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VWL 1: Seminar an der Professur VWL 1 zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung im Sommersemester 2016

Im Sommersemester 2016 fand an der Professur VWL I (Prof. Dr. Georg Götz) ein integriertes Bachelor- und Masterseminar mit dem Thema „Wettbewerbsbeschränkungen von der Bauindustrie bis zur Versicherungsbranche – Ein Querschnitt durch den Wettbewerb in verschiedenen Sektoren unserer Volkswirtschaft“ statt (Betreuung und Konzeption durch Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha, Samuel de Haas, Daniel Herold und Jan Thomas Schäfer).

Dabei ging es um die Diskussion aktueller wettbewerbspolitischer und regulatorischer Fragestellungen innerhalb unterschiedlichster Industrien in Deutschland. Die Seminarteilnehmer konnten aus einer Vielzahl unterschiedlicher Vorschläge ein Thema für eine schriftliche Ausarbeitung wählen, deren Ergebnisse sie im Rahmen eines zweitägigen Seminars am 10. und 11. Juni 2016 präsentierten. Zu diesem Anlass durften die Teilnehmer des Seminars auch Dr. Sebastian Wismer (Bundeskartellamt) und Niklas Dürr (Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung, ZEW) in Gießen begrüßen.

 

Herr Dr. Wismer stellte das Entscheidungsverfahren des Bundeskartellamtes im Rahmen des Fusionskontrollfalls Edeka/Kaiser`s Tengelmann vor. Als direkt beteiligter Ökonom stellte er den hochrelevanten Verfahrens-verlauf vor und ging auf die Einführung des SIEC-Tests als materielles Untersagungs-kriterium im Zuge der 8. GWB-Novelle ein. Durch seine praktischen Erfahrungen konnte er den Teilnehmern die empirischen Untersuchungen zur Abgrenzung der Absatzmärkte und Beschaffungsmärkten spannend darstellen und die Untersagungs-entscheidung verdeutlichen.

 

 

Aktuelle wettbewerbspolitische Herausforderungen in der Agrar- und Lebensmittelbrache waren auch Gegenstand des ersten Teils des Seminars. Besonders die Nachfragemacht des deutschen Lebensmitteleinzelhandels und die aktuellen Auswirkungen auf den Milchmarkt wurden dabei analysiert. Daneben wurde aber auch die Automobilindustrie und die kompetitiven Auswirkungen von horizontalen Kooperationen vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung vorgestellt. Die Wettbewerbssituation im Kreditkartenmarkt wurde ebenfalls ökonomisch analysiert und an Hand von Master und Visa-Card verdeutlicht.

 

Im zweiten Teil des Seminars setzten sich die Teilnehmer mit dem Thema Regulierung auseinander. Der Vortrag von Herr Dürr vom ZEW in Mannheim befasste sich mit der aktuellen Wettbewerbssituation im deutschen Fernbusmarkt, ein Sektor, der seit seiner Liberalisierung 2013 interessante Dynamiken aufweist. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Forschungsgruppe „Wettbewerb und Regulierung“ zeigte an Hand empirischer Ergebnisse die Determinanten des Markteintritts von Fernbusunternehmen in Deutschland auf und ging dabei explizit auf „Flixbus“ und „MeinFernbus“ ein. Außerdem ermöglichte der Vortrag einen Einblick in die praktische wissenschaftliche Arbeit und der Aufarbeitung und Auswertung von Daten.

 

Neben dem Fernbusmarkt wurde auch der Schienenverkehr thematisiert, da dieser unter anderem durch die aktuelle Wettbewerbssituation im deutschen Fernbusmarkt wieder in den Fokus rückt. Außerdem diskutierten die Teilnehmer im Beispiel des Fernwärmemarkts und der dort anzutreffenden Wettbewerbsprobleme auch über die Energieversorgung. Aber auch Themen wie Netzneutralität und Breitbandausbau durch Vectoring, die im Zeitalter der Digitalisierung zunehmend an Bedeutung gewinnen, wurden beleuchtet.

Entsprechend konnten die Seminarteilnehmer durch die Breite an Themengebieten einen sehr guten Überblick über die aktuellen Problemstellungen in der deutschen Wettbewerbspolitik erhalten und so zudem die unterschiedlichen Marktcharakteristika der einzelnen Industrien vergleichen. Vertieft wurden diese Erkenntnisse durch die anschließenden Diskussionen der studentischen Ergebnisse zwischen Seminarteilnehmern, externen Gästen und den Mitarbeitern der Professur VWL I.

 

Marieke Funck & Phil-Adrian Klotz (Seminarteilnehmer)