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Pressespiegel

 

Gießener Allgemeine

Montag, den 16. November 2020

 

Nach dem Tod für die Wissenschaft

 

Trauerfeier zur Bestattung der Körperspender des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der JLU

 

Auch eine musikalische Umrahmung gehört zur Trauerfeier.                                                   FOTO: IGE


Gießen (ige). Angehörige, Freunde, Bekannte und Medizinstudenten haben sich am Freitag in der
Kapelle des Neuen Friedhofs getroffen, um Körperspender des Instituts für Anatomie und
Zellbiologie der Justus-Liebig-Universität (JLU) zu bestatten. Standen in den Jahren zuvor vor
der proppenvollen Kapelle ehrfürchtig all die Medizinstudenten, die in den vergangenen zwei
Semestern den menschlichen Körper durch das Sezieren kennengelernt hatten, so war es diesmal
Corona-bedingt nur in stark eingeschränkter Anzahl möglich. Selbst in der Kapelle blieben während
der Trauerfeier etliche Einzelplätze der Angehörigen unbesetzt.

Pfarrerin Gabriele Dietzel begrüßte die Trauergemeinde. »Was wir auch immer für Vorstellungen
von Gott haben, in seinem Namen sind wir heute hier versammelt.« Sie verlas den Psalm 121.,
in dem es unter anderem heißt: »Der Herr behüte dich vor allem Übel. Er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.«

Pater George Chittilappilly behandelte in seiner Ansprache das Abschiednehmen:
»Wenn ein geliebter Mensch stirbt, spüren wir, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war.«
Die Welt drehe sich weiter. Auch das Leben gehe weiter. Doch wir trügen das Andenken an den
Verstorbenen in uns. »Heute ist der letzte Tag des Abschieds. Heute können die Angehörigen
ihren Verstorbenen Raum in ihrem Herzen geben.«

Für ihre Bereitwilligkeit, noch nach ihrem Tode der Wissenschaft zu dienen, dankte Prof. Andreas
Meinhardt vom Institut für Anatomie und Zellbiologie posthum den Körperspendern.
»Erst dadurch wird unser Wissen dreidimensional, vor allem für unsere Chirurgen.«
Bei den Studenten sei bei dem eindringlichen Beschäftigen mit den Toten eine innere Verbindung
zu ihnen entstanden, die sie bewege. »Auch gegenüber den Angehörigen gilt unsere tiefe
Dankbarkeit.« Meinhardt erinnerte daran, dass normalerweise die Studierenden zu Hunderten
bei der Trauerfeier für Körperspender anwesend sind.

Medizinstudent Béla Stewen sprach im Namen seiner Kommilitonen. Er drückte den
Körperspendern Dankbarkeit und Wertschätzung aus. Ihre Bereitschaft sei ihnen in den letzten
beiden Jahren ihres Studiums sehr hilfreich gewesen. Es führe auch immer wieder vor Augen,
dass »wir nur gemeinsam unseren Weg erfolgreich gestalten können.«

Die Fürbitten hielten Lukas Heide, Daniel Luxi, Johannes Köcher und Miriam Albrecht.
Die musikalische Begleitung durch den Chor der Studierenden war wegen Corona nicht möglich.
Dafür trugen Sophie Haun (Flöte und Klavier), Franziska Kissel (Klavier), Jana Kuegler (Violine),
Marie Kathöfer (Viola), Anne Hebecker (Cello und Blockflöte) sowie Tim Rademacher (Trompete)
mehrere Musikstücke vor.

Nach der Namensnennung der Körperspender marschierte die Trauergemeinde zum Urnenfeld
auf dem Friedhof, wo nach der Einsegnung die Urnen beigesetzt wurden.

 


Gießener Anzeiger

Dienstag, den 17. November 2020

 

Letztes Geleit für Körperspender

Urnenbeisetzung für 27 Verstorbene, die ihren Leichnam dem Institut für Anatomie und Zellbiologie
der JLU zur Verfügung gestellt hatten.

