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Zum Gedenken an Dr. Markus Frei-Hauenschild (1963-2019)

Durch den plötzlichen Unfalltod von Markus Frei-Hauenschild verliert das Institut für Musikwissenschaft und -pädagogik eine tragende Säule, einen äußerst engagierten Kollegen und überaus beliebten Hochschullehrer. Wie nur wenige Musikwissenschaftler vereinte er profunde Kenntnisse sowohl der Musikgeschichte und Musiktheorie als auch der populären Musik mit einer Leidenschaft für das Lehren und reichen Erfahrungen als Musiker.

 

Sein Studium der Historischen und Systematischen Musikwissenschaft, Musikethnologie sowie Volkskunde in Göttingen schloss er 1996 mit der Dissertation „Friedrich Ernst Fesca (1789-1826) – Studien zu Biographie und Streichquartettschaffen“ ab. Von 1997-2000 war er an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Christoph-Hellmut Mahling im Rahmen eines DFG-Projektes zu den Darmstädter „Internationalen Ferienkursen für Neue Musik“ und ihrer Rezeption in Musikwissenschaft und -pädagogik. Freiberuflich betreute er dann über mehrere Jahre verschiedene Musikfestspiele dramaturgisch, arbeitete als Redakteur und schrieb zahlreiche Konzertkritiken. Ab 2004 unterrichtete er Musik an einer Göttinger Gesamtschule und unterstützte für das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft junge Erwachsene bei Problemen mit dem Berufseinstieg. Als Bassist, Arrangeur und Komponist war er in der Kasseler Bluesszene omnipräsent, oft gemeinsam mit Thomas Phleps in Formationen wie Out of Reach Bluesband, Blues Big Band, Beat that Chicken u.v.a. Im Oktober 2008 begann seine Tätigkeit als Studienrat im Hochschuldienst an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

 

Hier bereicherte er das Lehrangebot mit vielen neuen Ideen und Konzepten. Als besonders wertvoll und nachhaltig werden unseren Studierenden die Projektseminare in Erinnerung bleiben, in denen er die Teilnehmer mit hohen Ansprüchen, Vertrauen und großem eigenen Einsatz regelmäßig zu Höchstleistungen motivierte. Ebenso prägend waren die zahlreichen Seminare zur Repertoirekunde („Blind Dates mit der Musikgeschichte“), die sich als lockere Gespräche über das Klanggeschehen tarnten, dabei aber Woche für Woche das Hören sensibilisierten und das Musikverständnis grundlegend verändern konnten. In anderen Lehrveranstaltungen gelang es Markus Frei-Hauenschild, seine Begeisterung für Blues und Soul, das Broadway-Musical, die Beatles oder die Klanglandschaften von Tom Waits auch bei vielen Studierenden zu entfachen – manchmal mit durchaus unkonventionellen Methoden: Seine Seminare zur Musik aus New Orleans beinhalteten stets gemeinsame Kochabende mit Gumbo und Jambalaya, auch der Besuch außeruniversitärer Lernorte gehörte fest zu seinem Repertoire und Regeln des Tonsatzes demonstrierte er auf der Ukulele.

 

Markus Frei-Hauenschild war ein humorvoller, herzlicher Mensch; bescheiden, ehrlich, hilfsbereit und zuverlässig. Hunderte von Studierenden, vor allem Musiklehrerinnen und -lehrer hat er mit seiner starken Persönlichkeit, seiner Leidenschaft und seinem kritischen, aber immer konstruktiven Blick geprägt.

 

Tröstlich ist es zu wissen, dass er sich vor wenigen Wochen noch den Lebenstraum erfüllen konnte, Mardi Gras in New Orleans zu erleben, und wie glücklich er von dort berichtet hat. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie, ganz besonders seinen zwei Söhnen.

 

Ralf von Appen