Projekte
Am Forschungszentrum Tierschutz [ForTis] sind verschiedene Projekte gestartet. Die Projektseite wird daher fortlaufend aktualisiert.
Am Forschungszentrum Tierschutz [ForTis] sind verschiedene Projekte gestartet. Die Projektseite wird daher fortlaufend aktualisiert.
Projektbeschreibung:
Die unverhohlene Vermehrung von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen belegt die erheblichen Mängel bei der Verhinderung und Ahndung von Qualzuchten. Durch die vorrangige Beurteilungskompetenz von Amtstierärzten bei der Beurteilung von entstehenden Schmerzen, Leiden und Schäden kommt dem amtstierärztlichen Gutachten eine übergeordnete Stellung zu. Für den Tierschutzvollzug ist die eindeutige Benennung zuchtbedingter Defekte und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des einzelnen Tieres oder ganzer Rassen notwendig und in der Regel mit zeitaufwendigen Recherchen verbunden.
Das Forschungszentrum Tierschutz [ForTis] strebt an, für Veterinärämter kollaborativ unterstützend tätig zu werden. Im Sinne einer synchronen, mehrdimensionalen Form der Zusammenarbeit sollen die komplexen Probleme in der Benennung belastbarer, wissenschaftlich anerkannter Qualzuchtattribute gemeinschaftlich gelöst werden.
Durch die von ForTis praktizierte Bereitschaft der Einbindung unterschiedlicher Sichtweisen und Förderung der Interdisziplinarität, erscheint es nur konsequent, die Kompetenzen im Interesse der gemeinsamen Sache zu bündeln und durch Forschungsarbeiten zum Thema zu untermauern.
Gehaltene Vorträge zum Thema Qualzucht (Auszug)
Krämer, Stephanie (2022): Qualzucht oder belasteter Phänotyp – gibt es hier vor dem Gesetz Unterschiede? Versuchstierkundliche Fortbildungsveranstaltung des Universitätsklinikums Eppendorf, 18.10.2022, Hamburg.
Anne Zinke, Sibylle Wenzel, Katja Siegeler, Stephanie Krämer (2022): Es geht uns alle an – Qualzuchtaspekte im Brennglas der Veterinärmedizin! Deutsche Gesellschaft für Veterinärmedizin, 13.10.2022, Berlin.
Krämer, Stephanie (2022): Die Umsetzung des §11b TierSchG im Rahmen der Erfassung des pathologischen oder belasteten Phänotyps und die Nichtumsetzung in der Heimtierzucht. Versuchstierkundliches Kolloqium der Uniklinik RWTH Aachen, 06.09.2022, Aachen.
Krämer, Stephanie (2022): Praktische Umsetzung der Qualzucht- und Ausstellungsverbote. Aktuelle Probleme des Tierschutzes, 01./02.09.2022, Akademie für Tierärztliche Fortbildung, Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover.
Krämer, Stephanie (2022): Neuerungen im Tierschutzgesetz und Tierversuchsrecht. Fortbildung der Bundeswehrakademie, 21.-24.06.2022, München.
Krämer, Stephanie (2022): Qualzuchtaspekte und Tierschutz – oder wenn nicht alle Tiere vor dem Gesetz gleich sind: Vortrag und anschließende Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Dr. Martin Kramer. Royal Canine Fortbildungsveranstaltung, 31.06.-01.07.2022, Köln.
Plange, Diana ; Grothe, Constanze; Schöll, Karina; Krämer, Stephanie (2022): QUEN-das neue Qualzuchtevidenznetzwerk und Aspekte zur Qualzucht. „Just.Us+Tierschutz“ Ringvorlesung der Professur für Versuchstierkunde und Tierschutz der Justus-Liebig-Universität Gießen, 19.01.2022, Gießen.
Schöll, Karina; Krämer, Stephanie (2021): Relevante Qualzüchtungen von Katzen und deren Beurteilung nach §11b des Tierschutzgesetzes. Online-Fortbildung der Veterinärverwaltung Baden-Württemberg, 09.12.2021, Stuttgart.
Schöll, Karina; Krämer, Stephanie (2021): Qualzucht bei Katzen; Vorstellung der Dissertation von Karina Schöll. VetLeb-Tagung 2021, 20.11.2021, Berlin.
