Expertenanhörung im Hessischen Landtag - Henning Lobin über die Zukunft von Printmedien
Expertenanhörung im Hessischen Landtag
Henning Lobin über die Zukunft von Printmedien
Henning Lobin (Direktor des ZMI) plädierte gestern, 10. Juni, im Hessischen Landtag dafür, eine Landesstiftung einzurichten, die Startup-Firmen im Print- und Onlinebereich unterstützt. Gemeinsam mit weiteren Experten war Lobin zu einer Anhörung im Plenum des Landtags eingeladen. Mit seiner Befürwortung der Gründung einer Stiftung unterstützte er einen Vorschlag der SPD-Fraktion.
Internet und veränderte Mediennutzung setzen Zeitungen immer stärker unter Druck. Die Auflagen nehmen seit geraumer Zeit drastisch ab. Die Folge ist eine wachsende Konzentration von Verlagen und damit einhergehend weniger inhaltliche Vielfalt auf dem Zeitungsmarkt. Dieser Entwicklung möchten die beiden Regierungsparteien CDU und Grüne durch die Stärkung der Medienkompetenz in Schulen und Kitas entgegenwirken. Den Aufbau einer Landesstiftung lehnt die Regierung ab.
Auch Werner D'Inka, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und Hans Georg Schnücker, Vorsitzender des Verbands Hessischer Zeitungsverleger, sehen die Etablierung einer solchen Stiftung kritisch: Um zu vermeiden, dass eine Stiftung staatliche und parteipolitische Interessen verfolge, käme die Schaffung einer solchen Institution nur in Frage, wenn die Verlage selbst über die Verteilung der Stiftungsmittel bestimmen dürften. Henning Lobin hielt dagegen: „Selbstverständlich muss so eine Stiftung staatsfern agieren“.
Einigkeit herrschte unter den geladenen Medienexperten darüber, dass kein Ende der Krise am Zeitungsmarkt zu sehen ist, sich insbesondere die Mediennutzung von jungen Menschen stark verändert hat. Informationen beziehen diese vorrangig aus dem Internet und den Social-Media-Networks. Die Zeitung hingegen verliert als Informationsquelle drastisch an Bedeutung. Erschwerend wirkt die sogenannte „Kostenlos-Kultur“ im Internet. Weil immer weniger Menschen dazu bereit sind, für Nachrichteninhalte Geld zu bezahlen, wird es für Verlage zunehmend schwieriger, ihre Geschäftsmodelle an die aktuellen Herausforderungen anzupassen. Auf diese Herausforderungen ist Lobin nicht zuletzt in seinem aktuellen Buch „Engelbarts Traum – Wie der Computer uns Lesen und Schreiben abnimmt“ eingegangen.
Weitere Informationen:
Bericht Frankfurter Allgemeine Zeitung
Bericht Frankfurter Neue Presse
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(Urs Bremer, 11.06.2015)