Russland-Woche 2012 - Vollständiges Programm
Russland-Woche an der Justus-Liebig Universität Gießen 11. Juni – 15. Juni 2012
Orte:
Kultur im Zentrum, Südanlage 3a (ehemalige Stadtbibliothek, Hofeingang der Kongreßhalle)
Konzertsaal des Rathauses, Berliner Platz
Aula der Justus-Liebig-Universität, Ludwigstraße 23
Margarete-Bieber-Saal der JLU, Ludwigstraße 34
Lokal International, Eichendorffring 111
Zeughaus, Senckenbergstraße 3
Programm:
Montag, 11. Juni
14.00 Uhr
Reihe: Kultur und Integration, Ort: Kultur im Zentrum
Eröffnung der Fotoausstellung von Sohei Yasui »Russland-Impressionen mit anderen Augen«
Vertreter der neuen Generation von Dokumentarfotografen aus Japan Sohei Yasui lebt seit 2007 in Russland. Das Land und seine Menschen sind das Hauptthema der fotografischen Arbeit des Künstlers.
Yasui studierte Fotojournalistik am Nippon Photography Institute in Tokio und Journalistik an der Kazaner Föderaler Universität, der Partnerschafts-Universität der JLU. Seine Ausbildung rundete er mit einem einjährigen Praktikum bei der renommierten Agentur Magnum Photos. Der 28-jährige Yasui hat bereits an mehreren russischen und internationalen Wettbewerben für Dokumentarfotografie teilgenommen, zuletzt am internationalen Festival Photovisa 2011 in Krasnodar, wo er mit seiner Ausstellung »Der Fluss« viel Erfolg genossen hat. Seine Bilder vermitteln einen besonderen Charme Russlands und lassen den Betrachter ins alltägliche Leben ganz unterschiedlicher Menschen in Russland einzutauchen.
Die Ausstellung ist während der Woche von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
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18.00 Uhr
Ort: Universitätsaula
Eröffnung der Russlandwoche durch die Vizepräsidentin der JLU, Prof. Dr. Eva Burwitz-Melzer. Grußwort der Oberbürgermeisterin der Universitätsstadt Gießen, Dietlind Grabe-Bolz. Präsentation der Ziele und Veranstaltungen der Russlandwoche durch Prof. Dr. Monika Wingender und Prof. Dr. Michael Schmitz.
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18.45 Uhr
Reihe: Kultur und Integration, Ort: Universitätsaula
»Russen und Russland. Hessische Perspektiven«
Podiumsdiskussion mit folgenden Gästen: Ludmilla Antonov (Deutsch-Russisches Zentrum Gießen), Dmitrij Belkin (Fritz-Bauer-Institut Frankfurt am Main), Gabrielle Gorzka (Ost-West-Wissenschaftszentrum Kassel), Manfred Sapper (Redaktion Osteuropa, Berlin)
In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO).
Moderation: Prof. Dr. Thomas Bohn
Vor 250 Jahren berief Katharina die Große deutsche Kolonisten ins Zarenreich. Hessische Siedler spielten bei der Erschließung der Wolgaregion eine besondere Rolle. Im 19. Jahrhundert kam es sogar zu dynastischen Beziehungen zwischen Hessen und Russland. Die Fürstinnen Marie und Alix von Hessen-Darmstadt gelangten auf den Zarenthron. Im 20. Jahrhundert geriet die deutsche Minderheit vor dem Hintergrund zweier Weltkriege indes zunehmend in politische Bedrängnis. Daher siedelten die Russlanddeutschen nach dem Zerfall der Sowjetunion massenhaft nach Deutschland aus. Vor diesem Hintergrund sollen Russlandbilder in der deutschen Öffentlichkeit erörtert und die Perspektiven der hessisch-russischen Beziehungen diskutiert werden.
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Im Anschluss an die Podiumdiskussion:
Festempfang im Foyer des Hauptgebäudes der JLU
Dienstag, 12. Juni
9.00 bis 13.30 Uhr
Kulturwissenschaftliches Symposium, »Völker, Sprachen und Kulturen Russlands«,
Ort: Margarete-Bieber-Saal
.....9.00 bis 12.30 Uhr
Lebenswissenschaftliches Symposium, »Bio inspired technology and economics«,
Ort: Zeughaus, Seminarraum 1, 2. Etage
.....14.30 bis 17.30 Uhr
Reihe: Studium und Forschung, Ort: Kultur im Zentrum
»Ein Land – zwei Perspektiven«
Informationsveranstaltung zu Studiums- und Praktikumsmöglichkeiten in Russland.
Die Veranstaltung richtet sich an Studierende, die einen Studien- oder Praktikumsaufenthalt in Russland planen. Als Referenten nehmen an der Veranstaltung Dr. Tatjana Troschkina und Dr. Svetlana Gubareva von den Partneruniversitäten Kazan und Sankt-Petersburg teil. Außerdem werden Studierende, die einen Auslandsaufenthalt in Russland bereits absolviert haben, über ihre Erfahrungen berichten und einige Tipps zum Aufenthalt in Russland geben können. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.
