Aktuelles
Liebe Studierende,
darf Google Autohersteller zwingen, die Google Maps App nur in Verbindung mit dem Google Play Store und Google Assistant anzubieten? Muss die Deutsche Bahn Fahrplandaten mit anderen Mobilitätsanbietern teilen?
Im Wintersemester 2023/24 bietet die Professur VWL I wieder ein integriertes volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „Wettbewerbspolitische und regulatorische Fragestellungen im Schnittbereich vom Digital Market Act (DMA) und dem Wettbewerbsdurchsetzungsgesetz".
Im Rahmen der 11. GWB-Novelle, auch Wettbewerbsdurchsetzungsgesetz genannt, erlangt das Bundeskartellamt weitreichende neue Befugnisse, insbesondere in Bezug auf die Durchsetzung des Kartellrechts. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beschreibt das Ziel dieser Novelle wie folgt 1 :
Dort, wo die Marktstruktur dem Wettbewerb entgegensteht, etwa weil es nur wenige Anbieter im Markt gibt und regelmäßig parallele Preisentwicklungen zu Lasten der Verbraucher zu beobachten sind, sollen die Eingriffsinstrumente des Kartellrechts gestärkt werden.
Im Zuge des Wettbewerbsdurchsetzungsgesetzes erhält das Bundeskartellamt auch Befugnisse zur Durchsetzung das DMA, der den Wettbewerb im europäischen digitale eingeschränkt werden. Auf dieser Grundlage ist Google nun aufgefordert, seinen Navigationsservice auch einzeln bereitzustellen 2 und die Deutsche Bahn, ihre Fahrplandaten zu teilen 3 .
Im Seminar sollen die Herausforderungen erarbeitet werden, welche digitale Märkte auf Grund ihrer ökonomischen Besonderheiten an die Regulierung stellen. Vor diesem Hintergrund sollen die genannten Regulierungen auf EU- und Bundesebene evaluiert werden.
Das Seminar ist als integriertes Pro- und Hauptseminar konzipiert. Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme sollten Sie im Bachelorstudiengang die Veranstaltungen Wettbewerbspolitik und –Strategie und im Masterstudiengang die Veranstaltungen Regulierungsökonomie und/oder Industrieökonomie absolviert haben
Die Themenvergabe erfolgt in einer Kick-off Veranstaltung am 27. Oktober 2023 um 14 Uhr (Ort wird noch bekanntgegeben).
Voraussichtlich am 15.12.2023 werden wir den Arbeitsstand im Rahmen einer Postersession besprechen. Die Präsentation der Arbeiten erfolgt im Rahmen einer Blockveranstaltung am 02. und 03.02.2023 (Änderungen vorbehalten!). Dabei werden die Referate durch Ko-Referate ergänzt. Nach der Präsentation und bis zur endgültigen Abgabe besteht die Möglichkeit, Änderungen in die Arbeit einzuarbeiten. Die Teilnahme an der Kick-off Veranstaltung, der Postersession und den Präsentationen ist verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Die Abschlussnote setzt sich aus der Seminararbeit im Umfang von circa 3.200 Wörtern, der Präsentation und dem Ko-Referat zusammen.
Sie können sich zwischen dem 28.08.2023 und dem 10.09.2023 über StudIP anmelden. Bitte melden Sie sich frühzeitig an.
Weitere Informationen zum Ablauf und Inhalt des Seminars folgen in Kürze.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL I
1
Pressemeldung des BMWK vom 20.09.2022. Online abrufbar unter: https://shorturl.at/gkDS4
2
Pressemeldung des Bundeskartellamts vom 21.06.2023. Online abrufbar unter: https://shorturl.at/fmvG2
3
Pressemitteilung des Bundeskartellamts vom 28.06.2023. Online abrufbar unter: https://shorturl.at/btDF2
Liebe Studierende,
die Professur für Volkswirtschaftslehre I (Prof. Dr. Georg Götz), Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der JLU, sucht zum 01.10.2023 wieder eine studentische Hilfskraft.
Bewerbungsdeadline:
18.08.2023
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Stellenausschreibung .
Das Team der Professur VWL I gibt in einem essential des Springer Gabler-Verlags einen Einblick in verschiedene wirtschaftspolitische Fragestellungen. Wir erklären, unter welchen Umständen es zu Marktversagen kommt und das freie Spiel der Marktkräfte nicht zu einem gesellschaftlich wünschenswerten Ergebnis führt. Wir diskutieren, ob und, wenn ja, welche Staatseingriffe zu einer Erhöhung der Wohlfahrt führen. Anhand von Beispielen aus dem Wohnungsmarkt, dem Gasmarkt, dem Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs sowie dem Kraftstoffmarkt zeigen wir auf, wie der Staat in diese Märkte eingreift und wie diese Maßnahmen im Hinblick auf ihre Effizienz- und Verteilungswirkungen zu bewerten sind. Staatliche Eingriffe in den Preismechanismus zeitigen unerwünschte Nebenwirkungen, wenn sie an Symptomen, nicht an den Ursachen politisch unerwünschter Preisentwicklungen ansetzen.
Im Sommersemester 2023 bietet die Professur VWL I wieder ein volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „Wettbewerbspolitische und regulatorische Fragestellungen im Energiesektor".
Liebe Studierende,
im Sommersemester 2023 bietet die Professur VWL I wieder ein volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „Wettbewerbspolitische und regulatorische Fragestellungen im Energiesektor".
Die Nachfolgewirkungen der Covid-19 Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine haben in Deutschland und großen Teilen der europäischen Länder zu großen Problemen auf den Energiemärkten geführt. Es stellt hierbei insbesondere eine große Herausforderung dar, die fossilen Brennstoffimporte aus Russland durch andere Energiequellen zu substituieren. Gleichzeitig stockt nicht zuletzt auch in Deutschland der Ausbau der erneuerbaren Energien. Die deutsche Bundesregierung und die EU-Kommission haben neben dem Bau neuer LNG-Terminals insbesondere mit einer nachfrageorientierten Energiepolitik reagiert, indem Gas- und Strompreisbremsen auf den Weg gebracht wurden. Darüber hinaus gibt es eine Debatte zum Weiterbetrieb der Atomkraftwerke oder der Erschließung neuer Energiequellen wie z.B. Fracking.
Im Seminar sollen diese Maßnahmen im Energiesektor auch vor dem Hintergrund klimaökonomischer Auswirkungen theoretisch und empirisch evaluiert werden, mögliche Wettbewerbsprobleme auf den einzelnen Energiemärkten identifiziert und regulatorische Maßnahmen zur Lösung dieser Probleme diskutiert werden.
Das Seminar ist als integriertes Pro- und Hauptseminar konzipiert. Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme sollten Sie im Bachelorstudiengang die Veranstaltungen Wettbewerbspolitik und –Strategie und im Masterstudiengang die Veranstaltungen Regulierungsökonomie und/oder Industrieökonomie absolviert haben.
Die Themenvergabe erfolgt in einer Kick-off Veranstaltung am 14. April 2023 um 14 Uhr (Ort wird noch bekanntgegeben).
Am 12.05.2023 um 14 Uhr werden wir den Arbeitsstand im Rahmen einer Postersession besprechen. Die Präsentation der Arbeiten erfolgt im Rahmen einer Blockveranstaltung am 30. Juni und 01. Juli 2023 (Änderungen vorbehalten!). Dabei werden die Referate durch Ko-Referate ergänzt. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit, Änderungen in die Arbeit einzuarbeiten. Die Teilnahme an der Kick-off Veranstaltung, der Postersession und den Präsentationen ist verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Die Abschlussnote setzt sich aus der Seminararbeit im Umfang von circa 3.200 Wörtern, der Präsentation und dem Ko-Referat zusammen.
Sie können sich zwischen dem 06.03.2023 und 19.03.2023 über StudIP anmelden. Zur Anmeldung müssen auch ein Leistungsnachweis und ggf. Bachelorzeugnis per E-Mail an vwl1@wirtschaft.uni-giessen.de geschickt werden. Bitte melden Sie sich frühzeitig an.
Weitere Informationen zum Ablauf und Inhalt des Seminars folgen in Kürze.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL I
Prof. Dr. Georg Götz hat auf LinkedIn den aktuellen Gesetzesentwurf zur Gaspreisbremse kommentiert. Wenn Sie wissen wollen, wie viel Sie in Abhängigkeit Ihres erwarteten Verbrauchs und Ihres derzeitigen und eines möglichen Alternativtarifs zahlen, können Sie das mit Hilfe eines kleinen Excel-Tools berechnen, das auf den Internetseiten der Professur VWL 1 verfügbar ist. Die jeweils aktuelle Version des Tools finden sie hier.
Nach nunmehr eineinhalb Jahren ist die Peer-Review unserer Analyse der Wirkung von nächtlichen Ausgangssperren abgeschlossen und der Aufsatz von Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Samuel de Haas und Prof. Dr. Sven Heim wurde unter dem Titel „ Measuring the effect of COVID-19-related night curfews in a bundled intervention within Germany “ von Scientific Reports , einer SpringerNature-Zeitschrift, veröffentlicht. Die Working-Paper-Version , die im April 2021 kurz vor der Einführung weiterer nächtlicher Ausgangssperren durch den Deutschen Bundestag veröffentlicht wurde, erhielt großes Medienecho, nachzuvollziehen z.B. durch die Google-Suche nach Ausgangssperre Gießen Studie . In der Diskussion um die Veröffentlichung des Working Papers argumentierten einige Institutionen, dass Evidenz nicht berücksichtigt werden sollte, falls sie noch nicht von Experten begutachtet wurde. Angesichts der Dauer des Peer-Review-Prozesses scheint dies ein schwieriger Vorschlag für Forscher zu sein, die etwas zu aktuellen Themen beitragen möchten.
Liebe Studierende,
Die Professur für Industrieökonomie, Wettbewerbspolitik und Regulierung (VWL I) bietet im Wintersemester 2022/23 einen Kurs zur empirischen Industrieökonomie und Web Scraping an. Das Angebot richtet sich an Masterstudierende.
Liebe Studierende,
die Professur für Industrieökonomie, Wettbewerbspolitik und Regulierung (VWL I) bietet im Wintersemester 2022/23 einen Kurs zur empirischen Industrieökonomie und Web Scraping an. Das Angebot richtet sich an Masterstudierende.
Neben dem Erwerb neuartiger Kompetenzen, wie die Datenbeschaffung im Internet („web scraping“), sollen vorhandene ökonometrische Kompetenzen durch die praktischen Anwendungen im Bereich der Industrieökonomie in diesem Modul erweitert werden. Das Modul soll somit bestmöglich auf eine quantitative Seminar- oder Abschlussarbeiten vorbereiten.
Die Modulinhalte umfassen z.B. Aspekte aus folgenden Gebieten der empirischen Industrieökonomie:
-
Illustration der Anwendungsgebiete der empirischen Industrieökonomie anhand aktueller Forschung.
- Datenbeschaffung aus frei zugänglichen Datenportalen (Statistische Ämter) und aus (am FB verfügbaren) kostenpflichtigen Datenbanken (bspw. S&P Capital IQ).
- Eigenständige Generierung von Datenbanken. Als Grundlage hierfür dienen frei zugängliche (unstrukturierte) Daten aus dem Internet, welche mittels eines als "web scraping" benannten Verfahren ausgelesen werden können. Hierfür erhalten die Studierenden eine praktische Einführung in die Programmiersprachen Python und R.
- Die vorher beschafften Daten sollen so in einen "schätzbaren" Zustand versetzt werden. Der Fokus liegt dabei auf den programmspezifischen Anforderungen bzgl. der Form des Dateninputs für spätere Regressionen.
- In einem letzten Schritt sollen die Studierenden eigenständige Schätzungen (in Python und R) durchführen. Im Fokus steht hierbei die eigenständige und praktische Umsetzung. Dabei werden verschiedene Schätzmethoden vermittelt. Auch die Darstellung und Aufbereitung der Ergebnisse (Regressionsoutput) werden thematisiert.
Studierende können durch die Teilnahme am Kurs 6CP erwerben. Die Modulabschlussprüfung wird hierbei durch eine Hausarbeit erbracht. Die Modulnote setzt sich aus der Hausarbeit (80%) sowie der Präsentation der eigenen Ergebnisse zusammen (20%) . Die Veranstaltung findet Freitags, voraussichtlich digital, statt. Für die Teilnahme ist ein eigener Laptop/PC erforderlich.
Sie können sich im Stud.IP für die Veranstaltung eintragen. Einen ersten Einblick in die Kursinhalte können Sie in diesem YouTube-Video erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL
Liebe Studierende,
die DB Netz AG bietet ein Praktikum im Bereich Entwicklung Europäische Korridore an.
Weitere Informationen finden sie hier.
Grüße
Ihr Team der Professur VWL I
Liebe Studierende,
die Professur für Volkswirtschaftslehre I (Prof. Dr. Georg Götz), Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der JLU, sucht zum 01.10.2022 eine studentische Hilfskraft.
Bewerbungsdeadline:
12.08.2022
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Stellenausschreibung .
Liebe Studierende,
im Wintersemester 2022/23 bietet die Professur VWL I wieder ein volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „Wettbewerbspolitische und regulatorische Fragestellungen im Transportsektor".
Die Mobilitätswende spielt eine entscheidende Rolle in dem gesellschaftlichen und technologischen Prozess, den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft erfolgreich zu gestalten. Auf den Verkehr entfallen heute rund 25% der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU. Durch eine Umstellung auf nachhaltige Energieträger und die Vernetzung des Individual- und öffentlichen Personennahverkehrs soll dabei im Transportsektor der Endenergieverbrauch ohne Einschränkung der Mobilität sinken. Auf EU-Ebene hatte dazu bereits die Europäische Kommission im Rahmen des Green Deals einen Vorschlag zur nachhaltigen Gestaltung des Verkehrs gemacht. Auch die aktuelle deutsche Bundesregierung hat mit dem Entlastungspaket II weitreichende Eingriffe im Transportsektor vorgenommen, bspw. mit der Einführung des 9-Euro-Tickets für den Nahverkehr der Deutschen Bahn oder mit dem „Tankrabatt“ für Kraftstoffe. Eng mit diesen Themen verknüpft ist auch der Investitions- und Sanierungsstau bei Infrastrukturprojekten, der mögliche Marktmachtmissbrauch im Tankstellenmarkt und der Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge.
Im Seminar sollen in diesem Zusammenhang unterschiedliche Transportsektoren theoretisch und empirisch untersucht, mögliche Wettbewerbsprobleme identifiziert und regulatorische Maßnahmen zur Lösung dieser Probleme diskutiert werden.
Das Seminar ist als integriertes Pro- und Hauptseminar konzipiert. Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme sollten Sie im Bachelorstudiengang die Veranstaltungen Wettbewerbspolitik und –Strategie und im Masterstudiengang die Veranstaltungen Regulierungsökonomie und/oder Industrieökonomie absolviert haben.
Die Themenvergabe erfolgt in einer Kick-off Veranstaltung am 21. Oktober 2022 um 14 Uhr (Ort wird noch bekanntgegeben).
Am 09.12.2022 um 14 Uhr werden wir den Arbeitsstand im Rahmen einer Postersession besprechen. Die Präsentation der Arbeiten erfolgt im Rahmen einer Blockveranstaltung am 03. und 04. Februar 2023 (Änderungen vorbehalten!). Dabei werden die Referate durch Ko-Referate ergänzt. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit, Änderungen in die Arbeit einzuarbeiten. Die Teilnahme an der Kick-off Veranstaltung, der Postersession und den Präsentationen ist verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Die Abschlussnote setzt sich aus der Seminararbeit im Umfang von circa 3.200 Wörtern, der Präsentation und dem Ko-Referat zusammen.
Sie können sich zwischen dem 13.06.2022 und 01.07.2022 über StudIP anmelden. Zur Anmeldung müssen auch ein Leistungsnachweis und ggf. Bachelorzeugnis per E-Mail an vwl1@wirtschaft.uni-giessen.de geschickt werden. Bitte melden Sie sich frühzeitig an.
Weitere Informationen zum Ablauf und Inhalt des Seminars folgen in Kürze.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL I
Liebe Studierende,
im Sommersemester 2022 bietet die Professur VWL I wieder ein volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „ Wettbewerbspolitische und regulatorische Fragestellungen zu Plattformmärkte n und digitalen Gatekeepern ".
Auch wenn Plattformmärkte kein neues Phänomen sind, haben digitale Plattformen wie Google, Amazon oder Facebook in jüngster Vergangenheit größere öffentliche und politische Aufmerksamkeit erhalten. Aus wettbewerbspolitischer Sicht stellt sich dabei insbesondere die Frage, ob das Kartellrecht in seiner aktuellen Form ausreichend ist, um Wettbewerbsproblemen in digitalen Märkten begegnen zu können. In diesem Zusammenhang hat bspw. die Europäische Kommission mit dem Digital Markets Act (DMA) einen neuen Gesetzesvorschlag auf den Weg gebracht, um einen höheren Grad an Wettbewerb auf digitalen Märkten sicherzustellen. Im Seminar sollen in diesem Zusammenhang unterschiedliche Plattformmärkte theoretisch und empirisch untersucht, mögliche Wettbewerbsprobleme identifiziert und regulatorische Maßnahmen zur Lösung dieser Probleme diskutiert werden .
Das Seminar ist als integriertes Pro- und Hauptseminar konzipiert. Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme sollten Sie im Bachelorstudiengang die Veranstaltungen Wettbewerbspolitik und –Strategie und im Masterstudiengang die Veranstaltungen Regulierungsökonomie und/oder Industrieökonomie absolviert haben.
Die Themenvergabe erfolgt in einer Kick-off Veranstaltung am 22. April 202 2 um 14 Uhr (Ort wird noch bekanntgegeben).
Am 20 . 05 .202 2 um 14 Uhr werden wir den Arbeitsstand im Rahmen einer Postersession besprechen. Die Präsentation der Arbeiten erfolgt im Rahmen einer Blockveranstaltung am 0 1 . und 0 2 . Juli 2022 (Änderungen vorbehalten!). Dabei werden die Referate durch Ko-Referate ergänzt. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit, Änderungen in die Arbeit einzuarbeiten. Die Teilnahme an der Kick-off Veranstaltung, der Postersession und den Präsentationen ist verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Die Abschlussnote setzt sich aus der Seminararbeit im Umfang von circa 4.0 00 Wörtern, der Präsentation und dem Ko-Referat zusammen.
Sie können sich zwischen dem 28 .0 2 .202 2 und 18 .0 3 .202 2 über StudIP anmelden. Zur Anmeldung müssen auch ein Leistungsnachweis und ggf. Bachelorzeugnis per E-Mail an vwl1@wirtschaft.uni-giessen.de geschickt werden. Bitte melden Sie sich frühzeitig an .
Weitere Informationen zum Ablauf und Inhalt des Seminars folgen in Kürze.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL I
Nigerias “Silicon Valley” - Bachelorthesis zur Publikation ausgebaut
Der von PD Dr. Johannes Paha und Lydia Wolter verfasste Beitrag
“Nigerias IKT-Marktplatz - Erfolg basiert auf vielen Faktoren” wurde in
der September-Ausgabe der monatlich erscheinenden Zeitschrift
“Entwicklung und Zusammenarbeit” veröffentlicht. Der Beitrag zeigt die
Erfolgsfaktoren des Otigba Computer Village auf, Nigerias größtem
IKT-Marktplatz. Diese bestehen bspw. im Vorliegen von
Agglomerationseffekten und externen Größenvorteilen. Gleichzeitig werden
auch die Schattenseiten des Clusters (z. B. negative externe Effekte und
Übernutzung von Allmendegütern) analysiert. Der Beitrag analysiert zudem
die Vor- und Nachteile einer Überführung des Clusters in den formalen
Sektor.
Die Themen des Beitrags entstammen der von Frau Wolter verfassten
Abschlussarbeit “An Economic Analysis of the Effects of Knowledge
Spillover on Innovation”. Frau Wolter ist Studentin der VWL mit
Anglistik und Amerikanistik im Nebenfach an der Universität Potsdam, an
der Herr Paha in den Jahren 2019/20 den Lehrstuhl für Internationale
Wirtschaftspolitk in den Jahren 2019/20 vertrat und im Rahmen dieser
Professurvertretung die Thesis betreute. Herr Paha zeigt sich von der
Kooperation begeistert: "Frau Wolter hat sich tief in die Thematik
eingearbeitet. Das gilt sowohl für die theoretischen Grundlagen als auch
für deren Anwendung auf das Otigba Computer Village. Es hat mir große
Freude bereitet, mit ihr in der Bearbeitung dieses spannenden Themas
zusammenzuarbeiten. So zeigt sich erneut, dass sich Engagement in der
Lehre auch an der Schnittstelle zur Forschung auszahlt."
Die September Ausgabe von E+Z findet sich hier als PDF zum kostenlosen Download.
A version in English is provided here .
Im Video Die Effizienz der deutschen Covid-19 Impfkampagne - Ergebnisse aus der Forschung auf Economics2Go erläutert Professor Götz die Ergebnisse des Aufsatzes " Efficiency in Covid-19 Vaccination Campaigns – A comparison across Germany’s federal states " und stellt einen Bezug zum aktuellen Stand der Impfkampagne her. Der Aufsatz wurde in der Special Issue: Vaccines: Uptake and Equity in Times of the COVID-19 Pandemic (https://www.mdpi.com/journal/vaccines/special_issues/COVID-19_Vaccines) der Zeitschrift Vaccines 2021, 9(7), 788 veröffentlicht. Näheres siehe auch in diesem Newseintrag .
Liebe Studierende,
im Wintersemester 2021/22 bietet die Professur VWL I wieder ein volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „Wettbewerbspolitische und regulatorische Fragestellungen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie".
