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Stadt und Universität

Giessen, an der Lahn zwischen Wetzlar und Marburg gelegen, war schon im Mittelalter über die Wetterau hin durch alte Straßen mit Frankfurt verbunden. Wie die Wetterau, in der die alte staufische Reichsburg Münzenberg lag, so teilte auch die Stadt das Schicksal, zu gewissen Zeiten Durchgangsland gewesen zu sein.

Gegründet und erwachsen zunächst nicht so sehr nach wirtschaftlichen denn nach strategischen Gesichtspunkten, mußte die Stadt in vielen Kämpfen vieler Herren Bollwerk sein. Neben der üblichen Agrarnutzung gab es ein Tuchmachergewerbe und sogar einige Weingärten. Diese sind längst entschwunden und vieles von dem, was alte Lieder poetisch-liebevoll besingen oder andere kritisch analysieren, ging in den verheerenden Luftangriffen des letzten Krieges verloren. Manches davon konnte wieder aufgebaut werden - darin hat die Stadt besonders in den letzten Jahren Leistungen aufzuweisen - vieles kam neu hinzu. So erscheint es gerade in diesem Fall ratsam, mit Hilfe der Geschichte das Werden der Stadt zu verfolgen, Vergangenes wieder aufleben zu lassen, um damit auch das Heutige besser zu verstehen.

Kommt man nach Giessen,

so zeichnen sich um die Stadt einige kleinere, aber markante Berge ab, unter ihnen der Gleiberg und der Schiffenberg. Der erstgenannte trug eine wehrhafte Gipfelburg, der letztere wurde dazu ausersehen, ein Kloster aufzunehmen. Die Verbindungen zwischen weltlicher und kirchlicher Macht waren dabei ebenso eng wie die Verknüpfungen mit der Stadt Giessen, wie noch zu zeigen sein wird. Verweilen wir zunächst bei der Burg Gleiberg. Der Kern der Anlage wird in das 10. Jahrhundert datiert und von 1000-1019 ist Graf Friedrich von Luxemburg, ein Bruder der Kaiserin Kunigunde, im Besitz von Gleiberg. Die Burg spielt als Stützpunkt in der Auseinandersetzung mit Kaiser Heinrich IV. eine Rolle und wird 1103 von Heinrich V., dem Sohn und Nachfolger Heinrichs IV., erobert. Nach einem wechselvollen Schicksal wird im 17. Jahrhundert die Oberburg zerstört und seitdem kündet nur noch eine imposante Ruine von der früheren Anlage und ihren Herren: der 30 Meter hohe Hauptturm, der Unterbau des Palas mit Resten einer spät-staufischen Burgkapelle sowie der Giebel des erweiterten Palas. In diesem Zusammenhang ist ein Ereignis von großer Bedeutung: 

Im Jahre 1129

stiftete Gräfin Clementia, Tochter des Grafen Hermann von Gleiberg und Witwe des Grafen Konrad I. von Luxemburg, im Konsens mit dem Erzbischof von Trier auf dem Schiffenberg ein Augustinerkloster und stattete das Stift mit Teilen des Wiesecker Waldes aus. Die Kirche, eine dreischiffige Pfeilerbasilika, wurde im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut und der Jungfrau Maria geweiht. Von den Klosteranlagen sind kaum Reste erhalten, jedoch verschiedene Gebäude des Deutschen Ordens, dem das Chorherrenstift 1323 einverleibt wurde. Wohl zum Schutz des Klosters oder auch um in der Niederung die Lahnfurt auszunutzen und nahe Durchgangsstraßen zu sichern, wurde nach hauptsächlich strategischen Überlegungen die "burc ze din Giezzen" am Ufer der Wieseck um 1150 gebaut. Bei der Wahl dieses Ortes wurde der feuchte Untergrund samt der Hochwassergefahr in Kauf genommen, ein Sachverhalt, der auch heute noch Architekten Sorge bereiten kann. Die Lage an dem kleinen Fluß, der heute einen anderen Verlauf nimmt, muß bei der Herleitung der Ortsbezeichnung bedacht werden: "Ze din Giezzen" (Gysen, Gizin) heißt "Zu den Bächen". Die zitierte Burg lag hinter der heutigen Stadtkirche. Es wird als sicher angenommen, daß sie mit Burgmannen besetzt wurde. In den Grundmauern der Häuser "Leib" (Burgmannenhaus - heute Museum) und "Wallenfels" stecken noch Reste der Fundamente der Burg. Auch führt der "Burggraben" noch heute zu dieser Stelle. Östlich der Burg befand sich eine Pankratiuskapelle.