Leitung: Maria Horkavtschuk
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18.00 Uhr
Reihe: Kultur und Integration, Ort: Kultur im Zentrum
»Im Schatten des Gulag. Als Deutsche unter Stalin geboren«
Filmabend. Nach der Vorführung: Gespräch mit der Regisseurin Loretta Walz und dem Zeitzeugen Sergej Lochthofen.
In Ihrem neuen Film beschäftigt sich die Dokumentarfilmerin Loretta Walz mit einem weitgehend unbekannten Aspekt der jüngeren deutschen Vergangenheit: der Geschichte der Kinder deutscher Emigranten, die mit ihren Eltern während der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in die Sowjetunion emigrierten oder dort erst geboren wurden. Während der stalinistischen Säuberungen werden ihre Mütter oder Väter als »Feinde des Sowjetvolkes«, als Trotzkisten, Faschisten, Spione, Verräter oder Saboteure verhaftet, gefoltert, in Lager des Gulag verschleppt oder ermordet. Ihre Kinder wachsen teilweise in Heimen auf, manche werden aber auch mit ihren Eltern zur Zwangsarbeit nach Sibirien oder Kasachstan deportiert.
Erst in der 50er Jahren werden die Überlebenden rehabilitiert und dürfen mit ihren Kindern nach Deutschland zurück – in die DDR. Mittlerweile sind aus den Kindern Jugendliche oder Erwachsene geworden. Sie sprechen kein Deutsch und werden in ihrer neuen Heimat als »Russen« ausgegrenzt.
Das öffentliche Gespräch über ihre schrecklichen Erfahrungen in der Sowjetunion ist ihnen bis zum Ende der DDR verwehrt geblieben.
Loretta Walz und ihre Co-Autorin Anette Leo haben 21 dieser »Kinder des Gulag« ausfindig machen können. Acht von ihnen sprechen im Film über ihr Leben und das Schicksal ihrer Eltern.
Moderation: Prof. Dr. Thomas Bohn
Im Anschluss: Public Viewing des EM-Spiels Polen – Russland
Mittwoch, 13. Juni
9.00 bis 12.30 Uhr
Kulturwissenschaftliches Symposium, »Völker, Sprachen und Kulturen Russlands«,
Ort: Margarete-Bieber-Saal
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9.00 bis 13.30 Uhr
Lebenswissenschaftliches Symposium, »Bio inspired technology and economics«,
Ort: Zeughaus, Seminarraum 1, 2. Etage
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16.00 Uhr
Reihe: Kultur und Integration, Ort: Kultur im Zentrum
Lesung und Diskussion mit der Dichterin und Publizistin Elena Fanajlova
Die russische Dichterin Elena Fanajlova nahm an mehreren russischen und internationalen Festivals für Lyrik und moderne Kunst teil. Sie arbeitet als Beobachterin der Literaturszene für renommierte russische Zeitschriften wie Znamja, Novaja russkaja kniga und Novoe literaturnoe obozrenie und seit 1999 als Korrespondentin für den Radiosender »Radio Liberty« in Moskau. Seit 2002 gehört sie dem Jury des Andrej-Belyj-Preises an.
Elena Fanajlova propagiert seit Jahren einen Paradigmenwechsel der russischen Gegenwartdichtung hin zu einer sozial und politisch engagierten Poesie.
Die Lesung richtet sich an alle, die sich einen Einblick in die moderne russische Dichtung verschaffen möchten und sich für die aktuelle kulturpolitische Situation in Russland interessieren.
Moderation: Prof. Dr. Alexander Graf und Linda Kirschbaum
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18.00 Uhr
Reihe: Kultur und Integration, Ort: Konzertsaal des Rathauses
»Russischer Musikabend«
In der Musik kommt die russische Seele am besten zum Ausdruck. Mit berühmten Volkslieder, wunderschönen Romanzen und modernen Songs werden junge und ältere, auch nicht russischsprachige Zuhörer, in die bezaubernde Welt der russischen Musik mitgerissen. Zu den Highlights des Abends gehören die russische Sängerin und Teilnehmerin mehrerer russischer und internationaler Romanzenfestivals Julia Ziganshina, die Altistin des Gießener Stadttheaters Olga Vogt sowie der Chor der Russisten aus der Partneruniversität Lodz. Alle Liebhaber des romantischen Gesangs sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Donnerstag, 14. Juni
9.00 bis 15.00 Uhr
Reihe: Kultur und Integration, Ort: Kultur im Zentrum
»Auf der russischen Straße«
Informationsveranstaltung mit Themen aus Kultur, Landeskunde und Küche Russlands sowie einem Sprach-Crashkurs mit Dr. Jekaterina Sergeeva, Viktor Magel und Linda Kirschbaum.
In einer ungezwungenen Atmosphäre können hier Schüler und Schülerinnen, Studierende und alle, die einfach neugierig sind, Russland mit seiner vielfältigen Kultur, seiner langen Geschichte und seinen »exotischen« Bräuchen näher kennenlernen. Bei einem Sprach-Crashkurs hat man die Gelegenheit, an die ersten Russischkenntnisse zu gelangen. Kleine landestypische Köstlichkeiten werden den Teilnehmern und Teilnehmerinnen auf ihrer Erkundungstour angeboten.
