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Phantastische Welten (10)

Innovative Spielarten und neue mediale Inszenierungen des Phantastischen

Der Terminus „Phantastik“ bezeichnet im fachwissenschaftlichen Diskurs ein Genre, das im Hinblick auf Inhalt, Umfang und Bewertung ambivalent rezipiert wird. Das Spektrum reicht von der Negation eines phantastischen Genres bis hin zu äußerst pauschalisierten Definitionen, wobei das Phantastische sowohl mit abwertender Geringschätzung als auch mit emphatischer Hochachtung bedacht wird. Zudem herrscht noch nicht einmal Konsens darüber, ob es sich überhaupt um ein Genre oder doch eher um eine Gattung oder gar eine ästhetische Kategorie handelt. Maximalistische Genretheorien subsumieren unter dem Oberbegriff Phantastik Fantasy und Sciencefiction ebenso wie Märchen und Utopien, Heiligenlegenden, Schauerromanen, Gespenster- und religiöse Wundergeschichten. Minimalistische Phantastikkonzeptionen hingegen fokussieren – in der strukturalistischen Tradition Tzvetan Todorovs – insbesondere das phantastische Unschlüssigkeitskriterium, bei dem das unentscheidbare Schwanken zwischen dem Wunderbaren und dem Natürlichen binnenfiktional von zentraler Bedeutung ist und sich dadurch ein restriktiverer Kanon ergibt.

Die kontroversen Diskussionen über die Phantastik scheinen diese als ein brisantes Themenfeld auszuweisen, das keinesfalls als eine literarische Randerscheinung abzuwerten ist, sondern immer auch die grundlegende Frage nach dem Stellenwert des Wirklichen und des Realismus in der Kunst sowie die Rezeption derselben in der Wissenschaft problematisiert. Und genau unter diesem erweiterten Fokus ist die interdisziplinäre Zusammensetzung der Sektion „Phantastische Welten“ – deren Sektionsmitglieder aus der Germanistik und Anglistik, der Kultur-, Medien- und Kunstwissenschaft aber auch aus der Philosophie, Psychologie und der Theologie kommen – besonders interessant. Diese Interdisziplinarität bietet jedem Teilnehmer die Möglichkeit, den eigenen fachspezifischen Horizont um mitunter überraschende Aspekte erweitern zu können.

Außerdem ist der Großteil der phantastiktheoretischen Publikationen literaturwissenschaftlich motiviert, wodurch sich beispielsweise im Bereich der bildenden Kunst, des Films, der neuen Medien oder auch der Philosophie Forschungsdesiderate ergeben. So ist es unter anderem ein Ziel der Sektion, das Phantastische nicht nur in den etablierten Ausprägungen, sondern auch in innovativen Spielarten und neuen medialen Inszenierungen zu hinterfragen.

Die Sektion 10 „Phantastische Welten“ des Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften (GGK) besteht in Kooperation mit der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, die als weltweit größte Spezialsammlung phantastischer Literatur bekannt ist. Die regelmäßigen Treffen der Sektion finden sonntags zu Beginn und Ende des Semesters in der Phantastischen Bibliothek statt.

Aktuelle Schwerpunkte in der Arbeit der Sektion 10

  • Vorstellung von Dissertationsprojekten
  • Kritik und Diskussion von Auszügen aus laufenden Dissertationsprojekten
  • Vorträge von externen Wissenschaftlern und Vorstellung und Diskussion von wissenschaftlichen Projekten im Themenfeld „Phantastik“ von Mitgliedern und Publikation
  • Kooperation und Beteiligung an Forschungs- und Publikationsprojekten der Phantastischen Bibliothek Wetzlar (u.a. Übersetzungs-, Lektorat- und Recherchearbeiten, Vorträge zu Tagungen, Publikationen)
  • Positionierung der Sektion 10 in der Öffentlichkeit (Tagung und Tagungsband, Vertretung in der Gesellschaft für Fantastikforschung)

Aktuelle Themenfelder

  • Grenzen und Grenzgänger (Tagung 2008, Tagungsband und Sektionsjahrbuch)
  • Theorien und Definition des Phantastischen (Science Fiction, Fantasy, Phantastik …)

Leitung

Nächstes Sektionstreffen

Am 01. Februar 2015 ab 11:00 Uhr findet in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar unser Sektionstreffen statt.

Themen sind die Projektvorstellungen von Martin Wambsganß und Ronja Trischler sowie die Planung für das GGK-Event.

Wir freuen uns schon auf spannende Vorträge und angeregte Diskussionen.