ICAR3R Portrait
Geschichte
Das Gießener 3R-Zentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen ICAR3R (Interdisciplinary Center for 3Rs in Animal Research) hat sich im Jahre 2017 aus der Initiative zur Stärkung der Wissenschaft in Hessen und der Initiierung des Forschungscampus Mittelhessens heraus formiert. Das durch das Land Hessen finanzierte 3R-Zentrum wurde zunächst maßgeblich durch die beteiligten Fachdisziplinen Veterinärmedizin und Medizin getragen und durch zwei 3R-Professuren verstetigt. Prof. Dr. Stephanie Krämer besetzt die Professur für Versuchstierkunde und Tierschutz (Schwerpunkt Refinement) am Fachbereich Veterinärmedizin. Prof. Dr. Peter Jedlicka hat die Professur für computerbasiertes Modelling im 3R-Tierschutz (Schwerpunkt Replacement) inne, welche am Fachbereich 11-Medizin angesiedelt ist. Im Jahre 2022 wurden die Kernkompetenzen des Arbeitsbereichs 3R um den Arbeitsbereich Tierschutz erweitert. Hierbei wurden bereits existierende Kollaborationen genutzt, um das Feld der Mensch-Tier-Beziehung ganzheitlich zu betrachten. Hierdurch wird die wissenschaftliche Betrachtung von Mensch-Tier Verhältnissen im Kontext von Tierschutz, Tierwohl und Tierrecht möglich und neue (inter-)disziplinäre Blickwinkel werden integriert. Fortan agiert das Zentrum als Interdisciplinary Centre for Animal Welfare Research and 3R – ICAR3R (Interdisziplinäres Zentrum für Tierschutz und 3R). |
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Ziele
1. Aufklären
2. Zusammenarbeiten
Die beteiligten Fachdisziplinen bilden dabei temporäre Fachkommissionen, die sowohl für die jeweilige eigene Disziplin als auch für den inter- und transdisziplinären Dialog anwendungsorientiert und im Sinne des Tierschutzes und 3R ausgerichtete Forschung betreiben.
Hierdurch wird nicht nur eine einzigartige Forschungsinfrastruktur geschaffen, sondern auch ein Beratungsangebot, das Politik und gesellschaftlichen Organisationen und Akteuren, insbesondere bei öffentlich kontrovers diskutierten Fragestellungen, als verlässlicher Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Neben den Forschungen bieten die Sektionen gemeinschaftlich öffentliche Vorträge, Workshops, wissenschaftliche Weiterbildungen und Symposien an.
3. Verändern
Ziel von ICAR3R ist es, die Entwicklungen im Bereich der 3R-Forschung und des Tierschutzes nachhaltig voranzutreiben.
In den vergangenen Jahren hat sich die Mensch-Tier-Beziehung stark gewandelt und resultierte u. a. in einer veränderten gesellschaftlichen Wahrnehmung und Bewertung des Einsatzes von Versuchstieren. Neben rein ethischen Aspekten, die beispielsweise auf die Leidensfähigkeit der Tiere ausgerichtet sind, werden auch tierrechtliche Fragen adressiert. Aus Sicht einiger beteiligter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Tiermodelle einsetzen, werden zunehmend Limitierungen in der Nutzung dieser Modelle gesehen. Das 3R-Prinzip kann einen wesentlichen Beitrag in diesem Diskurs leisten. Es ist wissenschaftlich und politisch zugleich, respektiert das Recht des Tieres auf dessen Unversehrtheit und fördert die Entwicklung innovativer Technologien, die dem Tiermodell überlegen sind. Darüber hinaus reflektiert es die Sachverhalte mittels unterschiedlicher ethischer Positionen und bildet die Basis für einen wertschätzenden Dialog. Hieraus wird schnell ersichtlich, dass das 3R-Prinzip nur erfolgreich sein kann, wenn sich möglichst viele unterschiedliche Disziplinen zum Thema beraten. Es genügt demnach nicht, dass sich Expertinnen und Experten einer Disziplin (beispielsweise Tierärztinnen und Tierärzte zu Fragen der Belastungsminimierung, Bioinformatiker zum Thema von in silico Modellen oder Pharmakologen/Toxikologen zu alternativen Verfahren) austauschen, denn diese lediglich disziplinären Ansätze sind nicht dazu geeignet, die gewonnenen Erkenntnisse ausreichend über die fachlichen Grenzen hinaus zu distribuieren.
Die Tierschutz- und 3R-Forschung kann als ein Forschungsbereich verstanden werden, welcher sich nicht allein mit biomedizinischen Fakten, sondern auch mit gesellschaftlichen und politischen Problemen auseinanderzusetzen hat. Ein interdisziplinärer Ansatz geht von einer gemeinsamen Er- und Bearbeitung von Hypothesen und Technologien aus, die in einem Austausch von Konzepten und Daten münden. Das Hauptziel der interdisziplinären Forschung kann als Mehrung und Integration von Wissen verstanden werden, deren zentrales Erfolgskriterium es sein sollte, die Ergebnisse einer problemorientierten Forschung zu diffundieren.
Der wissenschaftliche Fokus des Zentrums liegt im Arbeitsbereich Tierschutz auf dem Refinement und dem Replacement, um im Sinne eines interdisziplinären Ansatzes gemeinsam Strategien zu entwickeln, mit denen sich Versuchstierzahlen reduzieren lassen. Eine weitere wichtige Säule des Zentrums bildet die Tierschutz- und 3R-Education ab. Die gegebene universitäre Infrastruktur bietet hervorragende Möglichkeiten, in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen neue didaktische Konzepte zu erarbeiten, um darüber nachhaltig Aspekte zum Tierschutz und 3R zu implementieren. Die Ergebnisse der Zentrumsarbeit und die enge Vernetzung zu anderen nationalen und europäischen (3R-)Zentren bilden die Voraussetzung für den notwendigen wissenschaftlichen Austausch und zur Kommunikation effektiver Tierschutz- und 3R-Konzepte.
Da im skizzierten Kontext sehr unterschiedliche Akteure beteiligt sind, die hinsichtlich ihrer jeweiligen Professionalisierung alle assoziierten Berufe bzw. akademischen Grade abdecken, bedarf es unterschiedlicher didaktischer Konzepte.
Kooperationen und Netzwerke
Mitglied in Expertenarbeitsgruppen
- European Commission Expert Working Group (EWG) on Genetically Altered Animals (GAA) in the context of Directive 2010/63/EU
- Federation of European Laboratory Animal Science Association (FELASA), Severity Working Group
- Member of Expert Pool of German National Committee for the Protection of Laboratory Animals
Netzwerke
Europäisches Netzwerk der 3R-Zentren und Gesellschaften
Ziel des Netzwerks ist es, europäische 3R-Zentren und Gesellschaften zusammenzubringen, um bewährte Verfahren auszutauschen, die Kommunikation zu verbessern, den Informationsaustausch zu unterstützen und die Grundlage für gemeinsame Initiativen zu schaffen.