Das Seminar ist als integriertes Pro- und Hauptseminar konzipiert. Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme sollten Sie im Bachelorstudiengang die Veranstaltungen Wettbewerbspolitik und –Strategie und im Masterstudiengang die Veranstaltungen Regulierungsökonomie und/oder Industrieökonomie absolviert haben.
Die Themenvergabe erfolgt in einer Kick-off Veranstaltung am 22. Oktober 2021 um 14 Uhr in (Ort wird noch bekanntgegeben).
Am 3.12.2021 14 Uhr werden wir den Arbeitsstand im Rahmen einer Postersession besprechen. Die Präsentation der Arbeiten erfolgt im Rahmen einer Blockveranstaltung am 04. und 05. Februar 2022 (Änderungen vorbehalten!). Dabei werden die Referate durch Ko-Referate ergänzt. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit, Änderungen in die Arbeit einzuarbeiten. Die Teilnahme an der Kick-off Veranstaltung, der Postersession und den Präsentationen ist verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Die Abschlussnote setzt sich aus der Seminararbeit im Umfang von circa 3000 Wörtern, der Präsentation und dem Ko-Referat zusammen. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung (Bewertung mit null Punkten).
Sie können sich zwischen dem 14.06.2021 und 02.07.2021 über StudIP https://studip.uni-giessen.de/dispatch.php/course/details?sem_id=66997cb237d46e813c1b87d138a2cfdb anmelden. Zur Anmeldung müssen auch ein Leistungsnachweis und ggf. Bachelorzeugnis per E-Mail an vwl1@wirtschaft.uni-giessen.de geschickt werden. Bitte melden Sie sich frühzeitig an
Weitere Informationen finden Sie unter dem Link https://www.uni-giessen.de/fbz/fb02/fb/professuren/vwl/goetz/lehre/seminareordner/Ankuendigung%20Seminar%20WS%2021_22 .
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL I
Liebe Studierende,
die DB Netz AG sucht ab Mitte August 2021 Interessenten für ein 6 monatiges Praktikum am Standort FFM.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Ausschreibung der Deutschen Bahn.
Viele Grüße
Ihr Team der Professur VWL I

Ausgangssperren
Ein Team bestehend aus Dr. Samuel de Haas (externer PostDoc, VWL I), Prof. Dr. Sven Heim (Mines ParisTech und ZEW Mannheim) und Prof. Dr. Georg Götz hat unter dem Titel " Measuring the effects of COVID-19-related night curfews: Empirical evidence from Germany " ein Working Paper zu den Wirkungen einer nächtlichen Ausgangssperre veröffentlicht. Eine Analyse auf Ebene der hessischen Landkreise findet keine statistisch signifikante Wirkung der Ausgangssperren auf die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz. Dies deutet darauf hin, dass nächtliche Ausgangssperren in einem Umfeld, in dem eine Vielzahl weiterer Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in Kraft sind, kein wirksames Instrument zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie darstellen.
Hinweis 21.4.2021: Die unter obigem Link bereitgestellte Version ist überarbeitet und ergänzt. Es wurde zusätzlich das Mobilitätsverhalten untersucht sowie anstelle der absoluten Inzidenzen deren Wachstumsraten verwendet. Letzteres erlaubt eine intuitivere Darstellung. Sowohl im Hinblick auf die Wachstumsraten der Inzidenzen, also deren zeitliche Veränderung, als auch auf das Mobilitätsverhalten liefern die Schätzungen keine signifikante Wirkung nächtlicher Ausgangssperren.
Die ursprüngliche, am 19.4.2021 bereitgestellte Version findet sich hier .
Hinweis 28.4.2021: Die unter dem Link oben bereitgestellte Version ist überarbeitet und ergänzt. Es wurden weitere Robustheitsanalysen durchgeführt. Daneben wird nun in einer Heterogenitätsanalyse auf Basis der einzelnen Tage gezeigt, dass sowohl für die Zeit vor Einführung der nächtlichen Ausgangssperren als auch während und nach diesen Maßnahmen kein systematischer Unterschied zwischen der Dynamik des Infektionsgeschehens in Kreisen mit und ohne nächtliche Ausgangssperren besteht.
Die Analyse des Mobilitätsverhaltens wurde wieder aus dem Aufsatz genommen. Aufgrund der beschränkten Aussagekraft täglicher Mobilitätsdaten im Hinblick auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens im hier vorliegenden Kontext in Verbindung mit Lücken in diesen Mobilitätsdaten für die Zeit vor der Inkraftsetzung nächtlicher Ausgangssperren wurde diese Analyse nicht in die für die Zeitschrifteneinreichung vorgesehene Version aufgenommen.
Die am 21.4.2021 bereitgestellte Version findet sich hier .
Die Professur VWL I (Prof. Dr. Georg Götz) hatte auch im Wintersemester 2020/21 wieder ein integriertes Bachelor- und Masterseminar veranstaltet. Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer befassten sich dabei umfassend mit dem Thema „Regulatorische und ordnungspolitische Herausforderungen des Übergangs zur klimaneutralen Wirtschaft" (Betreuung und Konzeption durch Prof. Dr. Georg Götz, PD Dr. Johannes Paha, Dr. Daniel Herold, Jan Thomas Schäfer, Phil-Adrian Klotz und Maximilian Maurice Gail). Die Vorstellung der Arbeiten fand am 05. und 06. Februar 2021 im Rahmen einer Blockveranstaltung über Microsoft Teams statt.
Im Fokus dieses Seminars stand die Analyse des Klimawandels aus ökonomischer Sicht und die Beurteilung der politischen Zielsetzungen und Maßnahmen, um den Übergang hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft erfolgreich zu bewältigen. Während am ersten Seminartag die europäischen und deutschen Klimaschutzziele sowie die Themen Wasserstoff und Energieerzeugung im Mittelpunkt standen, ging es am zweiten Tag schwerpunktmäßig um die ökonomische Analyse bestimmter Sektoren wie dem Flug-, Schienen- und Automobilverkehr.
Neben den Präsentationen der Studierenden gab es dabei auch zwei Expertenvorträge. Marcus A. Söhrich von der Open Grid Europe GmbH konnte allen Teilnehmern einen detaillierten Einblick in die Problematik geben, mit der sich die Open Grid Europe im Zuge der aktuellen politischen Rahmenbedingungen beschäftigt. Die OGE ist einer der führenden europäischen Fernleitungsnetzbetreiber und wird ihre Leitungen heute und in Zukunft auch für den Transport von Wasserstoff nutzbar machen. Herr Söhrich machte dabei in seinem Vortrag auch deutlich, welche Probleme es mit Blick auf eine grüne Energieversorgung aktuell noch aus politischer und ökonomischer Sicht gibt.
Herr Dr. Franz von der Innogy SE konnte einen tieferen Einblick in die Stromverteilnetze und deren Rolle für die Energiewende geben. Innogy ist ein ehemaliges Tochterunternehmen von RWE, das Stromverteilernetze betreibt und auch elektrischen Strom erzeugt. Herr Dr. Franz stellte hierbei eine Studie vor, die sich insbesondere mit der Finanzierung des Ausbaus der Stromübertragungsnetze befasst. Durch die immer größer werdende Nachfrage nach (grünem) Strom bestehe hier ein erheblicher Finanzierungsbedarf, der aber möglichst genau kalkuliert werden sollte. Denn sowohl eine Über- als auch Unterfinanzierung des Stromnetzausbaus würde unterschiedliche Probleme mit sich bringen.
Wie bereits erwähnt, spielte auch der Verkehrssektor eine große Rolle im Seminar. Vom Modal Shift hin zu den Herausforderungen für den Automobilsektor, Schienen- und Luftverkehr bis zum internationalen Güterverkehr über See wurden all diese Themen vorgestellt und diskutiert. Hierbei wurde bspw. über das Ausweichen auf umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel oder die staatlichen Subventionen von elektrisch betriebenen Fahrzeugen in Deutschland debattiert.
Sowohl nach den Gastvorträgen als auch im Anschluss an die studentischen Vorträge wurde die Zeit für eine intensive Diskussion genutzt. Die Experten konnten den Studierenden weitergehende Fragen beantworten und es fand ein reger Austausch statt. Den Seminarteilnehmern wurde also neben ihren persönlichen Arbeiten ein umfassender Einblick in die unterschiedlichsten Aspekte dieser breit gefächerten Thematik gewährt. So konnte sich jeder einen Überblick darüber verschaffen, wie stark die Wirtschaft von der Klimapolitik beeinflusst wird und gleichzeitig wo die Schwächen dieser Politik aus ökonomischer Sicht liegen.
(verfasst von Theresa Daniel, Seminarteilnehmerin)
Liebe Studierende,
im Sommersemester 2021 bietet die Professur VWL I wieder ein volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „ Die Preisbindung der zweiten Hand – komplett abschaffen oder generelles Verbot aufheben?“ .
Das Seminar ist als integriertes Pro- und Hauptseminar konzipiert. Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme sollten Sie im Bachelorstudiengang die Veranstaltungen Wettbewerbspolitik und –Strategie und im Masterstudiengang die Veranstaltungen Regulierungsökonomie und/oder Industrieökonomie absolviert haben.
Die Themenvergabe erfolgt in einer Kick-off Veranstaltung am 16.04.2021 um 14 Uhr . Am 21.05.2021 um 14 Uhr werden wir den Arbeitsstand im Rahmen einer Postersession besprechen. Die Präsentation der Arbeiten erfolgt im Rahmen einer Blockveranstaltung am 02. und 03. Juli 2021 (Änderungen vorbehalten!). Dabei werden die Referate durch Ko-Referate ergänzt. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit, Änderungen in die Arbeit einzuarbeiten. Die Teilnahme an der Kick-off Veranstaltung, der Postersession und den Präsentationen ist verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Die Abschlussnote setzt sich aus der Seminararbeit im Umfang von 8 Seiten, der Präsentation und dem Ko-Referat zusammen. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung (Bewertung mit null Punkten).
Sie können sich zwischen dem 18.01. und 31.01.2021 über StudIP https://www.uni-giessen.de/fbz/fb02/service-fuer-studierende/service-center/nachrichtenordner/pruefungsamt-bewerbung-fuer-proseminar-seminar-und-thesisplaetze bzw. das Prüfungsamt https://www.uni-giessen.de/fbz/fb02/service-fuer-studierende/service-center/online-antraege anmelden. Zur Anmeldung müssen auch ein Leistungsnachweis und ggf. Bachelorzeugnis per E-Mail an vwl1@wirtschaft.uni-giessen.de geschickt werden. Bitte melden Sie sich frühzeitig an.
Weitere Informationen finden sich
hier
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL I
Veröffentlichung: Götz, G., & Schäfer, J. T. (2020). Financing railways. In Handbook on Railway Regulation. Edward Elgar Publishing.
"Financing Railways" Professor Götz und J. T. Schäfer, M.A. veröffentlichen eine neue Publikation im Handbook on Railway Regulation des Edward Elgar Publishing Verlags.
"Die Europäischen Eisenbahnen befinden sich in einer Phase der Spannungen zwischen regulatorischen, steuerlichen und politischen Zielen, wobei die Gebühren für den Zugang zu Gleisen eine Schlüsselrolle spielen. Wir analysieren die Finanzierungsstruktur von Infrastrukturbetreibern und Hauptbahnunternehmen in 11 europäischen Ländern, indem wir die Höhe der Zugangsgebühren, die Kostendeckungsquoten und den Anteil der öffentlichen Mittel vergleichen."
Am 20.Oktober 2020 wurden die Ergebnisse des Forschungsprojektes zur Buchpreisbindung von Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Daniel Herold, Jan Thomas Schäfer und Phil-Adrian Klotz auf dem London School of Economics (LSE) Business Review Blog veröffentlicht.
Weitere Informationen entnehmen Sie dem Blog-Post .
Liebe Studierende,
im Wintersemester 2020/21 bietet die Professur VWL I wieder ein volkswirtschaftliches Seminar und Proseminar zu aktuellen Fragen aus Wettbewerbspolitik und Regulierung an. Das Seminar trägt den Untertitel „ Regulatorische und ordnungspolitische Herausforderung des Übergangs zur klimaneutralen Wirtschaft ".
Das Seminar ist als integriertes Pro- und Hauptseminar konzipiert. Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme sollten Sie im Bachelorstudiengang die Veranstaltungen Wettbewerbspolitik und –Strategie und im Masterstudiengang die Veranstaltungen Regulierungsökonomie und/oder Industrieökonomie absolviert haben.
Die Themenvergabe erfolgt in einer Kick-off Veranstaltung am 06 . November 2020 um 14 Uhr in ( Ort wird noch bekanntgegeben ) . Am 11. Dezember 2020 werden wir den Arbeitsstand im Rahmen einer Postersession besprechen. Die Präsentation der Arbeiten erfolgt im Rahmen einer Blockveranstaltung am 05. und 06. Februar 2021 (Änderungen vorbehalten!). Dabei werden die Referate durch Ko-Referate ergänzt. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit, Änderungen in die Arbeit einzuarbeiten. Die Teilnahme an der Kick-off Veranstaltung, der Postersession und den Präsentationen ist verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Die Abschlussnote setzt sich aus der Seminararbeit im Umfang von 8 Seiten, der Präsentation und dem Ko-Referat zusammen. Unentschuldigtes Fehlen an einem der Pflichttermine führt zum Ausschluss von der Veranstaltung (Bewertung mit null Punkten).
Sie können sich zwischen dem 22.06.2020 und 03.07.2020 über StudIP https://www.uni-giessen.de/fbz/fb02/service-fuer-studierende/service-center/nachrichtenordner/pruefungsamt-bewerbung-fuer-proseminar-seminar-und-thesisplaetze bzw. das Prüfungsamt https://www.uni-giessen.de/fbz/fb02/service-fuer-studierende/service-center/online-antraege anmelden. Zur Anmeldung müssen auch ein Leistungsnachweis und ggf. Bachelorzeugnis per E-Mail an vwl1@wirtschaft.uni-giessen.de geschickt werden. Bitte melden Sie sich frühzeitig an.
Weitere Informationen finden sich hier .
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL I
Die Professur VWL I (Prof. Dr. Georg Götz) hatte auch im Wintersemester 2020/21 wieder ein integriertes Bachelor- und Masterseminar veranstaltet. Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer befassten sich dabei umfassend mit dem Thema „Regulatorische und ordnungspolitische Herausforderungen des Übergangs zur klimaneutralen Wirtschaft" (Betreuung und Konzeption durch Prof. Dr. Georg Götz, PD Dr. Johannes Paha, Dr. Daniel Herold, Jan Thomas Schäfer, Phil-Adrian Klotz und Maximilian Maurice Gail). Die Vorstellung der Arbeiten fand am 05. und 06. Februar 2021 im Rahmen einer Blockveranstaltung über Microsoft Teams statt.
Im Fokus dieses Seminars stand die Analyse des Klimawandels aus ökonomischer Sicht und die Beurteilung der politischen Zielsetzungen und Maßnahmen, um den Übergang hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft erfolgreich zu bewältigen. Während am ersten Seminartag die europäischen und deutschen Klimaschutzziele sowie die Themen Wasserstoff und Energieerzeugung im Mittelpunkt standen, ging es am zweiten Tag schwerpunktmäßig um die ökonomische Analyse bestimmter Sektoren wie dem Flug-, Schienen- und Automobilverkehr.
Neben den Präsentationen der Studierenden gab es dabei auch zwei Expertenvorträge. Marcus A. Söhrich von der Open Grid Europe GmbH konnte allen Teilnehmern einen detaillierten Einblick in die Problematik geben, mit der sich die Open Grid Europe im Zuge der aktuellen politischen Rahmenbedingungen beschäftigt. Die OGE ist einer der führenden europäischen Fernleitungsnetzbetreiber und wird ihre Leitungen heute und in Zukunft auch für den Transport von Wasserstoff nutzbar machen. Herr Söhrich machte dabei in seinem Vortrag auch deutlich, welche Probleme es mit Blick auf eine grüne Energieversorgung aktuell noch aus politischer und ökonomischer Sicht gibt.
Herr Dr. Franz von der Innogy SE konnte einen tieferen Einblick in die Stromverteilnetze und deren Rolle für die Energiewende geben. Innogy ist ein ehemaliges Tochterunternehmen von RWE, das Stromverteilernetze betreibt und auch elektrischen Strom erzeugt. Herr Dr. Franz stellte hierbei eine Studie vor, die sich insbesondere mit der Finanzierung des Ausbaus der Stromübertragungsnetze befasst. Durch die immer größer werdende Nachfrage nach (grünem) Strom bestehe hier ein erheblicher Finanzierungsbedarf, der aber möglichst genau kalkuliert werden sollte. Denn sowohl eine Über- als auch Unterfinanzierung des Stromnetzausbaus würde unterschiedliche Probleme mit sich bringen.
Wie bereits erwähnt, spielte auch der Verkehrssektor eine große Rolle im Seminar. Vom Modal Shift hin zu den Herausforderungen für den Automobilsektor, Schienen- und Luftverkehr bis zum internationalen Güterverkehr über See wurden all diese Themen vorgestellt und diskutiert. Hierbei wurde bspw. über das Ausweichen auf umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel oder die staatlichen Subventionen von elektrisch betriebenen Fahrzeugen in Deutschland debattiert.
Sowohl nach den Gastvorträgen als auch im Anschluss an die studentischen Vorträge wurde die Zeit für eine intensive Diskussion genutzt. Die Experten konnten den Studierenden weitergehende Fragen beantworten und es fand ein reger Austausch statt. Den Seminarteilnehmern wurde also neben ihren persönlichen Arbeiten ein umfassender Einblick in die unterschiedlichsten Aspekte dieser breit gefächerten Thematik gewährt. So konnte sich jeder einen Überblick darüber verschaffen, wie stark die Wirtschaft von der Klimapolitik beeinflusst wird und gleichzeitig wo die Schwächen dieser Politik aus ökonomischer Sicht liegen.
(verfasst von Theresa Daniel, Seminarteilnehmerin)
Am 14. und 15. November 2019 trafen sich im Rahmen eines von der Professur VWL I unter der Leitung von Prof. Georg Götz organisierten und vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels finanziell unterstützten Workshops Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis an der JLU, um sich über die besonderen Charakteristika von Buchmärkten und die ökonomische Beurteilung von Buchpreisbindungssystemen auszutauschen. Der Einladung gefolgt waren Vortragende aus vielen Teilen der Welt (u.a. den USA, Australien, dem Vereinigten Königreich, Norwegen), die dabei auch von den jeweiligen Besonderheiten des Buchmarktes in ihrer Heimat berichten konnten. Markenzeichen des Workshops war zudem seine große Interdisziplinarität. Neben den Wirtschaftswissenschaften und dem Kartellrecht waren beispielsweise auch die Medien- und Buchwissenschaften vertreten. Repräsentanten von Verlagen und aus dem Buchhandel unter anderem aus Ländern wie Norwegen, Russland, Tschechien und Rumänien rundeten das Teilnehmerfeld ab.
Der Workshop wurde durch Professor Götz eröffnet, der in einer kurzen Rede alle Teilnehmer begrüßte, und kurz auf den inhaltlichen Rahmen der folgenden zwei Tage einging. Anschließend hieß Prof. Verena Dolle , die Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der JLU, die Gäste an der Justus-Liebig-Universität willkommen und betonte in ihrer Ansprache die Besonderheiten des Kulturguts Buch. Es folgte eine Präsentation von Dr. Christian Sprang , Justiziar beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der die Charakteristika des deutschen Buchmarktes, einem der größten weltweit, sowie die Auswirkungen der Digitalisierung für die deutsche Buchindustrie thematisierte. Zudem ging Dr. Sprang auf das 2017 vom Börsenverein in Auftrag gegebene Forschungsprojekt zur deutschen Buchpreisbindung ein, dessen ökonomischer Teil von einem Forschungsteam der Professur VWL I durchgeführt wurde. Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Dr. Sprang stellten die beiden Mitarbeiter der Professur VWL I, Dr. Daniel Herold und Jan Schäfer , die umfangreiche Datenbasis vor, mithilfe derer die ökonomischen Auswirkungen der deutschen Buchpreisbindung empirisch untersucht worden sind. Hierzu gehören u.a. Abverkaufsdaten, Bestsellerlisten, Buchhandelsstatistiken sowie Konsumentenbefragungen.
Prof. Dr. Georg Götz und Dr. Christian Sprang eröffnen den Workshop.
Den ersten Höhepunkt des Workshops stellte die Keynote Speech von Joel Waldfogel (University of Minnesota) dar. Joel Waldfogel ist einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet von Medienmärkten und digitalen Produkten. Er hat eine Vielzahl einschlägiger Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften (darunter American Economic Review und RAND Journal of Economics) und mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht. In seiner Präsentation setzte er sich mit der Frage auseinander, welche Auswirkungen die Digitalisierung für die Kulturindustrie einerseits und die Konsumenten andererseits hat und insbesondere, ob die Digitalisierung die Qualität von Kulturgütern erhöhe. Dabei ging er nicht ausschließlich auf den Buchmarkt ein, sondern brachte auch Beispiele aus der Musik- und Filmindustrie. Die Digitalisierung wäre für die Kulturindustrie mit signifikanten Kostensenkungen verbunden, die viele neue Produkte auf den Markt bringe. Ein Beispiel hierfür sei die zunehmende Bedeutung von Self-Publishing , wodurch eine immer größere werdende Anzahl an Autoren die Möglichkeit habe, ihre Werke zu veröffentlichen. In Zeiten vor der Digitalisierung wären viele dieser Werke unter Umständen von Verlagen abgelehnt und nie veröffentlicht worden. Gleichzeitig liefert Waldfogel Evidenz dafür, dass auch die Qualität der heutigen Kulturgüter im Vergleich zu früher zugenommen habe. Allerdings nutze die Buchindustrie die Vorteile der Digitalisierung noch nicht so effizient wie bspw. die Musik- oder die Filmindustrie.
