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Als Ökotrophologin in der visuellen Wissenschaftskommunikation

20.12.2020: In ihrem Beitrag berichtet Ökotrophologie-Alumna Lisa Bosbach von ihrem Berufseinstieg in die Visuelle Wissenschaftskommunikation. Mithilfe von u.a. Graphic Recordings visualisiert sie wissenschaftliche Informationen in Bilder um komplexe Themen in eine greifbare Realität zu "übersetzen".

Bild: Sketchnote von Lisa Bosbach, (c) Lisa Bosbach
Ich bin Lisa, 25 Jahre jung und nun seit knapp drei Monaten fertig mit meinem Studium.

Meinen Bachelor habe ich in Ernährungswissenschaften gemacht – Labor, Pipetten, Chemie, Biochemie, Humanbiologie und die unmöglichsten Namen für Proteine, Moleküle und Co. waren da Programm. Danach wusste ich, Wissenschaft finde ich fantastisch, bewundernswert und eindrucksvoll. Aber das Labor und ich, wir hatten unsere Zeit. Was ich mitgenommen habe? Das umfassende Verständnis und Interesse für Naturwissenschaften in jeglichen Disziplinen. Im Grunde kann man überall ein klein wenig mitreden und ist dazu in der Lage jeden noch so komplizierten Prozess, Komplex und Sachverhalt nachzuvollziehen. (Achtung wichtig, das kommt gleich nochmal!).

 

Für den Master wusste ich dann, ich möchte nicht nur wissen, was Ernährung mit meinem Körper macht, ich will das Ganze auch noch von außen betrachten und verstehen, was Ernährung soziologisch, ökonomisch und Naturwissenschaft generell von einer externen Sicht aus bedeutet. Deshalb ging es im Master weiter mit Ökotrophologie. Das Studium an der Uni Gießen (und das ist Werbung aus großer Überzeugung) hat mir die Möglichkeit geboten, sämtliche Bereiche, die mit (Ernährungs-)Wissenschaft auch nur ansatzweise in Verbindung stehen, zu entdecken.

 

Maßgeblich geprägt haben mich dabei wohl drei Module bzw. Fachbereiche:
 

  1. Qualitätsmanagement – hier habe ich gelernt, dass ich ein unfassbares Faible für Strukturen und Prozesse habe ;) Credo sei Dank! Der Mann ist fantastisch und das Modul kann ich nur jedem empfehlen!

  2. Das Modul "Ernährungskultur und -kommunikation" und der Lehrstuhl Kommunikation und Beratung: Ich wusste zwar schon immer, ich spreche gut und gerne, aber hier habe ich verstanden WIE wichtig Kommunikation in der Wissenschaft ist. Und dass ich mich in diesem Bereich unheimlich wohl fühle. Ich habe gelernt, dass die Kommunikation von Wissenschaft in all ihren verschiedenen Facetten überhaupt essentiell für deren Existenz ist. Mein Plan war leider zu voll, um mehr Module in diesem Fachbereich zu belegen – was ich rückblickend jedoch sagen kann: Ich habe meine KommilitonInnen um diese Module beneidet, weil man die Möglichkeit hatte, in Projekten Erfahrungen und Softskills zu erlernen, die man sonst später im Berufsleben sicher nicht mehr in einer so entspannten und fehlerresistenten Umgebung erfahren kann! Außerdem habe ich über diesen Lehrstuhl zu meinem ersten Praktikumsplatz gefunden und auch das war für mich richtungsweisend!

  3. Zuletzt, der Lehrstuhl Versorgungs- und Verbrauchsforschung – hier habe ich als Werkstudentin gearbeitet und verschiedene Module belegt, von denen ich durchweg begeistert war. Währenddessen und durch meine Masterarbeit am Fachbereich, durfte ich hier lernen, wie vielseitig sozialwissenschaftliche Forschung ist. Ich habe durch diese Erfahrungen großes Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten erlangt – Danke!

