WS: Andreas Kemper: Class Matters! – Die (Un)Sichtbarkeit der sozialen Herkunft im akademischen System
- https://www.uni-giessen.de/en/faculties/ggkgcsc/events/semester-overview/previous/archive/Summer%20Term%202019/research-seminars/kemperclassmatters
- WS: Andreas Kemper: Class Matters! – Die (Un)Sichtbarkeit der sozialen Herkunft im akademischen System
- 2019-06-06T14:00:00+02:00
- 2019-06-06T18:00:00+02:00
Jun 06, 2019 from 02:00 to 06:00 (Europe/Berlin / UTC200)
Phil I, GCSC, R.001
Welche Rolle spielt eigentlich der soziale Hintergrund für einen ‚erfolgreichen‘ Universitätsabschluss? Wann sind wir von Klassismus betroffen und was können wir dagegen tun? Im Workshop werden wir uns mit der Diskriminierung aufgrund des sozialen Hintergrunds auf wissenschaftlicher und persönlicher Ebene beschäftigen.
Von 100 Kindern aus nicht-akademisch sozialisierten Haushalten werden gerade mal 8 ihren Master-Studiengang zu Ende bringen; die Promotion schließt nur ein einziges „Arbeiterkind“ ab. Der Bildungserfolg hängt weiterhin stark vom sozialen Hintergrund der Eltern ab, sodass viele Menschen aus Nicht-Akademiker-Haushalten den Weg bis in die Promotion gar nicht erst wahrnehmen. Zumeist führt ein mit dem Promotionsbeginn gesteigerter Anpassungsdruck, dem akademischen Habitus gerecht zu werden und nicht durch Unwissen oder abweichendes Sozialverhalten aufzufallen, zu einer Unsichtbarkeit entsprechender Perspektiven in der Qualifizierungsphase. Ziel des Workshops ist es zunächst, in die Klassismusforschung einzuführen, um daran anknüpfend dessen wissenschaftliche Praktikabilität zu diskutieren.
Ein zweiter (selbst-)reflexiver Teil soll außerdem die Gelegenheit bieten, sich mit der eigenen milieu- oder klassenspezifischen Sozialisation zu beschäftigen. Im Zentrum stehen hier vor allem persönliche Reflexionen zur Bedeutung des sozialen Hintergrunds, wobei andere Ungleichheitskategorien in unseren Diskussionen gleichermaßen ihren Platz finden können und sollen. Außerdem möchten wir auch Überlegungen anstellen, wie wir mögliche Diskriminierungen aufgrund des sozialen Hintergrunds im akademischen Umfeld erkennen und die damit zusammenhängenden Nachteile ausgleichen können.
//Andreas Kemper
Andreas Kemper ist Doktorand an der Universität Münster und Wissenschaftler am Institut für Klassismusforschung in Berlin. Er hat mit seinen Publikationen den Klassismusbegriff im deutschsprachigen Raum geprägt. Als Aktivist versucht er, die Working Class/ Poverty Class Academics zu organisieren. Außerdem engagiert er sich in der diskriminierungssensiblen Bildungsarbeit, bei der er seine langjährige Tätigkeit in der intersektionalen Forschung in praktische Anwendungsbereiche übersetzt hat.