Inhaltspezifische Aktionen

Herzlich Willkommen beim Panel on Planetary Thinking

„In den Zeiten der Krise zeigt es sich umso deutlicher, dass wir uns von engen Denkmustern verabschieden müssen. Das "Panel on Planetary Thinking" der Justus-Liebig-Universität Gießen überwindet die Disziplinengrenzen und erweitert diese im Sinne einer planetaren Gesamtperspektive. Ich bin froh, dass die beteiligten Forscherinnen und Forscher auf diese Weise das Thema "Nachhaltigkeit" in den Blick nehmen, das wir sehr bewusst in den Hessischen Hochschulpakt 2021-2025 mit aufgenommen haben. Darin ist unter den hochschulpolitischen Zielen explizit aufgeführt, dass ,Nachhaltigkeit angesichts wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse über die Überschreitung planetarer Grenzen eine wichtige Rolle im Handeln einer jeden Hochschule (planetarisches Denken) spielen soll.” (Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst)

 

Aktuelles

 

26.01.23 - Planetary Lecture Dr. Kira Vinke - "Sturmnomaden" 

 

Das Panel on Planetary Thinking, die DFG-Forschungsgruppe MeDiMi (Menschenrechtsdiskurse in der Migrationsgesellschaft) und das Umweltrechtliche Praktikerseminar der Justus-Liebig-Universität Gießen laden im Rahmen der Planetary Lecture Series ein:

Vortrag

Dr. Kira Vinke: „Sturmnomaden“. Der Klimawandel verlangt eine neue Migrationspolitik

Zeit: 26. Januar 2023, 18-20 Uhr

Ort: Hauptgebäude der Universität, 3. Stock, Seminarraum 315

 

Durch den Klimawandel dehnen sich Wüsten aus, werden Küsten überspült und reißen Bergrutsche Dörfer und Stadtviertel weg. Dadurch schränken sich die Lebensräume für Menschen weiter ein, eine massive Klimawanderung ist die Folge. Kira Vinke hat mit ihrer Pionierarbeit zu den Sturmnomaden auf die Notwendigkeit einer Politik hingewiesen, die Klimawandel und Biodiversitätsverlust als Fluchtgründe anerkennt und sich dem Thema der globalen Migration neu stellt.

 

Dr. Kira Vinke ist die Leiterin des Zentrums für Klima und Außenpolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und Ko-Vorsitzende des Beirats der Bundesregierung Zivile Krisenprävention und Friedensförderung. Ihre Forschungsthemen sind die Klimafolgen und gewaltsamen Konflikte sowie die zivile Krisenprävention, vor allem in Südasien, im Sahel und im Pazifikraum. Zuvor war sie als Referentin für den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und als Beraterin für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Asiatische Entwicklungsbank tätig. Zudem engagiert sie sich im Kuratorium von World Vision Deutschland e.V., als Mitglied des Vereins der deutschen Sektion von Aktion gegen den Hunger sowie im Ausschuss Entwicklungsdienst und humanitäre Hilfe von Brot für die Welt.

 

Prof. Dr. Jürgen Bast, Professur für Öffentliches Recht und Europarecht an der JLU und Sprecher der Forschungsgruppe MeDiMi, wird die Diskussion zum Vortrag von Dr. Kira Vinke mit einem Kommentar zum Thema "Klimamigration und die Vermenschenrechtlichung des Flüchtlingsrechts" eröffnen.

 

Das Resort (2022). Ein Film von Mathias Kessler

 

