Inhaltspezifische Aktionen

Fach-Tag Geschichte am 17. 11. 2015

„Quelleninterpretation als Kern des Faches Geschichte. Perspektiven aus Hochschule, Studienseminaren und Schule“

Der Fachtag 2015 war thematisch den theoretischen wie praktischen Implikationen des Quelleneinsatzes im Schulunterricht, in der Lehrerausbildung sowie in der fachwissenschaftlichen Ausbildung an der Universität Gießen gewidmet.

Erster Programmpunkt stellte die Vorstellung des digitalen Editionsprojekts Die Geschichte Polens und der deutsch-polnischen Beziehungen vor 1914von Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg dar. Der Referent erläuterte die Herausforderung der Quellenerschließung zur älteren Geschichte Polens und Ostmitteleuropas  im Rahmen der deutsch-polnischen Schulbuchkommission.  Dabei wurde auf die Fruchtbarkeit des gemeinsamen Austauschs über kontroverse Aspekte der gemeinsamen Vergangenheit hingewiesen. Berichtet wurde zudem über den Stand der Entwicklung des Deutsch-Polnischen Geschichtsbuchs und Überlegungen zu den künftigen Einsatzmöglichkeiten der neuen Schulbücher.

In den Impulsvorträge zu „Fragen der Quelleninterpretation in der geschichtswissenschaftlichen und geschichtsdidaktischen Lehre und der Ausbildung in Praktika und im Referendariat“ problematisierte Prof. Dr. Vadim Oswalt angesichts häufiger Schwierigkeiten von Schülerinnen und Schülern die multiplen Herausforderungen für eine gelungene Quelleninterpretation. Anschließend wurde das für Lehramtsstudenten entwickelte Quellen-Portfolio der Professur für Didaktik der Geschichte vorgestellt. Auf der Grundlage der eigenen selbstgesteuerten Materialerschließung sowie der Kontextualisierung und didaktischen Umsetzung anhand vorgegebener Instruktionen und Arbeitsschritten sollen Lehramtsstudenten eine erweiterte Kompetenz in der Anwendung und Vermittlung hermeneutischer Verfahren für ihre spätere Berufstätigkeit erwerben.

Deutlich wurde, dass auch scheinbar eindeutige Quellen empirisch immer wieder neu erschlossen, nach eigenen Fragestellungen problematisiert und anschließend didaktisch erarbeitet werden müssen. Auch wird auf die nötige Kenntnis der verschiedenen Quellengruppen und -Gattungen verwiesen, welche einen naiven Quellenpositivismus verhindern können. Erst am Ende steht die Formulierung von Arbeitsaufträgen sowie Erwartungshorizonten.

In einem nachfolgenden gemeinsamen Vortrag wiesen die Fachleiter am Studienseminar Gießen Oliver Andersen und Johannes Dauzenroth unter der Fragestellung „Zurück zu den Quellen?“ auf die curricular engen Grenzen hin, innerhalb deren Quellenarbeit Bestandteil von Modulen der Grundlagen der Fachdidaktik (GFD) Module in der Ausbildung von Referendaren sein kann. Anhand von Praxisbeispielen aus dem Unterricht sowie weiterführender hermeneutischer Überlegungen zeigten die Referenten die Problematik zu standardisierter, fachfremder oder zu wenig problemorientierter didaktischer Erschließungen auf und wiesen auf die Notwendigkeit realistischer wie geschichtsdidaktischer Unterrichtsziele hin.

In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem der von den beiden Fachleitern angesprochene unreflektierte Einsatz offizieller Operatoren im Geschichtsunterricht und der Einfluss zentralisierter Abschlussprüfungen auf die Gestaltung des Geschichtsunterrichts diskutiert. Die Präsentation (Link: Materialien Fachtag 2015 Sturm 1) zu einem geplanten aber aus Krankheitsgründen nicht gehaltenen Vortrag von Holger Sturm zur Situation der Quellenarbeit im Rahmen fachwissenschaftlicher Quellenübungen finden Sie auf dieser Homepage mit freundlicher Genehmigung des Referenten.

Am Nachmittag wurden in vier Workshops epochenspezifisch neue fachwissenschaftliche Wege der Quelleninterpretation aufgezeigt.

Hier finden Sie die Liste der Workshops samt einiger Materialien:

  1. Workshop: „Die Gefallenenrede des Perikles“ - Referentin:   Prof. Dr. Karen Piepenbrink Materialien 
  2. Workshop: „Neuere fachwissenschaftliche Ansätze zur Krönung Ottos I. (936) und deren Chancen für den Geschichtsunterricht“ – Referent: Dr. Andreas Willershausen

Materialien 

  1. Workshop: „Die Warschauer Konföderation 1572 / Die Verfassung vom 3. Mai 1791“ - Referent Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
  2. Workshop: „Mädchen in Uniform“ (Ein Film von Leontine Sagan, 1931) – Referentin: Dr. Christina Benninghaus