„Geeint im Willen, anderen Menschen zu helfen": Angehörige der Körperspender nehmen in der Kapelle

des Neuen Friedhofs Abschied.                                                                                         Foto: Leyendecker


Von Felix Leyendecker

GIESSEN. Eigentlich sollten die 27 Körperspender des Instituts für Anatomie und ZellbioIogie der
Justus-Liebig-Universität (JLU) bereits im Mai beigesetzt werden.
Corona-bedingt war das jedoch nicht umsetzbar, sodass man den Zeitpunkt neu wählen musste.
Für viele Angehörige war die Bestattung am vergangenen Freitag nun endlich die Möglichkeit,
von den Verstorbenen Abschied zu nehmen und sie zu ihrer letzten Ruhestätte zu begleiten.
Für die Bestattungen samt Gottesdienst an diesem neblig-kühlen Novembertag waren jedoch
Corona-bedingt zwei Termine notwendig. So wurde die Trauerfeier in der Kapelle des Neuen
Friedhofs in Gießen auf einen Termin am Vormittag und einen am Nachmittag aufgeteilt.
30 Leute waren innerhalb der Kapelle zugelassen, weitere Personen im Innenhof.
Neben musikalischen Darbietungen machte Pfarrerin Gabriele Dietzel deutlich, welchen Dienst
die Verstorbenen für die Gesellschaft getätigt hatten:
„Viele Menschen werden heute gemeinsam bestattet, obwohl sie einander nicht kannten.
Was sie einte, das war der Wille, anderen Menschen zu helfen. Im Angesicht des Todes haben
sie an das Leben anderer gedacht.“
Die Universität und die Kirche arbeiten bei der jährlich stattfindenden Trauerfeier eng zusammen
und gedenken der Personen gemeinsam. Für Andreas Meinhardt, Professor des Instituts für
Anatomie und Zellbiologie, ist es von großer Bedeutung, die Verstorbenen zu ehren und ihnen
zu gedenken. „Nach dem Tod sich für die Allgemeinheit zu Verfügung zu stellen, das gebührt
größten Respekt. Unsere Medizinstudenten haben die Gelegenheit genutzt, den die Körperspender
ihnen gegeben haben. Sie sind unersetzlich bei der Ausbildung künftiger Ärzte“, so Meinhardt.
Für ihn als Lehrenden sei es jedes Jahr eine besondere Art von Abschied.
„Sie als Angehörige nehmen ein zweites Mal Abschied von ihren Liebenden“, meint Meinhardt.
Auch er und seine Studenten fühlen sich den Verstorbenen verbunden, wenn auch auf besondere
Weise. „Durch Untersuchungen erfahren wir einen kleinen Teil des Lebens der Verstorbenen.
Wir Lehrenden wie auch Studenten sind den Angehörigen verbunden und ihnen von tiefstem
Herzen dankbar“.

„Unendlich dankbar"

Dankbarkeit zeigten auch die anwesenden Studenten. Stellvertretend für sie sprach Bela Stewen,
ein Medizinstudent des fünften Semesters. Er betonte die Dankbarkeit und die Wertschätzung der
Studenten, dass die Körperspender ihnen die Möglichkeit zur Forschung ermöglicht hatten.
„Jeder Mensch ist unterschiedlich. Die Betrachtung des Verstorbenen erfolgt aus verschiedenen
Perspektiven. Der Respekt über das Thema Leben und Tod ist bei uns allen Studierenden zu
spüren“, so Stewen. Der Tod sei, meint der Student, ein Teil eines jeden Menschen und dieser
Teil sei von unschätzbarem Wert. „Uns wurden die Körper zu Verfügung gestellt, damit wir
Ärzte werden können. Dafür sind wir unendlich dankbar, denn diese Praxis lernt man nun einmal
nicht aus Büchern“, resümiert Stewen. Zum Abschluss zitiert er den französisch-deutschen Arzt
Albert Schweitzer: „Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.“

