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Vom Sollen zum Wollen - Wie schaffen wir es, uns nachhaltig zu ernähren?

12.12.2020: Politische Debatten um die Klimakrise und ein nachhaltiges Leben sind präsenter denn je. Unsere westliche Ernährungsweise ist derzeit nicht unbedingt mit den planetaren Grenzen vereinbar. Das sind alarmierende Erkenntnisse - doch es geht auch anders!

Die Frage nach der Umsetzung einer nachhaltigen Ernährung

Als ich auf der Suche nach einem Thema für meine Masterthesis war, stand bereits fest, konkrete Maßnahmen für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft sind nötig. Klar war auch, dass eine nachhaltige Ernährung ein wichtiger Beitrag eines jeden Einzelnen zu mehr Klimaschutz sein kann. Doch oft hört man, es gäbe viel zu viele Hindernisse, wie hohe Preise oder unnötig in Plastik verpackte Lebensmittel, so dass die Umsetzung einer nachhaltigen Ernährung schwer fällt. Aber natürlich gibt es trotzdem Menschen, die es schaffen, sich nachhaltig(er) zu ernähren. Und genau mit diesen habe ich gesprochen, um herauszufinden, was ihr Geheimnis ist.

 

Die Untersuchung

Nachdem ich die konkreten Fragestellungen und den theoretischen Rahmen für meine Thesis festgelegt hatte, ging es auf die Suche nach InterviewpartnerInnen. Vorab hatte ich mir viele Gedanken gemacht, ob ich überhaupt Teilnehmende finden würde. Doch am Ende hatte ich mehr Anfragen als erwartet und konnte 10 spannende Interviews führen.

Danach ging die Arbeit natürlich erst richtig los: Die Transkription der Interviews und die anschließenden Inhalts-, Agency-, und Positioninganalysen haben eine ganze Weile gedauert und mich einige Nerven gekostet.

 

Die Auswertung

Ohne zu tief in die Ergebnisse einzusteigen, hier ein paar Erkenntnisse: Es hat sich gezeigt, dass die Interviewten sich aufgrund ihres Wissens über Nachhaltigkeit und Ernährung als kompetent erleben und gleichzeitig meist in einem nachhaltigkeitsaffinen Umfeld sozial eingebunden sind. Zudem zeigen sie einen starken emotionalen Bezug zu der Thematik der Nachhaltigkeit. Sie haben Bewältigungsstrategien zur Überwindung von Barrieren entwickelt, da sie sich als handlungsmächtig erleben. So nehmen sie beispielsweise die höheren Preise für Bio-Lebensmittel gerne in Kauf und sparen Geld in anderen Lebensbereichen, ohne dass sie dadurch das Gefühl des Verzichts haben. Oder sie nehmen längere Wege auf sich, um unverpackte Lebensmittel zu erwerben oder verändern spontan Rezepte, um plastikverpackte Produkte durch unverpackte ersetzen zu können.

Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass eine gesamtgesellschaftliche Transformation nur gelingt, wenn eine nachhaltige Ernährung als erstrebenswertes Ziel verstanden wird. Die VerbraucherInnen müssen sich also nachhaltig ernähren wollen. Um dies zu erreichen, ist eine multifaktorielle Herangehensweise notwendig, die neben der Ernährungsbildung und -kommunikation auch eine Änderung der Rahmenbedingungen beinhalten sollte. Denn eine nachhaltigere Ernährung kann bereits heute umgesetzt werden, doch es bringt einiges an Aufwand mit sich und das sollte sich ändern!

 

Und es geht noch weiter…

Nach Anraten von Freunden habe ich mich dazu entschlossen meine Masterarbeit beim VDOE einzureichen, denn dieser prämiert gemeinsam mit dem Lebensmittelverband Deutschland e.V. jährlich den OECOTROPHICA-Preis für herausragende Abschlussarbeiten. Und siehe da, das Ergebnis kann sich sehen lassen: Meine Masterarbeit wurde ausgezeichnet. Tatsächlich hatte ich nicht damit gerechnet, den Preis zu erhalten. Umso größer war die Freude, dass ich im Dezember meine Masterarbeit sogar noch bei der Preisverleihung präsentieren konnte.

Neben dem Lob und der Würdigung der wissenschaftlichen Qualität, lässt die Auszeichnung mich auch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken: Die Thematik der nachhaltigen Ernährung ist nicht nur für mich bedeutsam, sondern auch andere stufen die Notwendigkeit der Transformation der Ernährungsweise als relevant und dringlich ein.

 

 

Laura Gottschalk

Studium der Ökotrophologie (B. Sc.) und Ernährungswissenschaften

(M. Sc.) an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Masterarbeit: „Untersuchung von Beweggründen und Bewältigungsstrategien bei der Umsetzung einer nachhaltigen Ernährung“

Aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT)