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Fellows Planetary Spaces (2023)

Fellows Planetary Scholars & Artists in Residence Program 2023: Planetary Spaces

 

Adenike Titilope Oladosu

 

Adenike Titilope Oladosu ist Ökofeministin, Ökoreporterin und Vorreiterin für Klimagerechtigkeit. Als Gründerin der I Lead Climate Action Initiative setzt sie sich für eine ökologisch orientierte Demokratie in Afrika und für die Regeneration des Lake Chads ein. Ihre Forschung sowie ihr Aktivismus erzielen Frieden, Sicherheit und Gleichberechtigung in Afrika, insbesondere in der Lake Chad Region. Sie bringt ihr Engagement für den Klimaschutz regelmäßig auf internationalen wie lokalen Foren zum Ausdruck.

 

 

Projekt:

Erdbeobachtungssysteme und die Wiederherstellung schwindender planetarer Räume: Eine Fallstudie über den Lake Chad

Adenike Oladosus Fellowship Projekt nutzt Fernerkundungstechnologien wie Erdbeobachtungssatelliten, um die Probleme des Lake Chad aus der Ferne zu betrachten und an die Öffentlichkeit zu kommunizieren. Es entwickelt Lösungsstrategien für die vielschichtigen Konflikte in der Region und erzielt eine friedliche Bewältigung der auf den Klimawandel zurückzuführenden Krise. Da der Lebensunterhalt der Bevölkerung unmittelbar an die Verfügbarkeit von Wasser aus dem Lake Chad gekoppelt ist, stellt der drastische Rückgang dessen Wasserspiegels ein schwerwiegendes Problem in der Region dar. Das Projekt verbindet daher die Erforschung dieses bedrohten Ökosystems mit soziopolitischem Aktivismus, sowie mit Workshops, Diskussionen und einer Ausstellung, die über die planetare Dimension der Problematik aufzuklären versuchen.

 

Jason Waite

 

Jason Waite ist ein Kurator, Autor und Kulturschaffender. Der Schwerpunkt seiner Arbeit ist auf künstlerische Praktiken fokussiert, welche Wirkmächtigkeit thematisieren und entfalten. Derzeit arbeitet er besonders an Krisenherden, die aus den Trümmern des Kapitalismus hervorgehen, und versucht mit seiner Kunst Werkzeuge zu kreieren, die radikalen Vorstellungen über alternative Formen des Zusammenlebens und –arbeitens den Weg zu bereiten. Er ist Teil des Kollektivs Don't Follow the Wind, das ein laufendes Projekt in der unbewohnten Sperrzone von Fukushima durchführt. Waite war Mitkurator der Ausstellungen The Real Thing? im Palais de Tokyo, Paris, Threat of Peace von Chim↑Pom im Art in General, New York, und White Paper: The Law von Adelita Husni-Bey im Casco Art Institute, Utrecht. Er promovierte in zeitgenössischer Kunstgeschichte und -theorie an der Universität Oxford, erwarb einen MA in Kunst und Politik an der Goldsmiths Universität in London und war Helen Rubinstein Curatorial Fellow am Whitney Museum ISP. Außerdem ist er der Chefredakteur der Art Review Oxford und Mitherausgeber des Buches Don't Follow the Wind (Sternberg Press, 2021).

 

Projekt:

Gedeihen nicht-menschlicher Lebewesen in toxischen planetaren Räumen

Im Jahr 2021 war die Sperrzone von Fukushima größer als die Stadt Frankfurt und ist seit 2011 für die Öffentlichkeit gesperrt - Zehntausende Menschen wurden vertrieben. Geograph:innen unterscheiden zwischen "animal spaces", in denen Menschen räumliche Ordnungen von nicht-menschlichen Tieren vornehmen, und "beastly places", an denen nicht-menschliche Tiere ihre Lebensbereiche selbst von denen der Menschen abgrenzen. Innerhalb der Sperrzone von Fukushima transformiert sich ein planetarer Ort stetig weiter: vor der Katastrophe ein landwirtschaftlicher "animal space", so entstand dort in den zehn Jahren nach dem nuklearen Fallout ein "beastly place", und heute plant die Regierung, dass die menschlichen Bewohner:innen in Zukunft zurückkehren können.