Alte Beurkundungen

Auch wenn diese Anlage archäologisch nicht weiter nachgewiesen werden konnte, so gibt es doch Urkunden, die von diesem Ort sprechen. Eine vielfach zitierte Nachricht stammt aus dem Jahre 1197 und nennt eine Salmome, Gemahlin des Grafen Wilhelm von Gleiberg, "comitissa de Giezzen". Hierin willigt diese in den Tausch des Schiffenberger Klosterhofs Colnhausen an das Kloster Arnsburg gegen dessen Güter zu Holzhausen ein. Eine wichtige Urkunde vom Jahre 1248 nennt nun eine Stadt Giessen und eine weitere des Jahres 1250 überliefert einen Amtmann, einen Schultheißen und 8 Schöffen, die mit den Burgmannen die Gerichtsbarkeit innehatten. Die relativ hohe Zahl von Burgmannen läßt darauf schließen, daß die Stadt schon lange bestand und entsprechend gewachsen war. Schon um 1200 kamen die Pfalzgrafen von Tübingen durch Heirat in den Besitz von Giessen. Noch folgenreicher war, daß Giessen wohl durch Kauf 1265 an den Landgrafen Heinrich I. von Hessen überging. Dadurch änderten sich auch die Beziehungen zu Mainz. Die Stadt wurde schließlich in die Auseinandersetzungen zwischen dem Landgrafen und dem Erzbischof hineingezogen.
Die Landgrafen hatten schon im späten 12. Jahrhundert die Burg Grünberg erbaut - ein Ort, der später im Zusammenhang mit der Universität zu nennen sein wird - und Marburg selbst war mit der Kirche und dem Grab der Hl. Elisabeth zu einem berühmten Wallfahrtsort geworden. Doch auch Giessen wuchs nicht zuletzt durch die Einbeziehung benachbarter Dörfer, wie z. B. Selters. Daran erinnern heute Namen wie Seltersweg, Selterstor oder Seltersberg. Der Rodberg gibt mit manchen anderen Ortsbezeichnungen den Hinweis auf die frühen Rodungen.

Von der Bautätigkeit der Landgrafen

zeugt in Giessen das Alte Schloß, das nicht weit von der Burg entfernt liegt. Im Jahre 1364 wird es urkundlich als Sitz des Landgrafen Heinrich II. erwähnt. Später umgebaut und seit 1944 Ruine, konnte unlängst sein Wiederaufbau im alten Stil bei neuer Innenraumgestaltung abgeschlossen und hier den kunsthistorischen Sammlungen neue Ausstellungsmöglichkeiten geschaffen werden. Zum Bild der mittelalterlichen Stadt zählt der wiederhergestellte Glockenturm der Stadtkirche, der 1484 im Verband mit einer größeren Kirche begonnen wurde. Auch wird um diese Zeit ein Hospital und ein Gotteshaus zum Hl. Geist und zur Hl. Elisabeth genannt, wobei mit Sicherheit angenommen werden kann, daß das Hospital schon früher vorhanden war. Weiterhin gab es ein Siechenhaus für Aussätzige und ein Narrenhaus auf dem Nahrungsberg.

Landgraf Philipp der Großmütige führte die Reformation ein. 

