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Hintergrund des Kriterienkatalogs

 

 

Im Wintersemester 2001/2002 hat ein Seminar des Aufbaustudiengangs Deutsch als Fremdsprache der Universität Gießen mit Teilnehmern aus sieben Ländern versucht, Kriterien für die Analyse von Lernmaterial im Internet aufzustellen. Wir haben uns dabei zuerst sehr unterschiedliche Lernmaterialien angesehen: die Online-Komponente eines printgeleiteten Lehrwerks, eine komplexe reine Internet-Lernumgebung, die Videosequenzen, Hörtexte, Lesetexte, ein Lehrerforum und einen Chatkanal enthielt, und viele vereinzelte Übungen und Aufgaben.

Induktiv vorgehend haben wir bei diesen Diskussionen versucht, die Fragen, die uns für die Analyse von internetgestütztem Lernmaterial relevant zu sein schienen, aufzuschreiben und zu sortieren. Dabei entstand eine Mischung aus Fragen, die medienspezifisch sind, d.h. die nur sinnvoll sind, weil es sich um Internetmaterial handelt, und aus Fragen, die man auch an Lehrmaterial auf Papier oder Kassette stellen könnte. Beim Sortieren der Fragensammlung haben wir uns auf eine grobe Zweiteilung geeinigt: Zum einen wurden Fragen zusammengestellt, die sich auf die einzelnen Fertigkeiten oder auf bestimmte Lernbereiche beziehen, zum anderen haben wir Fragen gesammelt, die über einzelne Lernbereiche oder Fertigkeiten hinausgehen, die sich also auf Internetübungen insgesamt beziehen, die stärker den technischen Bereich betreffen und die sich mit der Interaktivität des Mediums befassen.

Wir haben uns dabei auf Materialien für eine Lernergruppe beschränkt, die man grob als ältere Jugendliche und Erwachsene bezeichnen kann. Mit dieser groben Orientierung ist unser Kriterienkatalog für bestimmte andere Bereiche weniger gut geeignet: Er befasst sich nicht mit Internetmaterial, das für Kinder geplant ist, er macht keine Aussagen darüber, inwieweit die hier verwendeten Kriterien auch sinnvoll für eine Analyse von Lernmaterial auf CD Rom sind, er beschäftigt sich nicht explizit mit dem Verhältnis von gedrucktem Lehrmaterial und Internetkomponenten und er unterscheidet auch nicht genau danach, ob das Lernmaterial für den Einsatz im schulischen Bereich geplant war bzw. dort sinnvoll eingesetzt werden kann oder ob es nur für Selbstlerner interessant ist. Für all diese Bereiche wäre jeweils ein zweiter, dritter usw. Kriterienkatalog notwendig gewesen, das ging über das hinaus, was wir in einem Semester leisten konnten.

Wir haben vor unserer Analyse einen Kriterienkatalog diskutiert, der gerade nicht zu unserer Lernergruppe passte, den Essener Kriterienkatalog für die Einschätzung von Lernsoftware auf CD Rom für Kinder im muttersprachlichen Unterricht , damit uns in der Auseinandersetzung mit ihm klar werden konnte, über was für Bereiche man eigentlich nachdenken muss, ohne gleich den Blick auf das Material zu richten, das wir selber im Detail analysieren wollten.

Unser Katalog hat die Form einer Sammlung von Fragen angenommen, überwiegend Entscheidungsfragen, manchmal auch Ergänzungsfragen. Er soll eine Checkliste darstellen – für Macher, die sich überlegen können, welcher dieser Punkte für sie bei der Materialerstellung hilfreich sind, und für Benutzer, seien es Lehrer oder Selbstlerner, die überlegen können, welche dieser Kriterien für ihre eigene Lernsituation besonders sinnvoll sind. Diese Checkliste ist also als Hilfestellung gedacht, sie ist kein „Qualitäts-Fallbeil“, mit dem man feststellen kann, wie schlecht die Lehrmaterialwelt im Internet ist.

Wir würden uns natürlich freuen, wenn dieser Katalog, der ja nur eine Bestandsaufnahme des intensiven Nachdenkens eines Semesters ist, von anderen aufgenommen und überarbeitet oder weiterentwickelt würde. Und natürlich würden wir uns über eine Rückmeldung über solche Arbeiten sehr freuen.