Inhaltspezifische Aktionen

Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach

Home

Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach

Professorin (im Ruhestand)
am Institut für Politikwissenschaft 

Adresse

Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut für Politikwissenschaft

Karl-Glöckner-Straße 21E

35394 Gießen

Lebenslauf

_Wissenschaftlicher Werdegang

Geb. 1948; zunächst Studium der Germanistik und Philosophie in Tübingen, dann Soziologie mit den Nebenfächern Politikwissenschaft, Pädagogik und Sozialpsychologie in Frankfurt/Main. Diplom in Soziologie. Promotion in Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Habilitation an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld seit Oktober 2001 Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen, 2001 bis 2008 Jean-Monnet-Chair für "European Governance, European Political Integration, Integration und Komparatistik der subnationalen Ebene, Politische Soziologie, Partizipation und demokratische Praxisformen in Europa", 2008 bis 2010 Professur für Internationale Integration mit dem Schwerpunkt östliches Europa, 2010 bis 2012 Professur Friedens- und Konfliktforschung, 2013/14 Ausbildung zur Mediatorin.

Arbeitsgebiete

_Arbeitsgebiete

  • Friedens- und Konfliktforschung (FuK)
  • Europäische und Internationale Integration
  • Beziehungen zwischen EU und Russland
  • Konfliktprävention und Mediation
  • Menschenrechts- und Minderheitenpolitik

 

Mitarbeit / aktive Mitgliedschaft:

Veröffentlichungen

_Veröffentlichungen

Ein aktuelles Schriftenverzeichnis finden Sie hier.

Forschung

_Forschung

Forschungsprojekte:

 

Pilotregion Kaliningrad? Prozessbegleitende Forschung über Konfliktprävention (in Zusammenarbeit mit Christian Wellmann, Universität Kiel; finanziell gefördert durch die Berghof-Stiftung für Konfliktforschung GmbH, München).
Kurzbeschreibung: deutsch, englisch, russisch


Internationales Workshop- und Publikationsprojekt "The Kaliningrad Challenge" (in Zusammenarbeit mit Christian Wellmann, Universität Kiel; finanziell gefördert durch die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF), Osnabrück, ergänzt einen Zuschuss des russischen Teils des Programms für Grenzüberschreitende Kooperation des EastWest Instituts, New York/Prag/Moskau).
Kurzbeschreibung: deutsch

Lehre

Das Monitoring Projekt

Im Gießener Monitoringprojekt haben Studierende der Justus-Liebig-Universität Gießen im Rahmen der Lehrforschung unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach Möglichkeiten zur zivilen Konfliktbearbeitung erkundet und in Form von Dossiers veröffentlicht.

 

Grundlage und Inspiration der Dossiers ist das Monitoring-Projekt der Kooperation für den Frieden unter Federführung von Prof. Dr. Andreas Buro. Dieses wurde im Jahr 2005 von der Kooperation für den Frieden ins Leben gerufen. Die Intentionen dieses Projekts liegen in der zivilen Konfliktbearbeitung sowie in der Gewalt- und Kriegsprävention. Mittels Dossiers soll der Öffentlichkeit ein ziviler Umgang mit Konflikten nahe gebracht werden. Langfristig soll mit dem Monitoringprojekt ein Beitrag geleistet werden, zivile Konfliktbearbeitung sowie Gewalt- und Kriegsprävention als Leitkonzepte in Politik, Medien und in der Öffentlichkeit zu verankern. Darüber hinaus soll der noch immer vorherrschenden Aufrüstungs- und Interventionspolitik entgegengetreten werden, um damit auf eine Ablösung der weitgehend militärgestützten Außen- und Sicherheitspolitik durch Konzepte ziviler Konfliktbearbeitung hinzuwirken.

 

Folgende Dossiers der Kooperation für den Frieden liegen vor: Dossier I – Der Iran-Konflikt (Stand April 2006), Dossier Ib - Iran-Verhandlungen: Legitimation für einen Angriffskrieg? (Stand Oktober 2012) , Dossier II – Der türkisch-kurdische Konflikt (Stand März 2007), Dossier III zum Israel-Palästina-Konflikt (Stand Juni 2010) und Dossier IV zum Konflikt in Afghanistan (Stand Dezember 2009), Dossier V - Syrien zwischen gewaltfreiem Aufstand und Bürgerkrieg (Stand August 2012), Dossier VI - Der Mali-Konflikt oder: Der Kampf um die Kontrolle von Nord- und Westafrika (Stand Juli 2013).