Innerhalb der radioaktiven Sperrzone haben sich derweil Hausschweine, die von evakuierten Landwirten freigelassen wurden, mit Wildschweinen gepaart und eine neue Kreuzung ist entstanden. Das Fellowship-Projekt erforscht das verborgene Leben dieser Wildschweine durch eine interdisziplinäre Analyse von Videoaufnahmen, welche mit den kürzlich in der Zone installierte Kameras aufgezeichnet wurden. Diese Bilder bieten einen Einblick in den "beastly place" und dokumentieren die Anpassungsfähigkeiten nicht-menschlicher Lebewesen an ihre radioaktive Umgebung. Zum einen erinnert dieser toxische Ort an vergangene, stärker radioaktive Phase des Planeten. Gleichzeitig halten die nicht-menschlichen Bewohner:innen der Zone wichtige Lektionen für unser zukünftiges Überleben bereit.

 

Juan Pablo Pacheco

Juan Pablo Pacheco Bejarano (Bogotá, 1991) ist Bildender Künstler und Schriftsteller, der sich in seinen Arbeiten mit den materiellen und poetischen Beziehungen zwischen Wasser, Technologie und Telepathie auseinandersetzt. Er ist außerdem in transdisziplinäre Laboratorien involviert, in denen kollaborative Experimente mit verschiedenen digitalen und analogen Technologien durchgeführt werden. Er war Gastprofessor am Fachbereich für Bildende Kunst an der Royal Academy of Fine Arts in Den Haag (Niederlande) und der Universidad Javeriana (Kolumbien), sowie im Programm Digital Narratives an der Universidad de los Andes (Kolumbien). Er war außerdem Programmkoordinator bei Plataforma Bogotá, einem Labor für Kunst, Wissenschaft und Technologie, und bei Espacio Odeon, einem Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst, ebenso in Bogotá. Seine Texte und Arbeiten wurden in folgenden Foren entwickelt und an die Öffentlichkeit gebracht: Jan Van Eyck Academie, Rib, und Varia (Niederlande), International Symposium on Electronic Art (2022), Espacio de Todo (Spanien), Kunstenfestivaldesarts und a.pass (Belgien), Transmediale und PACT Zollverein (Deutschland), Museo Carrillo Gil (Mexiko), Festival de la Imagen, MAMU und N-menos-1 (Kolumbien), im Journal of Visual Culture (Großbritannien), sowie im CSPA Quarterly (Kanada).

https://www.juanpablopacheco.com/

 

Projekt:

Umweltidentitäten auf dem Meeresgrund - Kollaboration mit Bruno Alves de Almeida

Das Fellowship-Projekt Umweltidentitäten auf dem Meeresboden verbindet zwei laufende Forschungs- bzw. Kunstprojekte miteinander. Im Rahmen des von Bruno Alves de Almeida kuratierten Projekts „Environmental Identities“ steht die Erforschung der ko-konstitutiven Beziehungen zwischen dem Selbst, sozialer Identität und der natürlichen Umwelt in einer zunehmend von nicht nachhaltigen, menschlichen Vorstellungen geprägten Welt im Vordergrund. Juan Pablo Pacheco Bejaranos Kunstprojekt untersucht indes die Beziehungen zwischen Internet und Wasser und nimmt dabei die territorialen, sozialen und ökologischen Dimensionen digitaler Technologien ins Visier. Gemeinsam erforschen die Fellows am Panel on Planetary Thinking auf dem Meeresgrund gedeihende Lebensformen und Energieströme und fragen nach deren Einfluss auf menschliches Leben und Identitäten auf der Erdoberfläche. Konkret fokussieren sie sich dabei auf naturwissenschaftliche und theoretische Diskussionen über Eurythenes Plasticus – ein marines Krustentier, das in der tiefsten Region des Mariannengrabens und auf Unterwasserkabeln gefunden wurde. Die Tiefsee-Informationsinfrastruktur vermittelt zunehmend die virtuellen Welten, in denen die Menschen sich heute bewegen. Im Zuge ihres Fellowships werden Bruno Alves de Almeida und Juan Pablo Pacheco Bejarano einen "Wet Workshop" veranstalten, in dessen Rahmen sie ihre Überlegungen zu Wasser, Raum und Technologie durch immersive Erfahrungen in Gewässern mit den Teilnehmer:innen teilen werden.