Joel Waldfogel während seiner Keynote Speech und das Auditorium im Margarete-Bieber-Saal.
Auch in der ersten Session des Tages ging es dann schwerpunktmäßig um die Folgen der Digitalisierung für die Buchindustrie. Paul Crosby von der Macquarie University Sydney stellte zunächst seine empirische Studie zum australischen Buchmarkt vor, innerhalb derer er durch ein experimentelles Design die Präferenzen von australischen Lesern untersucht. Unter anderem zeigen die Ergebnisse seiner Arbeit, dass die Teilnehmer an dem Experiment einen größeren Nutzen durch das Lesen von Printmedien als durch E-Books haben. Gleichzeitig gebe es aber auch eine immer größer werdende Gruppe an technological adopters , die das große zukünftige Marktpotential für E-Books bestätigten. Imke Reimers von der Northeastern University folgte mit einer Präsentation zu den Auswirkungen des immer mehr zunehmenden self-publishings für die Leser sowie für die Verlage und Einzelhändler in den USA. Sie zeigt darin zum einen, dass self-publishing zu mehr Vielfalt (auf einem geringeren Preisniveau) auf dem Buchmarkt beiträgt und die Autoren gleichzeitig höhere Lizenzgebühren bezahlt bekommen. Zum anderen deutet ihre Forschung darauf hin, dass die Digitalisierung auch zu einer höheren Nachfrage nach physischen Büchern beitragen kann, und zwar unter der Bedingung, dass ein Buch nicht anderweitig bekannt ist und Konsumenten Printmedien vorziehen.
Die zweite Session beschäftigte sich mit den ökonomischen Auswirkungen von Buchpreisbindungssystemen. Christos Genakos (University of Cambridge) eröffnete diese und stellte seine Forschung zu dem Einfluss von regulatorischen Maßnahmen auf die Preise und Vielfalt des italienischen und des griechischen Buchmarktes vor. In Italien gibt es seit 2011 das sogenannte Levi Law , dass einen Höchstrabatt von 15%-25% auf die unverbindliche Preisempfehlung von Büchern vorsieht. In Griechenland wiederum existiert seit 1997 ein Buchpreisbindungsregime, das Rabatte von mehr als 10% verbietet, wobei dies seit 2014 nur noch für bestimmte Bücher und nur noch für zwei Jahre nach dem Erscheinungsdatum gilt. Die Resultate seiner ökonometrischen Analyse zeigen für beide Länder keinen signifikanten Effekt auf die Buchvielfalt. Allerdings implizieren die Ergebnisse zu Italien einen positiv signifikanten und heterogenen Preiseffekt durch die Einführung des Levi Law .
Eine sehr interessante empirische Studie präsentierte auch Matt Olczak von der Aston University in Birmingham, der die Abschaffung der Buchpreisbindung in UK (das sogenannte net book agreement ) im Jahr 1996 als Fallstudie nutzte, um die Auswirkungen von wettbewerbspolitischen Maßnahmen auf den Buchmarkt zu erforschen. Seine Ergebnisse zeigen, dass die Abschaffung der Preisbindung in UK zum Eintritt neuer Akteure, wie zum Beispiel Supermarktketten, in den Bucheinzelhandel geführt hat. Die Entwicklung der Preise ist allerdings uneindeutig: Einerseits werden Bestseller mit zum Teil hohen Rabatten auf die unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) der Verlage verkauft, andererseits führen steigende UVPs bei den kaum rabattierten Nicht-Bestsellern zu einer Preiserhöhung dieser Titel. Den letzten Vortrag der Session hielten Dr. Daniel Herold , Jan Schäfer und Phil Klotz (alle JLU), die ihre Forschung zur Substituierbarkeit zwischen den Vertriebskanälen stationärer Handel und E-Commerce am Beispiel des deutschen Buchmarktes vorstellten. Unter Verwendung eines Instrumentenvariablenansatzes messen sie den Effekt der Schließung einer Buchhandlung in Deutschland auf die Nachfrage nach Büchern. Ihre Resultate implizieren, dass der sinkende Trend des Buchabsatzes im stationären Handel nur zum Teil durch den Onlinekauf gedruckter Bücher sowie durch den Absatz von E-Books aufgefangen wird. Per Saldo werden durch die Schließung einer durchschnittlichen Buchhandlung jährlich im Schnitt 6.116 Bücher weniger abgesetzt.
Paul Crosby, Christos Genakos und Matt Olczak.
Den Abschluss des wissenschaftlichen Programms bildete eine Postersession, in der Svenja Hagenhoff von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einen kurzen Einblick zu Ihrer Forschung zum Datenaustausch zwischen E-Book-Readern wie dem Kindle oder dem Tolino und dem entsprechenden Unternehmen wie Amazon bzw. der Tolino-Allianz gab. Das Ausmaß der Nutzerinformationen, die insbesondere im Fall des Kindle an das entsprechende Unternehmen fließen, führte zu einer angeregten Diskussion darüber, ob Medienkommunikation stärker reguliert werden sollte und welche die richtigen Instrumente zur Regulierung wären. Beendet wurde der erste Tag des Workshops mit einem Conference Dinner im Restaurant Heyligenstaedt, bei der Francis Fishwick von der Cranfield University eine Dinner Speech hielt. Professor Fishwick war einer der ersten, der zu den ökonomischen Auswirkungen von Buchpreisbindungssystemen publizierte und ging in seiner Rede sowohl auf die Geschichte des net book agreement in UK als auch die aktuellen Entwicklungen innerhalb der Buchindustrie der Vereinigten Königreichs ein.
Am zweiten Tag stand der interdisziplinäre Diskurs im Mittelpunkt. Zunächst ging es in der ersten Session allerdings noch einmal um die ökonomischen Auswirkungen einer Buchpreisbindung bzw. einer Preisbindung der zweiten Hand. Henrik Vetter (Royal Danish Library) präsentierte seine modelltheoretische Analyse, in der er zeigt, dass Buchpreisbindungen aufgrund der höheren Preismargen für Buchhändler zu einer größeren Titelvielfalt führten. Allerdings sei diese gewonnene Titelvielfalt für die Konsumenten sehr kostspielig und führe letztlich dazu, dass die Konsumentenrente zurückgeht.
Ebenfalls eine modelltheoretische Analyse stellte Mats Köster (DICE Düsseldorf) vor. Sein Forschungsschwerpunkt war dabei nicht alleine auf den Buchmarkt ausgerichtet, sondern etwas allgemeiner fragte er sich, warum Bedenken hinsichtlich des Markenimages dazu führen können, dass es für Hersteller rational sein kann, den Onlineverkauf ihrer Ware durch Einzelhändler zu beschränken. So hatte beispielsweise Adidas 2012 kurzzeitig den Verkauf seiner Produkte über gewisse Internetplattformen verboten. Die Ergebnisse der Studie von Mats Köster bestätigen, dass Onlineverkäufe das Image einer Marke verletzen können, wenn geringe Onlinepreise die Aufmerksamkeit der Konsumenten ausschließlich in Richtung der Preise lenken. Die Wertschätzung hochwertiger Produkte kann in diesem Fall sinken, wenn diese sowohl offline als auch online verkauft werden. Unter solchen Umständen könne eine vertikale Beschränkung (bspw. ein Plattformverbot oder auch eine Preisbindung der 2. Hand) durchaus sinnvoll sein und das Europäische Kartellrecht sollte dem Rechnung tragen.
Mit einer sehr ähnlichen Fragestellung beschäftigte sich auch Fabian Herweg von der Universität Bayreuth, der die erste Session des zweiten Tages abschloss. Mit einem etwas anderen modelltheoretischen Ansatz fragte auch er sich, warum Verbote von den Herstellern für Internetverkäufe ihrer Produkte rational sein können und warum die Europäischen Gerichte solche Verbote trotzdem als kartellrechtswidrig einschätzen. Seine Analyse impliziert, dass ein Verkaufsverbot für Online-Plattformen über die "Täuschung" von Verbrauchern über den Zusammenhang von Produktpreis und -qualität zu höheren Endkundenpreisen für ein Markenprodukt führen kann. Der dadurch entstehende Verlaust an Konsumentenwohlfahrt rechtfertige die behördliche Untersagung solcher Vertriebspraktiken. Auf den Buchmarkt seien diese Ergebnisse allerdings nicht ohne W eiteres übertragbar, da es sich bei Büchern um eine besonderes Gut handle, dessen "Konsum" langfristig positive Auswirkungen haben könne. Eine Buchpreisbindung könnte in diesem Fall Buchkunden dabei helfen, sich auf die Qualität eines Buches anstelle auf dessen Preis zu konzentrieren und dadurch die gesamte Wohlfahrt in diesem Markt zu erhöhen.
In der zweiten Session des Tages ging es um verschiedene politische Ansätze, um das Buch als Kulturgut zu schützen. Øystein Foros (Norwegian School of Economics) gab einen Einblick in das norwegische Buchpreisbindungssystem, das auf einer freiwilligen Basis zwischen den Verlagen und Buchhändlern beruht. Er thematisierte insbesondere die Problematik dieser freiwilligen Basis, da viele Verlage und Buchhändler einen Anreiz haben, diese Vereinigung zu verlassen, um geringere Preise setzen zu können. Daran anknüpfend vertieften die beiden Medienwissenschaftler Helge Rønning und Tore Slaatta von der Universität Oslo die norwegische Buchpreisbindung aus kulturpolitischer Sicht. Dementsprechend gingen sie nicht nur auf die ökonomischen Auswirkungen einer Preisbindung ein, sondern thematisierten bspw. die Wichtigkeit einer Preisbindung aufgrund der dadurch höheren Solidarität zwischen Autoren oder der Stärkung nationaler Verleger, die wichtig für die Pluralität der europäischen Sprachen sei. So sollten gesetzliche Regelungen des Buchmarktes ihrer Meinung nach auch eher aus kulturpolitischer Sicht als aus unternehmenspolitischer Sicht (Kartellrecht) betrachtet werden.
Der letzte Redner dieser Session war Christoph Bläsi , Buchwissenschaftler an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Er setzte sich in seinem Vortrag mit der Frage auseinander, welche Schutzziele eine Buchpreisbindung eigentlich hat bzw. haben sollte und ging auf die konsumentenseitigen Unterschiede zwischen E-Books und Printmedien ein. Seiner Erkenntnisse nach würden nicht alle Bücher in gleicher Weise in den Geltungsbereich einer Buchpreisbindung fallen. Zudem gebe es robuste Gründe, dass Konsumenten immer noch das gedruckte Buch gegenüber der elektronischen Variante präferierten.
Morten Hviid und Joost Poort.
In der letzten Session des Workshops ging es um die rechtliche Betrachtungsweise von Buchpreisbindungssystemen. Hierzu machte Andreas Fuchs (Universität Osnabrück) den Anfang und präsentierte seine Erkenntnisse zur deutschen Buchpreisbindung, die er im Rahmen eines Gutachtenauftrages durch den Deutschen Börsenvereins gewonnen hatte. So verletzte diese regulatorische Maßnahme nicht geltendes EU-Recht, da der Markteintritt ausländischer Online-Buchhändler nicht verhindert werde. Im konkreten Kontext hieße das, dass die Preisbindung nicht Artikel 101 AEUV verletze, da die vielen positiven ökonomischen Effekte der deutschen Buchpreisbindung die negativen (z.B. Ausschaltung des Preiswettbewerbs auf Einzelhändlerebene) überkompensierten und somit die Ausnahmeregelung unter Artikel 101 Abs. 3 AEUV greife. Einen etwas anderen Standpunkt dazu hat Morten Hviid (University of East Anglia), der auf den durch die Buchpreisbindung beschränkten Wettbewerb auf Einzelhändlerebene hinweist und anmerkt, dass das hierdurch erreichte Marktergebnis zu wenig Marktaustritte bzw. zu viele Markteintritte von stationären Buchhändlern relativ zu dem freien Marktergebnis zur Folge hat. Es müsse durch mehr Forschung und bessere Daten überprüft werden, ob die Vorteile durch eine größere Anzahl an stationären Buchhandlungen die gleichzeitig entstehenden Kosten aufgrund zu vieler Buchhandlungen überkompensiere. Als letzter Vortragende des Workshops stellte Joost Poort (University of Amsterdam) seine Studie zu den Auswirkungen von Online-Piraterie auf den Konsum von medialen Gütern (Bücher, Filme, Musik) über legale Quellen in den Niederlanden vor. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass immer mehr Konsumenten Bücher online über illegale Quellen beziehen und, dass der durchschnittliche "Pirat" dem durchschnittlichen Leser immer ähnlicher wird. Gleichzeitig nehmen die illegalen Video- und Musikdownloads in den meisten EU Ländern immer weiter ab. Poort bezeichnet dies in seinem Vortrag als den Spotify- and Netflix-Effekt und argumentiert dafür, dass auch die Buchindustrie eine höhere Innovationstätigkeit insbesondere im Bezug auf Flatrate-Angebote für e-Books voranbringen solle.
Den Abschluss des Workshops bildete eine von Prof. Götz moderierte Podiumsdiskussion zum Thema "Die Vor- und Nachteile einer Buchpreisbindung: Eine Welt mit und ohne Buchpreisbindungssystemen". An dieser nahmen Achim Wambach (ZEW Mannheim und Monopolkommission), Daniel Raff (University of Pennsylvania), David Preston (ehemaliger Vorstandsvorsitzender Student's Bookshops Limited), Christian Sprang (Börsenverein) sowie Enrico Turrin (Federation of European Publishers) teil. Es entwickelte sich eine sehr lebhafte Diskussion zu den aktuellen Herausforderungen für die Buchindustrie und die ökonomische Sinnhaftigkeit von Buchpreisbindungssystemen, an der auch das Auditorium mit zahlreichen Wortmeldungen partizipierte. Dabei wurde unter anderem über das eigentliche Schutzziel der Buchpreisbindung gesprochen, die ökonomischen Besonderheiten des Kulturguts Buch herausgearbeitet, über die Substitutionsbeziehung zwischen E-Books und Printmedien diskutiert und die Herausforderungen an den Buchmarkt im Zeitalter der Digitalisierung gesprochen. Letztlich einigte man sich insbesondere von ökonomischer Seite darauf, dass noch mehr Forschung zu den genauen Wirkungsweisen von Buchpreisbindungssystemen notwendig sei, um dieses regulatorische Instrument abschließend beurteilen zu können.
Die Teilnehmer der abschließenden Podiumsdiskussion.
Die große Teilnehmerzahl aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt sowie die vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer offenbaren, wie aktuell das Thema Buchpreisbindungssysteme und die ökonomische Analyse von Medienmärkten im Allgemeinen in Zeiten der Digitalisierung sind. Wie in vielen Bereichen des Lebens hat das digitale Zeitalter auch auf die Buchindustrie einen großen Einfluss, die es verlangen, dass Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Forschungsbereichen die Auswirkungen von regulatorischen Eingriffen in den Markt unter den neuen Gegebenheiten untersuchen. Der Workshop in Gießen war eine gelungene Plattform, um den Austausch internationaler Wissenschaftler zu diesen Themen zu gewährleisten.
Der Dank der Veranstalter gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Helferinnen und Helfern, die für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung gesorgt haben. Hervorzuheben ist hierbei das Helferteam um Annette Toalster und alle studentischen Hilfskräfte der Professur VWL I. Ein besonderer Dank geht an den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der durch seine finanzielle Unterstützung die Durchführung des Workshops und den freien Austausch überhaupt erst ermöglicht hat.
Am 8. November 2019 hat Professor Götz im Rahmen einer vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstalteten Pressekonferenz in Berlin Ergebnisse eines an der Professur VWL I durchgeführten Forschungsprojektes zu den ökonomischen Wirkungen einer Buchpreisbindung vorgestellt. Ziel des im April 2018 angelaufenen und durch vom Börsenverein bereitgestellte Drittmittel finanzierten Forschungsprojektes ist die wissenschaftliche und evidenzbasierte Einordnung des Regulierungsinstruments Buchpreisbindung. Zentrale Grundlage des Forschungsprojekts ist eine mit Unterstützung des Börsenvereins aufgebaute Datenbasis, die in Umfang und Tiefe Forschern so noch nicht zur Verfügung stand. Neben einer Analyse von im engeren Sinne ökonomischen Indikatoren wie Anbieterkonzentration und Vielfalt auf der Einzelhandelsebene sollte auch Evidenz zur Frage geliefert werden, inwieweit die Buchpreisbindung die im Buchpreisbindungsgesetz festgelegten kulturpolitischen Ziele erreicht.
Das Buchpreisbindungsgesetz gibt es seit dem 1. Oktober 2002. Es verpflichtet alle Verlage und Importeure dazu, einen festen Buchpreis festzulegen, der dann für mindestens 18 Monate ab Erscheinungsdatum eines Werkes gilt. Dieser Eingriff in die freie Preissetzung auf der Einzelhandelsebene wird insbesondere damit gerechtfertigt, dass dem Buch als Kulturgut eine Sonderstellung zukomme und die Preisbindung ein vielfältiges Buchangebot sowie eine flächendeckende Versorgung durch stationäre Buchhandlungen gewährleiste.
Allerdings hat die Monopolkommission, das beratende Gremium der Bundesregierung in Fragen der Wettbewerbspolitik und Regulierung, den Nutzen und die Schutzwirkung der Buchpreisbindung in einem Sondergutachten vom Mai 2018 in Frage gestellt. Insbesondere stehe dem "schwerwiegenden Markteingriff" durch das Buchpreisbindungsgesetz ein nicht hinreichend definiertes Schutzziel "Kulturgut Buch" gegenüber und die Auswirkungen der Preisbindung auf bspw. die Titelvielfalt seien darüber hinaus ambivalent. Der Anlass zu diesem Gutachten der Monopolkommission war u.a. ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahr 2016, in dem dieser die Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente mit Blick auf ausländische Versandapotheken als rechtswidrig eingestuft hatte.
Insbesondere der in Gutachten als auch EuGH-Verfahren häufige Verweis auf mangelnde empirische Evidenz haben letztlich den Börsenverein des Deutschen Buchhandels dazu bewogen, sowohl ein ökonomisches Forschungsprojekt als auch ein juristisches Gutachten in Auftrag zu geben, um die Faktenbasis der Diskussion zu stärken und die rechtliche Lage abklären zu lassen. Die grundlegenden Ergebnisse beider Forschungsstränge wurden jetzt Anfang November 2019 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin den in größerer Anzahl erschienen Pressevertretern vorgestellt. Neben Professor Götz nahmen dabei außerdem der Rechtswissenschaftler Prof. Andreas Fuchs (Universität Osnabrück), der das Rechtsgutachten angefertigt hatte, Dr. Christian Sprang (Justiziar des Börsenvereins) sowie Annerose Beurich, die Inhaberin der Buchhandlung stories! in Hamburg, teil.
Prof. Andreas Fuchs, Dr. Christian Sprang, Annerose Beurich und Prof. Georg Götz (v.l.) im Haus der Bundespressekonferenz (Foto: Cordula Giese)
Die dabei von Professor Götz vorgetragenen Ergebnisse des an der Professur VWL I durchgeführten Forschungsprojekts basieren auf empirischen Analysemethoden unter Verwendung eines umfangreichen Datensatzes mit internationalen Statistiken zu Ländern mit und ohne einer Buchpreisbindung. Darunter befinden sich Abverkaufsdaten und Bestsellerlisten, Zahlen zur Buchproduktion und bibliographische Angaben, Buchhandelsstatistiken sowie Konsumentenbefragungen. Die gefundenen empirischen Ergebnisse können durch die drei folgenden Thesen zusammengefasst werden:
- Die Preisbindung garantiert ein breiteres Netz an unabhängigen Buchhandlungen und der stationäre Buchhandel wiederum fördert die Nachfrage nach Büchern. Nach der Abschaffung der Buchpreisbindung in Großbritannien Mitte der 1990er Jahre ist die Anzahl stationärer Buchhandlungen dort sehr viel stärker zurückgegangen als es im gleichen Zeitraum für Deutschland der Fall gewesen ist. Der unabhängige Bucheinzelhandel weist in Deutschland heute einen sehr viel größeren Marktanteil am Gesamtumsatz aus (30%) als dies in UK der Fall ist (5-10%). Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse der ökonomischen Forschung, dass der stationäre Handel die Buchnachfrage fördert. So kann mehr als die Hälfte des Absatzrückgangs (ca. 3,5 Mio. Bücher) zwischen 2014 und 2017 durch die Schließung von Buchhandlungen erklärt werden. Die mit dem rückläufigen Trend in der Anzahl an stationären Buchhandlungen einhergehende gesunkene Nachfrage nach Büchern kann also nur zu einem gewissen Teil durch E-Books und den Online-Handel aufgefangen werden.
- In Ländern mit Buchpreisbindung steigen die Buchpreise im Zeitablauf im Schnitt weniger stark an als in Ländern ohne Buchpreisbindung. Der Vergleich zwischen Deutschland (mit Buchpreisbindung) und UK (ohne Buchpreisbindung) zeigt, dass die Preise in Deutschland von 1996, dem Ende der Buchpreisbindung im Vereinigten Königreich, bis 2018 im Schnitt mit 29% deutlich weniger stark angestiegen sind als das im gleichen Beobachtungszeitraum in UK der Fall gewesen ist (80% Preisanstieg). Im Einzelnen sind die Preise für Bestseller in UK durch die Aufhebung der dortigen Buchpreisbindung aufgrund von Rabatten für Endkunden zwar relativ gesehen günstiger geworden, dennoch gleicht dies nicht die für alle Bücher erhöhte unverbindliche Preisempfehlung (UVP) aus, sodass diese im Durchschnitt teurer werden.
