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Die Produktion der Natürlichkeit im Kontext von Fertilität und Sterilität

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Allgemeine Informationen

  • Bearbeiterin: Amina Nolte, Soziologin 
  • Institut / Universität: GSCS, Gießen /  SFB Dynamiken der Sicherheit,Berlin
  • Erst- und Zweitbetreuer*innen: 

  • Art des Qualifikationsprojekts: 
Abstract

Mein Forschungsinteresse im Themenfeld „Politiken der Reproduktion“ richtet sich auf Diskurse rund um das Thema „Natürlichkeit“ in Bezug auf das Thema Fruchtbarkeit und Sterilität. 

Das Forschungsinteresse folgt der Beobachtung, dass Frauen mit Kinderwunsch sich häufig körperlich invasiven Reproduktionsmaßnahmen aussetzen, die häufig auch mit disziplinarischen Maßnahmen der (Selbst-)Beschränkung und Techniken der Optimierung von körperlicher und mentaler Gesundheit einhergehen. In Antwort auf die vielen Fragen und die Unsicherheit, die die ungewollte Kinderlosigkeit mit sich bringt, ist der Informationsbedarf nach alternativen und „natürlichen“ Wegen zur Überwindung der Sterilität hoch. Die Branche der Ratgeber, Angebote und Expert*innen zum Thema boomt: von der Fruchtbarkeitsmassage und Zyklus-Tees, über Angebote der traditionellen chinesischen Medizin und speziellen Yoga-Techniken ist vieles dabei. Blogs und selbsternannte Fruchtbarkeitsexpert*innen führen Frauen (und selten auch Männer) in Methoden und Techniken ein, wie sie auf natürlichem Wege ihre Fertilität optimieren können (und sollten). Das Spektrum an Verfahren ist groß und umfasst als ersten Schritt immer die geforderte Einsicht der Frauen, dass sie etwas an ihrem Verhalten ändern, dass sie bestimmte Dinge tuen und bestimmte Dinge unbedingt lassen sollen, um ihren Körper für eine Schwangerschaft vorzubereiten. Verbote und Gebote gehen miteinander einher und folgen der Annahme, dass die Frauen durch „richtiges“ oder „falsches“ Verhalten ihre Möglichkeit zur Empfängnis bessern bzw. verhindern könnten. Die „Natürlichkeit“ der körperlichen Abläufe, die zur Konzeption führen sollen, muss also erst aktiv hervorgebracht bzw. produziert werden. Und Geld kosten. 

Mich interessiert also für mein Forschungsvorhaben, inwieweit dieses Dispositiv der Natürlichkeit in Diskursen und durch bestimmte Techniken aktiv produziert und lukrativ vermarktet wird. Einerseits geht es der Frage nach, welche Konzepte von Natürlichkeit in den Angeboten zur Anwendung kommen, welche Vorstellungen von Körperlichkeit, aber auch der Medizin und der Akzeptanz bzw. Ablehnung von bestimmten medizinischen Verfahren darin impliziert sind. Gleichzeitig will es durch Interviews mit Frauen, die diese Angebote wahrnehmen (oder aus bestimmten Gründen auch nicht), nachvollziehen, welche Auswirkungen dieses Gebot der Natürlichkeit auf das Empfinden und Verhalten von Frauen im Kinderwunschprozess hat. 

Das Vorhaben soll mit Methoden der qualitativen Sozialforschung (Interviews und Diskursanalyse), aber auch mit ethnographischen Methoden und Formen der teilnehmenden Beobachtung erforscht werden.