Inhaltspezifische Aktionen

Vögel als Wirte von Blutparasiten

Prävalenz und genetische Diversität der Vogelmalaria und Vogelmalaria-ähnlicher Infektionen

Vogelpopulationen können durch parasitäre Infektionen mit aviären Hämosporidien (Haemoproteus spp., Leucocytozoon spp., Plasmodium spp.) bedroht werden1. Die Hämosporidien-Prävalenz kann in unterschiedlichen Vogel-Taxa2, oder gleichen Taxa unterschiedlicher Regionen3 erheblich variieren. Die Parasiten werden durch Vektoren wie Stechmücken (Plasmodium), Gnitzen (Haemoproteus und Leucocytozoon) und Kriebelmücken (Leucocytozoon) übertragen2. Faktoren wie Lebensraum, artspezifisches Verhalten, Wirts- und Vektorendichte sowie Klima/‑veränderungen könnten Prävalenzunterschiede erklären2. Im Gegensatz zu etlichen herbivoren Psittaciformes-Spezies (Papageien und Kakadus), die antiparasitische Sekundärmetabolite aufnehmen und keinen hämosporidialen Befall aufwiesen2, sind häufige deutsche Singvogelarten1 oder Taubenarten, wie die bedrohte Europäische Turteltaube3, jedoch oft infiziert und erleiden so möglicherweise Fitnessverluste.

Um Ausmaß und genetische Diversität der Belastung mit Blutparasiten heimischer Arten zu erkennen, wurde deren Blut mittels PCR auf parasitäre DNA (mitochondrielles Cytochrom b Gen, ribosomale 18S RNA) untersucht1,3.  So konnte bei den untersuchten Singvögeln eine Infektionsrate von 71% der Adulten mit Leucocytozoon sowie zwei neue Parasitenlinien und zwei neue Wirt-Linien-Assoziationen entdeckt werden1. Die Untersuchung der sechs Taubenarten ergab eine 42%tige Infektionsrate mit insgesamt 15 verschiedenen Linien der Blutparasiten, von denen fünf erstmals beschrieben wurden3. Weitere Forschung, die ebenfalls Monitoring-Grundlagen für Veränderungen im Zusammenhang mit dem globalen Wandel bietet, ist daher notwendig3.

 

Abb. 1: Median-Verbindungsnetzwerk von Leucocytozoon spp. Die Kreise stellen genetische Linien dar, und die Größe der Kreise ist proportional zu den Häufigkeiten der Linien in der beprobten Vogelpopulation. Eine Schraffurmarkierung steht für eine Mutation. Die beprobten Wirtsarten sind durch unterschiedliche Farben dargestellt. Die Namen der Linien sind in den entsprechenden Kreisen vermerkt1(Abb. 3: S. 11).

 

Abb. 2: Phylogenie der mitochondrialen Cytochrom b-Genlinien von aviären Hämosporidien-Parasiten, die aus Blutproben von Taubenisoliert wurden. Die vier verschiedenen Kladen Leucocytozoon (L), Plasmodium (P), H. (Haemoproteus) (H) und H. (Parahaemoproteus) (ParaH) sind im Übersichtsbaum und in einem einzelnen gezoomten Baum jeweils zusammen mit den Namen der genetischen Linien dargestellt. In der vorliegenden Studie gefundene Linien sind fett dargestellt. Neu entdeckte Linien sind mit '*' gekennzeichnet. 3 (Abb. 4: S.1414)

 

Quellen

1. Schumm, Y. R., Wecker, C., Marek, C., Wassmuth, M., Bentele, A., Willems, H., Reiner, G. & Quillfeldt, P. (2019). Blood parasites in Passeriformes in central Germany: prevalence and lineage diversity of Haemosporida (Haemoproteus, Plasmodium and Leucocytozoon) in six common songbirds. PeerJ, 6, e6259. https://peerj.com/articles/6259/

2. Masello, J. F., Martínez, J., Calderón, L., Wink, M., Quillfeldt, P., Sanz, V., Theuerkauf, J., Ortiz-Catedral, L., Berkunsky, I., Brunton, D., Díaz-Luque, J.A., Hauber, M.E., Ojeda, V., Barnaud, A., Casalins, L., Jackson, B., Mijares, A., Rosales, R., Seixas, G., Serafini P., Silva-Iturriza, A., Sipinski, E., Vásquez, R. A., Widmann, P., Widmann, I. & Merino, S. (2018). Can the intake of antiparasitic secondary metabolites explain the low prevalence of hemoparasites among wild Psittaciformes? Parasites & vectors, 11(1), 1-15.
https://parasitesandvectors.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13071-018-2940-3

3. Schumm, Y. R., Bakaloudis, D., Barboutis, C., Cecere, J. G., Eraud, C., Fischer, D., Hering, J., Hillerich, K., Lormée, H., Mader, V., Masello, J.F., Metzger, B., Rocha, G., Spina, F. & Quillfeldt, P. (2021). Prevalence and genetic diversity of avian haemosporidian parasites in wild bird species of the order Columbiformes. Parasitology research, 120(4), 1405-1420.
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00436-021-07053-7.pdf