- Die Buchpreisbindung fördert weniger bekannte Autorinnen und Autoren bzw. den Absatz von Titeln jenseits der Bestsellerlisten. Die Kernfrage zu dieser These war, welcher Absatzkanal entscheidend ist, damit Titel es in die Top-20-SPIEGEL- Bestsellerliste schaffen. Dazu wurden verschiedene Verkaufskanäle verglichen, indem der Absatz je Kanal (also E-Commerce und stationärer Handel) in der Woche betrachtet wurde, deren Verkäufe den Eintritt in die Top-20-Bestsellerliste bestimmen. Zusätzlich wurde die Schwelle für den Eintritt in die Top-20-Bestsellerliste berechnet (also im Prinzip die Anzahl verkaufter Exemplare für die Top-21), um zu überprüfen, auf wie viele abgesetzte Exemplare ein Titel insgesamt auch hätte verzichten können, um es trotzdem noch in die Top-20-Bestsellerliste geschafft zu haben. Betrachtet wurden dabei nur solche Titel, die frühstens 3 Wochen nach Veröffentlichung auf der Top-20-Bestsellerliste geführt wurden. Titel, die dies bereits innerhalb der ersten zwei Wochen geschafft hatten ("Blockbuster"), wurden ausgeschlossen. Die dadurch gewonnen Ergebnisse zeigen, dass der stationäre Handel für 97,1% dieser 420 Titel unverzichtbar gewesen ist. Vereinfacht ausgedrückt kann man also feststellen, dass es der Großteil der in der Analyse mit eingebundenen Titel ohne den Vertriebskanal stationärer Handel gar nicht erst in die Top-20-Bestsellerliste des SPIEGELs geschafft hätte.
Insgesamt deuten die Ergebnisse der ökonomischen Forschung darauf hin, dass der stationäre Buchhandel durch die Buchpreisbindung gestärkt wird und eine maßgebliche Bedeutung für die Nachfrage nach Büchern und Vielfalt an Buchtiteln hat. Diese Ergebnisse sollen in den nächsten Monaten in akademischen Journals veröffentlicht werden.
Der Rechtswissenschaftler Prof. Andreas Fuchs kommt in seinem ebenfalls vorgestellten Gutachten zu dem Fazit, dass die deutsche Buchpreisbindung auch mit dem EU-Recht vereinbar sei. Dabei argumentiert er, dass ausländischen Versandunternehmen der Zugang zum deutschen Buchmarkt durch die Preisbindung nicht erschwert werde und die positiven Auswirkungen der Preisbindung den ausgeschalteten Preiswettbewerb auf Handelsebene kompensierten. A nnerose Beurich unterstrich letztlich mit ihren Ausführungen auf der Pressekonferenz die Bedeutung der Buchpreisbindung für den stationären Buchhandel, indem sie einen kurzen Einblick in den Alltag einer Buchhändlerin gab. Ihrer Meinung nach könnten Buchhändlerinnen und Buchhändler mit einem einfachen Satz ("Das müssen Sie lesen") dafür sorgen, dass Nischentitel, die letztlich für die Vielfalt auf dem deutschen Buchmarkt sorgen, überhaupt erst verkauft werden.
Die Pressekonferenz kann noch einmal in voller Länge auf der Seite des Börsenvereins sowie auf Youtube verfolgt werden. Die Seite des Börsenvereins bietet auch Zugriff auf die zugrundeliegenden Präsentationen . Außerdem hat die Professur VWL I am 14. und 15. November 2019 einen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gesponserten und hochkarätig besetzten internationalen Workshop zum Thema " Economics of Fixed Book Price (FBP) Systems " in Gießen veranstaltet.
Am 8. November 2019 hat Professor Götz dem Deutschlandfunk ein Radiointerview zu Fragen der Buchpreisbindung gegeben. Das Interview wurde im Rahmen der Sendung Kultur heute ausgestrahlt und ist unter diesem Link nachzuhören.
Am 26.10.2018 fand der zehnte wettbewerbspolitische Workshop des Schweizer Think Tanks Avenir Suisse ( https://www.avenir-suisse.ch ) statt. Er befasste sich unter dem Titel «Relative Marktmacht: Zukunftsweisendes Konzept oder deutscher Sonderweg?» mit gesetzlichen Änderungen, die von der Schweizer Volksinitiative « Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise » (https://www.fair-preis-initiative.ch/) vorgeschlagen wurden. Professor Götz hielt dabei ein Impulsreferat zum Thema „Das Konzept der relativen Marktmacht – vorläufige Einschätzung eines Ökonomen“. Er stellte dar, dass dieses Konzept weniger auf einem ökonomischen Marktmachtbegriff basiert, als auf einem weitgehend beliebig und unbestimmt erscheinenden Abhängigkeitsbegriff, der zumindest ökonomisch kaum operationalisierbar scheint. Deutlich machte er dies unter anderem am Beispiel der vom Bundeskartellamt gegen Edeka erlassenen Missbrauchsverfügung wegen sogenannter „Hochzeitsrabatte“, die Edeka im Zusammenhang der Übernahme des Discounters Plus im Jahr 2009 unter anderem von den Sektherstellern Mumm und Freixenet gefordert hatte. Nach Ansicht des Amtes verstieß Edeka mit diesen Rabattforderungen gegen das sogenannte „Anzapfverbot“, wonach ein Handelsunternehmen seine von ihm abhängigen Lieferanten nicht auffordern darf, ihm Vorteile zu gewähren, ohne dass dies sachlich gerechtfertigt ist. Während das Oberlandesgericht Düsseldorf im vorliegenden Fall keine Abhängigkeit der Sekthersteller sah, kam der Bundesgerichtshof zur gegenteiligen Auffassung.
Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie zu den Ausführungen von Professor Götz sind im entsprechenden Blog von Avenir Suisse zu finden (s. https://www.avenir-suisse.ch/eine-weitere-irrefuehrende-volksinitiative-fair-preis-initiative/ ). Der dem Vortrag zugrundeliegende Foliensatz kann hier heruntergeladen werden.
Professor Götz hat im Rahmen des am 24. September 2018 von der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft in Wien veranstalteten European Competition Day ein Impulsstatement zum Thema „Vertical restraints – An economist’s perspective“ abgegeben. Bei der wettbewerbspolitischen Veranstaltung, die von der österreichischen Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort eröffnet wurde, stand die Bewertung wettbewerbsbeschränkender Maßnahmen im Fokus. Die für Wettbewerb zuständige EU Kommissarin Margrethe Vestager ging in ihrer Keynote insbesondere auf das Google – Android – Verfahren ein und stellte dar, wieso aus Sicht der Europäischen Kommission eine Verknüpfung des unentgeltlich bereitgestellten Android-Betriebssystems mit der zwingenden Vorinstallation der Google Suchmaschine im Widerspruch zum europäischen Kartellrecht steht und entsprechend mit einer Geldbuße von 4,3 Milliarden Euro belegt wurde.
Professor Götz hob in seinem Statement im Rahmen des Panels „Vertical relationship between businesses - challenges in the global supply chain” die potentiell wohlfahrtssteigernde Wirkung von Maßnahmen hervor, die auf den ersten Blick wettbewerbs- und Verbraucherschädigend erscheinen. Er verwies insbesondere darauf, dass von Herstellern gegenüber Einzelhändlern durchgesetzte Beschränkungen in der Preissetzung, die sogenannte Preisbindung der zweiten Hand, ebenso wie eine Untersagung oder Verteuerung des Onlinevertriebs im Endeffekt zu höherer Konsumentenwohlfahrt führen können als unbeschränktes Verhalten auf der Ebene des Einzelhandels. Maßgeblich ist hierfür der Trittbrettfahrereffekt, der sich negativ auf die Verfügbarkeit der entsprechenden Produkte im stationären Handel sowie insbesondere auf die dort erbrachte Beratungsleistung auswirkt.
Weitere Informationen zum European Competition Day, unter anderem die offizielle Einladung sowie weitere Bilder von der Veranstaltung finden sich auf https://www.eu2018.at/calendar-events/political-events/BMDW-2018-09-24-Competition-Day.html . Der von Prof. Götz verwendete Foliensatz findet sich unter https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb02/fb/professuren/vwl/goetz/aktuelles/goetz_vertical-restraints.pdf .
Am 25. September 2018 nahm Professor Götz im Netzquartier des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz in Berlin an der Fachkonferenz des Arbeitskreises Regulierung in Netzindustrien der Schmalenbach-Gesellschaft in Berlin teil. Die Veranstaltung nahm sich unter dem Titel „20 Jahre sektorspezifische Regulierung, 10 Jahre Arbeitskreis Regulierung“ dem Status quo und den aktuellen Herausforderungen für die Regulierung der Netzindustrien an. Neben einer Keynote durch Jochen Homann, den Präsidenten der Bundesnetzagentur, gab es eine Reihe von Panels, die die gegenwärtige und vergangene Regulierungspraxis kritisch beleuchteten (s. den Programmüberblick unter https://www.schmalenbach.org/index.php/veranstaltungen/2018-fachkonferenz-ak-regulierung ). Professor Götz moderierte das Panel „Exponentielle Digitalisierung – Herausforderungen an die Regulierung“, unter anderem mit den Podiumsteilnehmern Philip Lowe, dem langjährigen Generaldirektor der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission, sowie Heinrich Arnold, CEO der Detecon International GmbH.
Am Mittwoch, den 20.06.2018 werden Herr Dr. Thomas Weck und Herr Lars Zeigermann in ihrem Vortrag "Die deutsche Buchpreisbindung im EU-Binnenmarkt" Ergebnisse des Sondergutachtens der Monopolkommission zur Buchpreisbindung präsentieren. Die Veranstaltung findet von 16:15 Uhr – 17:45 Uhr im HS 2, Licher Str. 68, 35394 Gießen statt. Alle Studierenden sind herzlich eingeladen.
Am Mittwoch, den 20.06.2018 werden Herr Dr. Thomas Weck und Herr Lars Zeigermann in ihrem Vortrag "Die deutsche Buchpreisbindung im EU-Binnenmarkt" Ergebnisse des Sondergutachtens der Monopolkommission zur Buchpreisbindung (s. http://www.monopolkommission.de/index.php/de/pressemitteilungen/206-buchpreisbindung ) präsentieren. Herr Weck und Herr Zeigermann haben das Gutachten federführend betreut. Die Wirkungen einer Buchpreisbindung sind derzeit auch Gegenstand eines vom Börsenverein des deutschen Buchhandels finanzierten Drittmittelprojekt an der Professur VWL I. Die Veranstaltung verspricht eine spannende Diskussion und gibt den Studierenden insbesondere einen Einblick in die Verwendung des volkswirtschaftlichen Instrumentariums zur Behandlung konkreter wirtschaftspolitischer Fragestellungen.
Die Veranstaltung findet von 16:15 Uhr – 17:45 Uhr im HS 2, Licher Str. 68, 35394 Gießen statt. Alle Studierenden sind herzlich eingeladen.
Unter welchen Umständen hat der Hersteller eines Produkts einen Anreiz, an einer Preisabsprache zwischen den nachgelagerten Händlern dieser Ware mitzuwirken? Schließlich führt die bewirkte Preiserhöhung zu einem Rückgang seiner Absatzmenge bei ggf. unveränderten Abgabepreisen an die Händler. Welche Charakteristika weisen Submissionskartelle auf, und wie unterscheiden sie sich von Preisabsprachen, Kunden- oder Gebietsaufteilungen? Führt die Verwendung automatisierter Preissetzungsalgorithmen zu höheren oder niedrigeren Preisen? Und können sich diese Algorithmen ohne menschliches Zutun „absprechen“? Wie funktionierten eigentlich die Manipulationsversuche des Londoner Interbanken-Angebotszins (Libor)?
Dies sind nur wenige der Fragen, die Willem Boshoff (Professor für Industrieökonomie an der Stellenbosch University) und Johannes Paha (Privatdozent an der Professur VWL I der JLU) am 12. und 13. Januar 2018 mit den Teilnehmern einer Tagung diskutierten, die sie am Stellenbosch Institute for Advanced Study (STIAS) organisiert hatten. Ihrer Einladung waren so prominente Forscher wie Bill Kovacic (George Washington University, ehem. Vorsitzender der US-amerikanischen Federal Trade Commission), John Connor (Purdue University) und Giancarlo Spagnolo (Stockholm School of Economics) gefolgt. Ergänzend zu ökonomischen Fragestellungen wurden auch die juristische Frage, wie der Begriff der Absprache in verschiedenen Jurisdiktionen zu interpretieren ist, und die kriminologische Frage besprochen, durch welche Faktoren Manager zu kartellrechtlichem Fehlverhalten animiert werden. Hierzu referierte Sally Simpson, die an der University of Maryland dem Center for the Study of Business Ethics, Regulation, & Crime (C-BERC) vorsteht.
Maarten Pieter Schinkel, Giancarlo Spagnolo, Thomas Fagart, Luke Garrod
Das Thema der Tagung “Imperfect Forms of Collusion“ ergab sich aus der subjektiven Beobachtung der beiden Organisatoren, dass neben Preisabsprachen, Kunden- und Gebietsaufteilungen sowie Submissionskartellen verstärkt Verhaltensweisen auftreten bzw. von den Wettbewerbsbehörden sanktioniert werden, deren Auswirkungen auf den Preis nicht unmittelbar klar ist. So mögen Absprachen über Listenpreise zwar darauf gerichtet sein, eine solche Preisanhebung zu bewirken. Solange jedoch die Möglichkeit besteht, dass die an der Absprache beteiligten Unternehmen individuelle Rabatte mit ihren Kunden verhandeln, die von den anderen Kartellteilnehmern nicht beobachtet werden können, ist eine solche Wirkung nicht zwingend. Daher hatten sich Willem Boshoff und Johannes Paha bereits im Frühjahr 2017 mit dieser Frage befasst und ein Arbeitspapier erstellt ( MAGKS Discussion Paper 40-2017 ), das die Umstände aufzeigt, unter denen Absprachen über Listenpreise geeignet sind, auch die rabattierten Transaktionspreise anzuheben.
Der Gießener Volkswirt geht zudem der Frage nach, unter welchen Umständen ein reiner Informationsaustausch zwischen den Herstellern zweier Güter A und B über Rabattforderungen des Einzelhandels geeignet ist, eine Preisanhebung zu bewirken. Diese Frage ist insbesondere interessant, wenn es sich bei den Gütern A und B um unverbundene Güter wie bspw. Duschgel und Windeln handelt. Eine erste Vorarbeit zu diesem Thema wurde als MAGKS Discussion Paper 36-2017 veröffentlicht. Dabei kommt es ihm entgegen, dass er Willem Boshoffs Centre for Competition Law and Economics als Research Associate verbunden ist und er so in regelmäßigem Austausch mit seinen südafrikanischen Kollegen steht. Diese Forschungskooperation stellt auch einen Teil seines aktuellen Forschungsprojekts zum Thema „Imperfect Forms of Collusion“ dar, das er seit Anfang 2017 und verstärkt seit seiner Habilitation im Juli 2017 verfolgt. Teil dieses Projekts ist auch Daniel Herold, der sich an der JLU ebenfalls mit dem Thema des Informationsaustauschs befasst (siehe sein MAGKS Discussion Paper 50-2017 ) und seine Ergebnisse in Stellenbosch vorstellte.
Ulrich Schwalbe, Johannes Paha, im Hintergrund: John Connor, Bill Kovacic
Die Teilnehmer der Tagung, die aus England, Schottland, den USA, Russland, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Schweden und Südafrika angereist waren, zeigten sich begeistert vom Gedankenaustausch, der während der Tagung stattfand. Die spezifische Zielsetzung erlaubte nicht nur einen fokussierten Gedankenaustausch sondern schuf auch die Gelegenheit, gemeinsame Forschungsprojekte anzubahnen. Die Sommersonne Südafrikas trat angesichts der lebhaften und konstruktiven Diskussionen daher schnell in den Hintergrund.
Der Gießener Johannes Paha zeigte sich begeistert: „Die Tagung war ein voller Erfolg. Ich habe schon jetzt sehr vom Austausch mit den Kollegen profitiert und bin dankbar, dass sie sich auf diese spezifische aber wichtige Themenstellung unseres Symposiums eingelassen haben. Ich bin glücklich, dass sich Willem Boshoff sofort begeistert zeigte, diese Tagung durch das CCLE zu finanzieren, nachdem ich ihm von der meiner ersten Idee hierzu berichtet hatte. Die Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung stellen einen wichtigen Meilenstein der Kooperation zwischen der Stellenbosch University und der Justus-Liebig-Universität dar.“
Weitere Impressionen zur Tagung finden Sie hier .
Am 12. und 13. Januar richten Willem Boshoff und Johannes Paha am Center for Competition Law and Economics (
CCLE
) der
Stellenbosch University
eine Tagung mit dem Titel "Imperfect Forms of Collusion" aus. Die beiden Forscher schätzen sich glücklich, dass Sie als Teilnehmer so renommierte Wissenschaftler wie z.B. William Kovacic (George Washington University, ehem. Commissioner der US Federal Trade Commission), John Connor (vorm. Purdue University), Kai-Uwe-Kühn (University of East Anglia, ehem. Chefökonom der Generaldirektion Wettbewerb der Europ. Kommission) uvm. gewinnen konnten. Im Rahmen der Tagung sollen die Forscher in einen Gedankenaustausch zu alternativen Formen der Kollusion eintreten. Bei diesen Verhaltensweisen handelt es sich z.B. um den Informationsaustausch zwischen Wettbewerbern oder Absprachen über Listenpreise. Solche Verhaltensweisen treten in den letzten Jahren in der Praxis verstärkt auf. Anders als bei klassischen Preisabsprachen sind die antikompetitiven Effekte solcher Koordinationsformen jedoch nicht unmittelbar klar und bedürfen weitergehender Forschung.
Weitere Informationen zur Tagung finden Sie
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Weitere Informationen zum CCLE finden Sie
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Informationen zu den Organisatoren finden Sie
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Herr Max Klemke wurde von der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V. für seine an der Professur VWL I geschriebene Bachelorarbeit "Die Mietpreisbremse - Eine Bestandsaufnahme und ökonomische Evaluierung", an der Universität Regensburg mit dem 1. Preis des Immobilienforschungspreises ausgezeichnet. Mehr zu diesem Thema können Sie hier nachlesen.
Das Team der Professur VWL I um Prof. Dr. Georg Götz war in diesem Jahr mit insgesamt sechs angenommen Beiträgen auf der jährlich stattfindenden Konferenz der European Association for Research in Industrial Economics (EARIE) stark vertreten. Im Anschluss reiste ein Teil des Teams von Maastricht aus weiter nach Wien, um seine Beiträge auch bei der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik (VfS) vorzustellen. Beide Konferenzen gehören zu den größten und renommiertesten ihrer Art auf den Bereichen der Industrieökonomie (EARIE) und Wirtschaftswissenschaften (VfS).
Alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Professur VWL I, d.h. Samuel de Haas, Daniel Herold und Jan Schäfer, sowie PD Dr. Johannes Paha und Prof. Dr. Georg Götz waren in diesem Jahr mit insgesamt sechs angenommen Beiträgen auf der jährlich stattfindenden Konferenz der European Association for Research in Industrial Economics ( EARIE ) vertreten. Bei der EARIE-Konferenz handelt es sich um die wichtigste europäische Tagung im Feld Industrieökonomie. Der dort stattfindende Austausch mit anderen Wissenschaftlern ist von großer Bedeutung für die Forscher der Professur VWL I, um z.B. neue Trends in der Forschung zeitnah in die eigenen Arbeiten aufnehmen zu können. Eine Ablehungsquote von rund 50% der insgesamt eingereichten Beiträge lässt die Güte der dort präsentierten Papiere erahnen.
Im Anschluss reisten Georg Götz, Daniel Herold und Johannes Paha von Maastricht aus weiter nach Wien, um ihre Beiträge auch bei der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik (
VfS
) vorzustellen. Bei den Mitgliedern des VfS handelt es sich um den Großteil der Volkswirte/Volkswirtinnen im deutschsprachigen Raum. Insofern bot die Tagung nicht nur die Gelegenheit, die in Gießen getätigte Forschung vorzustellen sondern auch Inspirationen aus anderen Teilgebieten der VWL mitzunehmen. So beschäftigte sich die diesjährige Tagung in ihrem Kern mit dem Thema "Alternative Geld- und Finanzarchitekturen".
Übersicht der vorgestellten Arbeiten
- Prof. Dr. Georg Götz: Leapfrogging: Time of Entry and Firm Productivity
- Johannes Paha: Wholesale Pricing with Incomplete Information about Private Label Products
- Samuel de Haas: Endogenous choice of minority shareholdings and collusion
- Daniel Herold: Information exchange in retail markets with uncertainty about downstream costs, Shopping hours and entry - An empirical analysis of Aldi's opening hours
- Jan Thomas Schäfer: Consolidations in the German interurban bus industry: Effects on prices and quantities
Liebe Studierende,
ab dem kommenden Semester bietet die Professur VWL 1 – für zumindest 4 Semester – eine neue Vorlesung für Master-Studierende an („Web Scraping, Data Mining and Empirical Methods“). Die Veranstaltung befasst sich mit der Datenbeschaffung, -aufbereitung und –verwendung in einem ökonomischen und forschungsorientierten Kontext. Der Fokus liegt dabei auf der eigenständigen und systematischen Datenbeschaffung von unstrukturierten Daten aus dem Internet – Stichwort „web scraping“ (bspw. vollständige Preislisten aus Vergleichsportalen oder sämtliche deutschen Supermärkte inkl. Adressdaten aus den entsprechenden Filialfindern). Daneben soll aber auch eine kurze Einführung in die gängigsten strukturierten Datenportale gegeben werden. Darüberhinaus werden Methoden zur Datenaufbereitung in Excel, Stata und Matlab sowie die praktische Umsetzung der gängigsten Schätzverfahren vorgestellt.
