten mit ideologischer Bedeutung im autoritären belarussischen Staat. Es kommt zum offenen Konflikt mit der Opposition während in den letzten Jahren auch das Programm für ein belarussisches Atomkraftwerk ausgearbeitet wurde. Im Rahmen meiner Dissertation sollen die Eingaben wie Protestkundgebungen, -resolutionen, Petitionen, Beschwerden, Bitten, offene Briefe, Sozialforderungen etc., welche von Einzelpersonen und Gruppen an die verschiedenen lokalen und republikanischen Verwaltungsorgane eingereicht wurden, untersucht werden. Im ersten Teil der Dissertationsarbeit werden die Wertesysteme und Normen des Eingabenschreibers, typische Eingabeformen und -modelle für die drei identifizierten Phasen beschrieben und analysiert. Die herausgearbeiteten Modelle erlauben den Wandel in den Eingabeinhalten und -praktiken in verschiedenen Phasen belarussischer Geschichte festzustellen. Die zentralen Forschungsfragen sind dabei: Wer verfasste die Eingaben und wie wurden sie geschrieben? Stammen sie vor allem von Organisationen oder von Einzelpersonen? Wie spiegelt sich der Unfall in den Eingaben wider? Wie veränderte sich die Sprache im Untersuchungszeitraum? Sind die Eingaben ein Kommunikations- und Wirkungsfaktor der belarussischen Sozialpolitik? Der zweite Teil der Dissertation behandelt die Auswirkungen der Eingaben auf das Leben der Eingabenverfasser, aber auch auf die sozialpolitische und politische Realität von Belarus.