Das Gießener Monitoringprojekt hat weitere Dossiers zu folgenden Konflikten vorgelegt:

Darfur (2008),

Tschetschenien (2008),

die Migration von Afrika in die EU (2008),

China-Tibet (2008),

die „Kurdenfrage(n)“ in allen vier Siedlungsstaaten (2008),

Kolumbien (2010),

Kosovo (2011),

Paraguay (2011),

Baskenland (2011)

Asyl- und Migrationspolitik in Europa (2012)

Brasilien (2013).

Die Studierenden Markus Schupp und Sebiha Dogan haben in ihrer Funktion als Projektkoordinatoren ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, wie auch unsere Schwierigkeiten bei der Erstellung der Dossiers in einem Bericht (2009) zusammengefasst.

 

 

Kontakt: Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach

Seminar Konfliktanalyse und Konfliktprävention

 Gruppenbild vor dem Zeughaus

 

Internationales Seminar „Konfliktanalyse und Konfliktprävention“

[Englische Version des Abschlussberichts / English version of the Final Report]

 

 

„Wie kann verhindert werden, dass Konflikte eskalieren und sich zu manifesten gewalttätigen Krisen bis hin zum Krieg ausweiten? Welche Voraussetzungen sind notwendig, um eine Kultur der internationalen Konfliktprävention und des gewaltfreien Konfliktaustrags zu etablieren?“ Mit diesen Kernfragen befasste sich das internationale Seminar „Konfliktanalyse und Konfliktprävention“ vom 20. – 29.11.2009 an der JLU Gießen. Es wurde von Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach vom Institut für Politikwissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) konzipiert und durchgeführt. Insgesamt nahmen 39 Studierende und Doktoranden sozialwissenschaftlicher Fächer, insbesondere Politikwissenschaft, Soziologie und Internationale Beziehungen aber auch Jura, Journalismus und Psychologie der JLU Gießen und aus den Partneruniversitäten in Georgien (Tbisili State University), Kirgistan (Kyrgyz National University), Republik Moldau (Moldova State University) und Russland (Kazan State University) am Seminar teil. Die Finanzierung erfolgte überwiegend durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und wurde vom Hessischen Ministerium der Justiz, für Integration und Europa sowie der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung ergänzt.

 

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Vermittlung und Erarbeitung methodischer Grundlagen zur Analyse und Transformation von Konflikten sowie die Anwendbarkeit der Theorien und einschlägigen Erfahrungen in der Praxis.

Das Programm gliederte sich in vier aufeinander folgende Blöcke. 

Der erste Block „Kultur der Konfliktprävention“ wurde von Uli Jäger und Nadine Heptner vom Institut für Friedenspädagogik Tübingen (IFP) geleitet. Sie legten die Grundlagen für eine präventionsorientierte Konfliktanalyse anhand der zentralen Begriffe „Konflikt“, „Gewalt“ und „Frieden“. Die Posterausstellung des Peace Counts Projects (www.peacecounts.org) brachte den TeilnehmerInnen auf besondere Weise nahe, dass eine konstruktive Konfliktbearbeitung und Friedensstiftung weltweit, und nicht nur in den Herkunftsregionen der TeilnehmerInnen, eine besondere Herausforderung ist.

Während des zweiten Abschnitts „Internationale Konfliktprävention“ vermittelte Prof. Dr. Birckenbach gemeinsam mit Dr. Mara Ustinova von der Russian Academy of Sciences (RAS) die theoretischen Grundkenntnisse über Ziele, Akteure und Methoden internationaler Konfliktprävention.

Der zentrale Bestandteil des dritten Abschnitts des Seminars war die „Integrative Konflikttransformation“. Shyamika Jayasundara vom Institute for Integrative Conflict Transformation and Peacebuilding (IICP) führte in die Methodik der Analyse von Konfliktkonstellation, Konfliktdynamik und deren Tiefendimension ein, welche als Voraussetzung für die Erarbeitung kreativer Konfliktlösungsansätze gilt.