Ein Kernziel der Veranstaltung ist die Vorbereitung der Studierenden auf quantitative Seminar- und Abschlussarbeiten. Die erreichten Qualifikationen sollen dabei optimaler Weise für die Arbeiten an möglichst vielen Professuren von Vorteil sein - sowohl im Bereich der VWL als auch im Bereich der BWL. Die Veranstaltung wird mit 6CP angerechnet.
Die Teilnehmerzahl ist aufgrund der Größe des PC-Pools auf 24 beschränkt. Sollten Sie Interesse an einer Teilnahme haben, tragen Sie sich bitte über das StudIP für die Veranstaltung ein und senden uns einen aktuellen Leistungsnachweis an Samuel.De-Haas@wirtschaft.uni-giessen.de . Studierende, die bereits über Vorkenntnisse im Bereich der Ökonometrie verfügen, werden bevorzugt behandelt. Über weitere Details eines möglichen Vergabeverfahrens informieren wir Sie zu einem späteren Zeitpunkt.
Beste Grüße,
Ihr Team der Professur VWL 1
Die Universität Stellenbosch ist eine Universität in Südafrika ca. 50km östlich von Kapstadt, an der ca. 30000 Studierende eingeschrieben sind. Dr. Johannes Paha unterhält seit einiger Zeit mit dem dort lehrenden Prof. Willem Boshoff eine Forschungskooperation. Nun wurde Herr Paha von der Universität Stellenbosch
zum assoziierten Forscher (Research Associate) ernannt. Er wird damit Mitglied der dortigen Universität. Im Zuge dieser Kooperation plant er derzeit zusammen mit Willem Boshoff die Durchführung einer wissenschaftlichen Tagung in Südafrika im Januar 2018.
Am 11. und 12. Mai 2017 trafen sich im Rahmen eines von der Professur VWL I (Professur für Industrieökonomie, Wettbewerbspolitik und Regulierung) unter der Leitung von Prof. Dr. Georg Götz organisierten Workshops Wissenschaftler und Praktiker an der JLU, um die Finanzierung und Leistungsfähigkeit des Europäischen Eisenbahnsektors zu diskutieren. Als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Transportökonomie eröffnete Chris Nash von der Universität Leeds mit einer Keynote den Workshop. Es folgten Vorträge von Wissenschaftlern, Unternehmens- und Regulierungsbehördenvertretern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Spanien, Tschechien sowie den USA. Seinen Abschluss fand der Workshop mit einer Podiumsdiskussion zur zukünftigen Ausrichtung und Finanzierung des deutschen Eisenbahnsektors.
Am 11. und 12. Mai 2017 trafen sich im Rahmen eines von der Professur VWL I (Professur für Industrieökonomie, Wettbewerbspolitik und Regulierung) unter der Leitung von Prof. Dr. Georg Götz organisierten Workshops Wissenschaftler und Praktiker an der JLU, um die Finanzierung und Leistungsfähigkeit des Europäischen Eisenbahnsektors zu diskutieren. Als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Transportökonomie eröffnete Chris Nash von der Universität Leeds mit einer Keynote den Workshop. Es folgten Vorträge von Wissenschaftlern, Unternehmens- und Regulierungsbehördenvertretern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Spanien, Tschechien sowie den USA. Seinen Abschluss fand der Workshop mit einer Podiumsdiskussion zur zukünftigen Ausrichtung und Finanzierung des deutschen Eisenbahnsektors.
Neben Fahrgeldeinnahmen und Einnahmen aus Netzentgelten, welche Verkehrsunternehmen für die Nutzung der Infrastruktur zahlen müssen, stellen öffentliche Mittel eine der Hauptfinanzierungsquellen des europäischen Eisenbahnsektors dar. In seinem Vortrag zur Schienenverkehrsfinanzierung in Europa referierte Chris Nash über Gründe und Formen staatlicher Markteingriffe und Finanzierungsleistungen. In diesem Zusammenhang erläuterte Nash auch, wie die effiziente Verwendung von staatlichen Zuschüssen sichergestellt werden kann. Nash wusste von mehreren Negativbeispielen staatlicher Finanzierung zu berichten. Spitzenreiter sei eine Bahnverbindung in Norwegen, bei der jede Fahrt eines Passagiers über die nächsten Jahrzehnte mit im Schnitt ca. 300 Euro gefördert werden müsse. Insbesondere mit der aktuellen Leistung des Britischen Eisenbahnsektors zeigte sich Nash aber zufrieden. Allerdings verwies er auf die politische Schwierigkeit Verkehrsträger, insbesondere den motorisierten Individualverkehr, entsprechend der durch sie verursachten Kosten zu bepreisen.
Chris Nash, Yves Crozet, Pilar Socorro und Russel Pittman.
Yves Crozet von der Universität Lyon berichtete über Erfahrungen mit Private Public Partnerships (PPPs) bei der Finanzierung von solchen Hochgeschwindigkeitsstrecken (HGV), in die in der Vergangenheit ohne Aussicht auf eine irgendwie gelagerte Rentabilität horrende Summen investiert wurden. Pilar Socorro von der Universität Las Palmas auf Gran Canaria stellte in ihrem Vortrag eine modelltheoretische Untersuchung der Investitionsentscheidung in Transportinfrastrukturen vor und ging dabei auch auf den Wettbewerb zwischen Bahn und Flugzeug ein. Ihre auf die spanischen HGV-Investitionen zugeschnittenen Simulationsanalysen zeigen, dass diese Investitionen nur bei einer um ein Vielfaches höheren Bevölkerungszahl rentabel gewesen wären. Zu bedenken ist dabei, dass Spanien nach China das zweitlängste HGV-Netz weltweit betreibt. Im Anschluss referierte Russell Pittman vom US Department of Justice über die Entwicklung der Eisenbahnsektoren in Osteuropa, Russland und China, präsentierte aber auch die Erfahrungen, die die USA und einzelne amerikanische Staaten mit konkurrierenden vertikal integrierten Eisenbahnunternehmen gemacht haben.
Das Auditorium während der Diskussion, Jan Schäfer, Peter Abegg und Georg Götz, Marc Ivaldi und Zdenek Tomes.
Jan Schäfer von der Justus-Liebig-Universität Gießen stellte Zahlen zur Entwicklung und Struktur der staatlichen Förderung des Schienensektors in mehreren europäischen Ländern vor. Klara Talas vom Rail Capacity Allocation Office (VPE) gab Einblicke in die Organisation und Finanzierung des ungarischen Schienensektors und erläuterte den Prozess der Festlegung der Netzentgelte in Ungarn. Im Anschluss hielt Markus Ksoll, Leiter Wettbewerb und Ordnungspolitik bei der Deutschen Bahn AG, einen Vortrag zur aktuellen Lage der DB sowie deren strategische Ausrichtung.
Den ersten Tag ließen die Workshopteilnehmer gemeinsam auf Burg Gleiberg ausklingen.
Der zweite Tag wurde mit Vorträgen von Marc Ivaldi von der Toulouse School of Economics und Zdenek Tomes von der Masaryk Universität Brünn eröffnet. Ivaldi präsentierte Ergebnisse einer Simulationsanalyse zu den Auswirkungen unterschiedlicher Wettbewerbsformen auf den Französischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs. Im Anschluss stellte Tomes seine empirischen Ergebnisse zu den Einflüssen der Reformprozesse auf den Verkehrsanteil der Schiene in Europa vor. Wieder einmal zeigte sich, dass sich die Separierung von Infrastruktur und Verkehrsunternehmen sogar negativ auf den Verkehrsanteil auswirken kann. Die Trennung von Verkehrsunternehmen nach Verkehrsparten hätte sich aber laut Tomes positiv ausgewirkt. Am Ende könnte die Leistung aber hauptsächlich von der Höhe der staatlichen Finanzierung sowie der Investitionsbereitschaft abhängen, so ein Kommentar aus dem Publikum.
Frank Jost von der Europäischen Kommission ging in seinem Vortrag auf die Probleme bei der Festlegung von Netzentgelten bei grenzüberschreitenden Verkehren ein, die durch eine enge nationale Regulierung entstehen können. Christiane Trampisch von der Bundesnetzagentur erklärte das in Deutschland kürzlich verabschiedete System der Anreizregulierung und ging auf die Berücksichtigung von öffentlichen Finanzierungsleistungen bei der Bestimmung der Netzentgelte ein. Zum Abschluss stellte Peter Abegg, Leiter Regulierungsökonomie bei der Deutschen Bahn AG, das neue Trassenpreissystem der Infrastruktursparte der DB vor. Stolz zeigte man sich auf Seiten der DB, dass mit dem Point-to-Point Segment nun ein eigener Tarif für Wettbewerber im Fernverkehr eingeführt werden konnte. Am Mittag machte dann die Nachricht der Pleite von Locomore, der einzige in diesem Segment verbliebende Herausforderer der DB, die Runde. Ein guter Aufhänger für die anschließende Podiumsdiskussion.
Prof. Dr. Georg Götz bedankte sich bei den Teilnehmern der Podiumsdiskussion.
D. Fockenbrock, Chefkorrespondent beim Handelsblatt, moderierte die Diskussion zum Thema „Halbierung der Schienenmaut – Benötigt der deutsche Eisenbahnsektor eine neue Finanzierungsstruktur?“. Mit ihm diskutierten, neben Markus Ksoll und Frank Jost, Matthias Stoffregen vom Interessenverband mofair e.V. sowie Frank Zerban von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV (BAG-SPNV e. V.). Es herrschte Einstimmigkeit darüber, dass die Verkehrsunternehmen durch eine Senkung der Netzentgelte, welche durch eine Bezuschussung des Infrastrukturbetreibers ermöglicht werden soll, profitieren könnten. Kritisch wurde jedoch gesehen, dass eine etwaige Absenkung zum jetzigen Zeitpunkt nur für den Güterverkehr diskutiert wird. Markus Ksoll bezifferte den zusätzlichen Finanzbedarf bei einer Senkung der Netzentgelte des Güterverkehrs um 50% auf 380 Mio. Euro, sprach sich jedoch für einen dynamischen Subventionierungsmechanismus aus. An diese Argumentation knüpfte auch Frank Zerban an, der davon ausgeht, dass eine Senkung der Netzentgelte zu mehr Verkehr auf der Schiene und entsprechenden Mehreinnahmen für den Infrastrukturbetreiber führen wird. Sollte eine entsprechende Absenkung der Netzengelte auch auf den Personenverkehr Anwendung finden, rechnet Zerban mit einer Kürzung bzw. Umschichtung der Regionalisierungsmittel in Höhe von 1,6 Mrd. Euro. Matthias Stoffregen geht davon aus, dass diese Kürzungen zu gleichen Teilen durch die dann kostengünstigere Infrastrukturnutzung ausgeglichen werden. Er sprach sich aber dafür aus, die Zuschüsse nur um 80 % der zu erwartenden Kostensenkung zu reduzieren, um den in den letzten Jahren gestiegenen Bedarf an Nahverkehren decken zu können. Frank Jost merkte an, dass eine Senkung der Netzentgelte ökonomisch sinnvoll sei, solange die Kosten des unmittelbaren Zugbetriebs (Grenzkosten) ohne Zuschüsse gedeckt werden.
Der große internationale Zuspruch sowie die vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen, dass das Thema der Finanzierung der Europäischen Eisenbahnen sehr aktuell ist. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern rückt die Diskussion der Struktur der Eisenbahnen und deren Finanzierung in den Vordergrund. Die starke finanzielle Abhängigkeit lässt die Privatisierungsbemühungen der letzten 10 Jahre in den Hintergrund rücken. Vielmehr beschäftigt sich die Wissenschaft sowie die Politik nun mit Überlegungen zu einer effizienten und nachhaltigen Organisation und Finanzierungsausgestaltung, die sich zum Ziel setzt den Verkehrsanteil der Schiene zu erhöhen.
Der Dank der Veranstalter gilt allen Teilnehmern und Helfern, die die Durchführung des Workshops ermöglicht haben. Besonders hervorzuheben ist die finanzielle Unterstützung des Workshops durch die Deutsche Bahn AG, die mit der Professur VWL I durch eine langjährige Forschungskooperation verbunden ist.
Vom 03. bis zum 07. April 2017 nahmen die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter der Professur VWL I, Samuel de Hass, M.Sc. , und Jan Schäfer, M.A. , einen Lehraufenthalt an der Uniwersytet Łódzki in Polen wahr. Łódź ist die drittgrößte Stadt Polens und hat insbesondere in der Industrialisierung eine wichtige Rolle in der polnischen Geschichte gespielt. An der Universität studieren etwa 40.000 Studierende, darunter ca. 1.000 Studierende im Rahmen von internationalen Austauschprogrammen wie den EU finanzierten ERASMUS-Programmen.
Der Lehraufenthalt erfolgte auf Einladung von Prof. Monika Marcinkowska vom Institut für Finanzen an der Fakultät für Ökonomie und Soziologie . Im Rahmen von unterschiedlichen Ökonometrieveranstaltungen hielten die beiden Wissenschaftler aus Gießen mehrere Vorlesungen zum Thema "Web scraping as a powerful tool in microeconometrics". Im Allgemeinen bezeichnet Screen Scraping alle Verfahren, die das Auslesen von Inhalten eines Computerbildschirms ermöglichen. Im Bereich des Auslesens von Webseiten wird spezieller von Web Scraping gesprochen. Die Idee dahinter ist, große Datenmengen zusammenzutragen. Statt der händischen Suche übernimmt dabei ein automatisiertes Programm die Arbeit. So können alle möglichen Daten, die im Internet zu finden sind, in kürzester Zeit zusammengetragen werden. Zum Schreiben des notwendigen Programms kann nahezu jede Programmiersprache genutzt werden. Auch das Anwendungsfeld ist sehr weit. Im ökonomischen Kontext kann das Interesse dabei von Daten über wirtschaftliche Entwicklungen über Preisentwicklungen auf unterschiedlichen Märkten bis hin zu Marktstandorten des Einzelhandels reichen.
Im Zuge eigener aktueller Forschungsarbeiten zu Öffnungszeiten von Supermarktketten in Deutschland und dem deutschen Fernbusmarkt konnten die beiden Wissenschaftler das Thema nicht nur theoretisch darstellen, sondern auch praktisch anhand dieser Beispiele vorführen. Neben anregenden Diskussionen mit Studierenden und Lehrenden über diese Forschungsarbeiten im Rahmen von Vorlesungen und Sprechstunden, konnten auch neue Kontakte zu polnischen Forschern geknüpft werden, die ebenfalls mit Web Scraping arbeiten. Daraus können sich neue Kooperationen und gemeinsame Forschungsarbeiten in der Zukunft entwickeln.
Finanziert wurde der Lehraufenthalt von de Haas und Schäfer über ein Stipendium im Rahmen des ERASMUS Staff Mobility Program.
Der internationale Experte für verhaltensökonomische Industrieökonomie Prof. Dr. Paul Heidhues besuchte am 20. und 21. März 2017 die JLU Gießen. Im Rahmen des Doktorandenkurses Advanced Topics in Industrial Organization der Professur VWL 1 (Professur für Industrieökonomie, Wettbewerbspolitik und Regulierung) referierte Prof. Heidhues zur theoretischen Modellierung von Abweichungen rationalen Verhaltens von Nachfragern und anderen Marktakteuren und dem Einfluss dieser Abweichungen auf die strategischen Entscheidungen von Unternehmen.
Als Teil des MAGKS Doktorandenkurses von Prof. Dr. Georg Götz präsentierte Prof. Heidhues am 20. und 21. März 2017 auf Schloss Rauischholzhausen aktuelle Entwicklungen im Bereich der Industrieökonomie mit verhaltensökonomischem Schwerpunkt. Das MAGKS Programm stellt eine interuniversitäre Verbindung der Universitäten Marburg, Aachen, Gießen, Göttingen, Kassel und Siegen dar, das eine gemeinsame Doktorandenausbildung im Fach Volkswirtschaftslehre anbietet. Zusätzlich zählten Doktoranden des ZEW Mannheim und der agrarökonomischen Fakultät der Universität Gießen zu den Teilnehmern.
Dr. Johannes Paha (Justus-Liebig-Universität Gießen) richtete am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld eine Tagung zur kartellrechtlichen Compliance aus. Renommierte ForscherInnen aus Deutschland, Großbritannien und den USA zeigten auf, wie kartellrechtskonformes Verhalten gefördert werden kann.
Es handelt sich keineswegs um ein neues Phänomen: Preis- und Mengenabsprachen zwischen Unternehmen, Gebiets- und Kundenaufteilungen gab es bereits in der Antike und schon damals schädigten sie die Kunden der beteiligten Unternehmen. Heute betreffen solche Absprachen Güter wie bspw. Computermonitore, Dachziegel und Bananen. Sie schädigen sowohl private Haushalte als auch Unternehmen, die Abnehmer dieser Produkte sind. Jedoch lohnen sich solche Absprachen für die Missetäter immer seltener. Bußgelder in dreistelliger Millionenhöhe sind keine Ausnahme mehr und Schadensersatzklagen gewinnen an Bedeutung. Diese Verfahren binden oft über Jahre die Aufmerksamkeit der beteiligten Manager. Nicht zuletzt fürchten die beteiligten Unternehmen Reputationsverluste, die ihre Absatzposition schwächen und sie sowohl für neue Mitarbeiter als auch für Kapitalgeber unattraktiver machen können. Der Begriff „Compliance“ steht daher für Maßnahmen, mit denen sich Unternehmen selbst korrektes Verhalten verordnen.
Die wissenschaftliche Diskussion dieser Maßnahmen stand im Mittelpunkt einer Tagung, zu der Dr. Johannes Paha (Justus-Liebig-Universität Gießen) renommierte Compliance-Forscher aus dem In- und Ausland an das Zentrum für interdisziplinäre Forschung nach Bielefeld eingeladen hatte. Aus der Warte der Volks- und der Betriebswirtschaftslehre mahnte Prof. Dr. Kai Hüschelrath, dass es nicht darum gehe, so viele Compliance-Maßnahmen wie möglich umzusetzen und zeigte auf, wie ein gesundes Maß aussehen könne. Dr. Peter Kotzian ergänzte, dass überraschenderweise gerade Mitarbeiter in den Bereichen Sales und Marketing ein vergleichsweise ethisches Verhalten an den Tag legen, während bei Mitarbeitern mit einer Ausbildung im Bereich Informationstechnologie das Gegenteil der Fall sei. Rechtskonformes Verhalten, so betonte Daniel Herold, müsse auch durch die Wahl geeigneter Entlohnungsformen gefördert werden könne. Den Mitarbeitern müssten Ziele gesetzt werden, die sie nur durch eigene Anstrengung aber nicht durch rechtswidriges Verhalten erreichen können. Prof. Dr. Ulrich Schwalbe zeigte zudem Möglichkeiten auf, wie Unternehmen Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter mittels statistisch-ökonometrischer Verfahren schnellstmöglich entdecken können.
Eingeleitet durch Vorträge von Dr. Florence Thépot und Dr. Per Rummel debattierten die Tagungsteilnehmer auch intensiv über die Frage, ob Unternehmen die Möglichkeit eines teilweisen Erlasses der Geldbuße in Aussicht gestellt werden solle, wenn diese in Compliance-Maßnahmen investieren. In einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre wurde diese Frage kontrovers diskutiert und festgehalten, dass ein Ergebnis nicht nur durch theoretische Überlegungen erzielt werden könne sondern auch weiterer empirischer Forschung bedürfe. Eindeutig und überzeugend fiel das Urteil von Prof. Dr. Andreas Ransiek aus, dass eine Einordnung von Kartellrechtsvertößen als Straftaten (aktuell: Ordnungswidrigkeiten) nicht geboten sei, zumal dies an der Höhe der Sanktionen nichts ändere. Prof. Dr. Florian Wagner-von Papp fügte an, dass eine stärkere Fokussierung der Sanktionen auf die Mitarbeiter – zusätzlich zur Sanktionierung auf Unternehmensebene – weitere Abschreckungseffekte bewirke.
Mit großem Interesse folgten die Zuhörer den Ausführungen von Agnieszka Paruzel zu den psychologischen Merkmalen kartellrechtswidrig handelnder Mitarbeiter. Zum Beispiel könne eine hohe Leistungsbereitschaft den Rechtsbruch sowohl fördern als auch verhindern, während hingegen ein starkes Machtstreben klar zum Gesetzesübertritt motiviere. Prof. Dr. Bernd Marcus zeigte in diesem Zusammenhang Möglichkeiten auf, wie Risikomitarbeiter bereits im Einstellungsverfahren erkannt werden können. Den Abschluss der Tagung bildete Prof. Dr. Anja Jakobi, die darstellte, dass Kartellrechtsverstöße trotz ihrer Schwere oftmals noch nicht die Aufmerksamkeit erfahren, die z.B. der Geldwäsche zuteil wird. Sie illustrierte somit anschaulich, dass sowohl in Wissenschaft als auch Praxis eine weitere Beschäftigung mit dem Thema der kartellrechtlichen Compliance dringend geboten ist. Solche Forschungslücken wurden gezielt auch von Prof. Dr. D. Daniel Sokol benannt., der als Compliance-Forscher an der University of Florida tätig ist.
Das Programm der Veranstaltung finden Sie hier .
English summary:
Price fixing, market sharing, and customer allocation agreements are as prevalent as ever. However, a rising level of fines and re-payments for damages reduces their profitability for the firms, who increasingly engage in compliance measures aimed at preventing competition law violations. A workshop at the Center for Interdisciplinary Research in Bielefeld organized by Dr. Johannes Paha (Justus-Liebig-University Giessen) brought together compliance researchers from different fields: Economists presented payment schemes that prevent misconduct, while psychologists showed which character traits help to ensure compliant conduct. Legal scholars argued that sanctions imposed on the misbehaving employees may be more effective than a criminalization of the firms. The researchers identified a need for further research on the question whether firms should be incentivized to invest in compliance measures by promising them reductions of the fines imposed on anticompetitive conduct.
