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for1369

Forschergruppe FOR1369
"Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen"

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Sprecher: Prof. Dr. Martin Bergmann
Co-Sprecher und Koordinator: Prof. Dr. Joachim Geyer

 

Zusammenfassung

Im Blutplasma vieler Säugerspezies werden hohe Konzentrationen sulfatierter Steroide gemessen, welche die Spiegel der entsprechenden nicht-konjugierten Steroide z.T. erheblich übersteigen. Die Sulfatkonjugation von Steroiden geht einher mit einer deutlichen Erhöhung der Wasserlöslichkeit und damit dem Verlust des passiven Diffusionsvermögens durch biologische Membranen, einer Reduktion des Verteilungsvolumens sowie einem kompletten Wirkungsverlust an den klassischen nukleären Rezeptoren. Daher wurden konjugierte Steroide in der Vergangenheit primär als inaktive Endprodukte auf dem Weg zur Ausscheidung betrachtet. Durch spezifische Transportsysteme wie den in Gießen erstmals beschriebenen Sodium-dependent Organic Anion Transporter (SOAT), können sulfatierte Steroide jedoch in spezifische Zielzellen importiert und dann durch die Steroidsulfatase wieder in die freie biologisch wirksame Form überführt werden. Trotz der seit langem bekannten zentralen Rolle der Steroidsulfatase im Steroidmetabolismus der Humanplazenta und der derzeit hochaktuellen Forschung zur Bedeutung sulfatierter Steroide für das Wachstum hormonabhängiger menschlicher Mammakarzinome, ist deren Bedeutung im physiologischen Reproduktionsgeschehen bei Mensch und Haussäugern bisher noch kaum untersucht und verstanden. Das Ziel der Forschergruppe „Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen“ ist daher die Charakterisierung des Metabolismus, des zellulären Im- und Exports und der Aktivierung von sulfatierten Steroiden in den männlichen und weiblichen Reproduktionsorganen.

 

 

Die Abbildung zeigt (1) die Synthese von Steroidhormonen aus Cholesterin, (2) die freie Diffusion von unkonjugierten Steroiden über die Plasmamembran und (3) deren Bindung an nukleäre Rezeptoren, (4) den Carrier-vermittelten Import von sulfatierten Steroiden über SOAT und (5) deren Umwandlung in freie Steroide durch die Steroidsulfatase (StS) sowie (6) die Sulfokonjugation und den (7) Carrier-vermittelten Export sulfatierter Steroide. Die Konzentration freier und sulfatierter Steroide kann sowohl im Plasma, als auch im zellulären Milieu analytisch bestimmt werden.

 

Presseerklärung vom 25.2.2010

DFG richtet Forschergruppe zu Reproduktionsmedizin an der Universität Gießen ein.
Sulfatierte Steroide im Blick.
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt mit rund 1,1 Millionen Euro.

Eine neue Forschergruppe mit dem Titel „Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen“ wird an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) eingerichtet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert. Es ist eine von insgesamt zehn neuen Forschergruppen, mit denen die DFG die interdisziplinäre und ortsübergreifende Zusammenarbeit von Wissenschaftlern intensiviert und die Etablierung neuer Arbeitsrichtungen fördert.

Sulfatierte Steroidhormone wurden lange als inaktive Stoffwechselprodukte angesehen. Die neue Forschergruppe an der JLU (FOR1369) geht der Frage nach, inwieweit sulfatierte Steroide in bestimmte Zellen aufgenommen und dort in hochaktive Hormone umgewandelt werden. Diesen Prozess besser zu verstehen, ist für die Reproduktionsmedizin von großem Interesse.

Um die Arbeit der Forschergruppe vorzustellen, laden der Sprecher (Prof. Dr. Martin Bergmann) und der Koordinator (Prof. Dr. Joachim Geyer) der Forschergruppe sowie die beteiligten Wissenschaftler ein zu einem

Pressegespräch am Mittwoch, 03. März 2010, von 11 bis 12 Uhr
im Dekanatssaal, Dekanat des Fachbereiches Veterinärmedizin, 1. OG
Frankfurter Straße 94, 35392 Gießen

An dem Gespräch werden auch der Präsident der JLU Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, die Zweite Vizepräsidentin Prof. Dr. Katja Becker und der Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin Prof. Dr. Dr. Georg Baljer teilnehmen.