Der Gottesdienst wurde sowohl von evangelischen wie auch von katholischen Geistlichen
durchgeführt. Pater George Chittilappilly gedachte den Toten im Rahmen seiner Ansprache.
„Das Sterben ist endgültig. Das Innehalten danach scheint für uns notwendig zu sein, um zu
trauern, denn der vertraute Mensch verlässt uns. Alles steht einen Moment still“.
Dass wir Menschen bei Unglücken oder Todesanzeigen kurz innehalten, das gehöre zur
menschlichen Psyche. Nach dem Tod eines Angehörigen werde nichts mehr so sein, wie es mal
war, so Chittilappilly. „Je näher wir einem Menschen stehen, der stirbt, desto stärker fühlen wir
das. Viele Verstorbene mussten wegen Corona lang auf die heutige Beisetzung warten.
Für sie als Angehörige ist das Warten heute zu Ende“, meint der Pater.
Mit der Bestattung schließt sich der Kreis des Lebens, so die beiden Geistlichen, nachdem sie
die einzelnen Namen der Verstorbenen nannten.

Würdevoller Abschied

Nach der Trauerfeier wurden die Anwesenden dazu eingeladen, die Urnen der Toten beizusetzen.
„Wir gehen nun mit den Toten zusammen einen letzten Weg auf dieser Erde und nehmen von ihnen
auf dieser irdischen Welt Abschied“, gedenkt Dietzel zu Beginn des Trauerzuges.
Am Urnenfeld hatten die jeweiligen Angehörigen die Chance, nochmals an der Urne zu gedenken
und Blumen und persönliche Gegenstände in die Erde niederzulassen, bevor zwei Sargträger die
Urne in die jeweiligen Fassungen legten. Pater Chittilappilly und Pfarrerin Dietzel sprachen
abwechselnd die Namen der Verstorbenen und sprachen ein Gebet bei jeder einzelnen
Urnenbeisetzung. Für viele Angehörige endete somit die Zeit des Wartens.
Sie hatten die Möglichkeit erhalten, sich trotz der Pandemie ein letztes Mal würdevoll von ihren
Angehörigen zu verabschieden.




Bei einer bewegenden Trauerfeier des Anatomischen Instituts der JLU Giessen mit Meizinstudierenden und Hinterbliebenen in der Kapelle des Neuen Friedhofs wurde von den Spendern Abschied genommen.


Giessener Anzeiger 22.5.2019


GIESSEN - Der letzte Schritt zum Abschiednehmen hat etwas länger gedauert. Die alljährliche Trauerfeier zur Bestattung der Körperspender des Instituts für Anatomie und Zellbiologie des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität (JLU) wurde in der Kapelle des Neuen Friedhofs abgehalten, die mit den Angehörigen und näheren Bekannten der 34 Körperspender bis auf den letzten Platz gefüllt war. Bis hinaus in den Innenhof der Kapelle standen derweil ehrfürchtig all die Medizinstudierenden, die in den vergangenen zwei Semestern den menschlichen Körper durch Sezieren hatten kennenlernen dürfen.
"Verbessert die Chirurgie"

"Erst dadurch erlangen die künftigen Ärzte ihr anatomisches Wissen in dreidimensionaler Ausprägung, und es verbessert die Chirurgie", erklärte Institutsprofessor Andreas Meinhardt in seiner Trauerrede den Hinterbliebenen. Durch die Untersuchung erführen die Studierenden andeutungsweise von dem Leben des Verstorbenen, was unter anderem Krankheiten und Unfälle betreffe. Die tiefe Dankbarkeit, verbunden mit Achtung und Empathie, drücke sich in einer überwältigenden Teilnahme der Auszubildenden an der Trauerfeier aus. "Ihre Angehörigen haben diese Teilnahme verdient", so Meinhardt.
Pfarrerin Susanne Gessner begrüßte die Trauernden und verlas den Psalm 25: Zu dir, Lebendiger, steigt meine Seele. Dir vertraue ich: dass du bist. Pastoralreferent Stephan Wach sprach ein Gebet.
Den Einzug gestalteten Mirjam Wagner (Flöte) und Naemi Wagner (Orgel) mit dem Musikstück "Siciliano aus dem Concerto in F-Dur" von Giuseppe Sammartini. Unter der Leitung von Jan Malte Domrös sang der Chor der Studierenden "Only Time" von Enya sowie "Cherubim Song" von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Eric Claptons "Tears in Heaven" trugen Kai Schellenberger (Klavier) und Patricia Weisweiler (Gesang) vor. Das Instrumentalstück "Ombra mal fu" aus Xerxes von Georg Friedrich Händel (arrangiert von Jonas Wolf) musizierten Jana Fuchs (Geige), Alena Jägers (Cello) und Jessica Riehm (Harfe).
Die Medizinstudentin Miriam Figura hielt eine Ansprache im Namen ihrer Kommilitonen. Zudem wurden die Lieder "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeiten" sowie "Von guten Mächten wunderbar umborgen" gesungen.
In Urnenfeld bestattet
Fürbitten hielten Annika Albrecht, Lili Görzen, Luna Keckelsen, Laura Neuheisel und Franziska Nitze zusammen mit dem Studierendenchor. Die Einsegnung am Urnenfeld umrahmte ein Bläserquartett mit Volker Darabas (Tuba), Mirjam Wagner (Posaune), Annette Bremer (Horn) sowie Salome Wagner (Trompete). Mit einem letzten Gruß konnten die Angehörigen dort ihre Verstorbenen verabschieden.

