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Fach-Tag Geschichte am 21. November 2012

Im Rahmen des fachwissenschaftlichen und fachdidaktischem Fortbildungsangebots der Fach-Tage 2012 der JLU Gießen für Lehrerinnen und Lehrer der Region stand beim Fach-Tag Geschichte des Historischen Instituts dieses Jahr das Thema „Geschichtskultur und historisches Lernen“ im Vordergrund. Nach dem Vortrag Geschichtskultur - Die Anwesenheit der Vergangenheit in der Gegenwart als Chance für das kompetenzorientierte Lernen?“ von Prof. Dr. Vadim Oswalt mit anschließender Diskussion wurden sechs Workshops angeboten. Nach der Reflexion fand eine intensive Gesprächsrunde mit einem Austausch beruflicher Erfahrungen und der Äußerung zukünftiger Fortbildungswünsche statt.

In dem einleitenden Vortrag wurde u.a. am Beispiel des bekannten YouTube-Videos „Dancing Auschwitz“, in dem der 89jährige Auschwitzüberlebende Adam Kohn zum Discoklassiker „I Will Survive“ mit seiner Familie in Auschwitz tanzt, die spezifische Komplexität geschichtskultureller Produkte, Inhalte und Praktiken verdeutlicht. Geschichte als Bestandteil der gegenwärtigen Lebenswelt und der kulturellen Sinnwelt ist in Bildungsstandards und Curricula zwar normativ verankert. Was aber geschichtskulturelle Kompetenz im Erkenntnisprozess des historischen Lernens bedeutet, können die bekannten Kompetenzmodelle noch nicht genau beschreiben. Fest steht aber, dass die den Lebensalltag der Schülerinnen und Schüler umgebende Geschichtskultur in das Schulfach gehört, nicht zuletzt auch aufgrund des identitätsstiftenden Charakters und umso notwendiger in unsere zunehmend heterogenen Schulklassen mit ihren vielfältigen Migrationshintergründen.

 

In der Diskussion wurde u.a. hervorgehoben, dass die Individualisierung der Erinnerungskultur durch den Wandel der Kommunikationskultur durch das Internet zunimmt und das kompetenzorientierte Lernen im Geschichtsunterricht die Schülerinnen und Schüler auch auf die außerschulischen Konfrontation mit geschichtskulturellen Manifestationen vorbereiten muss.

Betont wurde daneben die Dominanz von Texten und Bildern bei gleichzeitiger Marginalisierung von auditiven geschichtskulturellen Produkten. Angesprochen wurde auch deren Multimodalität am Beispiel der Aspekte Emotionalisierung, Suggestionswirkung und Authentizität, was bei jeder schulischen Analyse zu einer Überforderung von Lehrern und Schülern führen muss. Hinweise aus der Unterrichtspraxis erfolgten insbesondere auch in Bezug auf das Problem von Anpassungsschwierigkeiten der bisherigen Aufgabenkultur mit dem Dreischritt Wissen, Anwenden und Bewerten. Als große Herausforderung wurde daher die wünschenswerte Integration geschichtskultureller Inhalte in die „Hauscurricula“ der einzelnen Schulen angesehen, die teilweise noch mit den allgemeinen Umsetzungsschwierigkeiten G8-G9 und speziellen Passungsverhältnissen („Basisnarrative“) zu kämpfen haben. Genau auch hierfür Anregungen durch praktische Beispiele zu erhalten und Diskussionen in Lehrerzimmern und Fachkonferenzen und Fachseminaren anzustoßen, war ein erklärtes Ziel dieses Fachtages.

Die angebotenen sechs fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Workshops zu sehr unterschiedlichen Bereichen der Geschichtskultur sollten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit mit Aspekten der Geschichtskultur und deren Kompetenzentwicklung geben und zum weiteren Nachdenken über dieses primäre Feld kompetenzorientierten Lernens im Geschichtsunterricht anregen.

 

Die sechs Workshops (mit Material)

 

  • Später Sieg der Diktatur(en) im Wechselverhältnis von Umfrageergebnissen und Medienhype? Wohin treibt die DDR-Erinnerung an unseren Schulen?
    von 
    Dr. Ulrike und Dr. Jobst Krautheim