Benner, Lea; Schöll, Karina; Plange, Diana; Ratsch, Heidemarie; Krämer , Stephanie (2021): If this - then that oder was Qualzucht bei Katzen und QUEN miteinander verbrindet. In: 8. Heimtiertagung und 2. Extremzuchttagung "Gezüchtet um zu leiden: Herzig aber krank!" des Schweizer Tierschutz STS, 17.09.2021, Olten, Schweiz.
Benner, Lea ; Schöll, Karina; Krämer, Stephanie (2021): Handfest Beweise (meist ohne Folgen) - zur rechtlichen Verfolgung von Qualzuchten in Deutschland. In: 8. Heimtiertagung und 2. Extremzuchttagung "Gezüchtet um zu leiden: Herzig aber krank!" des Schweizer Tierschutz STS, 17.09.2021, Olten, Schweiz.
Krämer, Stephanie (2021): Unterschiede in der Auslegung des §11b Tierschutzgesetz – ein Vergleich zwischen der Zucht von Privattieren, landwirtschaftlichen Nutztieren und Versuchstieren, Seramun KG, 26.04.2021, Heidesee.
Schöll, Karina; Krämer, Stephanie (2021): Wenn Qualzucht nicht gleich Qualzucht ist – ein kritischer Blick auf den §11b Tierschutzgesetz. Marburger Tierschutzseminar, 25.03.2021, Behringwerke Marburg.
Tiergestützte Dienstleistungen und Tierschutz
Leitung: Dr. Katharina Ameli; Prof. Dr. Stephanie Krämer
Kooperationspartnerin: Theresa F. Braun, Fachbereich 03 - Sozial- und Kulturwissenschaften, JLU
Tiere spielen in vielen sozialen Berufsfeldern eine entscheidende Rolle. Positive Wirkweisen werden in Theorie und Praxis beschrieben. Seit vielen Jahren bietet die Universität Gießen die wissenschaftliche Weiterbildung "Tiergestützte Dienstleistungen" an. Hierbei ist von Beginn an die Bedeutung des Tierschutzes innerhalb sozialer Interaktionen mit Tieren ein wesentliches didaktisches Anliegen. Die Eignung und die Anforderungen von eingesetzten Tierarten ist in verschiedenen Kontexten bereits diskutiert worden.
In dem Projekt des Forschungszentrums Tierschutz werden die Umsetzung tiergestützter Dienstleistungen untersucht und die individuellen Sichtweisen auf den Einsatz von Tieren erfasst. Hierfür wurde im Frühjahr 2022 bei tiergestützt tätigen Praktikerinnen und Praktikern eine Fragebogenerhebung durchgeführt. Das Ziel ist es, die Bedeutung des Tierschutzes bei Praktikerinnen und Praktikern zu analysieren.
Die Ergebnisse sind unter dem folgenden Link abrufbar: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37106887/ Die deutsche Übersetzung des Artikels kann per Email erfragt werden.
PMSG-Gewinnung bei Stuten
Die Haltung von Pferden zum Zwecke der Blutentnahme ist in den letzten Jahren wiederholt scharf kritisiert worden. So werden insbesondere in Südamerika und Island trächtigen Stuten wöchentlich fünf bis zehn Liter Blut entnommen, um das in der Schweinezucht verwendete Hormon PMSG/eCG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin/equines Chorion Gonadotropin) zu gewinnen. Mit dem Ziel, die Lukrativität der Betriebe zu erhöhen, wird PMSG unter anderen von europäischen Ferkelerzeugern zur Brunstsynchronisation (Gleichschaltung des Östrus) und zur Auslösung der Pubertätsentwicklung eingesetzt. Des Weiteren kann das Hormon als (gewünschte oder ungewünschte) Nebenwirkung zusätzlich die Wurfgröße steigern.
Die Fohlen der zu PMSG-Gewinnung genutzten Stuten werden bereits als Föten abgetrieben oder nach der Geburt geschlachtet.
Viele Stuten überleben die mit großen Gesundheitsrisiken verbundene Prozedur nicht.