 

Der Andrang war so groß, dass vielen nur ein Platz vor der Kapelle blieb. Foto: Schäfer


 

 



Giessener Anzeiger, Mai 2018

JLU Gießen: Körperspender des Instituts für Anatomie auf Neuem Friedhof bestattet

Angehörige, Freunde und Bekannte trafen sich zur Trauerfeier in der Kapelle des Neuen Friedhofs, um die 39 Körperspender des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Justus-Liebig-Universität (JLU) zu bestatten. Vor der proppenvollen Kapelle standen ehrfürchtig all die Medizinstudenten, die in den vergangenen zwei Semestern den menschlichen Körper durch das Sezieren kennengelernt haben.

 

 

GIESSEN - Der letzte Schritt zum Abschiednehmen hat etwas länger gedauert. Angehörige, Freunde und Bekannte trafen sich zur Trauerfeier in der Kapelle des Neuen Friedhofs, um die 39 Körperspender des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Justus-Liebig-Universität (JLU) zu bestatten. Vor der proppenvollen Kapelle standen ehrfürchtig all die Medizinstudenten, die in den vergangenen zwei Semestern den menschlichen Körper durch das Sezieren kennengelernt haben.

"Der Entschluss, seinen Körper der Anatomie zu spenden, ist für den Spender selbstverständlich. Für manchen um ihn herum ist das nicht der Fall", verdeutlichte Prof. Wolfgang Kummer vom Institut für Anatomie und Zellbiologie. Eine Spenderin aus Berlin etwa habe ihre Bereitschaft mit Dankbarkeit und Würdigung des Berufsstandes begründet. Sie habe erkannt, dass "es eine Notwendigkeit zur Sektion gibt". Ein Vertreter der Studenten sprach davon, dass es das Los künftiger Mediziner sei, dass sich Patienten bei ihnen in guten Händen fühlen können.

Zeit nehmen

Pfarrer Thomas Born verlas den Psalm 121: "Der Herr behüte Dich vor allem Übel, er behüte Deine Seele. Der Herr behüte Deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit." Zugleich empfahl der Seelsorger, sich Zeit zu nehmen für das Leben, das Sterben und den Tod. Pastoralreferent Stephan Wach widmete sich dem Ritual der Bestattung, um in unserer Kultur Abschied zu nehmen. Und betonte: "Je näher wir einem Menschen stehen, der uns verlässt, desto größer ist der Verlust."

Unter der Leitung von Jan Malte Domrös sang der Chor der Studierenden "And so it goes" von Billy Joel sowie ein Abendlied von Josef Gabriel Rheinberger; Simon Molitor spielte auf seinem Cello "Prayer" aus "From Jewish Life", Michael Wendel auf dem Klavier "November Rain" von "Guns n' Roses". Helen Buhr (Gesang), Maurizio Götz (Klarinette) und Isabell Bauer (Orgel) trugen "Erbarme Dich mein Gott" von Johann Sebastian Bach vor. Den Auszug zu den Gräbern begleiteten Magdalena Denneler und Maurizio Götz (Klarinette), Clara Eisenberg (Cello) und Johannes Lottner (Gitarre). Vor der Einsegnung am Urnenfeld, das von der Gärtnerei "Blumen Vogt" würdevoll geschmückt war, spielte der Bläserchor mit Volker Darabas, Stephanie Döll, Anna Stockbauer und Mirjam Nissen. Dort konnten sich die Angehörigen nach der Namensnennung mit einem letzten Blumengruß von ihren Verstorbenen verabschieden.