 

 

Bruno Alves de Almeida

 

*Das Stipendium kam aus persönlichen Gründen leider nicht zustande*

Bruno Alves de Almeida (Brasilien, 1987) ist ein in den Niederlanden ansässiger Kurator und Architekt, Resident Liaison der Jan van Eyck Academie, Maastricht, und Dozent an der Design Academy Eindhoven. Seine kontextspezifische und multidisziplinäre kuratorische Praxis nimmt Projekte in den Blick, welche die Überschneidungen zwischen Kunst, Architektur, Stadttheorie, Design, sowie zwischen den Sozial- und Naturwissenschaften sichtbar und fruchtbar machen. Seine Installtionen brechen oftmals mit konventionellen Ausstellungsmodellen und –räumen, indem sie mit alternativen Formaten für die Produktion, Präsentation und Erfahrung von Kunstwerken experimentieren. Bruno ist ein Alumnus des De Appel Curatorial Programme, Amsterdam (2018/19). Er arbeitete mit Institutionen wie Storefront for Art and Architecture, PACT Zollverein, der 11. Architekturbiennale in São Paulo, Pivô Art and Research und anderen zusammen. Er erhielt unter anderem Stipendien vom Hyundai TATE Research Centre: Transnational, dem Prince Claus Fund, der Calouste Gulbenkian Foundation, erhielt einen MA von der Mendrisio Academy of Architecture, Schweiz, und einen BA von der Oporto Faculty of Architecture, Portugal.

www.brunoalvesalmeida.com

 

Projekt:

Umweltidentitäten auf dem Meeresgrund - Kollaboration mit Juan Pablo Pacheco

 

Sibylle Anderl (Publication Fellowship)

 

© Katrin Binner

Das Panel on Planetary Thinking hat für das Jahr 2023 ein weiteres Fellowship für ein Publikationsprojekt über die Sonne aus interdisziplinärer Sicht an die renommierte Astrophysikern und Philosophin Dr. Sibylle Anderl vergeben. Frau Anderl leitet das Wissenschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Sonntagszeitung, ist Mitherausgeberin des „Kursbuch“ und tritt als TV-Moderatorin auf, darunter für das monatliche Magazin „Space Night Science“. Frau Anderl wurde nach dem Magisterabschluss in Philosophie 2013 im Fach Astronomie/Astrophysik promoviert. Bis 2017 war sie Postdoc und danach bis 2020 Gastwissenschaftlerin am Institut de Planétologie et d'Astrophysique (IPAG) in Grenoble. Ihre Forschungsinteressen  liegen u.a. bei den Frühphasen der Sternentstehung, in der Astrochemie und in der Wissenschaftsphilosophie. Den Bestsellern über „Dunkle Materie“ (2022) und „Das Universum und ich“ (2018) soll jetzt ein Buch über die Sonne folgen. Das Panel schätzt sich glücklich, eine hochkarätige, auch populärwissenschaftlich herausragende Wissenschaftlerin gewonnen zu haben. Sie wird an Veranstaltungen des Fellowprogramms mitwirken.

 

Projekt:

Die Sonne. Eine Entdeckung

Wir alle bestehen aus Sternenstaub. Diese gern zitierte Einsicht der Astrophysik - fast alle Elemente jenseits des Heliums wurden schließlich im Inneren von Sternen per Kernfusion erbrütet oder sind entstanden, als Sterne ihr Leben beendeten - stellt eine Verbindung her zwischen unserer eigenen Existenz und unserem eigenen Heimatstern, der Sonne, zu der wir nicht nur hinsichtlich unserer materiellen Konstitution sondern in praktisch allen Aspekten unseres Lebens in Abhängigkeit stehen. Für die Menschheit waren Ansicht und Beobachtung unserer Sonne eine stets erneuerte und neu gedeutete Entdeckung, die mal zu anthropozentrischem Hochmut, mal auch zu planetarer Demut führte.

Das Fellowship Projekt nimmt die Entdeckungsgeschichte der Sonne aus drei Blickwinkeln heraus ins Auge: (1) Es beschreibt wie die Sonne entdeckt wurde und was die Menschheit heute über sie weiß; (2) untersucht die Formen des „Sonnenaufgangs“ in kulturellen Vorstellungen und Praktiken; und es fragt (3) in wie fern „Sonnenkraft“ zukunftsfähige Lebensformen erschließen könnte.