Glückwünsche zur Trophäe
released on 7 July, 2016 by Justus Liebig University in its magazine "uniforum" number 3/2016, pages 1 and 2
Staatssekretär Ingmar Jung besucht Preisträger des Deutschen Zukunftspreises des Bundespräsidenten – Lungenforscher Prof. Ardeschir Ghofrani (JLU), Prof. Johannes-Peter Stasch und Dr. Reiner Frey (Bayer)
chb. Menschen, die unter der schweren, atemraubenden Krankheit Lungenhochdruck leiden, hatten bis vor kurzem eine extrem eingeschränkte Lebensqualität und erhielten die niederschmetternde Prognose, binnen weniger Jahre an Herzversagen sterben zu müssen. Dass es inzwischen ein innovatives Medikament und damit für zahlreiche Patientinnen und Patienten neue Hoffnung gibt, ist vor allem einem Team um den Gießener Lungenforscher Prof. Dr. Ardeschir Ghofrani und seine engagierten Mitstreiter Prof. Dr. Johannes-Peter Stasch und Dr. Reiner Frey, beide Bayer Wuppertal, zu verdanken. Ende 2015 wurden sie für ihre herausragenden Leistungen mit dem Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
Die blaue Trophäe im edlen Design stand kürzlich im Uni-Hauptgebäude noch einmal im Blickpunkt. Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), war nach Gießen gereist, um sich über das wegweisende Projekt „Entspannung für Herz und Lunge – vom Nitroglycerin zu innovativen Therapien“ zu informieren. „Wir nehmen Anteil, ohne dass wir viel dazu beigetragen haben“, sagte Jung und gratulierte den Zukunftspreisträgern: „Wir schaffen die Rahmenbedingungen, aber es sind Ihre Leistungen.“
JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee begrüßte den Gast aus Wiesbaden herzlich: „Das Interesse zeigt, dass das Land sehr großen Anteil nimmt.“ Zudem adressierte er erneut Glückwünsche an die siegreichen Forscher. Dass am Tag der Preisverleihung in Berlin in Gießen die Begehung des Sonderforschungsbereichs 1213 „Pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale“ letztlich zu einer erfolgreichen Bewilligung (siehe Bericht auf Seite 8) geführt habe, zeige einmal mehr, dass es sich im Bereich Herz/ Lunge um „Spitzenforschung mit Strahlkraft“ handele. Das an der JLU angesiedelte Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System (ECCPS) der Universitäten Gießen und Frankfurt und des Max-Planck-Instituts (MPI) für Herz und Lungenforschung in Bad Nauheim bildet ein einzigartiges translationales Forschungszentrum. Mitglieder des Steuerungskomitees sind die Gießener Mediziner Prof. Dr. Dr. Friedrich Grimminger und Prof. Dr. Werner Seeger, letzterer leitet gleichzeitig auch das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) mit Sitz in Gießen.
Die Erforschung und klinische Entwicklung des neuen Wirkstoffes Riociguat stehe beispielhaft für eine patientenorientierte Kooperation von universitärer Medizin und pharmazeutischer Forschung, waren sich alle Beteiligten einig. Prof. Grimminger, als „Vernetzungspapst“ vorgestellt, lobte die Allianz als vorbildlich.
Prof. Stasch, „der Erfinder des Moleküls“, zeichnete eine über zwei Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit nach – und damit die Geschichte von der Entdeckung des Wirkprinzips bis zum klinischen Einsatz und schließlich zur Entgegennahme des Preises für Technik und Innovation des Bundespräsidenten. „Es war ein weiter Weg“, so Stasch. Er dankte den zahlreichen Akteurinnen und Akteuren an den verschiedenen Standorten, denn „selbst für große Firmen wie Bayer ist dies allein nicht entwickelbar“.
Die Erforschung des neuartigen Wirkmechanismus von Riociguat beruht auf den Erkenntnissen der 130 Jahre alten Therapie mit Nitroglycerin bei Angina pectoris. Das innovative Medikament als eine wirksame Therapie für zwei Formen des Lungenhochdrucks ist mittlerweile bereits in 50 Ländern zugelassen. Welche hohen Hürden für die Zulassung genommen werden mussten, berichtete Prof. Ghofrani. Anschließend blickte er noch einmal zurück ins vergangene Jahr. Bereits die Nominierung für den Deutschen Zukunftspreis sei ein „immenser Motivationsschub“ für seine Arbeitsgruppe gewesen. „Wir waren die Underdogs“, erklärte Ghofrani scherzhaft. Der Sieg sei die Krönung der bisherigen Bemühungen. Weitere Erfolge werden hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen.
Großes Interesse zeigte Staatssekretär Jung an einem weiteren Kooperationsprojekt aus der Gießener Herz-Lungenforschung mit der Universität Lhasa. Von Untersuchungen im Höhenforschungslabor am Mount Everest erhofft man sich weitergehende Erkenntnisse über die Auswirkungen von Sauerstoffmangel. Im Fokus stehen vor allem auch die Mechanismen, wie im Verlauf des Akklimatisierungsprozesses eine Resistenz gegen Sauerstoffmangel entsteht.
Die tibetischen Einwohner haben solche Resistenzen erworben – ganz im Gegensatz zu den viel später zugewanderten Han-Chinesen. Wie mühevoll die Arbeit unter extremen Bedingungen im Höhenlabor sein kann, haben die europäischen Wissenschaftler am eigenen Leib erfahren.
Source: magazine "uniforum" from Justus Liebig University, number 3/2016, pages 1 and 2