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über_belichtet. (K)ein Teil deutscher Erinnerungskultur.

Wann

05.05.2024 von 20:00 bis 21:00 (Europe/Berlin / UTC200)

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05.05.2024 von 20:00 bis 21:00
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Wo

Landungsbrücken Frankfurt

Teilnehmer

Konzept, Regie & Produktion: Nana Melling, Künstlerische Assistenz: Linda Jiayun Gao-Lenders, Performance: Daniela Fonda, Nana Melling, Dramaturgie: Anne Mahlow, Bühnenbild & Lichtdesign: Marina Rengel Lucena, Sounddesign: sad sinʞ society, Produktionsassistenz/ Controlling: Florentine Seuffert, Ton und Lichttechnik: Nina Koempel, Plakat: Valentin Fuchs

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"Das monotone Surren eines Diaprojektors, langsam wird eine Fotografie sichtbar. Darauf zu sehen ist ein Mann mit schwerem Mantel, Handschuhen, Mütze und einer Kamera in der Hand. Er schaut in die Weite. Hinter ihm das wogende Meer mit kleinen Segelbooten, über ihm der wolkenbehangene Himmel. Eine romantische Landschaftsaufnahme, würde da nicht an einem der Segelboote eine Hakenkreuzflagge hängen." Bildunterschrift: „Papa in Norwegen 1943“.

Deutschland 2024. 81 Jahre, nachdem die Fotografie entstand, ist eine rechtsradikale Partei zweitstärkste Fraktion im Hessischen Landtag. Die Künstlerin Nana Melling nimmt das kürzlich geerbte Fotoarchiv ihres Urgroßvaters als Ausgangspunkt für eine Aufarbeitung: Ein Urgroßvater, der als Fotograf im Nationalsozialismus Karriere machte und für die Propagandaeinheit im Zweiten Weltkrieg tätig war. Eine Großmutter, aufgewachsen im Krieg, die die Geschichte eines liebend großmütigen Vaters erzählt. Ein Entwicklungsprozess zwischen Belichtung und Stoppbad.

Das Publikum wohnt einem Experiment bei. In einer performativen Anordnung wird die Bühne zur Dunkelkammer. Das Fotoarchiv, das Jahrzehnte lang in Vergessenheit geraten war, wird geöffnet und erneut belichtet: Wie prägen uns diese Bilder? Was taucht darin nicht auf, was wird verschwiegen? Wer ist am Abzug und erzählt die Geschichte? Wie können wir den Blick zurück werfen und Geschichte anders erzählen?

Anhand einer persönlichen Familienerzählung nähert sich die Performance generationsübergreifenden Privilegien und dem Umgang mit kultureller Erbschaft. Die Bühne dient dabei als eine Dunkelkammer, die verschüttete Erzählungen belichtet und in verschiedenen Entwicklungsbädern neue Prozesse anstößt. Im Rauschen der Fotografien wird die hegemoniale Erinnerung auf Risse und weiße Flecken untersucht. Zwischen künstlerischer Recherche, Performance und Dia-Vortrag verdichtet sich eine Erzählung, die so einwandfrei in die deutsche Geschichte passt, dass es weh tut.

Mit freundlicher Unterstützung durch: Fonds Darstellende Künste, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Kulturamt der Stadt Frankfurt, Frauenreferat der Stadt Frankfurt, Polytechnische Stiftung

Dank an: Miriam Koelges, Michaela Jirotka, Inge Liebel-Fryszer, Foto Köser

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