Bei Absprachen über Listenpreise stimmen sich Unternehmen kartellrechtswidrig über koordinierte Erhöhungen der Listenpreise ab. Allerdings sprechen sich die Unternehmen nicht zwangsläufig auch über die Höhe der maximal zulässigen Rabatte ab. In diesem Kontext bleibt zunächst unklar, unter welchen konkreten Umständen Absprachen über Listenpreise ohne eine Koordinierung der Rabatte letztlich überhaupt zu überhöhten Transaktionspreisen führen. Schließlich ist jedes der an der Kartellabsprache beteiligten Unternehmen bestrebt, über individualisierte und von den anderen Unternehmen nur schwer beobachtbare Rabatte möglichst viele Abnehmer zu attrahieren. Insofern kann die Erhöhung der Listenpreise in manchen Fällen durch eine Steigerung der Rabatte „aufgefressen“ werden.
Basierend auf der Fallevidenz und der ökonomischen Forschung zeigen die beiden Wissenschaftler nun, dass die rabattierten Preise aufgrund der Absprachen in vielen Fällen dennoch ansteigen können. So schließen unter bestimmten Umständen die Kunden der Kartellunternehmen aus hohen Listenpreisen, dass die Güter auch zu hohen Kosten produziert werden, wodurch bei den Kunden eine höhere Bereitschaft geschaffen wird, diese überhöhten Preise zu akzeptieren. Zudem kann durch eine Marktsegmentierung (in Kunden, die den Listenpreis zahlen, und solche, die Rabatte aushandeln) die Stabilität der Absprachen erhöht werden. Basierend auf einer Auswertung der Ergebnisse verschiedener Laborexperimente zum untersuchten Thema, stellen die Wissenschaftler aber auch dar, dass – anders als häufig angenommen – höhere Listenpreise nicht notwendigerweise einen Referenzpunkt für die Preisverhandlungen darstellen und damit zwangsläufig zu höheren Preisen führen. Zur Bestimmung der Preiseffekte einer Absprache über Listenpreise ist daher eine umfassende ökonomische Analyse nötig, die die in der Arbeit von Boshoff und Paha genannten Effekte aufgreift.
Neben dieser inhaltlichen Arbeit durfte Dr. Paha auch eigene Arbeiten vorstellen und diskutieren. Zudem fragten ihn südafrikanische Doktoranden hinsichtlich ihrer Dissertationsprojekte um Rat. Dankbar für das so ausgesprochene Vertrauen erklärte er sich hierzu gerne bereit. Grundsätzlich begeistert von den der Vielzahl positiver Erfahrungen äußerte er aber auch: „Die soziale Spreizung in Südafrika ist erwartungsgemäß sichtbar höher, als wir es bislang aus Deutschland und Europa kennen. Erst im direkten Vergleich wird deutlich, wie sehr sich viele von uns an diese guten Zustände in Europa gewöhnt haben. Dieser kleine Blick von außen illustriert, wie wichtig es ist, dass wir uns um die Beibehaltung dieser Standards bemühen, dass wir aber auch etwaige Missstände beseitigen. Die Kooperation mit Willem Boshoff hat wieder gezeigt, wie wichtig gerade auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und das gegenseitige Kennenlernen sind. Das gilt für Forscher und Studierende gleichermaßen.“ Weitere Möglichkeiten zur Kooperation zeichnen sich bereits für die Zukunft ab. Dr. Paha verließ das Land mit der Aussicht auf eine mögliche Assoziierung an der Universität Stellenbosch und ersten Plänen für die Ausrichtung einer gemeinsamen Tagung mit Prof. Boshoff.
Die Masterthesis von Denise Scheld „A risk governance approach to managing antitrust risks in the banking industry“ wurde kürzlich zur Publikation im European Competition Journal angenommen, nachdem sie bereits im Herbst 2015 zur Präsentation auf einer Fachtagung akzeptiert worden war.
Die Master-Thesis „A risk governance approach to managing antitrust risks in the banking industry“ wurde von Denise Scheld als Teil des an der Professur VWL I von Dr. Johannes Paha geleiteten Forschungsprojekts zu Kartellrechts-Compliance in Kooperation mit der in Frankfurt ansässigen Unternehmensberatung Protiviti verfasst. Die Arbeit stellt dar, wie Unternehmen kartellrechtliche Risiken mit Methoden des Risikomanagements bestmöglich reduzieren können. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf kartellrechtlichen Risiken in der Bankbranche. Die Arbeit zeigt den Handlungsbedarf im Bankensektor auf und erarbeitet einen Ansatz, wie das kartellrechtliche Risiko und die damit zusammenhängende Risikobereitschaft (risk appetite) für Banken bestimmt werden können. In einem weiteren Schritt werden geeignete Governance-Strukturen und darin zu implementierende Handlungsmöglichkeiten dargestellt, um eine bankeninterne Bekämpfung von Kartellrechtsverstößen zu forcieren.
Bereits im Herbst 2015 war die Masterthesis zur Präsentation auf der " 3rd Annual Conference on Risk Governance " der Universität Siegen akzeptiert worden. Nun wurde eine variierte Version der Thesis, die Denise Scheld zusammen mit den Ko-Autoren Johannes Paha (JLU) und Nicolas Fandrey (Protiviti) erstellt hatte, zur Publikation im European Competition Journal angenommen. Hierzu musste der Entwurf zunächst das externe Peer-Review-Verfahren der Fachzeitschrift durchlaufen, wodurch die Güte der Arbeit nochmals durch externe Gutachter bestätigt wurde. Das European Competition Journal veröffentlicht wissenschaftliche Fachbeiträge zu kartellrechtlichen Themen. Die Arbeitspapierversion des Beitrags kann hier heruntergeladen werden.
Bei der Kooperation zwischen der Professur VWL I und Protiviti handelt es sich in mindestens dreifacher Hinsicht um einen Gewinn für die Beteiligten. Protiviti konnte so seine kartellrechtliche Expertise weiter ausbauen. Die Professur VWL I profitiert von der Praxiserfahrung der Beratung, die sich nun auch in anderen Forschungsarbeiten niederschlagen kann. Zudem ist Denise Scheld seit November 2015 Mitarbeiterin von Protiviti und konnte folglich unmittelbar aus dem Hörsaal in die Praxis starten.
Johannes Paha äußerte sich sehr glücklich über diese Entwicklung: "Ich hatte bereits zu Beginn der Kooperation und auch während der Betreuung der Arbeit ein gutes Gefühl. Dass die Arbeit sich so gut entwickeln würde, konnten wir jedoch nicht ahnen. Ich freue mich über diesen Erfolg umso mehr, da er mit der Auszeichnung einer weiteren Arbeit zusammenfällt." Erst kürzlich war die Masterthesis von Ann-Kathrin-Lehnhausen zu Wettbewerbsbedenken in der Pharmabranche vom Springer-Verlag ausgewählt worden , um als Buch im Springer BestMasters Programm publiziert zu werden.
Der Springer-Verlag prämierte die Masterarbeit von Ann-Kathrin Lehnhausen im Rahmen seines BestMasters-Programms. Die Thesis "Studies on Competition and Antitrust Issues in the Pharmaceutical Industry" entstand an der Professur VWL I unter der Betreuung von Dr. Johannes Paha. Frau Lehnhausen wird mit einer Publikation ihrer Arbeit belohnt.
Mit BestMasters zeichnet Springer die besten Masterarbeiten im deutschsprachigen Raum aus, die aktuelle Themen behandeln und mit der Höchstnote bewertet wurden. In dieser Form ausgezeichnete Arbeiten werden vom Springer-Verlag publiziert. Die Reihe wendet sich an Praktiker und Wissenschaftler gleichermaßen.
In ihrer Masterthesis befasst sich Frau Lehnhausen mit wettbewerbsbeschränkenden Strategien von Unternehmen in der Pharmabranche. Hierzu gehören Beschränkungen des Weiterverkaufspreises ebenso wie Preisdiskriminierungsstrategien. Eine besondere Rolle spielen auch sog. Pay-for-Delay Vereinbarungen bei denen die Hersteller eines Präparats Vereinbarungen mit Wettbewerbern schließen, Nachahmerpräparate nicht in den Markt einzuführen. Insbesondere stellt Frau Lehnhausen die anti-kompetitiven Effekte solcher Maßnahmen dar, zeigt aber auch mögliche Effizienzeffekte zu deren Rechtfertigung auf.
Dr. Johannes Paha, der Betreuer der Arbeit, äußerte sich zum Erfolg seiner Studentin wie folgt: "Wir sind sehr froh über Frau Lehnhausens Entschluss, ihre Thesis an der Professur VWL I zu verfassen. Die englischsprachige Arbeit ist außergewöhnlich lehrreich und wendet sich an Praktiker und Wissenschaftler gleichermaßen. So präsentiert Frau Lehnhausen nicht nur Eckdaten zur Pharmabranche. Vielmehr stellt sie den aktuellen Stand der Wissenschaft zu diesem viel diskutierten Thema informativ dar. Es war eine Freude, Frau Lehnhausen bei der Bearbeitung betreuen zu dürfen."

Die Kronzeugenregelung ist ein kartellbehördliches Werkzeug zur Aufdeckung von Kartellen, das in der Wettbewerbspolitik verstärkt seit den 1990er Jahren eingesetzt wird. Eine kritische Analyse dieses Instruments wurde jüngst von renommierten Autoren im von Caron Beaton-Wells (Melbourne Law School) und Christopher Tran (Victorian Bar) editierten Sammelband “Anti-Cartel Enforcement in a Contemporary Age – Leniency Religion“ vorgenommen.
Prof. Frédéric Jenny (ESSEC Business School) beurteilt den Band mit folgenden Worten:
" (...) undoubtedly the most comprehensive scholarly work on leniency policies produced so far (...)“
“ This book should be required reading for all legal scholars, economists and competition authorities seeking to acquire deeper insight into the issues related to leniency policy. ”
Eine Rezension von Dr. Paha dieses Werks findet sich auf der Website des Antitrust & Competition Policy Blog.
Bei der offenen Tagung des Vereins für Socialpolitik (VfS) von 6.-9. September 2015 in Münster stellte Daniel Herold, M.Sc., seine Forschung zum Thema Vergütungsschemata und Kartellrechts-Compliance vor. Compliance Programme im Allgemeinen dienen in Unternehmen dem Zweck, rechtswidriges Verhalten zu verhindern. In dem präsentierten Arbeitspapier analysiert Herr Herold wie Anreizverträge auf das Kartellierungsverhalten von Unternehmensvertretern wirken können. Es mag intuitiv sein, dass zu hohe Gewinnziele eindeutig rechtsbrüchiges Verhalten fördern können. Spannend ist hingegen, dass auch zu niedrige Gewinnziele Manager dazu verleiten können, an einer illegalen Absprache teilzunehmen. Ein Compliance System wird hinter seiner maximal möglichen Effektivität zurückbleiben, wenn es die Arbeitsverträge und Vergütungsschemata der Manager nicht adäquat einbezieht.
Allerdings zeigt das Modell, dass auch solche Unternehmen einen Anreiz haben, in Compliance Programme zu investieren, wenn sie explizit rechtswidriges Verhalten ihrer Mitarbeiter provozieren wollen. Dieser Effekt resultiert letztlich aus der Kronzeugenregelung, denn intern zu Tage geförderte Beweise – gewonnen z.B. durch Compliance Programme – können dazu verwendet werden, die Bußgelder zu reduzieren. Dies sollte bei der aktuellen Debatte speziell zum Thema der Bußgeldreduktion für die bloße Existenz von Compliance Programmen im Unternehmen berücksichtigt werden.
Mit diesem Vortrag ergab sich die Möglichkeit, die Universität Gießen auf der größten deutschen Konferenz für Volkswirtschaftslehre zu vertreten, bei der junge Wissenschaftler die Möglichkeit erhalten, neben renommierten Größen Ihres Fachs die eigene Forschung zu präsentieren und wertvolle Kommentare zu erhalten.
Bei der 32. Konferenz der European Association of Law and Economics (EALE) von 17.-19.09.2015 in Wien stellten Dr. Johannes Paha und Daniel Herold ihre aktuelle Forschung vor.
Dr. Johannes Paha stellte die Ergebnisse einer Gemeinschaftsarbeit mit Samuel de Haas zu den wettbewerblichen Wirkungen von Minderheitsbeteiligungen vor. Dabei handelt es sich um ein wettbewerbspolitisch aktuelles Thema. Während z.B. das deutsche Bundeskartellamt den Erwerb von Minderheitsbeteiligungen zwischen Unternehmen, die sich im gleichen Markt als Wettbewerber gegenüber stehen, kartellrechtlich überprüft, wird ein solcher Anteilserwerb auf europäischer Ebene bislang nicht überprüft. Jedoch bestehen aktuell Bestrebungen, einen solchen Erwerb auch auf EU-Ebene der Fusionskontrolle zu unterwerfen. Zumindest im Hinblick auf die Gefahr einer durch Minderheitsbeteiligungen erleichterten Kartellbildung können Paha und de Haas zeigen, dass eine Untersuchung im Rahmen der Fusionskontrolle nicht zwingend nötig ist. Schließlich ist eine solche Überprüfung mit Kosten sowohl für das Unternehmen als auch die Wettbewerbsbehörde verbunden. Gerade wenn die Wettbewerbsbehörde eine aktive Suche nach Kartellen betreibt, ist eine erhöhte Kartellierungsgefahr durch den Erwerb von Minderheitsbeteiligungen nur in wenigen Fällen zu erwarten.
Daniel Herold präsentierte seine Forschung zum Thema Signalwirkung von kartellrechtlichen Compliance Programmen. Bei der vorgestellten Arbeit handelt es sich um die spieltheoretische Analyse eines Sender-Empfänger Signaling Modells. Investitionen in Compliance Maßnahmen werden in diesem Modell als Signale verstanden. Der Sender des Signals ist ein informierter Unternehmensvertreter auf einer hohen Unternehmensebene, der über die rechtlichen Konsequenzen einer Kartellrechtsverletzung informiert ist. Ein Mitarbeiter auf einer niedrigeren Ebene der Unternehmenshierarchie muss ohne dieses Wissen entscheiden, ob ein Engagement an einem Kartell für das Unternehmen profitabel ist und stellt den Empfänger dar. Weiterhin hat der Sender die Möglichkeit, persönliches Engagement in Compliance zu zeigen, was allein beim Sender Kosten verursacht. Damit liefert das Papier einen ersten modelltheoretischen Ansatz für das Konzept des tone-at-the-top , das eine persönliche Verantwortung (bspw. durch eine Vorbildfunktion) für rechtstreues Verhalten des Unternehmens bei hochrangigen Unternehmensvertretern sieht. Das Modell liefert die Erkenntnis, dass die reinen Investitionen in Compliance Programme dazu beitragen können, rechtstreues Verhalten sicherzustellen. Investments können dabei günstiger für das Unternehmen sein, wenn der Manager durch höhere Bonuszahlungen für den Aufwand seines Engagements kompensiert werden kann. Bezieht man persönliche Haftung des Senders oder des Empfängers in die Betrachtung mit ein, so folgt, dass die Bestrafung des Senders lediglich den Koordinationsprozess im Unternehmen stört. Wird die illegale Handlung des Empfängers direkt geahndet, so erschwert dies die Koordination auf kollusives Verhalten. Es stellt sich also heraus, dass sowohl seitens der Behörden als auch seitens der Unternehmen sorgfältig darauf geachtet werden sollte, eher die ausführenden Personen für rechtsbrüchiges Verhalten zur Rechenschaft zu ziehen.
Auf Einladung von Herrn Prof. Dr. Willem Boshoff präsentierte Herr Dr. Paha aktuelle Forschungsergebnisse zur wettbewerblichen Wirkung von Minderheitsbeteiligungen auf einer Tagung des Forschungsprogramms "Economic Research Southern Africa".
Am 07. und 08. September 2015 fand in Kapstadt der "4th International Workshop on the Economics of Competition & Industrial Organization" statt, der mit Prof. Joseph Harrington (University of Pennsylvania Wharton School) und weiteren bekannten Forschern aus dem Gebiet der Wettbewerbsökonomie hochkarätig besetzt war. Auf Einladung von Prof. Dr. Willem Boshoff präsentierte Dr. Johannes Paha, der an der Justus-Liebig-Universität Wettbewerbspolitik lehrt, die jüngsten Ergebnisse aus einem Gemeinschaftsprojekt mit Samuel de Haas. Die beiden Gießener Forscher können in ihrer Arbeit zeigen, dass der Erwerb von Minderheitsbeteiligungen üblicherweise nicht die Gefahr einer weitergehenden Kartellbildung aufwirft. Dies gilt zumindest dann, wenn Kartellabsprachen von den zuständigen Wettbewerbsbehörden eingehend verfolgt werden.
Die Tagung wurde im Rahmen des Forschungsprogramms "Economic Research Southern Africa" ausgerichtet, das sich u.a. zum Ziel gesetzt hat, die ökonomische Forschung in Südafrika durch die Förderung des Austauschs mit internationalen Forschern zu unterstützen. So nahmen neben den internationalen Referenten auch südafrikanische und nigerianische Forscher sowie Mitarbeiter und der Chefökonom der südafrikanischen Wettbewerbsbehörde an der Tagung teil. Neben den Vorträgen der Ergebnisse aktueller Forschung präsentierten südafrikanische Doktoranden die Konzepte der geplanten Doktorarbeiten, um hierzu eine Rückmeldung durch die internationalen Forscher zu erhalten. Das Konzept der Veranstaltung war gelungen und führte zum beabsichtigten Gedankenaustausch. Schließlich konnten so auch die Forscher aus aller Welt Informationen zur spezifischen Wettbewerbssituation Südafrikas erhalten.
Von Juli bis August 2015 war Herr Dr. Paha als Gastdozent an der University of Wisconsin-Milwaukee tätig. Dort unterrichtete er einen Kurs in angewandter Mikroökonomie und baute Kontakte zu den dortigen Wissenschaftlern auf.
Die wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereiche der University of Wisconsin-Milwaukee (UWM) und der Justus-Liebig-Universität Gießen unterhalten bereits seit mehreren Jahrzehnten ein äußerst erfolgreiches Austauschprogramm. So konnten in dieser Zeit rund ein Dutzend Studierende pro Jahrgang parallel zu ihrem deutschen Studium einen amerikanischen Masterabschluss in BWL oder VWL an der UWM erwerben.
Teil dieses Austauschprogramms ist auch der Austausch von Lehrenden beider Fachbereiche. So bieten z.B. amerikanische Dozenten am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der JLU regelmäßig Sommerkurse an, die auf das Kursprogramm in den USA angerechnet werden können. Gleichermaßen unterrichtet ein deutscher Dozent über einen Zeitraum von 4 Wochen einen Kurs an der UWM. Dabei handelt es sich nicht nur um eine gute Gelegenheit, sich mit den amerikanischen Forschern auszutauschen. Auch in der Lehre ergeben sich interessante Kontakte. Schließlich werden die amerikanischen Sommerkurse von Studierenden mit einem sehr vielfältigen Hintergrund besucht. So lernen wiederkehrende "Adult Students", die bereits in Unternehmen arbeiten, Seite an Seite mit Nebenfachstudierenden, die Erfahrungen aus einem völlig anderen fachlichen Kontext einbringen. Wegen der überschaubaren Gruppengröße ist auch der Austausch zwischen Studierenden und Dozenten sehr intensiv. Schließlich verbringen diese an drei Abenden pro Woche jeweils 4 Stunden miteinander.
Im Jahr 2015 vertrat Herr Dr. Paha die Justus-Liebig-Universität in den USA. Sein Fazit: "Es war klasse. Ich habe gerne mit den amerikanischen Studenten zusammengearbeitet. Es war schön zu sehen, mit welchem Eifer viele Kursteilnehmer bei der Sache waren. Gleichzeitig zeichnet sich aber auch ab, dass das deutsche Schulsystem dem amerikanischen immer noch um Längen voraus ist. Diesen Vorsprung sollten wir uns bewahren."
Die von Denise Scheld verfasste und von Dr. Johannes Paha betreute Masterthesis „A risk governance approach to managing antitrust risks in the banking industry“ wurde als Konferenzbeitrag bei der 3rd Annual Conference on Risk Governance von der Universität Siegen angenommen. Die Arbeit ist Ergebnis eines Kooperationsprojekts der Professur VWL I und des Beratungsunternehmens Protiviti.
Die Master-Thesis „A risk governance approach to managing antitrust risks in the banking industry“ entsteht als Teil des an der Professur VWL I von Dr. Johannes Paha geleiteten Forschungsprojekts zu Kartellrechts-Compliance in Kooperation mit der in Frankfurt ansässigen Unternehmensberatung Protiviti . Die Arbeit zeigt auf, wie Unternehmen kartellrechtliche Risiken mit Methoden des Risikomanagements bestmöglich reduzieren können. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf kartellrechtlichen Risiken in der Bankbranche. Die Arbeit zeigt den Handlungsbedarf im Bankensektor auf und erarbeitet einen Ansatz, wie das kartellrechtliche Risiko und die damit zusammenhängende Risikobereitschaft (risk appetite) für Banken bestimmt werden können. In einem weiteren Schritt werden geeignete Governance-Strukturen und darin zu implementierende Handlungsmöglichkeiten dargestellt, um eine bankeninterne Bekämpfung von Kartellrechtsverstößen zu forcieren.
Die Konferenz findet am 14. und 15. Oktober 2015 statt und soll als Plattform für Risk-Governance Entscheider und Forscher dienen. Dadurch möchte die Forschungsgruppe aus Siegen den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis ermöglichen. Weitere Informationen zur Konferenz finden Sie hier .
