Lukas Franczyk
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"Was willst du später mal machen?" Bei Justus@work beantworten Gießener Alumni genau diese Frage. Sie berichten, wie der Sprung vom Studium ins Berufsleben verlief, erzählen von ihren Erfahrungen aus dem Studium und geben Tipps zu Berufswahl und -einstieg. |
Mein Name ist Lukas Franczyk, ich bin 30 Jahre jung und habe von 2013 bis 2016 im Masterstudiengang Betriebswirtschaftslehre an der JLU studiert.
Nach meinem Studium habe ich mich als Gründer des Social Startups "myNations", ansässig im Social Impact Lab in Frankfurt am Main, selbstständig gemacht. Wir verbinden und verschmelzen verschiedene Nationen miteinander und vereinen diese in einem stylischen Design. Aktuell bringen wir jeweils 2 unterschiedliche Nationen in einem modernen Design "unter ein Dach". Mit diesem Design bedrucken wir ökologisch und fair produzierte T-Shirts. Jedes Textil ist dabei ein Einzelstück und wird kundenindividuell erstellt.
Warum wir das machen: Ca. 18 Millionen Deutsche haben heutzutage einen Migrationshintergrund und tragen somit mindestens 2 Herzen in ihrer Brust. Bisher ist es multinationalen Menschen nicht möglich gewesen, ihre Vielfalt nach außen zu tragen. Im Gegenteil! Die aktuelle Diskussion über die doppelte Staatsbürgerschaft zeigt den gesellschaftlichen Zwang auf, sich zu einer Nation zu bekennen. Dabei ist das schon längst nicht mehr zeitgemäß. Wir sind eine multinationale Gesellschaft und wir möchten, dass dies auch so bleibt!
Wir möchten Vielfalt greifbar machen, veranschaulichen und zum Ausdruck bringen. Mit unserem Social Startup leisten wir einen Beitrag zur Völkerverständigung und mehr Toleranz. Als Gründer bin ich für mehrere unterschiedliche Aufgaben zuständig. Darunter fallen u.a.: Erstellen des Geschäftsmodells, Produktentwicklung, Marketing, Pressearbeit, Buchhaltung, Kundenakquise, Lieferantensuche, Verhandlungsführung, etc.
Herr Franczyk, Sie haben vor Ihrem Studium eine Ausbildung zum Kaufmann in der Logistikbranche gemacht, anschließend ein Bachelorstudium „Business Administration“ absolviert und dann an der JLU Gießen ein Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre erfolgreich absolviert. Was hat Sie dazu bewegt, sich für diesen Bildungsweg zu entschieden? |
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Lukas Francyk: Nach meinem Abitur und dem Zivildienst war ich mir noch unsicher, welchem Beruf ich mal nachgehen sollte. Ein Gespräch bei der Arbeitsagentur ergab damals, dass eine Ausbildung zum Speditionskaufmann genau das Richtige für mich wäre. Während ich die Ausbildung bei der Lufthansa Cargo absolvierte, merkte ich jedoch, dass ich mich für betriebswirtschaftliche Aspekte interessiere. Ich wollte verstehen, wie ein Unternehmen funktioniert. Deswegen habe ich nach Abschluss meiner Ausbildung ein Bachelorstudium in Business Administration absolviert. Zeitgleich arbeitete ich aber weiterhin in der Logistik. Im Verlauf des Bachelor-Studiums realisierte ich, dass ich mich für das Thema "Gründung" interessiere. Deswegen wollte ich meinen Master mit dem Schwerpunkt "Entrepreneurship" absolvieren. Leider wurde dieser Schwerpunkt gestrichen, als ich mit dem Masterstudium begonnen hatte. Dennoch habe ich in Gießen studiert und mich nebenbei selbstständig gemacht. In der Zwischenzeit konnte ich durch Stipendien und Werkstudententätigkeiten Einblicke in die "Online-Welt" erhalten.
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Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit an der JLU? |
In Erinnerung bleiben der Austausch mit einigen Professorinnen und Professoren zur eigenen Geschäftsidee.
Franczyk: Auch wenn es zu meinem Zeitpunkt an der JLU nicht besonders viele Schnittpunkte zum Thema "Entrepreneurship" gab, konnte ich jedoch erste freiwillige Veranstaltungen dazu besuchen. In Erinnerungen bleiben der Austausch mit einigen Professorinnen und Professoren zur eigenen Geschäftsidee sowie meine Masterarbeit, in der ich einen Leitfaden zur Gründung eines Social-Startups erstellt habe.