Der erste evangelische Pfarrer trat 1532 sein Amt an. Giessen war wohl von Philipp zum Sammelplatz für die Rüstungen gegen die süddeutschen Bauernheere bestimmt worden. Er ließ jedenfalls die Stadt mit Wällen und Gräben stark befestigen. In ihm darf auch der Bauherrr des Neuen Schlosses gesehen werden, ein ansprechender Fachwerkbau nahe dem Alten Schloß, der heute Universitätsinstitute aufnimmt. Gleich daneben wurde unter Landgraf Ludwig IV. um 1590 das Zeughaus im Renaissancestil errichtet und damit auch stilistisch eine neue Epoche eingeleitet, die für Giessen als wichtigstes Ergebnis die Gründung der Universität bringen sollte.

Im Reformationszeitalter war das Landesfürstentum gestärkt worden und viele Vertreter dieses Standes zählten eine Verbesserung des Bildungswesens zu ihren vornehmsten Aufgaben. "Für den spätmittelalterlichen Territorialstaat war eine Universität so unentbehrlich wie für den hochmittelalterlichen das Gerüst seiner Burgen" (H. Patze). So entstand bereits 1527 in Marburg die erste protestantische Universität in Deutschland. Doch sie wurde zum Teil Opfer heftiger Religionskonflikte. Als nach öffentlichen Tumulten theologische Professoren und Geistliche 1605 entlassen worden waren, bot Landgraf Ludwig V. ihnen in Giessen eine Unterkunft und stellte ihnen auch akademisches Wirken in Aussicht. Er hatte sicher schon früher den Plan einer eigenen Universitätsgründung gehabt! So wurde zunächst am 10. 10. 1605 ein Gymnasium und Pädagogium gegründet, dem am 19. 5. 1607 das kaiserliche Privileg und am 7. 10. 1607 die Eröffnung der Universität folgten. Mit ihr hatte Ludwig V. ein Bollwerk lutherischen Glaubens gegenüber der kalvinistisch-reformierten Lehre in Marburg geschaffen und zugleich den Reigen der Universitätsgründungen im l7. Jahrhundert eröffnet. Viele von diesen Universitäten wie Paderborn (1616), Rinteln (1621), Altdorf (1623), Kassel (1629) und Osnabrück (1630) existieren nicht mehr. So mag es erstaunlich sein, daß Giessen diesem Los entronnen ist, obwohl die Stadt zur Zeit der Gründung der Ludoviciana nur 3000 Einwohner zählte. 

Bereits 1609

wurde hinter dem Collegium Ludovicianum - dem massiven Renaissancebau der Universität, den Merian festgehalten hat - der Hortus Medicus angelegt. Er ist heute der älteste noch an seinem ursprünglichen Ort befindliche Botanische Garten Deutschlands. Ludwig Jungermann hatte ihn angelegt und dabei zugleich für den Ausbau des schon 1612 vorhandenen Laboratorium Chymicum gesorgt. Hortus Medicus, Laboratorium Chymicum und das Auditorium Medicum im Collegium Ludovicianum boten denkbar günstige Voraussetzungen für die Medizinische Fakultät, der neben Jungermann Gelehrte wie Gregor Horstius, der "Äskulap der Deutschen", und Michael Döring, der Erstbeschreiber des Scharlachs, angehörten. Man darf daher fragen, was aus der jungen Universität und Medizinischen Fakultät hätte werden können, wenn nicht die Unheilsgöttinnen Bellona und Morbona an ihrer Wiege gestanden hätten.

Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges unterbrachen abrupt dieses erste Aufblühen. Auch brachten langwierige Erbfolgestreitigkeiten Unruhe und Unterbrechung der Hochschule, als diese von 1625 - 1650 nach Marburg verlegt wurde. Nach ihrer Wiedereröffnung am 5. 5. 1650 in Giessen wurden mehrere Prinzen des Landgrafenhauses immatrikuliert. Unter den Universtitätslehrern dieser Zeit ragen berühmte Theologen hervor.

