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Keynote Lectures

Anna-Levke Brütt - Patientenbeteiligung in der Forschung - Mittwoch, 13:45 - 14:30

 

Kurz CV PD Dr. Anna-Levke Brütt

Anna Levke Brütt studierte Psychologie und Sozialwissenschaften an der Universität Oldenburg. Nach ihrer Promotion zum Dr. phil. an der Universität Flensburg und ihrer Habilitation im Fach Medizinische Psychologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg kehrte sie nach Oldenburg zurück und leitet dort die Nachwuchsgruppe Rehaforschung an der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften. Sie forscht zur Beteiligung von Patientinnen und Patienten in der Gesundheitsforschung, über Sichtweisen von Patientinnen und Patienten auf sowie die Auswirkungen von Gesundheitsversorgung auf den Lebensalltag.

 

Abstract: Patientenbeteiligung in der Forschung

Patientenbeteiligung in der Forschung

Patientenbeteiligung in der Forschung bedeutet, dass Patientinnen und Patienten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mindestens beraten, aber auch selbst im Forschungsprozess mitwirken und mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eng zusammenarbeiten oder den Forschungsprozess selbst steuern. Patientinnen und Patienten können so ihre Erfahrungen und Expertise einbringen, um Forschungsprozesse patientenorientierter und Ergebnisse patientenrelevanter zu machen.  Neben einer Definition, wird Frau Brütt in ihrem Vortrag die praktische Umsetzung der Patientenbeteiligung in laufenden Forschungsprojekten vorstellen und auf Qualitätskriterien eingehen.

 

Klaus Lieb - Post-COVID und die psychischen Folgen der Corona-Pandemie - Donnerstag, 10:45 - 11:30

©Tristan Vostry

 

Kurz CV Prof. Dr. Klaus Lieb

Klaus Lieb studierte Humanmedizin und Philosophie an den Universitäten Ulm, Tübingen und Los Angeles und arbeitete nach seiner Dissertation zum Dr. med. 1992 zunächst klinisch und wissenschaftlich an der Universität Ulm und seit 1994 an der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg. Dort habilitierte er sich 1999 und war von 2001 bis 2007 leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor. Seit 2007 ist er Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. 2014 gründete er mit mehreren Kolleginnen und Kollegen das Deutsche Resilienz Zentrum, das 2020 in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen wurde und dessen wissenschaftlicher Geschäftsführer er ist.

 

Abstract: Post-COVID und die psychischen Folgen der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie stellte ein bisher einmaliges weltweites disruptives Ereignis dar, das einzelne Individuen und ganze Gesellschaften weitgehend zeitgleich unter eine massive Stresseinwirkung setzte. Der Vortrag beleuchtet auf der Basis von systematischen Reviews und Metaanalysen, was wir heute über die psychischen Auswirkungen dieser Pandemie auf Individuen und soziale Gruppen wissen, welche Risikogruppen identifizierbar sind und welche Faktoren die Resilienz gegen die Auswirkungen gefördert haben. Ebenso wird die wichtigste Langzeitfolge, das Post-COVID- Syndrom, in seiner Symptomatik und derzeit postulierten Pathophysiologie beleuchtet und therapeutische Ansatzpunkte diskutiert. Der Vortrag schließt mit einer Reflektion der Grenzen schneller Wissenschaft und wissenschaftlicher Politikberatung und einer Darstellung der Grundzüge für ein resilientes Gesundheitssystem für zukünftige Krisen.

 

Emma Dowling - Krise als Überforderung: Sorgesysteme zwischen Stagnation und Nachhaltigkeit - Donnerstag, 11:30-12:15

 

Kurz CV Prof. Dr. Emma Dowling

Emma Dowling ist Tenure-Track Professorin für Soziologie sozialen Wandels an der Universität Wien. Sie promovierte 2010 in Politikwissenschaft an Birkbeck, University of London und lehrte und forschte anschließend an verschiedenen Londoner Universitäten, bevor sie an die Friedrich-Schiller-Universität Jena wechselte und sich 2019 in Soziologie habilitierte.  Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen, neben der Soziologie sozialen Wandels im Allgemeinen, die gegenwärtigen Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation, die politische Ökonomie der Daseinsvorsorge, emotionale und affektive Arbeit sowie Care- und Wohlfahrtsregime im internationalen Vergleich. Ihr letztes Buch mit dem Titel The Care Crisis - What Caused It and How Can We End It?  erschien 2021 bei Verso (London/New York).