 

 

Giessener Anzeiger vom 21.5.2016

GIESSEN - (fm). Zur Urnenbestattung von 30 Menschen, die ihre sterblichen Überreste per Vermächtnis dem Institut für Anatomie und Zellbiologie der Justus-Liebig-Universität zur Verfügung gestellt hatten, kamen gestern mehr als 300 Trauergäste auf dem Neuen Friedhof zusammen. Neben rund 300 Studierenden der Medizin waren Angehörige und Freunde der vor Monaten Verstorbenen zum Teil von weither angereist. Völlig überfüllt war die Friedhofskapelle während der würdevollen Trauerfeier. Die feierliche Begrüßung, ein Psalm und gemeinsame Gebete, zwei Ansprachen sowie neun Musikstücke machten auf die Besonderheit dieser Urnenbestattung aufmerksam.

Maßgeblich beteiligt war der Chor der Studierenden unter der Leitung von Jan-Malte Domrös sowie Instrumental- und Bläsergruppen, ein Streichquartett, ein Gitarrensolo, Orgel und Gesang. Pfarrer Thomas Born würdigte die Verstorbenen, „die ihren Körper zur Ausbildung von angehende Ärzten“ zur Verfügung gestellt hätten. Neben ihren Angehörigen und Freunden würden sie auch die Studierenden und Lehrenden am Institut sowie die Klinikseelsorge nie vergessen, versprach Born. „Wir verneigen uns vor den Verstorbenen mit Dank, Respekt und in Ehrfurcht“, sagte Dr. Barbara Ahlemeyer vom Institut für Anatomie und Zellbiologie in ihrer Ansprache. Auch wenn es den Angehörigen schwergefallen sei, den Entschluss der Körperspender zu verstehen, hätten sie diese Entscheidung mitgetragen. „Die Zeit des Wartens hat heute ein Ende“, sagte die Rednerin mit Blick auf die lange Wartezeit bis zur Urnenbestattung. „Sie haben gelernt, dass das Leben weitergeht.“ Und zwar im Sinne der Körperspender, deren Wunsch „nach vorne gerichtet“ war. Den Dank aller Studierenden der Medizin überbrachte Nina Westerfeld. „Es ist unsere Aufgabe, uns dieser Spende würdig zu erweisen.“

Pfarrer Matthias Schmid betonte, die Verstorbenen hätten „durch ihren Körper viel von sich preisgegeben“. Immer wieder stelle sich die Frage, wer ist der Mensch hinter einem bestimmten Körper? Seit der Antike bildeten Seele, Geist und Körper eine Einheit. Die Körperspende für die Wissenschaft nannte Schmid „eine zutiefst humane und persönliche Glaubensaussage“. Den Weg von der Kapelle zum Gräberfeld säumten mehr als 100 Studierende mit Kerzen und Blumen in den Händen. Hinter Pfarrer Thomas Born und Pfarrer Matthias Schmid trugen Studierende einen Trauer-Kranz zum Gräberfeld. Auf der Schleife stand in großen Lettern: „In Dankbarkeit – die Lehrenden und Studierenden der Anatomie.“ Umsäumt von einer kaum überschaubaren Menge von Trauergästen wurden zum Abschluss 30 aufgereihte weiße Urnen gesegnet und von den jeweiligen Angehörigen in die Friedhofserde versenkt.

