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Helge Braun

© Deutscher Bundestag / Saskia E.M. Schmidt

Helge Braun wurde 1972 in Gießen geboren. Nach dem Abitur an der Liebigschule studierte er von 1994 bis 2001 Humanmedizin an der Justus-Liebig-Universität. Seit 2001 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Gießen in der Klinik für Anaesthesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerztherapie tätig, wo er 2007 seine Promotion abschloss.

Nach langjähriger politischer Arbeit auf kommunaler Ebene gehörte er von 2002 bis 2005 und erneut seit 2009 dem Deutschen Bundestag an. Bis 2013 war er Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. Braun wurde am 17. Dezember 2013 von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Staatsminister bei der Bundeskanzlerin für Bürokratieabbau, bessere Rechtsetzung und die Koordinierung der Bund-Länder-Beziehungen im Kanzleramt im Kabinett Merkel III ernannt. Seit März 2018 ist er Bundesminister für besondere Aufgaben und zudem Chef des Bundeskanzleramtes.

 

Welchen Berufswunsch hatten Sie, als Sie das Studium in Gießen begonnen haben?

Zu Beginn des Studiums wollte ich meiner Erinnerung nach aufgrund meiner Begeisterung für die Chemie Pharmakologie und Toxikologie als beruflichen Schwerpunkt wählen. Nachdem die Arbeit mit Patienten mich aber zunehmend begeistert hat und ich viel Freude an Physiologie gefunden hatte, kam dann recht früh das Interesse für die Intensivmedizin zustande. So entschied ich mich am Studienende für die Anästhesie.

 

Was hat Sie bewogen, sich für Gießen zu entscheiden?

Da ich bereits zu Studienbeginn politisch in Gießen sehr eingebunden war, hätte es für mich weitgehend das Ende meines Engagements bedeutet, wenn ich zum Studium meine Heimatstadt verlassen hätte. Ein Ortswechsel bedeutet für das politische Engagement stets weitgehend einen Neuanfang. Aus heutiger Sicht war die Entscheidung genau richtig, sonst wäre mein heutiger Werdegang kaum denkbar gewesen - trotzdem bedauere ich manchmal, im Studium nicht noch viele neue Städte näher kennengelernt zu haben.


Was ist Ihre erste Erinnerung an die JLU?

Die erste Erinnerung war natürlich die Studieneinführungswoche, wo man als Gießener abendlich sehr gefragt war, die Kommilitonen in die Geheimnisse der Ludwigstraße einzuweihen.


Was war die prägendste Erfahrung, die Sie im Studium gemacht haben?

Ich kann nicht sagen, dass es ein konkretes Ereignis gäbe, welches man als das prägendste bezeichnen könnte. Ich muss aber sagen, dass das Studium insgesamt mich sehr geprägt hat. Ich glaube, ich bin von einem sehr unbeschwerten Menschen zu jemandem gereift, der Verantwortung tragen kann. Dazu hat der Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden beitragen. Aber auch die Erziehung zur Gewissenhaftigkeit und zur Fehlerkultur, die in einer solchen Tätigkeit ja essenziell sind.


Eine Frage, die Sie während Ihres Studiums vergessen haben zu stellen:

Das große Fragenzeichen unserer Studienzeit war noch der häufig fehlende Praxisbezug bei der Vermittlung der Lerninhalte. Man bekam teilweise systematisch gegliedert alle Krankheiten eines Organsystems vortragen, aber scheiterte an jeder symtombezogenen Differenzialdiagnose. Ich glaube, da hat sich in den letzten 15 Jahren aber viel verändert ....


Wo waren Sie in Gießen, wenn Sie nicht an der Uni waren?

Nach der Uni waren das "Kroko" und die "Zwibbel" unsere studentischen Hauptanlaufstellen. Auf das heutige Gießen übersetzt heißt das: "Paprika" und "Melchiors". Tatsächlich habe ich aber viel mehr Zeit mit der Wahrnehmung meiner politischen Ehrenämter verbracht.


Was würden Sie heute in Ihrem Studium anders machen?

Ich glaube, ich bin da kein Einzelfall: Statt erst vor Klausuren zu lernen, wäre es klüger gewesen, dies früher und kontinuierlicher tun - damit man bei den Lehrveranstaltungen noch mehr profitieren kann.


Was würden Sie genauso machen?

Mehr Praktika und Famulaturen machen, als vorgeschrieben.


Alles in allem: Welche Erinnerung verbinden Sie mit Ihrer Studienzeit in Gießen?

Sehr, sehr schöne.


Von Alumnus zu Student/in: Was raten Sie angehenden Akademikerinnen und Akademikern?

Ratschläge von nostalgischen Alumni sind glaube ich bei Studierenden nicht sehr gefragt. Aber es stimmt: Während man zu Studienzeiten den Aufwand und den Prüfungsdruck als Disstress empfindet, entpuppt sich die Studienzeit rückblickend als unglaublich freiheitlich, erlebnisreich und rundum positiv. Wäre jedem Studierenden zu wünschen, dass er dies schon während des Studiums stärker empfinden könnte.

 

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