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5. - 6.12.2013: III Belarus-Workshop "Sozialistische Moderne oder kommunistischer “Ökozid”? Umweltkatastrophen und lokale Identitäten im östlichen Europa"

Wann

05.12.2013 14:00 bis 06.12.2013 16:00 (Europe/Berlin / UTC100)

Wo

GiZo Konferenzraum (E 209)

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Spätestens seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahre 1986 hielt auch in der Öffentlichkeit des östlichen Europa ein gewisses ökologisches Verantwortungsgefühl bzw. ein Bewusstsein für die umweltschädigenden Folgen menschlichen Handelns Einzug. Dabei war Tschernobyl keineswegs der Ursprung mannigfaltiger ökologischer Probleme in Ostmittel- und Osteuropa. Bereits die umwälzende Industrialisierung – nach sowjetischem Bauplan – ab den 1950er Jahren zeitigte massive Schäden für Mensch und Natur.

Gerade deshalb interessieren sich die Veranstalter außer der historischen Betrachtung im Sinne weiterführender Forschungsansätze vor allem für die konkreten Einflüsse von Umweltschäden auf den Alltag des menschlichen Individuums. Inwieweit haben ökologische Katastrophen persönliche Lebensweisen verändert? Unter welchen Traumata leiden Mensch wie Gesellschaft z. T. noch nach Jahrzehnten?

Unter diesen Vorzeichen haben die postsowjetischen Gesellschaften des östlichen Europa verschiedene Strategien im Umgang mit diesem problematischen Erbe entwickelt. Ein sehr krasses Beispiel scheint die Republik Belarus zu sein, wo das seit 1994 amtierende Lukaschenka-Regime bis heute den Status quo in den verstrahlten Gebieten aufrecht hält und die sozialen Folgen ökologischen Raubbaus weitgehend negiert. Vor diesem Hintergrund muten die aktuellen Planungen für ein neues AKW makaber an, auch wenn damit der Versuch unternommen wird, das Land mit Hilfe von Atomenergie autark zu machen. Dagegen sind die gesellschaftlichen Debatten in der Ukraine, in der das verunglückte AKW von Tschernobyl unter einem mehr oder weniger porösen Sarkophag liegt, und im EU-Staat Litauen, welcher erst im Jahre 2009, nach heftigen Kontroversen in der litauischen Bevölkerung, den letzten Reaktor sowjetischer Bauart in Ignalina abgeschaltet hat, von lebhafterer Natur.

Neben Tschernobyl und den industriellen Altlasten der Sowjetzeit stehen thematisch außerdem der „Belawescha-Nationalpark“ im Mittelpunkt des Workshops. Dieser stellt einen der letzten Urwälder Europas dar, der bereits zu Sowjetzeiten grenzübergreifend auf dem Territorium der UdSSR und Polens eingerichtet worden ist und bis heute existiert. Nicht zuletzt an diesem Beispiel lässt sich ermessen, dass Umweltgeschichte und Umweltschutz nicht in nationalstaatlichen Grenzen praktiziert werden können.

 

 

Donnerstag, 5. Dezember 2013, 14-14.30 Uhr

 

Begrüßung: Dr. des. Rayk Einax, Gießen/Dr. Anna Veronika Wendland, Marburg

 

14.30-16.30 Uhr

Naturschutz, Umweltbewusstsein und (prä-)nationale Bewegungen  in Ostmittel- und Osteuropa: Historische Verortung und aktuelle Forschungsansätze

Moderation: Dr. Alexander Friedman, Saarbrücken

Impulsreferat: Prof. Dr. Thomas Bohn, Gießen

„Schalmeibläser und bunte Vögel. Eine Geschichte von Menschen im Sumpf“

Kommentar aus frühneuzeitlicher Perspektive: Dr. Henadz Sahanovich, Vilnius/Gießen

Kommentar aus neuzeitlicher Perspektive: Prof. Dr. Pavel Tereshkovich, Vilnius

Kommentar aus zeitgeschichtlicher Perspektive: PD Dr. Markus Krzoska, Berlin/Gießen

 

17-19 Uhr

Urbanisierung und Industrialisierung als ökologische Altlasten des Staatssozialismus

Moderation: Dr. des. Frank Wolff, Osnabrück

Vortrag: Prof. Dr. David Marples, Edmonton (CAN)

"Industrialization, Nuclear Power, and the Loss of the Village: Demographic Crisis in the Republic of Belarus"

Kommentar aus ethnologischer Perspektive: Elizaveta Slepovich, M. A., München

Kommentar aus umweltsoziologischer Perspektive: Konrad Hierasimowicz, M. A., Gießen

 

 

 

Freitag, 6. Dezember 2013, 9-11 Uhr

Tschernobyl und Fukushima im Bewusstsein von Transformationsgesellschaften: Hoffnungen und Ängste

Moderation: Dr. Dmitri Romanowski, Vitebsk/Bonn

Impulsreferat: Dr. Astrid Sahm, Berlin

Die atompolitische Debatte in Belarus und Litauen im Kontext von Tschernobyl und Fukushima

Kommentar 1: Dr. Anna Veronika Wendland, Marburg

Kommentar 2: Aliaksandr Dalhouski, M. A., Minsk

 

11-13 Uhr

Der Belawescha-Nationalpark als Beispiel transnationaler Umweltschutzbemühungen im 20. Jahrhundert

Moderation: Dr. Kuzma Kozak, Minsk

Impulsreferat: Julian Mühlbauer, M. A., Gießen

„Zwischen Ressource und Reservat. Der Bialovieża-Nationalpark als Beispiel transnationaler Umweltschutzbestrebungen“

Kommentar 1: Ekaterina Keding, M. A., München

Kommentar 2: André Böhm, M. A., Hrodna (BY)

 

14-16 Uhr

Abschlussdiskussion

Moderation: Patrick Zeller, M. A., Oldenburg

Zusammenfassung/Impulse: Prof. Dr. Stefan Rohdewald, Gießen

Kommentar 1: Dr. Stefan Jarolimek, Jena

Kommentar 2 : Michelle Klöckner, M. A., Saarbrücken

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