 

 

 

 

Giessener Allgemeine Zeitung am 30.5.2015:

Respektvolle Andacht

TRAUERFEIER  Körperspender der Anatomie beigesetzt

GIESSEN (ies). Kerzen säumten den Zug der Trauergäste, die sich zur Beisetzung der Körperspender des Institutes für Anatomie und Zellbiologie der Justus-Liebig-Universität auf dem Neuen Friedhof versammelten. In einer ökumenischen Feier wurde zunächst den Menschen gedankt, "ohne die medizinische Ausbildung und Forschung nicht möglich wäre".

"Von allen Seiten umgibst du mich, Gott, und hältst deine Hand über mir", zitierte Pfarrer Matthias Schmid aus Psalm 139, auch Pfarrerin Eva Reinhard sprach ein Gebet bei der respektvollen Andacht. Musikalisch begleitet vom Chor der Studierenden und weiteren Solisten, hielt Carolin Ritter die Ansprache für die Studierenden, die voller Dankbarkeit dem "Geschenk an die Wissenschaft" der Spender huldigte. Unter dem Gesang des Chores "Die Stimme Afrikas" und dem Spiel des Posaunenchores Kleinlinden zogen die Trauernden zum Urnenfeld.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Zeitungsnotiz zur Trauerfeier 2013

Pfarrer Thomas Born (links) und Pfarrer Matthias Schmid leiten den Trauerzug durch das Kerzenspalier der Studierenden. Foto: FrahPfarrer Thomas Born (links) und Pfarrer Matthias Schmid leiteten 2013 den Trauerzug durch das Kerzenspalier der Studierenden. Foto: Frah

 

Kerzenspalier zum Abschied

 27.05.2013 - Giessener Anzeiger

 KÖRPERSPENDEN Institut für Anatomie richtet Trauerfeier aus / Im Dienst der Wissenschaft und Ausbildung

(kjf). Manchmal ist es sogar für die Hinterbliebenen eine Überraschung, wenn nach dem Tod eines Angehörigen keine Beerdigung stattfindet, sondern sich herausstellt, dass der Verschiedene seinen Körper der Wissenschaft vermacht hat. Statt eines Beerdigungsunternehmers kommen Mitarbeiter des Anatomischen Instituts der Justus-Liebig-Universität und bringen den Leichnam in das Institut. Ohne das übliche Abschiedsritual ist es für die Angehörigen manchmal sehr schwer, die Trauer zu verarbeiten.

 Auf dem Neuen Friedhof in Gießen richtete das Institut für Anatomie und Zellbiologie die Trauerfeier für 29 Körperspender aus, die mit ihrer Verfügung, nach dem Tod der Wissenschaft zu dienen, der Ausbildung der Mediziner einen großen Dienst erwiesen haben. Bis zu drei Jahre hatten die Angehörigen auf die Bestattung warten müssen. Mit der Trauerfeier erwiesen Universität und Studierende nicht nur den Körperspendern die letzte Ehre, sondern dankten auch den Angehörigen für ihre Geduld und Zustimmung.

 

Unter den Studierenden ist es Ehrensache, sich in einer würdigen Zeremonie von denen zu verabschieden, die es ihnen ermöglicht hatten, körperliche Funktionen an richtigen Körpern zu erlernen. Die Medizinstudentin Ramona Raap hatte als besondere Geste ein Kerzenspalier organisiert, an dem sich alle Studierenden beteiligten. Der Trauerzug bewegte sich von der Kapelle bis zum Urnenfeld durch das Spalier. Anja Witthöft hatte von studentischer Seite die Gesamtorganisation übernommen und dem Institut als Ansprechpartner gedient. Nach einem Orgelvorspiel von Lea-Theresa Ley begrüßte der katholische Pfarrer Matthias Schmid die Trauergemeinde, von der mehrere Hundert in der Kapelle keinen Platz mehr gefunden hatten. Die Trauerfeier wurde über Lautsprecher in den Außenbereich übertragen. Der Chor der Studierenden unter der Leitung von Leslie von Conrad und Anja Witthöft sang und als Solisten beteiligten sich Alica Koeppel, Philipp Häde, Malwine Ulrich, Andrea Lederle und Vincent Roeper. Roeper spielte unter anderem eine Eigenkomposition auf der Gitarre nach der Ansprache von Theresa Pieper, die von Studierendenseite besonders auf die Situation der Angehörigen einging.