Die Forschergruppe FOR1369 umfasst fünf interdisziplinäre Teilprojekte, die an den Fachbereichen Veterinärmedizin und Medizin der JLU sowie dem Institut für Biochemie der Universität des Saarlandes bearbeitet werden. Die Forscher arbeiten dabei mit Organen des Reproduktionstraktes verschiedener Spezies. Die Forschergruppe an der JLU ist für die kommenden drei Jahre mit insgesamt sieben Stellen für Doktoranden, wissenschaftliche Assistenten und technische Mitarbeiter ausgestattet.

 

 

Pressegespräch anlässlich der Einrichtung der DFG-Forschergruppe FOR1369 "Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen". Von links nach rechts: Prof. Dr. Katja Becker (Zweite Vizepräsidentin der JLU), Prof. Dr. Dr. Georg Baljer (Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin), Prof. Dr. Joachim Geyer (Co-Sprecher und Koordinator), Prof. Dr. Martin Bergmann (Sprecher), Prof. Dr. Joybrato Mukherjee (Präsident der JLU).

 

Presseerklärung vom April 2013 zur Verlängerung der FOR1369

Hormon-Forschergruppe widerlegt Lehrbuchwissen.

Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt zweite Förderperiode für Forschergruppe „Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen“ (FOR 1369).

Steroidhormone sind lebenswichtige Botenstoffe für Körperzellen. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Stoffwechsels, der Herz-Kreislauf-Funktion sowie der Fortpflanzung. Ein Teil der Steroidhormone wird vom Organismus mit körpereigener Schwefelsäure zu sogenannten Steroidsulfaten umgewandelt. In Arbeiten am Fachbereich 10 – Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) konnte gezeigt werden, dass für Steroidsulfate spezielle Transportsysteme in Zellen von Fortpflanzungsorganen existieren. Damit widerlegen die Gießener Veterinärmediziner das bislang gültige Lehrbuchwissen in einem wichtigen Punkt. Denn nach bisheriger Auffassung stellten diese sulfatierten Steroide unwirksame Ausscheidungsprodukte in den Harn dar, die nicht in Zellen aufgenommen werden können.

Diese vielversprechenden wissenschaftlichen Erfolge überzeugten auch ein Gutachtergremium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Die interdisziplinäre Forschergruppe „Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen“ (FOR 1369) kann ab sofort in die zweite Runde gehen und wird in den kommenden drei Jahren von der DFG noch einmal mit rund 2,1 Millionen Euro gefördert.

Die Forschergruppe „Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen“ wurde 2010 mit Unterstützung der DFG an der JLU eingerichtet, um die Rolle derartiger Verbindungen für die Regulation der Fortpflanzung näher zu untersuchen und wurde in der ersten Förderperiode mit rund 1,1 Millionen Euro ausgestattet. Sprecher ist Prof. Dr. Martin Bergmann, Co-Sprecher und Koordinator Prof. Dr. Joachim Geyer, beide vom Fachbereich 10 – Veterinärmedizin der JLU.

Bei der erneuten zweitägigen Begutachtung im November 2012 attestierte ein international besetztes Gutachtergremium allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, an einem weltweit einzigartigen Projekt zu arbeiten, das eine weitere Förderung verdient.

Sechs Teilprojekte

Die interdisziplinär und hochkarätig besetzte Forschergruppe umfasst insgesamt sechs Teilprojekte. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fachbereiche 10 und 11, Veterinärmedizin und Medizin, der JLU sowie des Instituts für Biochemie der Universität des Saarlandes bearbeiten gemeinsam Fragestellungen zu Mechanismen der Fortpflanzung bei Mensch und Tier.

In einem grundlegenden Teilprojekt untersucht Prof. Dr. Rita Bernhardt (Saarbrücken) mit ihrem Team den Einfluss der sulfatierten Steroide auf den Stoffwechsel der Steroidhormone.

Die Bedeutung der Steroidsulfate für die Bildung von Spermien wird bei fruchtbaren und unfruchtbaren Männern sowie an einem Mausmodell untersucht, in dem das Gen für das Transportsystem der Steroidsulfate ausgeschaltet ist (Dr. Daniela Fietz, Prof. Dr. Joachim Geyer, Prof. Dr. Martin Bergmann, Veterinärmedizin, JLU).

Ein drittes Projekt beschäftigt sich mit der biologischen Bedeutung dieser sulfatierten Steroide beim Eber, einer Tierart, bei der diese im Vergleich zu anderen Tieren in besonders hohen Mengen vorkommen (Prof. Dr. Gerhard Schuler, Veterinärmedizin, JLU).