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14.00 bis 16.00 Uhr
Reihe: Studium & Forschung, Ort: Local International
Informationsveranstaltung zum russischen Arbeitsmarkt. Referentin: Dr. Maria Buchbach
Der Vortrag thematisiert Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für eine Tätigkeit als Manager, Experte oder Fachkraft für ein deutsches Unternehmen in Russland. Dabei wird die Referentin auf folgende Fragestellungen eingehen:
Zur aktuellen Entwicklung der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen – Nutzung der Möglichkeiten nationaler und regionaler Netzwerke, Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen für ein Engagement in Russland, Netzwerkakteure für den Markteinstieg in Russland, Investitionspotenziale in den Regionen.
Konkrete Anfragen zur Wirtschaftskooperation mit Russland: Gesuchte Branchen und Kenntnisse, nachgefragte Berufe und Studienabschlüsse, nachgefragte Produkte und Dienstleistungen, Technologietransfer, Arbeitsrichtungen und Arbeitsaufgaben für deutsche Spezialisten.
Spezielle Managementkenntnisse für die Arbeit auf dem russischen Markt, wie z.B. rechtliche und außenwirtschaftliche Fragen, interkulturelle Kompetenz, Projektmanagement und Fördermittelmanagement.
Arbeits- und sozialversicherungspflichtige Rahmenbedingungen für eine Beschäftigung ausländischer Mitarbeiter in Russland: Visaregelungen und Arbeitsgenehmigungen, Entsendeformen sowie Gestaltung eines Entsendevertrages nach Russland, Inhalt und Arbeit mit russischen Arbeitsverträgen, sozialversicherungsrechtliche Probleme bei der Entsendung von Mitarbeitern nach Russland.
Leitung: Martina Bork
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19.00 Uhr
Reihe: Kultur und Integration, Ort: Konzertsaal des Rathauses
Lesung und Diskussion mit der Autorin Tatjana Tolstaja
Tatjana Tolstaja, bekannte russische Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin, stammt aus der adeligen Schriftstellerfamilie Tolstojs. Sie studierte klassische Philologie in Sankt Petersburg, war als Lektorin an Universitäten in den USA und in Deutschland tätig. Zur Zeit lebt sie in Moskau. Ihre Erzählbände mit Alltagsgeschichten über einfache Menschen und deren oft skurriles Leben haben sie Ende der 80er Jahre in Russland in weiten Leserkreisen berühmt gemacht. In den Medien ist sie unter anderem durch ihre Fernsehsendung »Lästerschule« bekannt, in welche wichtige Vertreter des russischen intellektuellen Lebens eingeladen werden.
Die Lesung ist in erster Linie ihrem Roman »Kys« (2000) gewidmet, welcher in eindringlicher Form die Situation Russlands und gleichzeitig der ganzen Welt etwa 300 Jahre nach dem »großen Knall« beschreibt, wo Unwissenheit und Aberglaube der Menge, dem Wissen der Macht ausübenden Elite entgegensteht. Das Buch ist ebenso philosophisch und tiefsinnig wie humorvoll und stilistisch glänzend geschrieben. Für diesen Roman erhielt die Autorin 2010 in Moskau die angesehene Auszeichnung »Triumph« für besondere Beiträge zur modernen russischen Literatur. Der Roman wurde auch mehrfach als Theaterstück adaptiert.
Vor der Lesung spielen die Musikschüler und Musikschülerinnen der Gießener Musikschule.
Moderation: Prof. Dr. Alexander Graf und Anja Golebiowski
Freitag, 15. Juni
9.00 bis 13.00 Uhr
Reihe: Studium und Forschung, Ort: Margarete-Bieber-Saal der JLU
Studentenseminar »Russischsprachige Diaspora in Deutschland«
Russischsprachige Diaspora in Deutschland ist oft Objekt der soziologischen, kulturologischen und sprachlichen Forschungen gewesen. An diesem Seminar werden neue sprachliche Untersuchungen, wie Zweisprachigkeit oder sprachliche Interferenz vorgestellt. Was unterscheidet die erste und die zweite Muttersprache? Wie lassen sich die neuesten Bildungstechnologien an Zweisprachigkeit anknüpfen? Wie fördert man die vergessene Familiensprache am besten? Diese und viele anderen Fragen werden an diesem Tag unter die Lupe genommen. Außer Studierenden und Mitarbeiter des Instituts für Slavistik nehmen am Workshop die Gastprofessorin der JLU, Soziolinguistin Prof. Dr. Damina Shajbakova und die anerkannte Bilingualismusexpertin, Forscherin an der Universität Helsinki, Prof. Dr. Ekaterina Protassowa teil.
Leitung: Prof. Dr. Damina Shaibakova
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19.00 UhrAbschlussfeier im Local International
Die Russland-Woche findet bei russischen Spezialitäten und gepflegten Getränken in der ehemaligen Abend-Mensa im Eichendorffring ihren Ausklang. Für Musik und Stimmung wird dabei in gewohnter Manier die Gießener Folk-Band »Bakad Kapelye« sorgen.