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Auge, Blick und Bild: Mediale Zäsuren im Sichtbaren (Kolloquium „Das Reale und die (neuen) Bilder.")

Mit der digitalen Erzeugung von Bildwelten ist eine Krise des Bildes als mimetische Beglaubigung der Wirklichkeit zum Fokus der Kulturwissenschaften geworden. Im Kontext des sog. Paradigmawechsels vom linguistic turn zum iconic turn wird zunehmend nach der medialen Interferenz von Sichtweisen und Blickbeziehungen innerhalb der visuellen Kultur gefragt.
Belegt nicht die intermediale Verkreuzung von malerischen, photographischen, filmischen und numerisch generierten Bildern innerhalb eines Darstellungsraums - gerade im „postdramatischen“ Theaterraum seit Robert Wilson, dass das Konzept der ‚Abbildung der Wahrheit’, die der Augen-Schein der Bilder seit Aristoteles und Platon in letzter Instanz zu berücksichtigen habe, in eine kategoriale Krise geraten ist? Die Eigensinnigkeit der Bilder scheint die wechselseitige Referenz von Wahrheit und Schein, von Sichtbarkeit und Intelligibilität zu verabschieden. Zu zeigen ist daher, wie innerhalb der okularen Logik des „Sehens“ der „Blick“ interveniert, der selbst nicht sichtbar werden kann. Im Gegenzug zur seit der antiken Episteme langlebigen Vorstellung des ‚sonnenähnlichen’ Auges als Quelle der höheren Erkenntnis ist der „Blick“, der uns allererst zu sehen gibt, in keinem Augenpunkt zu fixieren. Die Kluft von Auge und Blick in der Wahrnehmung zu bedenken, ist für die zeitgenössische Debatte über den Verlust oder gar die Auflösung des Körpers und der Bilder zentral, weil der Blick weder aufgelöst noch ersetzt werden kann.

G. C. Tholen, Universität Basel
Prof. Dr. Georg Christoph Tholen, geb.1948, Ordinarius für Medienwissenschaft mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt an der Universität Basel, Studium der Philosophie, Soziologie und Psychologie an den Universitäten Bonn, Köln, Marburg und Hannover. Forschungsschwerpunkte: Grundlagen der Medientheorie, Zeit und Raum, Aisthesis und Medialität, Erinnern und Vergessen. Veröffentlichungen u. a.: Die Zäsur der Medien. Kulturphilosophische Konturen, Frankfurt am Main 2002, als Mitherausgeber: HyperKult. Geschichte, Theorie und Kontext digitaler Medien, Frankfurt am Main/Basel, Bd. I: 1997, Bd. II: 2005; Konfigurationen. Zwischen Kunst und Medien, München 1999; Mimetische Differenzen. Der Spielraum der Medien zwischen Abbildung und Nachbildung, Kassel 2002; SchnittStellen. Basler Beiträge zur Medienwissenschaft, Bd.1, Basel 2005.

 

Im Rahmen des internationalen Kolloquiums „Das Reale und die (neuen) Bilder. Repräsentationen des Anderen oder Terror der Bilder?“ an der JLU Gießen vom 11. bis 12. November 2005

Das Kolloquium ist eine Kooperation des Zentrums für Medien und Interaktivität, Giessen und des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft, Giessen im Rahmen der Forschungsreihe "Inszenierungen in den Neuen Medien". Es wird veranstaltet von Prof. Helga Finter und Prof. Heiner Goebbels.

 

Vortrag
von Prof. Dr. Georg Christoph Tholen (Universität Basel) 

 

Bisherige Termine

  • 12.11.2005, Premiere , Margarethe-Bieber-Saal, Gießen