Die Zusammenarbeit von Stephanie Krämer, Professorin für Versuchstierkunde und Tierschutz am Fachbereich Veterinärmedizin, mit der Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation e.V. nimmt die Praktiken der PMSG-Gewinnung ins Visier.
Die deutsche Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation e.V. (AWF) dokumentiert und berichtet bereits seit Anfang 2015 über die Zustände in südamerikanischen Blutfarmen. Die Recherchen der gemeinnützigen und international tätigen Organisation mit Sitz in Freiburg zeigen, dass in Argentinien und Uruguay mehr als 10.000 Stuten für die industrielle Fleisch- und Milchproduktion in Europa misshandelt und ausgebeutet werden. Auch im Jahr 2022 hat sich nichts an den tierschutzwidrigen Praktiken der Blutgewinnung geändert. (1)
Auch in Europa ist die Organisation aktiv und recherchierte von 2019 bis 2022 in Island, welches als das wichtigste Produktionsland des Hormons in Europa gilt. Mehrere Pharmaunternehmen haben nach dem 2015 bekannt gewordenen Skandal um Blutfarmen in Uruguay und Argentinien den Import von PMSG aus diesen Ländern gestoppt und beziehen nun das Hormon aus Island. Die Haltung von Pferden auf großen natürlichen Weiden ist hier relativ günstig, sodass nach Recherchen der Organisation im Jahr 2021 schätzungsweise von rund 5.300 tragenden, halbwilden Stuten auf 119 Farmen regelmäßig Blut abgenommen wurde. (2)
Auf den von AWF verdeckt gefilmten Video- und Fotoaufnahmen in Südamerika und Island ist die Tragweite der schweren Tierschutzverfehlungen auf den Blutfarmen zu erkennen.
Das umfassende Material zeigt, wie die Blutentnahmen praktiziert werden und welchen Belastungen die Tiere dabei ausgesetzt sind.
Prof. Stephanie Krämer sichtet das von AWF bereitgestellte Material, nimmt die ethologische Bewertung der dort gezeigten Stuten vor und hat bereits in zahlreichen medialen Formaten die Aufnahmen aus ihrer fachlichen Expertise heraus analysiert. Ihre Beurteilungen der Belastungsgrade sowie die veterinärmedizinische Einschätzung des Gesundheitszustandes der genutzten Stuten stützen die Brisanz des Themas und machen die signifikant verletzte Fürsorgepflicht den Pferden gegenüber überdeutlich.
Eine aktuelle Dokumentation von ZDF planet e.: Stutenfarmen – Pferdeleid für unser Schnitzel mit dem Material von AWF und Interviews mit Prof. Stephanie Krämer 05.02.2023 können Sie hier in der ZDF-Mediathek abrufen.
Aus einer aktuellen Presseinformation von AWF vom 23.03.2023 geht hervor, dass nun die isländische Regierung nach Kritik von Tierschutzorganisationen, Wirtschafts- und Tourismusfachleuten mit einer neuen Verordnung festgelegt hat, dass im Jahr 2025 über die Zukunft der PMSG-Gewinnung entschieden werden soll. Bis dahin sollen weitere Daten erhoben werden.
Für einen ersten Überblick zur rechtlichen Situation der PMSG-Gewinnung siehe den Beitrag PMSG: Illegale Blutspende? Hormongewinnung von tragenden Stuten des CAVALLO Magazins sowie das im Auftrag von AWF erstellte Gutachten von Rechtsanwalt Lutz Schäffer (2020): Zulässigkeit von Blutentnahmen von trächtigen Stuten nach nationalem Recht im Gebiet der Bundesrepublik (PDF) .
Näheres zu der Arbeit von AWF und ausführliche Berichte sowie Dossiers zu deren Einsätzen in Südamerika und Island finden Sie hier .
Quellen
(1) Animal Welfare Foundation e.V.: Blutfarmen in Argentinien und Uruguay. URL: https://www.animal-welfare-foundation.org/projekte/blutfarmen/suedamerika (Stand 20.04.2023)
(2) Animal Welfare Foundation e.V.: PMSG-Gewinnung in Island. URL: https://www.animal-welfare-foundation.org/projekte/blutfarmen/island (Stand 20.04.2023)