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Was hat Sie dazu bewegt, während Ihres Masterstudiums an der JLU als Social Entrepreneur Ihr eigenes Startup-Unternehmen zu gründen? |
Franczyk: Die Vorstellung, dass aus den eigenen Gedanken heraus ein tragfähiges Geschäft entsteht, stellt für mich eine riesige Motivation dar. Des Weiteren spielt der Freiheitsgedanke eine große Rolle. Als Gründer kann ich selbst entscheiden, wie ich Aufgaben bewältige. Zudem kann ich meinen Horizont erweitern, da ich Einblicke in alle Bereiche eines Unternehmens erhalte. Als Angestellter habe ich diese Möglichkeit nur selten. Da ich während meines Studiums ehrenamtlich tätig war und auch sonst viel Wert auf soziale Fairness lege, war es eine logische Schlussfolgerung, dass ich mich als Social Entrepreneur versuche.
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Wie haben Ihre absolvierten Praktika und sonstige Nebentätigkeiten während des Studiums Sie auf Ihre aktuelle Tätigkeit vorbereiten können? |
Franczyk: Durch meine Praktika und Nebentätigkeiten erhielt ich einen Einblick in die "Online-Welt" und konnte Kontakte in der Startup Szene sammeln. Insgesamt war ich aber wenig vorbereitet den Schritt als Gründer zu wagen.
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Welche persönlichen Herausforderungen ergaben sich bei Ihnen während dieser Gründungsphase und im Berufseinstieg? |
Franczyk: Die größte Herausforderung war der finanzielle Aspekt. Als Gründer verdiente ich zunächst weniger als meine Kommilitonen, die nach dem Studium ein Angestelltenverhältnis eingingen. Auch das Risiko ist viel größer. Die Wahrscheinlichkeit zu scheitern ist leider größer, als die eines Erfolges.
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Sie arbeiten noch zusätzlich in Teilzeit als Projektmanager, welche Aufgaben haben Sie dort übernommen und wie lassen sich diese beiden Tätigkeiten zeitlich gut vereinbaren? |
Franczyk: Als Projektmanager bin ich für die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle im Online-Segment zuständig. Dabei helfen mir meine Erfahrungen, die ich als Selbstständiger bereits sammeln konnte. Da ich in Teilzeit arbeite, kann ich an den freien Arbeitstagen an meinem Social Startup arbeiten. Es kann jedoch vorkommen, dass ich an einem Tag beide Tätigkeiten ausübe. Da bleibt manchmal nicht mehr viel vom Tag übrig.
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Welche Qualifikationen und Kompetenzen sind bei Ihren beiden Tätigkeiten konkret nötig? |
Franczyk: Man muss vor allem flexibel sein, denn meine Arbeit umfasst viele Themenfelder: Ausarbeitung von Geschäftsmodellen, Transferieren von Ideen in die Online-Welt, stetige Optimierung des Konzepts, Ausarbeitung neuer Marketing-Ideen um Kunden und Kollegen von den eigenen Projekten zu überzeugen.
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Welche praktischen Tipps haben Sie für Personen, die in Erwägung ziehen, selbst ein Startup-Unternehmen zu gründen? |
Franczyk: Mein Ratschlag lautet: Bleibt nicht zu lange im stillen Kämmerlein. Es bringt nichts, so lange an der eigenen Idee zu tüfteln, bis man denkt, diese sei perfekt. Bleibt nicht zu lange im stillen Kämmerlein. Es bringt nichts, so lange an der eigenen Idee zu tüfteln, bis man denkt, diese sei perfekt. Je früher man potentielle Kunden an der Idee beteiligt, umso schneller findet man heraus, ob die Idee vom Markt angenommen wird. Außerdem ergeben sich häufig Anpassungen im Laufe einer Gründung. Je flexibler man ist, umso schneller und einfacher kann man diese Anpassungen auch umsetzen. Zudem empfehle ich potentiellen Gründern die Teilnahme an Gründerwettbewerben. Beispielsweise im Social Impact Lab. Dort kann man ein Stipendium bekommen und erhält somit Räumlichkeiten, Coaching und Beratung.
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Herr Franczyk, wir bedanken uns für das Gespräch.
(Das Interview wurde im Dezember 2016 geführt)