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Informationen für Erwachsene

Was ist Selektiver Mutismus?

Von selektivem Mutismus betroffen sind Kinder, die in bestimmten, vorhersehbaren Situationen oder gegenüber bestimmten Personen nicht sprechen, während das Sprechen in anderen Situationen und insbesondere gegenüber vertrauten Personen problemlos möglich ist.

„Selektiver Mutismus“ zählt zu den Angststörungen und tritt bei ca. 1% aller Kinder auf, wobei die Dunkelziffer wahrscheinlich noch höher liegt. Fälschlicherweise wird häufig angenommen, dass das Kind „nur etwas schüchtern“ sei und ratsuchende Eltern werden mit den Worten „das wächst sich schon aus“ zurückgewiesen. Während schüchterne Kinder in sozialen Situationen nach einer gewissen Aufwärmphase in der Regel zu sprechen beginnen und dabei zunehmend lockerer werden, hat das Nicht-Sprechen der Kinder mit selektivem Mutismus eine hohe zeitliche Stabilität.

Die Symptomatik selektiv mutistischer Kinder kann sich in unterschiedlichen Ausprägungen äußern. So zeigen sich manche betroffenen Kinder in angstauslösenden Situationen „wie erstarrt“. Andere hingegen antworten auf Fragen vielleicht nur mimisch-gestisch, mit kurzen knappen Äußerungen, sehr leiser Stimme oder flüsternd.

Selektiver Mutismus kann erhebliche Beeinträchtigungen im Leben der Kinder verursachen, die sich aufgrund ihrer Angst nicht so verhalten können, wie sie es gerne würden. Dies hat sowohl Auswirkungen auf die schulische Leistung als auch auf die Kommunikation mit Gleichaltrigen oder den Kindergärtner:innen/Lehrer:innen. Um festzustellen, ob bei einem Kind ein selektiver Mutismus vorliegt, ist eine ausführliche psychologische Diagnostik anzuraten.

Wie entsteht die Erkrankung?

Selektiver Mutismus ist eine Erkrankung, die in der Regel zwischen 2 und 5 Jahren beginnt. Laut aktuellen Studien entsteht selektiver Mutismus aufgrund einer Kombination mehrerer Einflussfaktoren, die bei verschiedenen Kindern aber jeweils eine unterschiedlich große Rolle spielen können. Manche Kinder neigen schon im Säuglingsalter zu ängstlichem bzw. zurückhaltendem Verhalten und reagieren auf neue, ungewohnte Reize mit Anspannung und Vermeidung. Zeigt ein Kind solch ein ängstliches Temperament, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit für einen späteren selektiven Mutismus. Studien konnten zeigen, dass ein genetischer Einfluss bei der Entstehung des selektiven Mutismus besteht. Außerdem scheint das Vorliegen eines Migrationshintergrunds, ein Risikofaktor für die Entstehung dieser Erkrankung zu sein. Hierbei spielt vor allem das Lernen einer neuen Sprache und die damit einhergehende Unsicherheit beim Sprechen eine Rolle.

Teilweise kursieren falsche Annahmen zu Entstehungsfaktoren, welche aber aufgrund des aktuellen Forschungsstands nicht bestätigt werden können:

Selektiver Mutismus entsteht nicht durch ein traumatisches Erlebnis bzw. eine Traumatisierung des Kindes.

Bei selektivem Mutismus handelt es sich in aller Regel nicht um eine Trotzreaktion oder Verweigerung des Sprechens. Vielmehr können sich die betroffenen Kinder aufgrund ihrer intensiven Angst nicht äußern, obwohl sie gerne sprechen würden.

Was kann ich tun?

Informationen für Eltern 

Falls Sie bei Ihrem Kind Anzeichen eines selektiven Mutismus erkennen, sollte eine ausführlich psychologische Diagnostik durchgeführt werden. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass sich typische Verhaltensweisen des selektiven Mutismus (z.B. Schweigen, Ängstlichkeit, Zurückhaltung) in der Regel vor allem außerhalb des familiären Umfelds (z.B. in der Schule) äußern. Insofern kann ein selektiver Mutismus auch dann vorliegen, wenn das Kind zuhause problemlos spricht.

Falls bei Ihrem Kind eine positive Diagnose vorliegt: Selektiver Mutismus ist behandelbar. Hierbei gilt: Je früher eine Behandlung beginnt, desto besser. Unsere Abteilung bietet in Kooperation mit der verhaltenstherapeutischen Ambulanz eine Angstsprechstunde für Eltern und ihre Kinder an, um Sie bei dem Umgang mit selektivem Mutismus zu unterstützen.

Informationen für Erzieher:innen und Lehrer:innen

Häufig zeigt sich die Symptomatik der Erkrankung am ausgeprägtesten im Kindergarten und in der Schule, daher werden diese Orte häufig auch als Ort des Schweigens“ bezeichnet. Erzieher:innen und Lehrer:innen kommt somit bei der Erkennung der Erkrankung eine bedeutende Rolle zu. Sollten Sie den Verdacht haben, dass bei einem der von Ihnen betreuten oder unterrichteten Kindern ein selektiver Mutismus vorliegen könnte, empfehlen wir Ihnen, dies in einem Elterngespräch offen anzusprechen. Je früher diese Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser. Die Betreuung und das Unterrichten eines selektiv mutistischen Kindes ist nicht einfach und kann bei betreuenden Personen zu Ratlosigkeit führen. Daher ist im Rahmen einer Behandlung die Kooperation zwischen behandelnden Therapeuten, Eltern und den Erzieher:innen/Lehrer:innen von zentraler Bedeutung.

Selektiver Mutismus in der Schule

Diese von Studierenden im Rahmen von Seminaren erstellten Erklärvideos geben Tipps für den Umgang mit Selektivem Mutismus in der Schule.