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26.04.2023 - Internationaler Zeitschriftenbeitrag zu Effekten konzeptueller und kontextueller Aufgabenmerkmale auf die Aktivierung von Schülervorstellungen verschiedener Verständnisniveaus veröffentlicht

Anna Just, Prof. Dr. Andreas Vorholzer und Prof. Dr. Claudia von Aufschnaiter widmen sich im Beitrag zwei wichtigen Erkenntnissen der Schülervorstellungsforschung (a & b). Zum einen entwickeln sich Schülervorstellungen graduell, d. h. sie wandeln sich nicht schlagartig von falsch zu richtig, sondern entwickeln sich in Schritten zu einem angemessenen Verständnis (a). Dieser Fortschritt im Verständnis kann durch sogenannte Learning Progressions modelliert werden, die Schülervorstellungen nach dem Grad ihrer Angemessenheit anordnen. Zum anderen aktivieren Lernende häufig je nach Aufgabe oder Situation unterschiedliche Vorstellungen, obwohl die Aufgaben ähnliche Konzepte zur Lösung erfordern (b). Im Beitrag vereinen die Autoren beide Forschungsstränge und beschreiben, inwiefern die Aktivierung von Schülervorstellungen verschiedener Verständnisniveaus in der Mechanik mit der systematischen Variation von spezifischen konzeptuellen (Änderung des zugrundeliegenden Newtonschen Axioms, Änderung der Formulierungsrichtung) und kontextuellen (Änderung der Bewegungsebene, Änderung der Art des Objekts) Aufgabenmerkmalen zusammenhängt. Dafür wurden sogenannte Ordered Multiple-Choice Aufgaben eingesetzt, bei denen jede Antwortmöglichkeit dem Verständnisniveau einer Learning Progression zugewiesen wurde.

Unter anderem konnte gezeigt werden, dass sich die Effekte von Aufgabenmerkmalen je nach Verständnisniveau unterscheiden können. Beispielsweise scheinen je nach Art der Formulierungsrichtung mal mehr oder weniger wahrscheinlich Vorstellungen spezifischer Verständnisniveaus aktiviert zu werden: Lernenden scheint es bei Aufgaben, die nach der resultierenden Bewegung fragen (im Gegensatz zu Aufgaben die nach den wirkenden Kräften fragen) leichter zu fallen, die korrekte Vorstellung zu aktivieren, dass die resultierende Kraft proportional zur Beschleunigung eines Körpers ist (Niveau 4). Verglichen mit einem eher undifferenzierten Verständnis von Kraft und Bewegung (Niveau 1/2), scheint es im Gegensatz dazu jedoch bei Aufgaben, die nach der resultierenden Bewegung fragen, schwerer zu sein, die angemessenere Vorstellung zu aktivieren, dass Kraft proportional zur Geschwindigkeit des Körpers ist (Niveau 3). Die Ergebnisse können genutzt werden, um Aufgaben für Lernende gezielt auszuwählen und den Lernprozess passend zu unterstützen.

 

Link zum Beitrag: https://doi.org/10.3390/educsci13050444