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Raus Gehen. Wege künstlerischer Intervention

Sara Hornäk, Martin Schepers (Hrsg.):
Raus Gehen. Wege künstlerischer Intervention, IfK Gießen / Kunstakademie Düsseldorf 2024.
ISBN 978-3-9813747-5-9
 
 
Die Idee, mit Studierenden aus dem Lehramt an der Universität Gießen und Studierenden an der Kunstakademie Düsseldorf ein Projekt zusammen durchzuführen, entsteht aus dem gemeinsamen Interesse an künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum und am Thema der Stadt als gesellschaftlichem und kulturellen Raum. Wir beide verfolgen dieses Thema aus unterschiedlichen Perspektiven seit vielen Jahren, auf der einen Seite aus der Kunstpädagogik und auf der anderen Seite aus der künstlerischen Arbeit heraus. Wie unterschiedlich die beiden Studierendengruppen an zwei verschiedenen Hochschulen arbeiten, wird schnell deutlich, aber auch, wie interessiert beide Gruppen an einem Austausch über die zwei Städte und Hochschulen hinweg sind. Neben eigenen Schwerpunktsetzungen in den beiden Seminaren planen beide Studierendengruppen für einen Projekttag in Düsseldorf gemeinsam künstlerische Interventionen, die im Umkreis von 250 Metern rund um die Kunstakademie durchgeführt werden. Hier wird deutlich, wie fruchtbar der Austausch zweier Hochschulen sein kann. Durch die Seminararbeit und den Workshop der österreichischen, in NRW tätigen Künstlerin Evamaria Schaller in Gießen und Düsseldorf sind die Beteiligten beider Hochschulen für Fragestellungen künstlerischer Praxen im öffentlichen Raum sensibilisiert. Es entstehen gemeinsame künstlerische Arbeiten und Interaktionen, die in den Düsseldorfer Stadtraum eingreifen und sowohl die architektonischen Begebenheiten als auch soziale Rituale städtischen Lebens befragen.
Von diesen Erfahrungen ausgehend gestalten sich die individuellen Aufgabenstellungen in beiden Seminaren unterschiedlich. Aspekte der Kunst im öffentlichen Raum und der Frage, wem der öffentliche Raum gehöre, fließen in die spezifischen Themen beider Seminare ein. Während die Studierenden in Gießen für den Gießener Kunstweg Entwürfe gestalten, die diesem neue Ausdrucksmöglichkeiten hinzufügen, wird in Düsseldorf die kunstpädagogische Frage erörtert, auf welche Weise im öffentlichen Raum Begegnungen zwischen Werk und
Betrachtenden eröffnet werden, in Räumen, die wir mit anderen teilen und die eben keine privaten Rückzugsräume oder häufig bestimmten Personengruppen vorbehaltene institutionalisierte Kunsträume sind. Im weiteren Austausch der Studierenden aus Düsseldorf und Gießen verbinden sich die beiden unterschiedlichen Herangehensweisen zu jener Fragestellung, die jeden Ort betrifft, an dem Kunst gelehrt wird: Wie können die eigenen künstlerischen Erfahrungen weitergegeben werden? Wie kann eine Sprache gefunden werden für das, was sich in der Handlung allein oder in der Gruppe als Aktion vollzieht? Welche Vermittlungsszenarien lassen sich dazu finden?