Im vierten Block „Perspektiven für die Anwendung und Kooperation“ ermittelten die TeilnehmerInnen die Möglichkeiten, eine Kultur der Konfliktprävention in ihrer gegenwärtigen und zukünftigen Arbeit zu fördern und die Ausweitung der internationalen Kooperation zu unterstützen. Gemeinsam erörterten sie die längerfristige Vernetzung in Arbeit und konkreten Projekten und entwickelten Ideen, an deren Umsetzbarkeit im universitären Rahmen in Zukunft weiter gearbeitet werden soll.

 

Das Seminarprogramm beinhaltete außerdem eine eintägige Exkursion nach Frankfurt Eschborn zur GTZ sowie nach Frankfurt zur KfW. Begleitend zum Seminarprogramm wurde ein vielseitiges Freizeit- und Kulturprogramm angeboten, denn neben dem inhaltlichen Programm des Seminars sollte vor allem auch der kulturelle Austausch zwischen den Beteiligten gefördert werden.

Da die TeilnehmerInnen aus Ländern stammten, die sich z.T. unmittelbar in Konflikt miteinander befinden, konnte, durch den räumlichen Abstand zu den Konfliktregionen, ein geschützter Dialograum geschaffen werden, was Diskussionen über die aktuelle Konfliktentwicklung erleichterte. Für alle TeilnehmerInnen war insbesondere der Austausch der unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven in Bezug auf den Fünftagekrieg zwischen Georgien und Russland im August 2008 besonders wertvoll.

Während der zehn sehr intensiven Tage entwickelte sich in der heterogenen Gruppe so viel Vertrauen, dass viele mitgebrachte Vorurteile überwunden werden konnten und die TeilnehmerInnen mit neuen Anregungen sowie dem festen Wunsch, die neuen Perspektiven in der zukünftigen Arbeitsweise wirksam werden zu lassen, nach Hause fuhren.

 

 

 

 

Übersetzung des Artikels einer Seminarsteilnehmerin aus Kasan über ihre Eindrücke vom Seminar in Gießen

 

Von Anastasia Rossol

Originalartikel siehe: http://www.ksu.ru/podrobnee.php?id=6522

 

Gießen 29. November 2009, es beginnt zu regnen, vor uns liegt die Strecke Gießen – Frankfurt – Kazan. Georgische Freunde umarmen uns herzlich und reichen uns zum Abschied die Hand. Noch vor zehn Tagen war solch ein Abschied kaum vorstellbar.

Genau vor zehn Tagen begann in der Giessener Universität ein internationales Seminar zur Konfliktanalyse und Konfliktprävention, bei dem Vertreter aus sieben Ländern zusammenkamen. Folgende russische Studenten und Dissertantinnen und Dissertanten nahmen teil: Aliya Khusnullina, Ilnur Rakhimov, Kiyasov Arkadiy, Liya Khanipova, Toropova Maria, Olga Ivshina.

 

Den Organisatoren des Seminars ist es gelungen aus dem Universitären Alltag auszubrechen. Das Seminar war sehr informativ und gleichzeitig sehr emotional. Das interessante und wichtige an diesem Seminar war die Zusammensetzung der Teilnehmer: Sie kamen aus unterschiedlichen Ländern die aktuell im  Konflikt miteinander stehen wie zum Beispiel Georgien, Moldau und Russland.

 

Die Erzählungen der Psychologen und Studenten, die in den Konfliktgebieten arbeiteten, ließen keinen der Seminarteilnehmer unberührt.

Vor allem Timurs Erlebnis, dass er während den Ausschreitungen in Zchinwali war und diese überlebt hat. Zwei seiner Kollegen wurden am selben Tag getötet, er selbst wurde verletzt. Seine bildlichen Schilderungen des Geschehens riefen großen Respekt sowie Interesse bei allen Teilnehmern hervor.