 

Dr. Jörg Klug vom Institut für Anatomie, der evangelische Studentenpfarrer Thomas Born und sein katholischer Kollege Matthias Schmid sprachen zu den Trauergästen und nannten die Namen der 29 Körperspender. Und dann bewegte sich der Trauerzug durch das Spalier zur Bestattung. Am Urnenfeld gab es einen Bläsergruß an die Verstorbenen unter der Leitung von Ulf-Steffen Porath, bevor zum Abschluss der Chor der Studierenden mit Instrumentalbegleitung „Fields of Gold“ sang.

 






Giessener Anzeiger zur Trauerfeier am 21.5.2011:

Urnenbeisetzung 2006


Die Körperspender von 2011 wurden
in schlichten weißen Urnen auf
einem Gräberfeld im Neuen Friedhof
beigesetzt. Foto: Czernek

 

 

 

„Nach dem Tod für das Leben da zu sein“

21.05.2011 - GIESSEN

Trauerfeier für 29 Körperspender in der Friedhofskapelle mit anschließender Beisetzung - Dank an die Angehörigen im Namen der Medizinstudierenden

(cz). Mit einer würdevollen ökumenischen Trauerfeier nahmen gestern Hinterbliebene, Studierende, Professoren und Angestellte des Fachbereichs Medizin Abschied von 29 Personen, die ihre sterbliche Hülle als Körperspende der Universität zur Verfügung gestellt hatten.

Gemeinsam zelebrierten Pfarrer Matthias Schmid und Pfarrerin Eva Reinhard die Trauerfeier. „Jetzt schließt sich ein Kreis, der vor längerer Zeit mit dem Tod begonnen wurde“, sagte Schmid in seiner Ansprache. Er würdigte die Toten, dass sie viel von sich erzählt und Fremden preisgegeben hätten.

Pfarrerin Eva Reinhard wies darauf hin, dass die Angehörigen jetzt einen Ort der Trauer hätten. „Denn Orte helfen, den Verlust zu bewältigen“, sagte sie. Sie dankte auch den Angehörigen, die den Wunsch ihrer Verstorbenen respektiert und dadurch die Erkenntnisse von Lebensvorgängen ermöglicht hätten.

Dr. Christian Mühfeld würdigte das Engagement aus Sicht der Mediziner. Die Anschauung eines menschlichen Körpers würde zu fundierten Kenntnissen über den individuellen Körper führen. Er dankte den Toten für das Vertrauen, das sie gehabt hätten, um sich in die Obhut der Wissenschaft zu begeben, um „nach dem Tod für das Leben da zu sein“.

Im Namen aller Medizinstudenten sprach Deborah Dorth den Angehörigen ihren tief empfundenen Dank aus. Sie versicherte ihnen, dass alle Studenten sich des würdevollen Umgangs mit dem Körper bewusst gewesen seien und dass alle eine besondere Beziehung zu den jeweiligen Körperspendern aufgebaut hätten.

Großes Engagement bewiesen die Medizinstudenten, von denen 60 der Studierenden sich aktiv an der Trauerfeier beteiligten. Mit sehr viel Feingefühl hatten sie die Musikbeiträge ausgewählt. Der Chor der Studierenden umrahmte die Feier. Für atmosphärische Dichte sorgten Instrumentalwerke von Mozart, Bach und Gournot. Ihren Respekt gegenüber den Angehörigen, die oftmals mehrere Jahre auf die Beisetzung gewartet haben, zollten die Studenten, indem sie ein Spalier für die Angehörigen bildeten und den Weg zum Gräberfeld mit Kerzen säumten. Dort hatten die Angehörigen die Gelegenheit, sich persönlich von ihren Verstorbenen zu verabschieden.

 

Die Trauerfeiern in der Öffentlichkeit

 


artikel-in-der-giessener-presse
Pressebericht über die Trauerfeier 2010

 

In der pdf-Datei zum download finden Sie eine kleine Sammlung von Presseberichten über die Trauerfeiern der letzten Jahre.

 

Trauer

Die Trauerfeiern der letzten Jahre in der Presse