100 Jahre Universität

Im Jahre 1707 beging Giessen die "hundertjährige Jubelfeier" der Universität. Rektor war Michael Bernhard Edler von Valentini, der zu den großen Naturforschern und Ärzten des frühen 18. Jahrhunderts gehört. Eine etwas spätere Begebenheit führt zu dem noch heute verwendeten Universitätswappen: Anläßlich der Trauerfeierlichkeiten des im Amt verstorbenen Rektors und Mediziners J. M. Verdries wurde 1736 ein Wappenschild getragen, worauf nicht mehr das Bildnis des Stifters, sondern das T-Zeichen der Antoniter stand. Die Universität war Rechtsnachfolgerin des Antoniterklosters von Grünberg geworden und damit auch in den Genuß eines Hauptteils der Einkünfte aus dem Vermögen des Klosters gekommen, das zu den ältesten Gründungen dieses Ordens in Deutschland und zu einem der reichsten Klöster Hessens zählte. Es hatte nahe gelegen, das Kreuz eines im Krankendienst stehenden Ordens als Universitätsemblem gerade bei der Beerdigung eines Rektors und mehrfachen Dekans der Medizinischen Fakultät zu verwenden, die sich der gleichen Aufgabe verpflichtet wußte. 

Erste Erweiterung: die Tiermedizin

Zu den seit der Gründung bestehenden vier Fakultäten kam schließlich im Jahre l777 auch die Tierheilkunde hinzu, die bis 1785 der fünften d. h. Ökonomischen Fakultät und bis 1914 der Medizinischen Fakultät angegliedert war. Die Einrichtung (1830) und erstmalige Verleihung des Dr. med. vet. im Jahre 1832 in Giessen war eine einzigartige und vorbildliche Neuerung auf der ganzen Welt, die sich erst später auch andernorts durchsetzen sollte. Dagegen sollte die 1767 gegründete Hessische Akademie der Wissenschaften sich schon 1774 wieder auflösen, nachdem 1771 der einzige Band der Acta philosophico-medica Societatis Academiae Scientiarum Hassiacae erschienen war. Überhaupt hatten Stadt und Universität im 18. Jahrhundert mit schwierigen äußeren Bedingungen zu leben. So diente z. B. das Universitätshauptgebäude im Siebenjährigen Krieg sowie in den Wirren und kriegerischen Verwicklungen nach der Französischen Revolution als Lazarett, Kriegsmagazin und Geschoßfabrik. Die Stadt selbst bot abwechselnd Preußen, Österreichern und Franzosen Quartier. So waren 1796 nur fünf Studenten immatrikuliert und blickt man auf die Medizinische Fakultät, so war diese 1796 schon mit vier Professoren besetzt, nachdem sie von 1748 - 1751 nur aus einem einzigen Fachvertreter bestanden hatte. Als eine herausragende Hinterlassenschaft des 17. und besonders des 18. Jahrhunderts muß daher die heute im Universitätshauptgebäude aufbewahrte Galerie von 105 Porträts Giessener Professoren aus allen vier Fakultäten bezeichnet werden. Auf die Medizin entfallen davon 20 Bildnisse.  

Das 19. Jahrhundert 

brachte für Giessen manche spürbare Veränderungen. In den Jahren 1805 - 1810 wurden die Wälle der Stadt endgültig niedergelegt, nachdem sie als Relikte mittelalterlichen Festungswesens schon einmal im Konflikt mit Kaiser Karl V. geschleift, dann aber doch wieder rasch aufgebaut worden waren. Um die Altstadt wurde jetzt ein Ring aus Grünanlagen geschaffen und das Straßennetz ausgebaut. Nicht nur Verwaltung und Industrie erhielten neue Gebäude, sondern auch die Medizinische Fakultät:

Aus einer ehemaligen Kaserne entstand das "Akademische Hospital", das 1830 mit den Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie und Ophthalmologie eröffnet wurde. Diese "Alte Klinik" - die erste stationäre Klinik in Giessen war die 1814 eröffnete Accouchieranstalt am Botanischen Garten - existiert heute nicht mehr. Erhalten blieb aber eines der Wachhäuser der ehemaligen Kaserne. Mehrfach erweitert diente es dem 1824 mit 21 Jahren als Professor der Chemie nach Giessen berufenen Justus Liebig als Laboratorium. Heute ist darin das Liebig-Museum untergebracht.