Das Handelsblatt berichtet in seiner Ausgabe vom 01.06.2015 ausführlich über die Entwicklungen im Taxigewerbe und die Herausforderungen, die sich für diese Branche durch neue Dienst wie Uber ergeben. Zu diesem Tagesthema wurde Prof. Götz interviewt und nach seiner Einschätzung der Situation befragt. Für Studierende steht die Titelgeschichte inklusive Interview in StudIP zur Verfügung.
Ausführlichere Informationen zu diesem Thema finden sich in einem Beitrag, den Prof. Götz gemeinsam mit Tim Brühn unter dem Titel Die Markteintritte von Uber und Airbnb: Wettbewerbsgefährdung oder Effizienzsteigerung? im ifo Schnelldienst 67 (21), 03-06, 2014 veröffentlicht hat. Weitere, an die Scientific Community gerichtete Arbeiten, die sich allgemein mit den Bereichen Internetökonomie und/oder zweiseitigen Märkten beschäftigen, sind The Value of User-Specific Information for Two-Sided Matchmakers. Tim Brühn, Georg Götz und Annette Meinusch, MAGKS Discussion Paper No. 48-2014, August 2014 sowie ein neues Arbeitspapier von Tim Brühn und Georg Götz mit dem Titel Exclusionary Practices in Two-sided Markets: The Effect of Radius Clauses on Competition between Shopping Centers.
Die Mitarbeiter der Professur VWL I Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha, Daniel Herold, M.Sc., und Marieke Funck, B.Sc sind mit einem Artikel zur kartellrechtlichen Compliance im Handelsblatt Journal Compliance vertreten.
Der Artikel mit dem Titel "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt - Angelpunkte der kartellrechtlichen Compliance" thematisiert ökonomische Defizite der herrschenden Compliance-Praxis in vielen Unternehmen. Darüber hinaus durchleuchtet der Artikel die Möglichkeiten der e-Discovery, der statistischen Auswertung elektronischer Texte (z.B. e-Mails) im Unternehmen, als Maßnahme zur Früherkennung von Kartellrechtsverstößen. Die Erkenntnisse des Artikels basieren damit einerseits auf der empirischen ( http://www.bvdcm.de/publikationen/compliance-2015-perspektiven-einer-entwicklung ) und theoretischen Forschung der Professur im Bereich Kartellrechts-Compliance, sowie andererseits auf der engen Zusammenarbeit mit Recommind, einem Anbieter von Dienstleistungen zu e-Discovery.
Im aktuellen Sammelband des Bundesverbands der Compliance Manager (BCM) unter dem Titel "COMPLIANCE 2015 - PERSPEKTIVEN EINER ENTWICKLUNG" veröffentlichen Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha und Daniel Herold Auszüge ihrer Forschung zur kartellrechtlichen Compliance.
Die folgende Inhaltsbeschreibung sowie Informationen über Bezugsmöglichkeiten finden sich auf den Internetseiten des BCM unter http://www.bvdcm.de/publikationen/compliance-2015-perspektiven-einer-entwicklung :
In dem Sammelband berichten ausgewählte Experten aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen sowie aus Forschung und Lehre über die aktuellen Themenstellungen, unter denen Compliance Ende des Jahres 2014 sowie im Jahr 2015 gesehen wird. Praktische Erfahrungen und Empfehlungen aus der wissenschaftlichen Arbeit werden gleichermaßen verständlich und informativ dargelegt. Erfolgreiche Ideen, Gedankenanstöße und Lösungsmodelle werden vorgestellt und ermöglichen es dem Leser, diese auf die Situation in seiner eigenen unternehmerischen oder operativen Bedarfslage als Compliance Manager umzusetzen.
Unter Projektleitung seitens des Berufsverbands der Compliance Manager (BCM) konzentriert sich die Zusammenstellung unter anderem auf
- Compliance in Firmenverflechtungen,
- Compliance-orientierte Governance und Compliance-Kultur,
- prozessorientierte IT-Umsetzung von Compliance-Anforderungen,
- kartellrechtliche Compliance,
- Messbarkeit von Compliance,
- aktueller Status in der Compliance-Standardisierung.
Dieses Kompendium aus 20 Fachbeiträgen anerkannter Kompetenzträger hat im Rahmen der Aufgabenstellung des BCM zum Ziel, effizient Wissen zu vermitteln und einen praktischen Mehrwert für das Compliance Management zu schaffen. Es vervollständigt den von der Berufsfeldstudie Compliance Manager 2013 und der Fremdbildstudie 2014 aufgespannten Horizont und setzt zur Professionalisierung des Berufsbildes aktuelle und nützliche Impulse.
Das Interesse an den im Juli 2014 veröffentlichten Ergebnissen der an der Professur VWL I (Prof. Dr. Götz) durchgeführten Studie zur Kartellrechts-Compliance hält weiter an. Nachdem die Ergebnisse bereits auf Fachkonferenzen diskutiert, im Bundeskartellamt und im Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt wurden, erschien nun ein weiteres Interview mit Herrn Dr. Paha. In dem Magazin " Compliance Manager " erläutert Herr Dr. Paha warum Compliance und Riskiomanagement in Unternehmen stärker verzahnt werden müssen. Außerdem zeigt er auf, wie Kartellrechtsschulungen von Compliance Officers ergänzt und dahingehend verbessert werden können, dass Angestellte mehr für die Thematik sensibilisiert werden.
Das komplette Interview finden Sie hier (Compliance Manager 1/15, S. 104-105).
Die durchgeführte Studie "Wie Compliance-Maßnahmen Kartellrechtsverstöße verhindern und zum Unternehmenserfolg beitragen können." können Sie hier finden.
Mit Prof. Doraszelski von der Wharton University of Pennsylvania folgte einer der auf dem Gebiet der dynamischen Industrieökonomie weltweit führenden Experten der Einladung an die Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Untersuchung des Einflusses von Unternehmensentscheidungen wie etwa der Investition in Produktionskapazitäten oder in Forschung und Entwicklung auf die langfristige Entwicklung von Sektoren stand im Mittelpunkt der von der Professur VWL 1 (Professur für Industrieökonomie, Wettbewerbspolitik und Regulierung) ausgerichteten Veranstaltungen.
Prof. Doraszelski hat eine Vielzahl von Aufsätzen in den angesehensten volkswirtschaftlichen Fachzeitschriften wie der American Economic Review, der Review of Economic Studies und in Econometrica veröffentlicht. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Wharton University of Pennsylvania ist er zudem als Associate Editor für das führende „Field-Journal“, das RAND Journal of Economics tätig.
Im Rahmen der Doktorandenausbildung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften bot Prof. Doraszelski dann am 15. und 16. Januar weiterführende Vorlesungen auf Schloss Rauischholzhausen an. Dieser Workshop war Teil des interuniversitären MAGKS-Programms, in dessen Rahmen die Universitäten Marburg, Aachen, Gießen, Göttingen, Kassel und Siegen (MAGKS) eine gemeinsame Doktorandenausbildung im Fach Volkswirtschaftslehre anbieten. Ziel des MAGKS-Programms ist es, die Qualität der Promotionsarbeiten weiter anzuheben und deren Einbindung in die internationale Forschung zu fördern. Zusätzlich zu den Teilnehmern der MAGKS-Universitäten nahmen an der Veranstaltung Jungforscher aus Mannheim, Ulm und Wien teil. Zu erwähnen ist auch das Gießener Graduiertenzentrum Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (GGS), welches einige der heimischen Teilnehmer unterstützte, indem es die Kosten des Workshops übernahm.
Ziel des aktuellen Kurses war es, Methoden der dynamischen Industrieökonomie nicht nur kennenzulernen, sondern auch konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Methodisch bewegten sich die Ansätze hierbei im Bereich der Differenzialspiele, die Teil der dynamischen Spieltheorie sind. Da diese spezielle Gruppe von Spielen selten analytisch gelöst werden können, müssen die Lösungen zumeist numerisch approximiert werden. Neben Vorlesungselementen hatten die Teilnehmer des Workshops so auch die Möglichkeit in Kleingruppen unter Verwendung entsprechender Programme (z.B. Matlab) Lösungen zu erarbeiten und diese mit Prof. Doraszelski zu diskutieren. Fortgeschrittenen Promovierenden wurde zudem die Möglichkeit gegeben, im Gespräch mit Prof. Doraszelski den Stand der eigenen Forschung vorzustellen.
Dr. Christian Gissel wurde vom Vorsitzenden der Medizinischen Gesellschaft Gießen, Prof. Dr. Klaus T. Preissner, im Rahmen der Feulgen Lecture am 17.12.2014 mit dem Innovationspreis für Lehre 2014 ausgezeichnet. Der mit 2000 Euro dotierte Preis würdigt Dr. Gissels Engagement für hervorragende Lehre. Im Zentrum der gewürdigten Leistung stand das interdisziplinäre Seminar Pharmakoökonomie, das die Professur VWL I gemeinsam mit den Fachbereichen Medizin und Rechtswissenschaft anbietet.
Dr. Gissel dankte Prof. Preissner für die Verleihung des Preises sowie Prof. Götz (VWL I), Prof. Dreyer (Pharmakologie), Dr. Repp (Studiendekanat FB Medizin) und Prof. Lange (Rheumatologie) dafür, dass sie den Aufbau des interdisziplinären Lehreformats mit viel Engagement ermöglicht haben.
Seit Wintersemester 2014/2015 wurde das Seminarformat inhaltlich deutlich ausgebaut und auf ein breites Spektrum der Gesundheitsökonomie erweitert. Die von der Professur VWL I betreuten Seminararbeitsthemen analysierten in diesem Semester neben pharmakoökonomischen Fragestellungen auch ökonomische Anreizsysteme zur Niederlassung auf dem Land als Allgemeinmediziner, Themen der Versorgungsforschung, Gründe und Lösungsansätze für unterschiedliche MRSA-Quoten in Deutschland und den Niederlanden sowie Aspekte des Pflegemarkts.
Die Mitarbeiter der Professur VWL I Dr. Johannes Paha, Dipl. Vw. Tim Brühn und Daniel Herold, M.Sc. präsentierten die Ergebnisse ihrer Forschung auf der 41. Konferenz der European Association for Research in Industrial Economics (EARIE). Die jährliche Konferenz fand vom 29.08. bis 31.08.2014 in Mailand statt.
Die EARIE ist die größte, europäische Konferenz im Bereich der Industrieökonomie. Im Rahmen der Konferenz wurden die Arbeiten der Autoren vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus wurden neue Kontakte zu international erfolgreichen Wissenschaftlern geknüpft, bereits vorhandene Kooperationen gepflegt und neue Ideen für die eigene Forschung generiert. Um die Reise zu finanzieren, wurden Herr Dr. Paha und Herr Herold durch das Konferenzreiseprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) gefördert.
Herr Dr. Paha stellte die Ergebnisse seiner Forschung zum Thema "Cooperation and Compliance with Risk and Uncertainty about Law Enforcement" vor. Nicht nur einem wissenschaftlichen Fachpublikum sondern auch Mitarbeitern von Wettbewerbsbehörden erläuterte er u.a., dass Wettbewerbsbehörden Unternehmen mitunter motivieren können, kartellrechtliche Compliance-Programme einzuführen, wenn dass allgemeine Niveau der Bußgelder abgesenkt wird, die gegenüber Kartellsündern verhängt werden. Das niedrigere Bußgeldniveau kann bewirken, dass Mitarbeiter, die über kartellrechtliche Sachverhalte nur schlecht informiert sind, von Vergehen wegen der gesunkenen Sanktionen weniger abgeschreckt werden. Dies schadet den Unternehmen insbesondere, wenn die Bußgelder und sonstigen Sanktionen auch nach der Absenkung noch deutlich höher sind als der Zugewinn aus dem rechtswidrigen Handelns. Die aufgrund der gesunkenen Bußgelder gestiegene Gefährdungslage erhöht den Anreiz für Rechts- und Compliance-Abteilungen, diese Mitarbeiter über kartellrechtliche Sachverhalte aufzuklären und so rechtskonformes Verhalten zu fördern.
Darüber hinaus leitete Herr Dr. Paha die Session "Collusion: Theory". Dies bot die Gelegenheit, renommierten Autoren eine Rückmeldung zu deren Arbeit zu geben, um so die Sichtbarkeit und Vernetzung der Universität Gießen und der Professur VWL I weiter zu steigern.
Tim Brühn referierte über den Wert konsumentenspezifischer Information für Intermediäre. In der heutigen Zeit übernehmen zunehmend webbasierte Plattformen die Vermittlung zwischen zweien oder mehreren ihrer Kundengruppen. Uber vermittelt Fahrgäste zu Fahrern, Google und Facebook vermitteln Werbetreibende zu potentiellen Konsumenten, HRS schlägt Reisenden Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels vor. Akteure beider Gruppen haben unterschiedliche Charakteristika und Präferenzen, die für die Plattform von höchstem Interesse sind, weil sie die Qualität der Vermittlung, die Zahlungsbereitschaften der Kunden und den Gewinn determinieren. Vermittlungsdienste generieren daher nutzerspezifische Informationen mit einer gewinnmaximierenden Präzision. Herr Brühns Artikel „ The Value of User-Specific Information for Two-Sided Matchmakers “ gibt eine theoretische Fundierung dieses Problems und analysiert darauf aufbauend Anreize, in die Generierung nutzerspezifischer Informationen zu investieren. Mit seiner Forschung befindet sich Herr Brühn im hochaktuellen, aber bisher noch wenig erforschten Schnittstellenbereich zwischen der Theorie zweiseitiger Märkte und dem Matching heterogener Akteure.
Herr Herold präsentierte seine Arbeit "A Principal-Agent Model of Competition Law Compliance". Eines der zentralen Ergebnisses des Papiers ist, dass Compliance-Bemühungen eine Auswirkung auf die Anreizverträge im Unternehmen haben können: Durch die Aufdeckungswahrscheinlichkeit eines Kartells wird der Arbeitsanreiz der Mitarbeiter gedämpft, wenn diese vorher in illegale Absprachen involviert waren. Durch diesen negativen Effekt auf den Gewinn des Unternehmens entsteht ein nicht-monotoner Zusammenhang zwischen den Schwellenwerten für Bonuszahlungen der Mitarbeiter und den Anreizen zur Kartellierung. Gegenstand der Untersuchung ist ein Arbeitsvertrag, der ein fixes Gehalt vorsieht, sowie einen variablen Bonus, der über die Differenz des realisierten Unternehmensgewinns zu einem bestimmten, vorher festgelegten Schwellenwert bestimmt wird. Im Kartell kann ein höherer Gewinn realisiert werden; somit können ambitionierte Gewinnziele die Mitarbeiter bestärken, sich an illegalen Absprachen zu beteiligen. Ein zu niedriger Schwellenwert kann diesen Kartellierungsanreiz im Vergleich zu einem hohen Gewinnziel aber sogar noch verstärken. Einerseits kann sich der Mitarbeiter im Kartell einen höheren Bonus sichern. Andererseits kann der niedrigere Gewinn, der durch den beschriebenen adversen Effekt des illegalen Verhaltens auf den Arbeitseinsatz ensteht, immer noch mit einem variablen Bonus belohnt werden.
13.11.2014
Im Auftrag der Agentur der europäischen Energieregulierungsbehörden –
ACER
– wurde an der Professur VWL-I in Kooperation mit
E-Bridge
die Studie „
Barriers to cross-border entry into retail energy markets
“ erstellt. Die von Samuel de Haas und Prof. Georg Götz betreute Studie beschäftigt sich mit Markteintrittsbarrieren (im speziellen für Cross-Border Markteintritte) in europäische Energiemärkte. Die Ergebnisse der Studie basieren dabei auf detaillierten Interviews mit 30 namhaften europäischen Energieversorgern und sind in den
Market Monitoring Report 2014
eingeflossen.
10.10.2014
Seit Frühjahr 2013 führen Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha und Daniel Herold, M.Sc., ein Projekt zur Erforschung der Ausgestaltung und Wirkung kartellrechtlicher Compliance-Maßnahmen durch. Im Rahmen einer Umfrage unter Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz konnte so gezeigt werden, dass aus ökonomischer Sicht bedeutsamen Risikofaktoren für die Kartellbildung in der Compliance-Praxis bislang noch eine eher überschaubare Bedeutung zukommt.
Die Ergebnisse dieser Forschung stellte Herr Dr. Paha am 01.10. auf Einladung von Prof. Dr. Sally Simpson am Department of Criminology der University of Maryland vor. Im Rahmen dieses Vortrags konnten die Erkenntnisse der Gießener Forscher mit den dortigen Wissenschaftlern diskutiert werden, wodurch sich wiederum Impulse für die zukünftige Forschung in Gießen ergaben. Seit seiner Gründung im Jahr 1969 ist das Department of Criminology and Criminal Justice der University of Maryland deutlich gewachsen und ist bestrebt, eine Vorreiterrolle in der kriminologischen Forschung einzunehmen.
Im Zuge seiner Beschäftigung mit Kartellrechts-Compliance argumentiert Herr Dr. Paha auf Basis einer modelltheoretischen Arbeit, dass Wettbewerbsbehörden mitunter Anreize zur Investition in Compliance-Programme schaffen können, indem sie das allgemeine Niveau der Bußgelder absenken, die Kartellunternehmen auferlegt werden. Dies steht im Kontrast zu einem oft gehörten Argument: Ein niedrigeres Bußgeld schrecke weniger vor Kartellvergehen ab. Diese niedrigere Abschreckungswirkung mindere auch den Anreiz, in kartellverhindernde Maßnahmen zu investieren. Dr. Paha zeigt hingegen, dass dieser Anreiz bei sinkenden Bußgeldern gerade steigen kann, wenn andernfalls nämlich die Zahl der Kartellvergehen steigt.
Diese Überlegungen stellte er auf Einladung von Prof. Dr. Roger Blair am Department of Economics der University of Florida vor. Die Diskussion zu diesem Thema ging dabei schnell über den eigentlichen Fokus der Arbeit hinaus, um die weiteren Implikationen von Herrn Dr. Pahas Ergebnissen für die praktische Wettbewerbspolitik zu beleuchten. Die Teilnehmer des Forschungsseminars zeigten ein lebhaftes Interesse am behandelten Themenfeld sowie an den Ergebnissen der Gießener Forschung.
Zudem verbrachte Johannes Paha eine Woche am Levin College of Law der University of Florida, um eine Forschungskooperation mit Prof. Dr. Daniel Sokol anzustoßen. Dieser Aufenthalt wurde dankenswerterweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch die Gewährung von Drittmitteln zum Aufbau internationaler Kooperationen unterstützt. Im Rahmen der in Gainesville (Florida) geführten Gespräche wurde vereinbart, die weiteren Ausbaustufen der Gießener Umfrage zur Kartellrechts-Compliance in Kooperation mit der University of Florida durchzuführen. Die Forscher sind überzeugt, durch ihre Arbeit nicht nur einen wissenschaftlichen sondern auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Schließlich werden Konsumenten tagtäglich geschädigt, da sie für eine Vielzahl von Produkten (in der Vergangenheit z.B. Matratzen, Kerzen, Süßwaren, Bier, Zement, Computermonitore etc.) aufgrund rechtswidriger Absprachen zwischen Unternehmen zu hohe Preise zahlen.
30.09.2014
Der ökonomischen Analyse des Rechts kommt eine immer weiter steigende Bedeutung zu. Daher wurde bereits im Jahr 1984 die European Association of Law and Economics ins Leben gerufen. Deren Jahrestagung ist zu einem bedeutenden Forum geworden, um Forschungsergebnisse und -ideen auszutauschen. Auf der diesjährigen Jahrestagung in Aix-en-Provence stellte Dr. Johannes Paha die Ergebnisse eines aktuellen Modells vor einem international renommierten Publikum vor. In seinem Modell zeigt er die Fehlentscheidungen auf, die sich ergeben, wenn Unternehmensmanager unzureichend über das Kartellrecht informiert sind. Einerseits werden z.B. trotz hoher Bußgelder Kartelle eingegangen. Andererseits unterbleiben manche positiv zu beurteilenden Kooperationen (z.B. gemeinsame Forschung und Entwicklung) aus Sorge, die Wettbewerbsbehörden könnten diese untersagen. Diese Fehler können z.B. durch Compliance-Trainings verhindert werden. Es zeigt sich, dass der Anreiz der unternehmensinternen Rechtsabteilungen, solche Trainings anzubieten, mitunter gesteigert werden kann, wenn die Wettbewerbsbehörden das Niveau der Bußgelder absenken. Bei einem niedrigeren Bußgeldniveau treten Fehlentscheidungen nämlich verstärkt auf, sodass die Unternehmen eher in entsprechende Präventionsmaßnahmen investieren. Informationen zur Konferenz finden Sie hier:
[
http://www.eale.org/index/index/about
]
Im Anschluss an diese Konferenz stellte Herr Dr. Paha die Ergebnisse der Gießener Umfrage zur Kartellrechts-Compliance auch am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung vor. Die Einladung zu diesem Vortrag erfolgte durch
Herrn Prof. Dr. Hüschelrath
und
Herrn Sven Heim
, die seit Jahren mit den Gießener Forschern der Professur VWL I in gutem Kontakt stehen. Die Diskussion mit den Mitgliedern der Forschungsgruppe von Herrn Prof. Hüschelrath warf neue Ideen auf, die in Zukunft in das Gießener Forschungsprojekt einfließen werden. Der Gedankenaustausch der Forscher zeigte erneut auf, wie wichtig Kooperationen für die Wissenschaft sind.