Der Kurzfilm “Das Resort” unseres Fellow Mathias Kessler entstand unter den Eindrücken des ersten Covid-19 Lockdowns. Adaptiert nach einem Drehbuch des Autors Ron Kanecke und übersetzt ins Deutsche durch Chiara Juriatti, erzählt der Film von der Suche des namenlosen Erzählers nach seinem Vater in einer Welt, in der der Mensch durch einen Virus verstummt ist. Vor der Kulissen eines nicht näher bestimmten Bergdorfs entspinnt sich eine Narrative abseits der linearen Zeit, entlang von Erinnerungen an die Kindheit, den Vater und die Welt vor und nach der Katastrophe. Ausladende und eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen einsamer Berghütten, schneeüberzogener Ski-Pisten und verlassener Dörfern zeigen dabei eine geisterhafte Leere, die die Abwesenheit des Menschen in dieser dystopischen Welt betonen. Kesslers preisgekrönter Film lädt ein zu Reflexionen über den unausweichlichen Einfluss des Menschen auf die Natur und den Zustand einer Gesellschaft, in der technischer Fortschritt zum Selbstzweck wird. Seine Thesen sind eindringlich: Die Idee, durch den Rückzug des Menschen zu einer unberührten Natur zurückzukehren, ist naiv. Menschliche Aktivität hat ihre Spuren bereits so allumfassend hinterlassen, dass selbst die verlassendsten Orte von ihnen gezeichnet sind. Und letztlich versperrt unsere gesellschaftlichen Entwicklung hin zu immer mehr technologischem Fortschritt die Sicht darauf, was tatsächlich für menschliches und nicht-menschliches Wohlergehen notwendig wäre. Ein Trailer zum Film ist hier zu finden.

“Das Resort” ist seit Veröffentlichung vielfach für Preise nominiert und mit ihnen ausgezeichnet worden. In der Auswahl/Selection ist der Film etwa beim Seattle Film Festival (30.09.2022), The IndieFEST Film Awards (01.11.2022) und für das Amsterdam Lift-Off Film Festival (01.10.2023). Halfinalist bei den Berlin Shorts Awards (21.10.2022) und Finalist für NewFilmmakers NY (04.01.2023), gewann der Film Preise bei den Phoenix Shorts (28.10.2022) und den Independent Shorts Awards, LA (12.11.2022).

Wir freuen uns berichten zu können, dass eines der ersten Screenings dieses eindrucksvollen Films im Planetary Hub stattfinden konnte! Ein weiteres Screening findet beispielsweise am 10.12. ab 20:00 Uhr im Rahmen einer Finissage des Twenty Magazines mit Filmen von Rosa Aiello, Rachel Ashton und Mathias Kessler im Cittipunkt Berlin statt.

Mehr Informationen zu “Das Resort” und weitere Arbeiten von Mathias Kessler können hier gefunden werden.

Rückblick: Planetary Materials-Workshopreihe vom 18.10. bis 11.11.2022

James Lovelock Memorial Lecture

Die Workshop-Reihe "What Earth is Made of" unserer Gastwissenschaftlerin Claudia J. Ford fand dieses Jahr am 18. Oktober und am 10. - 11. November 2022 statt. Die Veranstaltungsreihe reflektierte James Lovelocks Gaia-Hypothese aus einer indigenen Perspektive, mit dem Ziel, unser Verständnis von planetarischen Materialien und ihren Konstellationen durch Kunst und Wissenschaft zu vertiefen. Dabei verknüpften die Veranstaltungen indigene Vorstellungen von Ökologie mit der Klimakrise und bezogen die Teilnehmer:innen mit allen Sinnen ein – etwa durch praktische Arbeit auf einem ökologische Bauernhof, einem gemeinsamen Filmscreening, in kreativem Schreiben, sowie durch Vorträge und Dialoge und zuletzt eine Ausstellung mit visueller Kunst, die vom Klimawandel und planetaren Materialien inspiriert wurde.

Die Workshopreihe begann am 18. Oktober mit einer Exkursion zum Gladbacherhof der JLU. Im Mittelpunkt stand eine der grundlegendsten Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt - die Lebensmittelproduktion und Ernährung.

Am 10. November hielt Ford zunächst eine anregende Hybridvorlesung über indigenes Wissen und die Gaia-Hypothese. Der Vortrag erinnerte an James Lovelock (1919 - 2022), der in den 1970er Jahren zusammen mit Lynn Margulis (1938 - 2011) die Gaia-Hypothese formulierte. Ford erinnerte daran, dass die Erde ein Lebewesen ist, das sich in einem empfindlichen Zustand des Gleichgewichts und der Harmonie befindet und zu dessen Wohlergehen wir alle verpflichtet sind. Sie würdigte auch den französischen Philosophen und Anthropologen Bruno Latour (1947 - 2022), dessen Ideen in sehr vielen Punkten mit Lovelocks Gaia-Theorie übereinstimmen. Ford wies darauf hin, dass diese geschätzten Denker es versäumt hätten, darauf hinzuweisen, dass ihre Vorstellungen von der Erde als einem globalen, in sich abhängigen System gar nicht so neu seien. Schon Jahrtausende vor Lovelocks Überlegungen haben indigene Denker:innen und Geschichtenerzähler:innen darüber nachgedacht, wie die Erde als lebendiges, selbstbewusstes System zu Rückkopplung und Selbstkorrektur fähig sein könnte, insbesondere bei der Selbstregulierung des Klimas.