 

Hervorzuheben ist die Wichtigkeit der Diskussion gerade solch schwieriger Themen, wie des Georgisch-Südossetischen Krieges 2008. In solchen Diskussionen haben die Teilnehmer, mit ihren unterschiedlichen Positionen, stets bemüht sich zu kontrollieren und ihre Emotionen zu beherrschen. In der Diskussion um den Fact Finding Bericht der EU eskalierte die Diskussion fast während einer Auseinandersetzung um die Frage, wer den Krieg begonnen hat. Diese Frage bewegte vor allem die Teilnehmer, die in den Krisengebieten aufgewachsen sind. Es wurde betont, dass jede Seite eine subjektive Wahrheit besitzt ebenso wie einen individuellen Standpunkt. Die Höflichkeit und der Respekt gegenüber den Meinungen der anderen Teilnehmer führten zu einem konstruktiven Umgang mit den Konflikten.

 

In diesen zehn Tagen wurden Themen behandelt wie beispielsweise das Wesen und die Beschaffenheit von Konflikten, internationale Konfliktprävention sowie integrative Konflikttransformation und vieles andere.

 

Die Teilnehmer bekamen die Gelegenheit Professoren aus Deutschland, Russland und den Niederlanden kennen zu lernen. Dabei fand die Sitzung von Ulli Jäger besonderen Anklang. Die Ausstellung handelt von einfachen Menschen, die in ihrem Leben zu Friedensstiftern geworden sind. Uns beeindruckte die Geschichte von Joe, einem ehemaligen Terroristen der IRA, der einen Mord an einem britischen Soldaten im Gefängnis verbüßt hat und trotzdem die Kraft aufbrachte seinen Hass und seinen Wunsch nach Rache zu überwinden. Joe wurde zum Sozialarbeiter in seinem Viertel, in dem er geboren wurde. Er trifft sich täglich mit schwer erziehbaren Kindern und potentiellen IRA-Mitgliedern, also mit solchen wie er früher selbst gewesen war.

 

Eine Einheimische aus Sri Lanka war unsere letzte Lektorin und brachte uns mit Hilfe von Theorie den Konflikt in Sri Lanka näher.

Den Hauptorganisatoren Matthias Höher und Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach ist es auf hohem Niveau gelungen die Balance zwischen der theoretischen Analyse und den Ergebnissen der realen Ereignisse und Diskussionen zu halten.

 

Alle Seminarteilnehmer waren interessiert an der Situation in Tatarstan, als Beispiel für friedliche Koexistenz von Völkern ebenso wie deren präventive Lösungen für Konflikte. Die deutschen Teilnehmer beschäftigte die Frage, wie es für die Regierung möglich ist mit zwei unterschiedlichen Völkern in einer Republik soziale Gerechtigkeit entstehen zu lassen. Ilnur antwortete auf diese Frage mit dem Beispiel, dass in Tatarstan zwei offiziell anerkannte Sprachen nebeneinander existieren, um allen einen umfangreichen Zugang zu Informationen zu gewähren. Außerdem fügte Arkadi hinzu, dass die tatarische Regierung ihr Interesse nicht nur auf russische und tatarische Bürger beschränkt, sondern auch auf andere Nationalitäten innerhalb der Republik.

 

Die Meinungen, dass das Abendprogramm mindestens genauso wichtig war, wie das akademische Programm, teilten alle Teilnehmer. Gemeinsam feierten wir den georgischen Nationalfeiertag, machten einen Ausflug in die schöne Nachbarstadt Marburg, ebenso wie eine Besichtigungstour durch Gießen und besuchten den Frankfurter Weihnachtsmarkt.

 

Kriege beginnen für gewöhnlich die Politiker und nicht die Bürger. Diese Wahrheit lag über dem gesamten Seminar und verinnerlichte sich noch mal in den Köpfen jedes einzelnen Teilnehmers.

Das bedeutendste an dem Programm, in dem die Beispiele theoretisch analysiert wurden, war die Tatsache, dass wir uns alle als gleichwertige Menschen betrachteten, die zusammen wohnten und arbeiteten. Dabei lernten wir die Kulturen und Bräuche der anderen Teilnehmer besser kennen und verabschiedeten uns immer mehr von den stereotypen Vorstellungen über die anderen. Eine der Teilnehmerinnen fasste diesen Fortschritt am Abschlussabend zusammen und betonte die Wichtigkeit, dass die Teilnehmer sich nun niemals an den Grenzgebieten bekämpfen könnten. Möglicherweise ist diese Feststellung zwar nur ein kleiner aber doch wichtiger Schritt in eine friedliche Konfliktlösung.