Im Artikel "Tücken des Wettbewerbs - Wie Manager nicht in die Kartellfalle laufen " berichtet Handelsblatt Online am 17.09.2014 ausführlich über das von Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha und Daniel Herold durchgeführte Forschungsprojekt Kartellrechts-Compliance: Wie Compliance-Maßnahmen Kartellrechtsverstöße verhindern und zum Unternehmenserfolg beitragen können . Der Autor des Artikels, Lukas Bay, hat Dr. Johannes Paha zu diesem Zweck interviewt.
Die zugrundeliegende Studie können Sie hier herunterladen, weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie hier .
Studie der Universität Gießen zeigt, dass Unternehmen ihre Maßnahmen zur Kartellrechts-Compliance noch wirkungsvoller gestalten könnten.
Illegale Preisabsprachen schädigen die Abnehmer und setzen die beteiligten Unternehmen dem Risiko hoher Bußgelder und Schadensersatzzahlungen aus. Die an der JLU tätigen Volkswirte Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha und Daniel Herold, M.Sc. zeigen in einer aktuellen Studie, dass die Unternehmen die Ursachen solcher Kartelle vor allem in der Rechtsunkenntnis ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen. Zu der Studie wurden 90 große Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowohl zur Ausgestaltung als auch zur Wirksamkeit der von ihnen durchgeführten Compliance-Maßnahmen befragt.
Nahezu wöchentlich berichten die Medien über die Entdeckung illegaler Preisabsprachen zu Lasten der Abnehmerinnen und Abnehmer. Bußgelder in Höhe von beispielsweise 338 Millionen Euro für Wurst, 380 Millionen Euro für Zement und 160 Millionen Euro für Kaffee können auch für die kartellrechtswidrig handelnden Unternehmen eine enorme Belastung darstellen und bis zur Zahlungsunfähigkeit führen. Hinzu kommen Klagen auf Schadensersatz in einer ähnlichen Größenordnung wie die Höhe der Bußgelder. Auch die Verfahrenskosten können leicht mehrere Millionen Euro betragen. Schwer zu beziffern aber nicht minder bedeutend sind die Kosten, die sich aus der Störung des Betriebsablaufs und dem Umstand ergeben, dass während des Rechtsstreits auch die Unternehmensleitung nur eingeschränkt ihren Leitungsaufgaben nachkommen kann, weil sie mit dem Verfahren befasst ist.
Aufgrund dieser Kosten investieren vor allem große Unternehmen und ehemalige Kartellsünder verstärkt in sogenannte kartellrechtliche Compliance-Maßnahmen, die Preisabsprachen verhindern sollen. Diese Maßnahmen stehen im Fokus der Gießener Studie. Als Risikofaktor für Verstöße gegen das Kartellverbot sehen mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen die mangelhafte Kenntnis von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über das Kartellrecht und der bei Verstößen drohenden Konsequenzen (z.B. Bußgelder, Schadensersatzzahlungen) an. Änderungen im ökonomischen Umfeld wie eine einbrechende Nachfrage oder verstärkte Importkonkurrenz werden nur von weniger als 40 Prozent der Befragten zu den Risikofaktoren gezählt. „Diese Einschätzung ist überraschend“, so der Leiter der Studie, Dr. Johannes Paha. „Gerade Änderungen im Wettbewerbsumfeld der Unternehmen und damit verbundene Gewinneinbrüche, konnten in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Kartellabsprachen beobachtet werden.“
Entsprechend ihrer Risikoeinschätzung führen mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen Schulungsmaßnahmen durch und geben Regeln zum korrekten Verhalten im Wettbewerb vor, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Grundlagen des Kartellrechts aufzuklären.
Die Studie der Gießener Forscher zeigt, dass vor allem große Unternehmen und solche mit Kartellerfahrung bereits heute umfangreiche Maßnahmen durchführen, um zukünftige Preisabsprachen zu verhindern. Es zeigt sich jedoch auch, dass gerade bei Maßnahmen zur Risikofrüherkennung – also bei der aktiven Suche nach Risiken im Marktumfeld der Unternehmen – weitere Möglichkeiten bestehen, die aktuellen Compliance-Anstrengungen noch schlagkräftiger zu gestalten.
Die Studie können Sie
hier
herunterladen.
Nach Veröffentlichung der Gießener Studie zur kartellrechtlichen Compliance war Herr Dr. Paha von Herrn Dr. Hesch (Mitarbeiter des Bundeskartellamts) eingeladen worden, die Studienergebnisse am 09. September 2014 in Bonn zu präsentieren und mit Behördenvertretern zu diskutieren. Der Präsentation wohnten rund 30 Mitarbeiter des Bundeskartellamts bei, die interessiert mit den aus Gießen angereisten Ökonomen (Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha und Daniel Herold) diskutierten. So konnten nicht nur die Ergebnisse dieser Forschung in die Praxis vermittelt werden. Aus den Gesprächen ergaben sich auch wieder Ansatzpunkte für die weitere Forschung.
Die im Juli 2014 veröffentlichten Ergebnisse der an der Professur VWL I (Prof. Dr. Götz) durchgeführten Studie zur Kartellrechts-Compliance ziehen weite Kreise. Nachdem die Ergebnisse bereits auf Fachkonferenzen diskutiert und sowohl im Bundeskartellamt als auch im Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt wurden, erschien nun ein Interview mit Herrn Dr. Paha in der Zeitschrift "Compliance - Die Zeitschrift für Compliance-Verantwortliche". Darin erläutert er eines der zentralen Studienergebnisse, dass Risikofaktoren im ökonomischen Umfeld der Unternehmen bislang von Compliance-Verantwortlichen nur in einem überschaubaren Ausmaß beachtet werden.
Das ganze Interview finden Sie im Magazin auf Seite 7.
Darüber hinaus erschien ein Bericht über die Studie in der österreichischen Zeitschrift "Compliance Praxis". Verfasser des Artikels ist Herr Dr. Johannes Barbist, Partner der Kanzlei Binder Grösswang, die über eine besondere Expertise insbesondere im Bereich des Kartellrechts verfügt. Abonnenten können den Beitrag von der Website der Zeitschrift herunterladen.
Tim Brühn und Daniel Herold, wissenschaftliche Mitarbeiter der Professur VWL I, nahmen vom 26.05. bis 31.05.2014 an der Competition and Innovation Summer School in Turunç (Türkei) teil. Die Summer School wurde unter anderem von KU Leuven, DICE, ZEW und der Monopolkommission organisiert und gesponsert.
Das Konzept bestand aus zwei Strängen. Hochkarätige, internationale Wissenschaftler referierten zu Themen der Innovations- und Wettbewerbsökonomik und boten Workshops an. Referenten waren u.a. Ashish Arora, Cindy Lopes-Bento, Dirk Czarnitzki, Justus Haucap, Ali Hortaçsu, Tobias Klein, Andrew Toole, Bruno van Pottelsberghe und Reinhilde Veugelers.
Den zweiten Strang bildete die Präsentation eigener Forschung durch die teilnehmenden Nachwuchswissenschaftler/innen. Die Sessions wurden von den oben genannten Wissenschaftlern geleitet. Tim Brühn präsentierte sein aktuelles Forschungsprojekt "A Model of Identification in Two-Sided Markets", Daniel Herold seine Arbeit "A Principal-Agent Model of Competition Law Compliance".
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier .
Vom 04. bis 07. Juli 2014 fand auf der griechischen Insel Korfu die 9th Annual Competition and Regulation European Summer School and Conference (CRESSE) zu aktuellen Fragen der Wettbewerbspolitik und Regulierung statt. Dr. Johannes Paha und Daniel Herold, M.Sc., präsentierten Im Rahmen der Konferenz die neuesten Ergebnisse ihrer Forschung zur Kartellrechts-Compliance. Die CRESSE-Konferenz ist eine herausragende Veranstaltung in den Bereichen Wettbewerbspolitik und Regulierung. (Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier .) Die Professur VWL I schätzt sich daher glücklich, dass sie mit zwei Vorträgen an dieser selektiven Veranstaltung mitwirken durfte, bei der nur ein Drittel aller eingereichten Beiträge zur Präsentation akzeptiert wurden. In den Plenums-Sitzungen wurden weiterhin die neuesten Forschungsergebnisse zu Kartellen und anderen Wettbewerbsbeschränkungen von hochkarätigen Wissenschaftlern wie Michael Riordan, Luis Cabral, Frederic Jenny, Giancarlo Spagnolo, Patrick Rey, Yossi Spiegel, Martin Peitz und Volker Nocke vorgestellt.
Die von Herrn Paha und Herrn Herold vorgetragenen Arbeiten entstammen einem Forschungsprojekt zur Kartellrechts-Compliance, das sie derzeit gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Götz an der Professur VWL I durchführen. (Weitere Informationen finden Sie hier .) Dieses Projekt beinhaltet neben einer umfangreichen Umfrage zu Compliance-Maßnahmen großer Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch modelltheoretische Analysen. Letztere wurden auf der CRESSE-Konferenz vorgestellt. Dr. Paha referierte zum Thema „Cooperation and Compliance with Risk and Uncertainty about Law Enforcement“, während Herr Herold seine Arbeit "A Principal-Agent Model of Competition Law Compliance" vorstellte.
An der Professur VWL I wird derzeit von Prof. Dr. Georg Götz, Dr. Johannes Paha und Daniel Herold, M.Sc. ein umfangreiches Projekt zur Erforschung der Maßnahmen durchgeführt, die Unternehmen im Rahmen ihrer kartellrechtlichen Compliance Management Systeme implementieren.. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie
hier
. Im Rahmen dieses Projekt wurden nahezu 90 große Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den diesbezüglich umgesetzten Maßnahmen befragt. Flankiert wird diese Umfrage durch weitere modelltheoretische Arbeiten von Herrn Herold und Herrn Dr. Paha.
Nach Beginn der Datenauswertungen Anfang Juni 2014 konnten nun erste Ergebnisse präsentiert und mit Wissenschaftlern weiterer Disziplinen diskutiert werden. So stellte Herr Dr. Paha die Forschungsfragen und Ergebnisse zunächst am 25.06. Mitarbeitern und Studierenden der Abteilung
"Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung
" (Prof. Dr. Knauff) der Justus-Liebig-Universität vor. Im Rahmen dieses Vortrags diskutierten die Teilnehmer z.B. die Bedeutung des Top Managements für den Erfolg kartellrechtlicher Compliance-Programme und deren Wirkungen auf die Reputation der Unternehmen.
Am 27.06. erfolgte eine Präsentation der Ergebnisse vor den Mitgliedern des jungen
ZiF (Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld)
. Dort ist Herr Dr. Paha seit 2011 als Fellow assoziiert. Am ZiF wurden die Ergebnisse u.a. mit Soziologen, Rechtswissenschaftlern, Neurowissenschaftlern und Historikern diskutiert und in den Kontext der jeweiligen Disziplinen eingeordnet. Wegen des großen und lebhaften Interesses der Teilnehmer musste der für Präsentation und Diskurs angesetzte Zeitrahmen deutlich erweitert werden.
Das Forschungsprojekt zur Kartellrechts-Compliance befindet sich derzeit in einer entscheidenden Phase, da erste Ergebnisse sowohl der Umfragestudie als auch der begleitenden, modelltheoretischen Arbeiten vorliegen. Diese werden momentan mit Wissenschaftlern und auch Praktikern diskutiert und weiter verfeinert. Erste Veröffentlichungen dieser Ergebnisse sind im 2. Halbjahr 2014 geplant. Fragen zum Projekt beantwortet Ihnen das Team der Professur VWL I gerne unter der E-Mail Adresse
compliance@wirtschaft.uni-giessen.de
.
Missbrauchen Google, Amazon und HRS ihre Marktstellung?
Seminar zur ökonomischen Analyse vertikaler Beschränkungen insbesondere in der Internetökonomie
Ein Erfahrungsbericht
Im Sommersemester 2014 wurde durch die Professur VWL I (Prof. Dr. Georg Götz) ein Seminar zum Thema „vertikale Beschränkungen in der Internetökonomie“ angeboten. (Betreuung und Konzeption durch Dr. Johannes Paha, Tim Brühn und Daniel Herold).
Zur Präsentation der schriftlichen Arbeiten am 6. und 7. Juni 2014 durften die Teilnehmer des Seminars auch Herrn Dr. Jungermann in Gießen begrüßen. Der Partner aus dem Frankfurter Büro der internationalen Rechtanwaltskanzlei Kaye Scholer zeigte durch seine langjährigen Erfahrungen im Bereich der Kartellrechtspraxis an zahlreichen Fällen die Risiken eines Kartellverstoßes sowie den Ablauf eines Wettbewerbsverfahrens auf. Neben der Problematik der richtigen Abgrenzung des relevanten Marktes ging Herr Dr. Jungermann auch auf die amerikanischen Rechtslage und das Strafrecht ein. Dabei thematisierte er besonders die Haftstrafen bei Kartellverstößen und die Gefahr der Auslieferung.
Im Vordergrund dieses integrierten Bachelor- und Masterseminars standen die ökonomischen Grundlagen und die rechtlichen Grundsätze von vertikalen Beschränkungen. Dieses Thema wird in der Wettbewerbspolitik derzeit intensiv diskutiert und wurde im Jahr 2013 auch in einem Hintergrundpapier des Bundeskartellamtes zu vertikalen Beschränkungen in der Internetökonomie behandelt. Die Seminarvorträge thematisierten vor allem die Besonderheiten, die durch die schnell wachsende Internetökonomie in vielen Bereichen der Wirtschaft auftreten. So ist zwar die wirtschaftliche Bedeutung des E-Commerce noch gering im Vergleich zum stationären Handeln, jedoch weist sie eine hohe Wachstumsrate auf und so sind bereits jetzt rund ein Drittel aller wirtschaftlichen Aktivitäten mit dem Internet verbunden.
Die Seminarteilnehmer befassten sich mit der Frage, ob und in welcher Hinsicht das Internet einen Einfluss auf den Wettbewerb hat. So stellte sich u.a. die Frage, welche Auswirkungen vertikale Beschränkungen (wie z.B. das Verbot des Absatzes im Internethandel) auf Preise, Absatzmengen und Servicequalität des Fachhandels haben. Dies gilt insbesondere vor dem der Hintergrund einer wachsenden Bedeutung des Online-Handels über Plattformen wie z.B. Amazon (sog. zweiseitige Märkte). Diese bieten Händlern eine Plattform für deren Verkäufe, stehen mit diesen Händlern durch ihr Eigengeschäft aber auch im Wettbewerb. Die Internetökonomie zeichnet sich dabei besonders durch eine höhere Innovationsdynamik, Schnelllebigkeit und durch das vermehrte Aufkommen von Skalen- und Verbundeffekten aus. Außerdem ist ein steigender Wettbewerb sowie ein vereinfachter Preisvergleich durch die veränderten Transaktionskosten und die erhöhte Markttransparenz zu erwarten. Die Vermeidung von doppelten Gewinnaufschlägen oder der Schutz von Innovationen können positive Wirkungen auf die Preise und die Produktqualität haben. In diesem Zusammenhang stellt auch die veränderte Reichweite der Online-Händler die Wettbewerbsbehörden bei der Abgrenzung des relevanten Marktes vor neue Herausforderungen.
Im Rahmen des Seminars wurden typische Phänomene des Internethandels (z.B. Bestpreisklauseln und Doppelpreissysteme) im Hinblick auf ihre wettbewerblichen Wirkungen analysiert. Außerdem wurden die rechtlichen Grundlagen des Verbots vertikaler Beschränkungen erklärt und an Fallbeispielen dargestellt. Das Doppelpreissystem, bei dem Online-und Offline-Händlern unterschiedliche Einkaufspreise gewährten werden, stellt eine besondere Ausprägung des Internets dar. Interessant sind hierbei zweiseitige Märkte mit Plattformen wie Amazon und Ebay, welche sich mit der optimalen Preissetzung im Hinblick auf indirekte und direkte Netzwerkeffekte auseinander setzen müssen. Dabei hängt die Entscheidung von Konsumenten über die Wahl einer Plattform maßgeblich von der Entscheidung anderen Marktteilnehmer ab.
Diese ökonomische Analyse hat besondere Relevanz aufgrund der aktuellen Verfahren gegen Google , HRS und Amazon . Im Weiteren wurde auf die genannten Fälle ausführlich eingegangen und aufgezeigt, welche konkreten Vorwürfe zurzeit von der Europäischen Kommission und dem Bundeskartellamt erhoben werden. Diese wurden im Rahmen von ökonomischen Modellen und Konzepten dargestellt und die Auswirkungen auf die Internetökonomie gezeigt. Hierbei spielte besonders die Abschottungswirkungen von Bestpreisklauseln (HRS), Exklusivvereinbarungen (Google) und der Preisparitätsklausel (Amazon) sowohl auf den Down- und Upstream Wettbewerb eine wichtige Rolle.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Entwicklung des Internethandels deutliche Veränderungen für sämtliche Akteure auf dem Markt bewirkt. Für Konsumenten steht nun ein breiteres Feld an Informationen über Preis und Qualität eines Produktes zu verfügen. Außerdem entsteht durch die geringere Bedeutung von Landesgrenzen und Öffnungszeiten offenbar ein intensiverer Wettbewerb. So können Anbieter durch einen breitflächigen Internetzugang eine Vielzahl neuer Kunden erreichen und damit ihren Bekanntheitsgrad auf vor- oder nachgelagerten Unternehmen schnell erweitern. Dies sieht man besonders bei den behandelten Fallbeispielen HRS, Google und Amazon. Zwar bietet das Internet grds. die Möglichkeit eines schnellen Markteintritts, der geeignet ist, wettbewerbsbeschränkendem Verhalten entgegen zu wirken. Durch die hohe Bedeutung bereits bestehender Kundenbeziehungen (Netzwerkeffekte) kann ein solcher Markteintritt neuer Wettbewerber jedoch auch effektiv verhindert werden.
Folglich erhielten die Seminarteilnehmer durch die gegenseitige Diskussion ihrer Arbeiten einen vertieften Einblick in die aktuelle Thematik vertikaler Beschränkungen in der Internetökonomie. Dank des Vortrags und der Diskussionsbeiträge von Herrn Dr. Jungermann konnte so auch ein gutes Verständnis für die wettbewerbspolitische Praxis geschaffen werden.
Marieke Funck (Teilnehmerin des Seminars)
Dr. Sebastian Jungermann während seines Vortrags.
Am 3.6.2014 fand eine Fachkonferenz des Arbeitskreises Regulierung in Netzindustrien der Schmalenbach-Gesellschaft zum Thema „Konsistenter Regulierungsrahmen für die Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen“ in den Räumen der Vattenfall GmbH in Berlin statt. Mehr als einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Regulierungsbehörden, regulierten Unternehmen, Beratungsgesellschaften und Universitäten diskutierten in drei Panels Fragen zum Verhältnis von Regulierung und Investitionen. Prof. Götz war als Mitglied des Arbeitskreises an der Organisation der Veranstaltung beteiligt und moderierte das Panel „Entflechtung in Netzindustrien – Ein Sektorvergleich“. Auf dem Panel waren vertreten: Peter Abegg, Senior Economist Regulatory Affairs, Deutsche Bahn AG, Stefan Hadré, Leiter Controlling BU Distribution, Vattenfall Europe Netzservice GmbH und Dr. Stefan Heng, Senior Economist, Deutsche Bank Research sowie Prof. Dr. Gert Brunekreeft, Jacobs University Bremen.
Liebe Studierende,
hier
finden Sie ein Interview, das der Saarländische Rundfunk (SR 2 KulturRadio) am 6.12.2013 mit Professor Götz zum Thema Kartellbildung geführt hat.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team der Professur VWL 1
Im Rahmen seiner Gastprofessur am Institut für Volkswirtschaftspolitik und Industrieökonomik der Wirtschaftsuniversität Wien (SS 2013, WS 2013/14) hat Professor Götz im Februar 2014 mit dem Joint WU Wien-MAGKS-PhD-Workshop on Topics in Industrial Organization einen gemeinsamen Workshop für Doktorandinnen und Doktoranden aus Wien und Gießen veranstaltet. Die Veranstaltung fand auf dem neuen Campus der WU in Wien statt.
Im Rahmen der FTTH Conference 2014 in Stockholm hat die Professur VWL I gemeinsam mit Huawei und AnalysisMason den Workshop Regulatory and Economic Challenges of High-Speed Fixed Broadband Networks in Europe organisiert. Professor Götz hielt im Rahmen des Workshops einen Vortrag zum Thema Effective Regulation for the deployment of high-speed access networks in Europe. Die Vortragsunterlagen sind hier zu finden.
Am 06.02.2014 wurde vom Vizepräsidenten für Studium und Lehre, Prof. Dr. Adriaan Dorresteijn, die vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zuerkannte Auszeichnung für besonderes Engagement in der Hochschullehre an Herrn Prof. Dr. Georg Götz und Herrn Christian Gissel sowie Herrn Prof. Franz Reimer vom Fachbereich Rechtswissenschaft und Herrn Dr. Holger Repp , Fachbereich Medizin, verliehen.
Die Auszeichnung würdigt die besondere Lehrleistung im Projekt „Interdisziplinäre Pharmakoökonomie-Seminare“ im Zusammenhang mit dem Exzellenzpreis in der Lehre 2013 in der Kategorie „Projekt einer Arbeitsgruppe oder Organisationseinheit“.
Am 01. April 2014 veranstaltete die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ihren 10. Competition Talk. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Compliance & Kartellrecht Status quo - quo vadis?" Dieses Thema schließt an ein aktuelles Forschungsprojekt an, das Prof. Dr. Georg Götz, Daniel Herold und Dr. Johannes Paha derzeit an der Professur VWL I durchführen. Daher referierte Herr Dr. Paha während des 10. Competition Talk die Sicht der Forschung auf das Thema Kartellrechts-Compliance. Weitere Referenten waren Karin Mair (Deloitte) und Dr. Johannes Willheim (Willheim | Müller - Rechtsanwälte). Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf den Seiten der BWB hier .