Ford betonte, dass angesichts der aktuellen Klimakrise die Geschichten, die wir über die "Natur" erzählen, von globalen zu planetaren Vorstellungen wechseln müssen. Um dies zu erreichen, rief sie dazu auf, das bereits vorhandene indigene Wissen in der westlichen Wissenschaft anzuerkennen und zu nutzen, da es alternative Paradigmen bietet, die wirklich transdisziplinär sind. Die umfangreiche Bibliographie, die sie für ihren Vortrag recherchiert hat, finden Sie hier.

Im Anschluss an den Vortrag wurde der Dokumentarfilm "Inuit Knowledge & Climate Change" (2010) gezeigt, der erste Film in Inuktitut-Sprache unter der Regie von Zacharias Kunuk und Ian Mauro. Der Film nahm die Zuschauer mit auf eine Reise mit den Ältesten und Jägern der Inuit und erforschte dabei die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Erwärmung der Arktis. Der Tag endete mit einem informellen Beisammensein im Planetary Hub, wo das Gremium und die Gäste den Abend mit veganem Fingerfood und angenehmen Gesprächen ausklingen ließen.

Am 11. November führte Ford einen Schreibworkshop durch, um Klimatrauer durch Kunst Ausdruck zu verleihen. Die Teilnehmer:innen bekamen die Gelegenheit, sich in kreativem nicht-fiktionalen Schreiben über ihren Umgang mit dem Gefühl der Klimatrauer zu versuchen. Dabei konnten sie unter Anderem Materialien aus ihrer unmittelbaren Umgebung als Anregung nutzten. Anschließend erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Texte vorzutragen.

Am Abend fand die Workshop-Reihe mit einer feierlichen Eröffnung der Ausstellung "Planetary Origin Stories" ihren Abschluss. Im MAGIE - Makerspace Gießen wurde Collagen gezeigt, die Ford während ihres Aufenthalts am Panel erstellt hatte. Mehr Impulse eröffnete den Empfang mit einem Konzert, danach erläuterte Ford in einem Künstlergespräch ihre Inspiration für die Ausstellung. Diese war eng mit dem Thema der Umweltzerstörung und der Klimakatastrophe verwoben – Entwicklungen, die zumeist als unangenehm empfunden werden. Dagegen zollte die Eleganz und Raffinesse von Fords Werken den Farben, Formen und Gestalten der natürlichen Welt Tribut und ihre Werke erzählten von unserer kollektiven Verantwortung, die Schönheit und die Ressourcen der Erde zu schützen. 

Unser aufrichtiger Dank gilt Claudia für die Konzeption dieses vielseitigen Programms, ebenso wie unseren begeisterten Teilnehmer:innen und Johannes und dem Team des Makerspace Gießen für ihre Unterstützung, die diese Workshop-Reihe gemeinsam zu einem großen Erfolg gemacht haben!

Claudia Fords Artist Talk zur Eröffnung der Vernissage Planetary Origin Stories

10. November 2022 | Von der Ressourcenquelle zum aktiven Partner: Rückblick auf das planetare Kolloquium Perspektiven zu den Rechten der ›Natur‹

 

Um dem anhaltenden Verlust an genetischer Vielfalt auf dem Planeten effektive Maßnahmen entgegenzusetzen, sprechen sich immer mehr Stimmen für eine feste Verankerung von Rechten der ›Natur‹ in westlichen Rechtssystemen aus. Fragen danach ob, wie und warum die unzähligen tierlichen, pflanzlichen, mikrobiellen und andersartigen Bewohner:innen des Planeten die Politik mitgestalten können beschäftigte unser Panel im planetaren Kolloquium.

In seiner Einstiegs-Keynote „Welche Rechte braucht die Natur?“ zeichnete der Soziologe Frank Adloff (Universität Hamburg) zunächst die Entwicklung unterschiedlicher Konzeptionen von Rechten für Tiere, Pflanzen, und Ökosysteme nach. Schnell wurde deutlich, dass westlich geprägte Debatten um Nachhaltigkeit, Umwelt-, oder Tierschutz bislang weit davon entfernt sind, den intrinsischen Wert nichtmenschlicher Lebensformen anzuerkennen.  Adloff schlägt daher einen „methodologischen Animismus“ vor: Ausgehend des Grundprinzips vieler indigener Kulturen, nach dem alle planetaren Bestandteile als belebt und beseelt verstanden werden, könnten Lebewesen wie Würmer, Pilze, oder Flüsse programmatisch als Quasi-Subjekte begriffen werden. Er kombiniert so die indigene Kosmologie mit einem westlichen Rechtsverständnis, sodass sich nichtmenschliche Lebensformen als kollektive Rechtssubjekte zusammenfassen lassen. In Antwort zu Adloff zeigte die Soziologin Doris Schweizer (Goethe Universität Frankfurt) Schwierigkeiten in Verbindung zur Übertragbarkeit menschlicher Rechtskonzeptionen auf nichtmenschliche ›Rechtspersonen‹ auf. Obgleich Sie das politisches Potenzial hinter der Idee anerkennt, können Rechtssysteme ihre anthropozentrische Ausrichtung lediglich relativieren, nicht jedoch gänzlich überkommen. Anschließend warf Ökosystemforscherin Emily Alice Poppenborg (JLU Giessen) weitere Zweifel auf: Menschliche Gesellschaften seien heutzutage so eng in die Funktionsweisen von Ökosystemen verstrickt, dass der Begriff ›Natur‹ in Poppenborgs Forschung gar keinen Gebrauch findet; außerdem untermauere er fehlgeleitete Vorstellungen einer Trennlinie zwischen ›Kultur‹ und ›Natur‹. Dennoch konnte Juristin Franziska Johanna Albrecht (Green Legal Impact, Berlin) zeigen, dass Rechte der ›Natur‹ – so unvollkommen sie auch sein mögen – als effektive Werkzeuge im Sinne der Repräsentanz nichtmenschlicher Interessen eingesetzt werden können.

Erst am 3. Oktober 2022 wurde die spanische Lagune „Mar Menor“ zur ersten natürlichen Rechtsperson in Europa erklärt. Ob dieser Status dem immens bedrohten Ökosystem tatsächlich aus der Krise verhelfen wird bleibt abzuwarten und wird bereits von Expert:innen in Frage gestellt (cf. Soro Mateo und Álvarez 2022). In den Versuchen, das Konzept der ›Natur als Rechtsperson‹ weiter auszureifen um es effektiv in die Praxis umzusetzen, stellen indigene Modelle zweifelslos Vorreiter zur Orientierung dar. Rechte der ›Natur‹ können und sollten in diesen Versuchen jedoch keinesfalls als ein Allheilmittel gegen anthropozentrisch ausgerichtete Politik verstanden, sondern immerzu kritisch hinsichtlich ihrer Motivationen hinterfragt werden. Als stets weiter auszufeilende Werkzeuge können Sie jedoch zur Relativierung anthropozentrischen Denkens beitragen – und so vielleicht dem Artensterben entgegenwirken.

 

Eine Aufnahme des hybriden Kolloquiums wird in Kürze über unseren Youtube Channel verfügbar sein.

Poster: Perspectives on the Rights of Nature

23. November 2022: Vortrag von Claudia J. Ford “Writing Nature: Justice, Identity & Environmentalism in American Multicultural Literature" an der Universität Klagenfurt

 

 

Am 23.11.2022 wurde unsere Gastwissenschaftlerin Claudia J. Ford an die Universität Klagenfurt eingeladen, um dort einen Vortrag zum Thema “Writing Nature: Justice, Identity & Environmentalism in American Multicultural Literature" zu halten. Sie sprach unter anderem über die literarische Darstellung ökologischer Ungerechtigkeit und diskutierte mit den Teilnehmenden über das Potenzial literarischer Texte, die Stimmen ethnischer Minderheiten in Verbindung mit ökologischen Herausforderungen and die Öffentlichkeit zu kommunizeren.