Steroide regeln die Aktivität von Genen im Zellkern. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass sie auch Signalkaskaden an der Zelloberfläche auslösen können. Diese Frage wird in einem Zellkulturmodell untersucht (Prof. Dr. Georgios Scheiner-Bobis, Veterinärmedizin, JLU).

Mit der Untersuchung der Bedeutung sulfatierter Steroide für die Eizellreifung wird ein wichtiger Aspekt der weiblichen Fortpflanzung untersucht (Prof. Dr. Christine Wrenzycki, Dr. Hanna Stinshoff, Veterinärmedizin, JLU).

Im Rahmen dieser Forschergruppe kümmert sich ein eigenes Projekt um die Entwicklung und Etablierung neuer hochspezifischer und sensitiver Messverfahren für die Steroidsulfate auf der Grundlage von Massenspektrometrie sowie die Etablierung von Normalwerten (Prof. Dr. Stefan Wudy, Humanmedizin, JLU).

 

Beteiligte Arbeitsgruppen und Teilprojekte - 1. Förderperiode

Teilprojekt 1

Projektleiter: Prof. Dr. Rita Bernhardt, Institut für Biochemie, Universität des Saarlandes, Saarbrücken.

Titel: Role of steroid sulfates in the regulation of steroid hormone biosynthesis.

Zusammenfassung: Bisher ist weitgehend ungeklärt in welchem Ausmaß die Bildung von Steroidhormonen durch de novoSynthese oder durch die Spaltung von sulfatierten Steroiden erfolgt. In diesem Projekt soll die Interaktion beider Synthesewege in Zellkulturmodellen untersucht werden, wobei der Fokus auf den Cytochrom P450 Enzymen CYP11A1 und CYP17 liegen wird. Durch Ko-Expression dieser Enzyme mit dem Steroidsulfattransporter SOAT und der Steroidsulfatase StS in Kombination mit analytischen Verfahren wird dieses Projekt erstmals die Steroidsynthese über beide Synthesewege in einem zellulären Modell nachstellen und bilanzieren.

Teilprojekt 2

Projektleiter: Prof. Dr. Joachim Geyer, Institut für Pharmakologie und Toxikologie und Prof. Dr. Martin Bergmann, Institut für Veterinär-Anatomie, -Histologie, und –Embryologie, Fachbereich Veterinärmedizin der JLU Gießen.

Titel: Membrane transporters for sulfated steroid hormones in the testis: gatekeepers of the sulfatase pathway.

Zusammenfassung: Der Hoden ist das wichtigste Organ zur Bildung männlicher Geschlechtshormone. Während der Hoden zur de novo Synthese von Testosteron befähigt ist, wurde bereits gezeigt, dass die Testosteronsythese auch ausgehend von sulfatierten Steroiden wie DHEAS und Pregnenolonsulfat erfolgen kann. Dieses Projekt untersucht inwieweit der Carrier-vermittelte Transport von sulfatierten Steroiden in bestimmte Zelltypen des Hodens und eine nachfolgende Desulfatierung zur Androgensynthese und endokrinen Steuerung des Hodens beiträgt. Dazu werden nicht nur SOAT und StS im Hoden fertiler und infertiler Patienten lokalisiert, sondern auch ein Knockout-Mausmodell für SOAT etabliert und charakterisiert.

Teilprojekt 3

Projektleiter: Prof. Dr. Gerhard Schuler, Prof. Dr. Dr. Bernd Hoffmann, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie, Fachbereich Veterinärmedizin der JLU Gießen.

Titel:Formation and transport of estrone sulfate in the porcine testicular-epididymal compartment and its function as a precursor of bioactive estrogens.

Zusammenfassung: In Ergänzung zu Projekt 2 untersucht dieses Projekt die Expression und Lokalisation des Transporters SOAT, der Steroidsulfatase StS und der Sulfotransferase SULT im Hoden des Ebers in Abhängigkeit des Alters und der Fertilität ausgewählter Tiere. Aus dem Vergleich der Daten zwischen Mensch und Schwein sollten dabei Erkenntnisse über die speziesübergreifende Bedeutung sulfatierter Steroide gewonnen werden. Darüber hinaus wird in einem in vivo Versuch die Spaltung sulfatierter Steroide durch den StS Blocker STX64 gehemmt und dabei die Estrogen- und Androgenbildung sowie die Fertilität von Ebern in unterschiedlichen Phasen der Geschlechtsentwicklung untersucht.

Teilprojekt 4

Projektleiter: Prof. Dr. Ernst Petzinger, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Fachbereich Veterinärmedizin der JLU Gießen und Dr. Bernhard Ugele, Universitätsklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Titel: The role of steroid sulfate transporters for placental estrogen synthesis.

Zusammenfassung: Ab der 9. Schwangerschaftswoche ist die Plazenta der Hauptort der Bildung maternaler Östrogene. Für diese Syntheseleistung ist die Humanplazenta jedoch auf den Carrier-vermittelten Import sulfatierter C19 Steroide wie DHEAS angewiesen. In diesem Projekt soll der Steroidsulfattransporter SOAT in der humanen Plazenta lokalisiert werden, welcher vermutlich für den DHEAS Import aus dem mütterlichen Kompartiment verantwortlich ist. Des Weiteren soll die Östrogensyntheseleistung der Plazenta in einem Zellmodell nachgestellt werden, in welchem alle wichtigen Schlüsselenzyme zusammen mit verschiedenen Carriersystemen für sulfatierte Steroide stabil exprimiert werden.

Teilprojekt 5

Projektleiter: Prof. Dr. Stefan Wudy, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Fachbereich Medizin der JLU Gießen.

Titel: Determination of steroid sulfates in biological samples by liquid chromatography-tandem mass spectrometry (LC-MS/MS).

Zusammenfassung: Bisherige Methoden zum Nachweis sulfatierter Steroide waren in der Regel Antikörper-basiert. Diese Methodik ist jedoch hinsichtlich der Spezifität und der Nachweisgrenze nicht für Zell-basierte Assays, wie sie im Rahmen dieser Forschergruppe eingesetzt werden, geeignet. In diesem Projekt wird daher eine LC-MS/MS basierte Nachweismethodik für die sulfatierten Steroide DHEAS, Estronsulfat, Cholesterolsulfat und Pregnenolonsulfat entwickelt, welche als Goldstandard in der Steroidanalytik angesehen werden kann. In Zusammenarbeit mit den anderen vier Teilprojekten werden biologische Proben wie Blutplasma oder Zellkulturüberstände der Analytik sowohl freier Steroide als auch der genannten sulfatierten Steroide zugeführt.

 

Beteiligte Arbeitsgruppen und Teilprojekte - 2. Förderperiode 2013-2016

Teilprojekt 1

Projektleiter: Prof. Dr. Rita Bernhardt, Institut für Biochemie, Universität des Saarlandes, Saarbrücken.

Titel: Role of steroid sulfates in the regulation of steroid hormone biosynthesis.

Zusammenfassung: Die Steroidhormonbiosynthese durchläuft eine Kaskade verschiedener Reaktionen, an denen sechs Cytochrome P450 beteiligt sind. Ausgehend von Cholesterol katalysiert CYP11A1 die Seitenkettenspaltung unter Bildung von Pregnenolon, dem Vorläufer aller Steroidhormone und stellt den geschwindigkeitsbestimmenden enzymatischen Schritt der Steroidhormonbiosynthese dar. CYP17A1 führt eine Hydroxylierungs- und eine Lyasereaktion durch und ist entscheidend für die Produktion der Sexualhormone. CYP21 hingegen spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung der Gluko- und Mineralokortikoide. Die Regulation der Steroidhormonbiosynthese findet im Säuger auf verschiedenen Ebenen statt: durch die Expressionsrate der involvierten Enzyme sowie die Verfügbarkeit der Redoxpartner, aber auch durch eine direkte Interaktion der betroffenen Cytochrome P450 mit Substanzen, die Einfluss auf die Enzymaktivität ausüben. Der Einfluss sulfatierter Steroide auf diese Cytochrome P450 wurde, trotz hohen Konzentrationen im Blutplasma, bislang kaum untersucht. Die Zielsetzung ist daher, die Untersuchung der Wirkungsweise sulfatierter Steroide auf CYP11A1, CYP17A1 und CYP21 auf molekularer Ebene in einem rekonstituierten in vitro System sowie in humanen Zellkulturen.

Teilprojekt 2

Projektleiter: Dr. Daniela Fietz und Prof. Dr. Martin Bergmann, Institut für Veterinär-Anatomie, -Histologie, und –Embryologie, Prof. Dr. Joachim Geyer, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen.

Titel: Membrane transporters for sulfated steroid hormones in the testis and their role for spermatogenesis and fertility.

Zusammenfassung: Die klassische Vorstellung, dass sulfatierte Steroidhormone lediglich inaktive Metaboliten darstellen, welche der Ausscheidung über Leber und Niere zugeführt werden, musste mit der Entdeckung eines spezifischen Transporters für sulfatierte Steroide, dem Sodium-dependent Organic Anion Transporter SOAT, neu überdacht werden. SOAT wird in Reproduktionsorganen, insbesondere im Hoden, exprimiert und kann hier durch einen zelleinwärts gerichteten Transport den ersten Schritt einer intrakrinen Synthese aktiver Steroide aus ihren inaktiven Sulfat-Formen einleiten. Im Rahmen der ersten Förderperiode wurde SOAT mit hoher Expression in pachytenen Spermatozyten nachgewiesen, so dass diesem Transporter möglicherweise eine Bedeutung für die Spermienbildung und damit für die Fertilität des Mannes zukommt. Inwieweit der Transport von Steroidsulfaten über SOAT im Hoden und in anderen Geweben nun wirklich von Bedeutung ist, soll nun mit Hilfe einer Soat-Knockout-Maus untersucht werden, bei der das Soat-Gen (Slc10a6) gezielt ausgeschaltet wurde. Aus möglichen Veränderungen in Organfunktionen und der Reproduktion dieser Maus können wichtige Rückschlüsse auf die physiologische Bedeutung dieses neuen Transportsystems gezogen werden.

Teilprojekt 3

Projektleiter: Prof. Dr. Gerhard Schuler, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen.

Titel: Role of steroid sulfonation as a mechanism controlling the flow of substrates through the cascade of steroidogenic enzymes in the porcine testis.

Zusammenfassung: Als speziesspezifische Besonderheit ist beim Eber ein breites Spektrum sulfatierter Steroide nachweisbar, welche teilweise in außerordentlich hohen Konzentrationen vorkommen und deren biologische Bedeutung derzeit völlig unklar ist. Bisherige Ergebnisse deuten darauf hin, dass sie zumindest zum überwiegenden Teil aus dem Hoden, höchstwahrscheinlich aus den Leydigzellen stammen. Die Expression bzw. Aktivitäten relevanter Sulfotransferasen waren im Hodengewebe jedoch kaum nachweisbar. Daher wurde die Hypothese entwickelt, dass in den porcinen Leydigzellen ein erheblicher Teil der Steroidsynthese ausgehend von Cholesterinsulfat in sulfatierter Form abläuft („Sulfatweg“) und die Bildung freier Steroide wesentlich durch die dort hoch exprimierte Steroidsulfatase bewerkstelligt und kontrolliert wird. Ziel des Projektes ist es daher, in porcinen Leydigzellen die relative Bedeutung der verschiedenen möglichen Steroidsynthesewege (Δ4-Syntheseweg, Δ5-Syntheseweg, Sulfatweg) zu charakterisieren. Weiterhin soll die Expression der Steroidsulfatase auf subzellulärer Ebene untersucht werden, um abschätzen zu können, welche der potenziellen Substrate unter in vivo Bedingungen tatsächlich mit diesem Enzym in Kontakt kommen können.

Teilprojekt 4

Projektleiter: Prof. Dr. Stefan Wudy, Pädiatrische Endokrinologie & Diabetologie, Steroid Research and Mass Spectrometry Unit, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Fachbereich Medizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen.

Titel: Steroids in reproduction: LC-MS-MS and GC (-MS) based Steroidomics.

Zusammenfassung: Methoden auf der Grundlage der Massenspektrometrie weisen in der Steroidanalytik derzeit die höchste Spezifität auf. Für sulfatierte Steroide stellt die Flüssigkeitschromatographie-Tandemmassenspektrometrie (LC-MS-MS) die analytische Methode der Wahl dar. Während der ersten Förderperiode konnte höchst erfolgreich ein analytisches Verfahren zum massenspektrometrischen Profiling, d.h. der simultanen Bestimmung mehrerer physiologisch relevanter, intakter Steroidsulfate mittels LC-MS-MS entwickelt werden. Während der zweiten Förderperiode soll nun eine weitere Verbesserung und Erweiterung der bestehenden LC-MS-MS Methode zum Profiling intakter Steroidsulfate erfolgen. Des Weiteren soll das Steroidmetabolom von Wildtyp- und Soat Knockout-Mäusen sowohl mit LC-MS-MS als auch mit Gaschromatographie-Tandemmassenspektrometrie (GC-MS-MS) charakterisiert werden und mit in vitro und in vivo Tracer-Experimenten Stoffwechselwege sulfatierter Steroide unter Zuhilfenahme von stabil isotop markierten Steroiden aufgeklärt werden. Es erfolgt auch eine Erstellung von Referenzwerten für Steroidsulfate beim Menschen und die Untersuchung ihrer Rolle als Biomarker bei Erkrankungen des Menschen.

Teilprojekt 5

Projektleiter: Prof. Dr. Georgios Scheiner-Bobis, Institut für Veterinärphysiologie und -biochemie, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen

Titel: DHEAS-specific signalling in cells of the reproductive system

Zusammenfassung: Steroidhormone vermitteln genomische Effekte über ihre Bindung an zytosolischen Steroidhormon-Rezeptoren, die als liganden-aktivierte Transkriptionsfaktoren wirken und die Expression bestimmter Gene regulieren. Alternativ wirken Steroidhormone auch über membrangebundene Rezeptoren. So aktivieren sie intrazelluläre Signalkaskaden, die sowohl eine schnelle Antwort der Zelle auf den extrazellulären Reitz bewirken, als auch, bei langanhaltendem Signal, ebenfalls genomische Antworten initiieren können. Diese zweite, nicht-klassische Wirkungsweise von Steroidhormonen liegt im Fokus dieses Teilprojektes. So sollen DHEAS-induzierte Signalkaskaden in Zellen des reproduktiven Systems aufgeklärt werden, der hierfür zuständige, membrangebundene DHEAS-Rezeptor identifiziert werden und die physiologische Signifikanz der DHEAS-induzierten Aktivierung der Transkriptionsfaktoren CREB und ATF-1 untersucht werden.

Teilprojekt 6

Projektleiter: Prof. Dr. Christine Wrenzycki und Dr. Hanna Stinshoff, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen

Titel: Impact of intrafollicular sulfated steroids on follicular cells and the oocyte`s developmental capacity in cattle

Zusammenfassung: Steroidhormone spielen in der Eizellreifung eine essentielle Rolle. Die zurzeit verwendeten Systeme zur in vitro Maturation (IVM) von Eizellen spiegeln nur bedingt die in vivo Situation wieder, was häufig in Oozyten mit reduzierter Entwicklungskompetenz resultiert. Unter Verwendung von Rindereizellen soll in diesem Projekt untersucht werden, welche lokalen Effekte sulfatierte Steroide auf die Follikel- und Oozytenentwicklung in vivo und in vitro ausüben. Basierend auf den Konzentrationsbestimmungen in vivo soll ein IVM-System abgeleitet werden, welches zur Generierung von Eizellen mit höherer Entwicklungskompetenz führt. Die Ergebnisse werden auch von großer Bedeutung für die humanen assistierten Reproduktionstechniken (ART) sein.

 

Zeitplan der Forschergruppe FOR1369

25.11.2006: Start-up Symposium „Endokrine Wirkungsmechanismen im Reproduktionsgeschehen“

24.09.2008: Konzeptantrag zur Einrichtung einer Forschergruppe

20.03.2009: Überarbeiteter Konzeptantrag zur Einrichtung einer Forschergruppe

30.06.2009: Vollantrag „Sulfated Steroids in Reproduction“

02. - 03.11.2009: Vor-Ort-Begutachtung durch ein 8-köpfiges internationales Gutachtergremium

11.02.2010: Bewilligung und Einrichtung der Forschergruppe FOR1369 „Sulfated Steroids in Reproduction“ durch die DFG

01.05.2010: Start der ersten Teilprojekte

07. - 10.3.2012: Gemeinsame Teilnahme aller Teilprojekte am 55. Symposium der Dt. Gesellschafft für Endokrinologie in Mannheim, Posterpräsentationen aller Teilprojekte

04.10.2013: Einreichung des Folgeantrages für die 2. Förderperiode der FOR1369 „Sulfated Steroids in Reproduction“ bei der DFG

26. - 27.11.2012: Vor-Ort-Begutachtung durch ein 6-köpfiges internationales Gutachtergremium

04.02.2013: Bewilligung der 2. Förderperiode der Forschergruppe FOR1369 „Sulfated Steroids in Reproduction“ durch die DFG

12. - 13.4.2013: Vorstellung der Forschergruppe im Rahmen des von-Behring-Röntgen Symposiums in Gießen

03.06.2013: Presseempfang zur Bewilligung der 2. Förderperiode

 

Integration in das Forschungsprofil der JLU