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SFB 138, Teilprojekt C03: "Das 'Haus' als Sicherheit und die (Un-)Sicherheit der Geschlechter"
Das Teilprojekt C03 „Haus und Straßenraum“ setzt sich in der zweiten Förderphase mit der ambivalenten Sicherheitsleistung des Hauses auseinander. Ambivalent deshalb, weil das ‚Haus‘ zwar sowohl in physisch-materieller als auch in ethisch-moralischer Hinsicht das Überleben und die Integration der Hausgemeinschaft in die Gesellschaft garantierte, gleichzeitig jedoch durch die Zuschreibung fester Verhaltensnormen für die Hausbewohner die Gefahr der Dysfunktionalität in sich barg. Norm und Funktion des ‚Hauses‘ waren Gegenstand eines intermedialen Diskurses und eng mit dem Geschlechterstreit (querelle des femmes) verbunden. Um der diskursiven Formierung des ‚Hauses‘ als Prozess der Versicherheitlichung der Geschlechter innerhalb der verschiedenen Medien (bspw. Traktaten, Prosa, Bildwerken) gerecht zu werden, betrachtet das Teilprojekt diese aus zwei Perspektiven:
Arbeitsbereich A: "Das 'Haus' als Sicherheit. Diskurse der Ordnung und Techniken der Regulierung geschlechterbezogener Sicherheitsvorstellungen"
Arbeitsbereich B: "Maria als Sicherheitsfaktor oder der Empfang himmlischen Besuchs als visuelle Strategie weiblicher Domestizierung"
Nicolas Maes, Lauscherin mit schimpfender Frau, 1655, Öl auf Holz, 46,3 cm x 72,2 cm, Privatsammlung. Foto: Wikimedia Commons
Insbesondere an physischen, imaginären oder symbolischen Grenzbereichen des Hauses werden Fragen der geltenden Sicherheitsvorstellungen verhandelt und wahrgenommen – auch und gerade im Bereich des Visuellen, das einen wesentlichen Bestandteil der Diskursgenese um das Haus ausmacht. Basierend auf dieser Annahme der einhergehenden Konstituierung von Geschlechterverständnissen und Prozessen der Versicherheitlichung, betrachtet das kunsthistorische Forschungsprojekt das normative Konstrukt des Hauses und dessen Darstellungsweise in der visuellen Kultur.
Im Fokus der Untersuchung, die sich im Zeitraum von 1450 bis 1750 bewegt, liegt neben der räumlichen Zuweisung der Geschlechter sowohl die Verortung der Frau im Haus (begriffen als Domestizierung der Frau) als auch ihre Engführung mit dem Haus. Auf diese Weise können die Kriterien, die das weibliche Geschlecht als Sicherheitsthema definieren sowie die Ursachen und Legitimationen der Versicherheitlichungsprozesse herausgestellt werden. Als anschauliches, wenn auch drastisches Beispiel, um in das Sicherheitsthema einzuführen, dient das Motiv der Verkündigung, das zu Beginn des 15. Jahrhunderts in der italienischen, vor allem florentinischen Malerei auf enormes Interesse stößt. Die Aktualität der Forschungsfragen in Zusammenhang mit dem christlichen Motiv greift ein unabhängiger Artikel des Tagespiegels eingängig auf.
Jörg Breu d. Ä., Selbstmord der Lucretia, 1528, Öl auf Holz, 103,5 x 148,5 cm, München, Alte Pinakothek, Foto: Alte PinakothekWissenschaftliches Personal
Das Institut für Kunstgeschichte freut sich, bekannt geben zu können, dass der SFB/ TRR 138 drei Gaststipendien zu vergeben hat. Mit den Fellowships werden Forschungsaufenthalte für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten gefördert. Weitere Details der Ausschreibung sind folgendem Call und der Homepage des Sonderforschungsbereiches zu entnehmen.
Aktivitäten des Teilprojektes
Book Launch
Sigrid Ruby & Anja Krause (Hg.), Sicherheit und Differenz in historischer Perspektive / Security and Difference in Historical Perspective, (= Politiken der Sicherheit / Politics of Security, Bd. 10), Baden-Baden: Nomos 2022 (online, 5. April 2022). Plakat zum Download.
Vortragsreihe
wohnen+/-ausstellen (online, 18.05.-06.07.2021).
Tagung
'Cultural perceptions of safety. Reflecting on modern and pre-modern feelings of safety in literature, philosophy, art and history' (online, 21./22. Januar 2021).
Tagung
Haus - Geschlecht - Sicherheit. Diskursive Formierungen in der Frühen Neuzeit (online, 07.-08.12.2020). CFP und Programm zum Download.
Workshop
Haus und Herrschaft (visuell) - Interdisziplinäre und transkulturelle Zugänge (Bonn, 25.-26.01.2019).
Sigrid Ruby & Anja Krause (Hg.), Sicherheit und Differenz in historischer Perspektive / Security and Difference in Historical Perspective, (= Politiken der Sicherheit / Politics of Security, Bd. 10), Baden-Baden: Nomos 2022.
[in Vorbereitung: Sigrid Ruby & Inken Schmidt-Voges (Hg.): Haus - Geschlecht - Sicherheit. Diskursive Formierungen in der Frühen Neuzeit (= Politiken der Sicherheit / Politics of Security, Bd. xy), Baden-Baden: Nomos 2022.]
[in Vorbereitung: Elisabetta Cau „Die Frau und das Haus - Zur visuellen Verknüpfung von weiblichem und architektonischem Körper in der Frühen Neuzeit“, in: Haus - Geschlecht - Sicherheit. Diskursive Formierungen in der Frühen Neuzeit (= Politiken der Sicherheit / Politics of Security, Bd. xy), hg. von Sigrid Ruby & Inken Schmidt-Voges, Baden-Baden: Nomos 2022.]
[in Vorbereitung: Sigrid Ruby, „Domesticity and domestication as politics of safety“, in: The cultural construction of safety and security, hg. von Gemma Blok & Jan Oosterholt, Amsterdam University Press 2022.]
Sigrid Ruby & Inken Schmidt-Voges, "Im Gespräch: Inken Schmidt-Voges im Gespräch mit Sigrid Ruby. Räume, Blicke und Geschlechterbilder. Positionen der Kunstgeschichte", in: L'Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft, 30. Jg., Heft 2 (2019) (= „Innenräume – Außenräume“, hg. von Maria Fritsche, Claudia Opitz-Belakhal & Inken Schmidt-Voges), S. 111-118; erneut veröffentlicht in: Ingrid Bauer, Christa Hämmerle & Claudia Opitz-Belakhal (Hg.): Politik – Theorie – Erfahrung. 30 Jahre feministische Geschichtswissenschaft im Gespräch, L'Homme Schriften, Bd. 26, 2020, S. 245-253.