17. November 2022: Frederic Hanusch live zu Gast bei „Scobel – Zukunft gestalten“ (3Sat)

Am Abend des 17. November gab es unseren wissenschaftlichen Geschäftsführer Frederic Hanusch (momentan Fellow am The New Institute) live in einem Fernsehbeitrag zu sehen: 3 Sat hatte ihn als Gast eingeladen, um im Gespräch mit Imke Woelk (Architektin & Künstlerin), Stefan Brunnhuber (Wirtschaftswissenschaftler & Psychiater) und Gert Scobel (Journalist & Philosoph) in der Sendung "scobel - Zukunft gestalten" über zukünftige Lebensformen zu diskutieren. Die Sendung reflektiert die Transformation zukünftiger Lebensformen vor dem Hintergrund aktueller planetarer Herausforderungen. In dieser Folge debattierte die Runde über das Verhältnis von Demokratie und Klimapolitik, über die Wirksamkeit von Ansätzen der "Rechte der Natur" im Zusammenhang mit der Umgestaltung von Städten, sowie über die psychologischen Herausforderungen, die mit der Veränderung von Gewohnheiten und dem Verzicht auf Privilegien verbunden sind. Die gesamte Sendung ist über die 3Sat Mediathek einsehbar.

08. November 2022: "Eigener Koordinator für Raumfahrt": FAZ Artikel von Claus Leggewie zu der Konferenz "Hessen in Space" und den Herausforderungen einer nachhaltigen Raumfahrt 

 

Claus Leggewie berichtet in seinem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 08.11.22 von der Konferenz „Hessen in Space“ der Landesregierung. Im eintägigen Programm kamen verschiedene Expert:innen zusammen, um über die Beteiligungen des Landes Hessen an der heutigen Raumfahrtsforschung zu referieren und die damit einhergehenden Chancen und Herausforderungen zu reflektieren. Zentral war dabei unter Anderem die Absichtserklärung, die Raumfahrt nicht nur dafür einzusetzen den Planeten besser verstehen und schützen zu können, sondern auch die Raumfahrt selbst nachhaltiger zu gestalten. In seinem Kommentar setzt Claus Leggewie die Vorstellung einer Raumfahrt als „astronautisch-ökologischen Komplex“ ins Verhältnis zu aktuellen Diskursen rund um planetare Krisen und plädiert für dessen zunehmende Entkopplung von Wirtschaft und Verteidigungsindustrie.

 

02. November 22: "Der Wald als Mitakteur? Das Fallbeispiel einer planetaren Politik": Beitrag des Panels in der Politischen Vierteljahresschrift

 

Am 02.11.22 erschien ein Artikel von Frederic Hanusch, Liza Bauer, unseren Fellows Claudia Hartl und Clemens Finkelstein, sowie Claus Leggewie in der PVS Ausgabe Das Planetarische Politisch(e) Denken.Der Wald als Mitakteur? Das Fallbeispiel einer planetaren Politik“ beleuchtet wie Wälder als aktive Teilhaber in einer 'planetaren Waldpolitik' verstanden werden können und fragt nach den politikwissenschaftlichen Konsequenzen eines solchen Verständnisses. Der kollaborative Artikel bündelt die Arbeit des Panels und seiner ersten Fellows im Planetary Scholars & Artists in Residence Program, deren Fokus im Sommersemester auf dem planetaren Material 'Holz' lag.

10. und 11. November 2022: "Narratives of Environmental Knowledge in the Anthropocene" & "Sacred Feminine Birthing the New" - Gastbeiträge zu "What Earth Is Made Of"

 

Wir freuen uns Dr. Ayşe Dayı (Founder & Director, Orca Dreams: Platform for Mindful Living) und Dr. Matthias Klestil (Universität Klagenfurt) im Rahmen unserer Planetary Materials Workshop-Serie  „What Earth is Made Of” als Respondenten begrüßen zu dürfen.

Matthias Klestils Kurzbeitrag zum Thema "Narratives of Environmental Knowledge in the Anthropocene” am 10.11. (14:15 Uhr) antwortete auf Claudia J. Fords James Lovelock Memorial Lecture und eröffnete so die Diskussion unter den Teilnehmenden.

Er ist derzeit Postdoc am Institut für Amerikanistik an der Universität Klagenfurt in Österreich. Er promovierte an der Universität Bayreuth, und war Bavarian Fellow an der Library of Congress, Washington, D.C. In seiner Dissertation untersuchte er das Zusammenspiel von Mensch und Natur und betrachtete afroamerikanische Texte aus einer ökokritischen Perspektive. Klestils erstes Buch Environmental Knowledge, Race, and African American Literature erscheint demnächst bei Palgrave Macmillan (2023); zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören wissenschaftliche Artikel über Colson Whitehead und die Kurzgeschichten von Ted Chiang. Klestils derzeitiges Forschungsprojekt konzentriert sich auf Erzähltheorie, das Anthropozän und zeitgenössische nordamerikanische Belletristik und Filme.