Ganz in der Nähe des berühmten Laboratoriums lag ein weiteres Gebäude, das 1849 bezogen wurde und Sammlungen wie das "Anatomische Museum" des S. Th. Soemmering sowie die vergleichend-anatomische Froriepsche Sammlung enthielt: das Anatomiegebäude von Th. L. W. Bischoff, der in seiner Giessener Zeit glänzende Arbeiten zur Embryologie veröffentlichte, im Jahre 1855 aber Liebig nach München nachfolgte. Diese Alte Anatomie, deren Architektur das neugewonnene Selbstverständnis des Faches spiegelte, wurde wie so viele Bauwerke am 6. 12. 1944 durch Bomben restlos zerstört. Wieder aufgebaut wurde das 1880 errichtete Kollegiengebäude, das heutige Universitätshauptgebäude. In ihm hatte nicht nur Rudolf Buchheim das Pharmakologische Institut eingerichtet, sondern hier arbeitete seit 1879 ein weiterer berühmter Forscher, der 1901 als erster den Nobelpreis für Physik erhielt: Wilhelm Conrad Röntgen. Er ist 1923 in München gestorben. Sein Grab befindet sich aber auf dem zu Recht gerühmten alten Friedhof in Giessen.

Erst mit der Errichtung des Bahnhofes

und dem Ausbau der Eisenbahnlinien wurde die Stadt Giessen zu einem wichtigen Knotenpunkt. Industriebetriebe siedelten sich an und die Bevölkerungszahlen zeigten einen deutlichen Anstieg. Zum 300jährigen Universitätsjubiläum konnte 1907 das neue Theater eröffnet werden.  

Für das 19. Jahrhundert wären zahlreiche Namen von berühmten Angehörigen der Ludoviciana zu nennen, seien es Professoren wie z. B. der Jurist Rudolf von Jhering und der Kirchenhistoriker Adolf von Harnack oder seien es Studenten wie z. B. Ludwig Börne und Karl Theodor Welcker, Georg Büchner, August Kekule und Carl Vogt, der Liebig-Schüler war und auch den Lehrstuhl für Zoologie in Giessen bekleidete. Doch wären dies bloße Aufzählungen.

Namensänderung

Die Universität, die 1972 den 10000. Studenten und 1981 den 16000. Studenten einschrieb (über 20.000 im WS 98/99; Anm. d. Red.), beging 1982 nicht nur ihr 375jähriges Jubiläum, sondern auch den 25. Jahrestag ihrer Neugründung als Justus-Liebig-Universität. Da schon vom Wechsel des Wappens die Rede war, sei abschließend auch vom Wechsel des Namens der Universität berichtet, die bis zum März 1946 ihren alten Namen "Ludoviciana" getragen hatte. Giessen war als einzige Hochschule 1946 geschlossen worden, und obwohl Rektor und Senat alles aufboten, mußte die seitens der Behörden als eine Zwei-Fakultäten-Hochschule aufgezwungene "Hochschule für Bodenkultur und Veterinärmedizin" (1946 - 1950) zunächst hingenommen werden. Erst als eine "Justus Liebig-Hochschule" (1950 - 1957) unter Einbeziehung der Medizinischen Fakultät auf dem Umweg über die 1950 eröffnete "Akademie für Medizinische Forschung und Fortbildung" geschaffen werden konnte, war auch der Anspruch auf Wiedergewinnung des Universitätsstatus wieder dokumentiert. Nach Aufhebung der Sperrklausel für die Naturwissenschaften erfolgte schließlich 1957 bei der 350-Jahrfeier die Erneuerung der ehemaligen "Ludoviciana" als "Justus-Liebig-Universität". Damit war Giessen als letzte Universität der Bundesrepublik aus den Trümmern des Krieges wiedererstanden und trägt heute als einzige neben der Humboldt-Universität in Berlin den Namen eines ihrer größten Gelehrten: Justus Liebig. 

Zwischentitel, Red.; Original zuerst veröffentlicht in: "Nachrichtenblatt der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik e.V.", Jg. 33, Heft 1, Frühjahr 1983