 

Abstract: Krise als Überforderung: Sorgesysteme zwischen Stagnation und Nachhaltigkeit

In ihrem Vortrag wird Emma Dowling in allgemeiner gesellschaftstheoretischer Perspektive und anhand des spezifischen Felds der Sorgeverhältnisse fragen, inwiefern die allseits bemerkte Krisendynamik der Gegenwart darin besteht, dass wir in stark bewegten Zeiten leben. Die Herausforderungen der Klimaveränderung, der Pandemie, der anhaltend erschütterten Weltwirtschaft und der in Frage gestellten Globalisierung sind gravierend genug. Doch in den Reaktionen darauf lässt sich auch eine Art Paralysierung beobachten: In einer Gesellschaft, die auf Wachstum ausgerichtet ist, aus ökonomischen wie ökologischen Gründen aber kaum noch wachsen kann, besteht ein Gutteil der Krisendynamik daher darin, dass Bewegungsmöglichkeiten fehlen. Im Vortrag werden diese allgemeinen Beobachtungen anhand der Sorgeverhältnisse in den Bereichen Gesundheit-, Pflege- und Soziales genauer verfolgt. Die Krise schlägt sich hier in der ökonomischen Problematik nieder, dass die nötigen Tätigkeiten im Vergleich zu anderen Bereichen kaum rationalisierbar sind und daher perspektivisch immer mehr gesellschaftliche Arbeit verlangen. Da diese Arbeit zugleich vital nötig ist, unabhängig von Zahlungsfähigkeit anerkannte Bedürfnisse erfüllt und schon lange große unbezahlte und unterbezahlte Anteile hat, verdichten sich hier Umstellungserfordernisse- und blockaden. In diesem Beispielfeld lässt sich auch besonders prägnant diskutieren, was die Aussichten einer nachhaltigen Umstellung wären.

 

Jan Häusser - "Wir" tun uns gut: Soziale Identität und soziale Unterstützung als Protektionsfaktoren - Freitag, 10:45 - 11:30

 

 

Kurz-CV Prof. Dr. Jan Häusser
Jan Häusser hat 2010 an der Universität Göttingen promoviert und ist nach einer PostDoc-Phase an der Universität Hildesheim seit 2016 Professor für Sozialpsychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von Sozialpsychologie, Arbeits-und Organisationspsychologie und Gesundheitspsychologie. Er beschäftigt sich mit den Zusammenhängen von sozialer Identität, sozialer Unterstützung und Stress; mit Effekten von Arbeitsbedingungen auf Gesundheit, körperliche Bewegung und Schlaf; sowie mit den Effekten von Stress, Hunger und Schlafmangel auf Entscheidungen. Seine Forschung erfolgt im Rahmen zahlreicher geförderter Drittmittelprojekte und internationaler Kooperationen und seine Arbeiten werden in führenden Fachzeitschriften publiziert. 

 

Abstract: "Wir" tun uns gut: Soziale Identität und soziale Unterstützung als Protektionsfaktoren

Der Mensch ist ein soziales Tier und als solches stellen andere Menschen eine zentrale Ressource dar, um den alltäglichen Herausforderungen und Bedrohungen, die das Leben bereithält zu begegnen. Eine geeignete theoretische Perspektive zum Verständnis dieser Ressourcen stellt die Theorie der Sozialen Identität (Tajfel, 1979) dar. Die Theorie besagt, dass Menschen einen Teil ihres Selbstkonzeptes und ihrer Identität über ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (z.B. Sportverein oder Familie) und Kategorien (z.B. Berufsgruppe oder geographische Herkunft) definieren. Vor gut 20 Jahren hat die Forschung begonnen sich für die Konsequenzen einer sozialen Identität für Gesundheit und Wohlbefinden zu interessieren und postuliert einen sogenannten „social cure“, in dem Sinne, dass eine geteilte soziale Identität (ein „Wir“-Gefühl) einen Stresspuffer darstellt und positive Konsequenzen für Gesundheit und Wohlbefinden haben kann. Diese positive Wirkung einer geteilten sozialen Identität entfaltet sich dabei in einem engen Zusammenspiel mit sozialer Unterstützung. In meinen Vortrag werde ich der psychologischen Partnerschaft der beiden Konstrukt auf den Grund gehen. Ich werde eine Reihe von Laborexperimenten und korrelativen Feldstudien präsentieren, die zeigen wie eine soziale Identität die Wahrscheinlichkeit und Effektivität sozialer Unterstützung erhöhen kann und somit zu reduziertem Stress und verbessertem Wohlbefinden beitragen kann.