Dr. Ayşe Dayıs Beitrag "Sacred Feminine Birthing the New“ antwortete im Zuge der Vernissage zur Ausstellung "Planetary Origin Stories" (11.11., 17:30 Uhr) auf Claudia Fords Artist’s Talk.

Sie ist Psychologin, medizinische Soziologin, Heilerin und Achtsamkeitstrainerin. Nach ihrer Promotion an der Penn State University arbeitete Ayşe Dayı über 15 Jahre lang an Universitäten in den USA, der Türkei, Frankreich, der Schweiz und Deutschland, wo sie über die Rechte der Frauen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit lehrte und forschte. Ihre jüngste Veröffentlichung ist das Buch "The Politics of the Female Body in Contemporary Turkey Reproduction, Maternity, Sexuality", das sie gemeinsam mit Dr. Alkan, Yarar und Topçu herausgegeben hat (2021, IB Tauris). Im Jahr 2020 gründete Ayşe Orca Dreams: Platform for Mindful Living (www.orca-dreams.com), wo sie Einzelpersonen und Organisationen auf der ganzen Welt Bildung und Beratung zu ganzheitlicher Gesundheit und Achtsamkeit anbietet. In dieser Plattform verbindet Ayşe ihr akademisches und aktivistisches Wissen über Gesundheit mit ihrem Wissen und ihrer Praxis der Achtsamkeit, um Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen durch den großen Bewusstseinswandel zu unterstützen, den GAIA und wir selbst erleben. Sie wird einen Frauenheilkreis "Remembering & Honoring my Sacred Feminine" im Februar-März 2023 an der VHS-Mitte, Berlin, leiten.

© Ayşe Dayı, Photographer: Oliver Ohanlon

18. Oktober und 10. - 11. November 2022: Planetary Materials Workshop "What Earth is Made of"

 

 

Am 18. Oktober sowie am 10. und 11. November findet die Workshop-Reihe von Planetary-Material-Fellow Claudia J. Ford statt. Ford fokussiert in ihrer Arbeit unsere Beziehung zu planetaren Materialen. Als Wissenschaftlerin und Künstlerin ist es Ford wichtig, die eigene Beziehung zur Erde für die Teilnehmenden mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Entsprechend bildet den Auftakt der Reihe der Ausflug zum Gladbacherhof am 18. Oktober. Hier wird mit landwirtschaftlicher Arbeit die Beziehung zu unserer Nahrung und ihrer Herstellung in den Mittelpunkt gestellt. Die Veranstaltungen am 10. und 11. November erweitern den Fokus und lenken den Blick auf das Erfahren der eigenen Beziehung zur Natur im Kontext der Gesellschaft und der aktuellen Klimakrise. Welche Rolle können James Lovelock's Gaia Theorie und ein relationales Verständnis unserer Erde in diesem Gefüge spielen? Neben der Erkundung wissenschaftlicher Aspekte in einem Vortrag und einer Filmvorführung, werden die Teilnehmenden auch eingeladen sich in einem Schreibworkshop zu Klimatrauer und einer Vernissage mit Collagen zum Thema "Planetary Materials" kreativ mit der Fragestellung auseinanderzusetzen. Wir laden alle Interessierten herzlich ein, bei einer oder mehreren Veranstaltungen des spannenden Programms dabei zu sein. Hier finden Sie weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und der Anmeldung.

Poster: What Earth is Made of

27. Oktober 2022 - Exkursion zum Museum Sinclair-Haus

Am 27. Oktober besuchte das Panel das von der Stiftung Kunst und Natur geförderte Museum Sinclair-Haus, um die internationale Ausstellung Ewiges Eis zu besuchen. Die Ausstellung zeigte ausgewählte Werke zeitgenössischer Künstler, die die kulturellen, politischen, sozialen und sonstigen Zusammenhänge der globalen Eisschmelze darstellten. Auch die Auswirkungen der Schmelze auf lokale indigene Gemeinschaften und auf das Weltklima als Ganzes wurden thematisiert.

