Kolloquium zur Medizin- und Wissenschaftsgeschichte
Sommersemester 2025
montags, 18:15 - 19:45 Uhr
23.06.2025 |
Dr. Anne Sudrow (Berlin) Abstract Ab 1937 ließ die SS am Konzentrationslager Dachau von KZ-Häftlingen eine umfangreiche Heilpflanzenkultur anlegen, die ihrer Planung nach die „größte in Europa“ und Kern eines künftigen, pharmakognostischen Wissenschaftskomplexes werden sollte. Sie diente der botanischen und naturheilkundlichen Forschung und Lehre, einer nationalsozialistischen Medizin- und Ernährungsreform sowie der Herstellung von Arznei-, Kosmetik- und Genußmitteln auf der Basis pflanzlicher Rohstoffe. Ein SS-Unternehmen, die Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung, organisierte den Betrieb. Im Vortrag wird dargestellt, wie es ausgerechnet unter der Gewaltherrschaft der SS in einem Konzentrationslager zur Gründung und dem immensen Wachstum des Naturheilkunde-Projekts während der Jahre des Zweiten Weltkriegs kam. Was waren seine politischen und wirtschaftlichen Funktionen und wer die dort tätigen Akteure? Gleichzeitig wird gezeigt, wie Tausende von KZ-Gefangenen aus ganz Europa nicht nur die harte, gärtnerisch-gewerbliche Arbeit und die Versuchstätigkeiten leisten mussten, sondern zum Teil als inhaftierte Wissenschaftler sogar die Forschungsagenda der Versuchsanstalt und deren Ergebnisse mitbestimmten und prägten. |
Veranstaltungsort
Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin - Seminarraum 123
Leihgesteiner Weg 52, 35392 Giessen
Tel. 0641/99-47701
- Alle Interessierten sind sehr willkommen! -