In der Ausstellung erlebten wir eindrucksvolle sensorischen Erfahrungen vermittelt durch visuelle und auditive Mittel, wie etwa Stickerei, Fotografie und Videoinstallationen. Gezeigt wurden u. a. die Stickereiarbeiten der schwedischen Sámi-Künstlerin Britta Marakatt-Labba, die von den Geschichten der lappländischen Rentierzüchter im hohen Norden erzählten. Ebenso wurde eine kurze Videokollaboration mit dem Titel Rise: From One Island to Another zwischen der Dichterin Kathy Jetn̄il-Kijiner von den Marshallinseln und der Autorin Aka Niviâna aus Kalaalit Nunaat (Grönland) ausgestellt.

 

Unser besonderer Dank gilt Madelaine Heck für die anregende Führung durch die Ausstellung!

 

25. Oktober 2022 - DocTalk x MoMa Clemens Finkelstein "Environmental Control: Seismicity as Design Technique in Wilhelmine Germany"

 

DocTalks x MoMA

Clemens Finkelstein and Lydia Xynogala
25 October, 2022 / 4-6 PM CET / 10-12 AM EST

https://doctalks.net | register: Eventbrite

Clemens Finkelstein (Princeton University / Universität Hamburg)
“Environmental Control: Seismicity as Design Technique in Wilhelmine Germany"
(Respondent: Alfredo Thiermann, EPFL)

 

Unser Fellow Clemens Finkelstein hält am 25. Oktober um 16:00 Uhr am MoMa einen Vortrag zum Thema “Environmental Control: Seismicity as Design Technique in Wilhelmine Germany". Der Vortrag befasst sich mit Seismizität als kollaboratives Designprinzip zwischen Geophysikern und Architekten im Aufbau von Erdbebenwarten. 

Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe finden sich unter https://doctalks.net. Zur Anmeldung registrieren Sie sich bitte unter Eventbrite

Earthquake Observatory Göttingen, unknown photographer, c. 1902. Courtesy Deutsche Geophysikalische Gesellschaft / DGG Archive.


 

18. Oktober 2022 - Exkursionsbericht Community Farm Day @ Gladbacherhof

 

Betriebsleiter Johannes Eisert führt die Gruppe durch den neuen Versuchsstall © Bauer

Philip Weckenbrock erläutert den Versuchsaufbau für die Analyse der Produktivität verschiedener Agrofortsysteme © Wiegand

Am 18.10 fand die Kickoff-Veranstaltung für die Workshop-Series “What Earth is made of?” unseres Fellows Claudia Ford statt. Die Veranstaltungsreihe verbindet verschiedene Perspektiven aus angewandten Bereichen, der Wissenschaft und der Kunst in einem Versuch, unser Verhältnis zur Erde und ihren Materialitäten neu zu denken. Im ersten Workshop lag der Fokus auf einer der fundamentalsten Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt - die der Nahrungsproduktion und der Ernährung. Dazu führte uns unsere Exkursion auf den Gladbacherhof, der Ökolandwirtschaft und Forschung verbindet: auf dem produktiv wirtschaftenden Ökolandbaubetrieb wird in Kooperation mit der JLU Forschung betrieben, um Ökolandbau neu zu denken und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln.

Der Tag startete mit einer Tour durch den neu erbauten Milchviehversuchsstall. Mit Hilfe eines Melkroboters und eines vollautomatischen Fütterungs- und Reinigungssystem erforschen die Mitarbeiter:innen des Green Dairy Projekts wie Klimagasemissionen im Ökolandbau reduziert, und das Maß an Selbstbestimmung und Bewegungsfreiheit der Tiere dabei gesteigert werden kann.

Nach einem mit hofeigenen Produkten durch Veganatural zubereiteten Mittagessen wurde sich in wissenschaftlichen Vorträgen mit diversen Themen auseinandergesetzt. Neben Überlegungen zu Entscheidungskriterien für Landwirte im Umgang mit nachhaltigen Technologien wurden auch neue Ansätze in der Agroforstwirtschaft und ein Plädoyer für mehr Fürsorge in der Landwirtschaft im Sinne des 'Biodynamic Farming' diskutiert. Auch fand eine Führung durch die sich vor Ort befindlichen Laborräume statt.

Zuletzt durften die Teilnehmer:innen die im Vortrag vorgestellten Techniken der Agroforstwirtschaft in Anwendung betrachten. Philipp Weckenbrock stellte der Gruppe das Agroforstprojekt des Hofes vor und erklärte im Detail, wie dabei über bestimmte Pflanzungsstrategien versucht wird, mehrere Ebenen der Nahrungsmittelproduktion in einem zusammenhängenden System anzuordnen. In den Versuchaufbauten des Hofes wird dabei konkret die Produktivität von Mischsystemen zwischen Bäumen und klassischen landwirtschaftlichen Kulturen wie z.B. Getreide oder Kartoffeln untersucht. Obwohl sie in der Praxis bisher wenig Anwendung finden, versprechen Agroforstsysteme einige Vorteile, beispielsweise eine stärkere Resilienz und Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Veränderungen, Erosion und eine erhöhte Wasserspeicherkapazität des Bodens.

Die Exkursion erlaubte uns vertiefende Einblicke in eine faszinierende Verbindung von Forschung und landwirtschaftlicher Praxis im Ökolandbau.


 

Claudia Ford plädiert für mehr Fürsorge in der Landwirtschaft © Wiegand.

 


 


 

Den Grünkohl für das Mittagessen erntet die Gruppe direkt auf dem Feld © Wiegand

 

7. - 12. Oktober 2022 - Claus Leggewie bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, dem Maison Heinrich Heine und auf der Konferenz "Rethinking the Interplay of Civic Engagement and Institutional Politics"

 
 
Claus Leggewie hielt am 7. Oktober 2022 bei einer Tagung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum Thema "Der historische Vergleich. Erkenntnisgewinn und Kampfzone" einen Vortrag mit dem Titel "'Das kann man nicht vergleichen!' Vom Nutzen  und Nachteil der Geschichte für die Zeitdiagnose" zur Frage der faschistischen Entwicklung des Putin-Regimes.
Am 10. Oktober diskutierte er an der Maison Heinrich Heine in Paris mit Prof. Malika Rahal, Direktorin des Institut d’histoire du temps présent (IHTP) und Thomas Wieder (Le Monde) die "Chancen eines französisch-algerisch-deutschen Dreiecks."Am 11. und 12. Oktober nahm er an der Konferenz "Rethinking the interplay of civic engagement and institutional politics" einer europäischen Forschergruppe teil und hielt einen Vortrag zu den Klimaräten in Frankreich.


05. September 2022 - Ein herzliches Willkommen an die Winter-Fellows des Planetary Scholars & Artists in Residence Programms!

 

Nach einer kurzen Sommerpause freuen wir uns sehr, die zweite Runde der PLANETARY MATERIALS - Fellows in unserem Hub begrüßen zu können! Matthew Wilson und Claudia Ford werden sich im Wintersemester unterschiedlichen Fragen zu unserem Verhältnis zu planetaren Materialien widmen: Wie steht es zum Beispiel um unser Verhältnis zum Boden, welche Rolle spielen dessen Bestandteile in gegenwärtigen wie zukünftigen landwirtschaftlichen Praktiken? Was lehren uns die Geschichten über Landwirtschaft und welche Herausforderungen stellen Dürre und andere klimatische Veränderungen an die Gegenwart? Wie wirken sich biochemische Prozesse der Nahrungsmittelerzeugung auf die DNA verschiedener Lebensformen aus? Und wie können wir die Ursprünge der sich wandelnden Verständnisse von ökologischen Prozessen und Systemen beschreiben? Wie unterscheiden sich Entstehungsgeschichten über Ökosysteme indigener Kosmologien von westlichen Vorstellungen, und wie könnten sie sich gegenseitig befruchten?

Die Workshops des Fellowship-Jahrgangs werden vom 10.-12. November stattfinden und stehen unter dem gemeinsamen Nenner James Lovelocks 'Gaia Theorie'. Im Zuge verschiedener Aktionen - einem interaktiven Besuch auf dem Gladbachhof, eines Filmscreenings und Writing Workshops, und einer Ausstellung von Collagen zum Thema PLANETARY MATERIALS  - werden unsere Fellows der Frage nachgehen, welche Lehren 'Gaia' in Anbetracht der sich zuspitzenden planetaren Krisen für heutige Gesellschaften bereithält. Genauere Informationen folgen in Kürze.

Hanusch