 

Es ist also einerseits die Uni, die Module und ProfessorInnen, die für mich ganz entscheidende Instanzen waren – letztendlich habe ich ab einem gewissen Punkt jedoch gemerkt, all mein Wissen bringt mir nichts, wenn ich es nicht anwende. Und das sagt einem jeder, glauben mag man es vielleicht erst, wenn man es tut – macht Praktika, sammelt Erfahrungen, wendet euer Wissen an!

 

Begonnen habe ich meine „Praktikumskarriere“ bei der Ernährungs Umschau. Schreiben hat mir Spaß gemacht, nach meinem Bachelor war ich MEHR als nur der Meinung, dass es an Wissenschaftskommunikation mangelt. In den 5 Monaten, die ich hier gearbeitet habe, durfte ich viele Artikel schreiben und lernen, was hinter der Veröffentlichung und der Kommunikation von Wissenschaft steckt. Diese Zeit war so unheimlich wertvoll, weil ich Kolleginnen und einen Chef hatte, die mir Verantwortungen und Aufgaben übertragen haben, an denen ich jeden Tag ein klein bisschen gewachsen bin. Ich hatte nach dieser Zeit das Gefühl ein Stück mehr zu wissen, wohin ich will, wer ich bin und was ich KANN!

 

Mir hat mal jemand gesagt, dass ein Netzwerk nur dem schadet, der es nicht hat! WIE RICHTIG! Denn über dieses Praktikum bin ich zu meiner heutigen Arbeit gekommen. Ich habe meine Franzi kennengelernt – Dr. Ernährungsmedizin, mit einem Faible für Stifte – eine absolute HELDIN in visueller Kommunikation !!WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION!! An ihrer Seite und durch ihre Unterstützung wurde in mir eine absolute Passion geweckt! Aus meinem Praktikum bei Franzi wurden eine Masterarbeit und der Job, den ich nun gerade mache.

 

Wissenschaft ist ein komplexes Thema, das oft langweilig und öde klingt, beängstigend und kompliziert aussieht. Ich habe gelernt Informationen in Bilder zu übersetzen und somit komplexe Themen zu einer greifbaren Realität zu „übersetzen“. Ich erstelle also Graphic Recordings, Sketchnotes, Graphical Abstracts und Visualisierungen jeglicher Art für wissenschaftliche Themen. Damit bin ich nun aktuell selbstständig und wenn Corona nicht wäre, würden „SciVisTo Franzi und Lisa“ momentan wohl von Kongress zu Kongress tingeln.

 

Warum ich mein Studium brauchte, um diesen Job machen zu können? Durch meinen Bachelor habe ich ein umfassendes Verständnis für sämtliche naturwissenschaftliche Themen erlangt. Wenn ich wissenschaftliche Themen bebildere, weiß ich, dass beispielweise die Striche an und in einem Bakterium nicht nur Deko sind! Ich habe auch gelernt, Prozesse und Sachverhalte zu verstehen und sinnvoll/nachvollziehbar zu ordnen. Mein Master hat dann die Verbindung zwischen (Natur-)Wissenschaft und der „Welt da draußen“ geschaffen. Ich habe hier also Einblicke in sämtliche Bereiche bekommen, die neben der „Wissenschaft“ ebenso wichtig sind. Wirklich entwickelt hat sich der Wunsch nach dem, was ich heute mache aber erst, als ich angefangen habe zu arbeiten und all das Gelernte anzuwenden.


Ich hätte zu Beginn des Studiums niemals sagen können, dass ich heute in der visuellen Wissenschaftskommunikation arbeite – dieser Weg hat sich für mich ergeben und ich bin dankbar für jeden Menschen, der mich begleitet hat, für all die Möglichkeiten, die ich besonders in den letzten 3 Jahren geboten bekommen habe!

 

Das Leben ist ein Prozess, auf den man sich einlässt, bei dem man nie weiß, was am Ende herauskommt – wichtig ist, sich und seine Fähigkeiten kennenzulernen. Man muss die Möglichkeiten, die man hat, nutzen, über den eigenen Tellerrand hinausgucken und sich unbedingt trauen, selbstbewusst loszulaufen. Mein Motto – Das Schlimmste, das passieren kann, ist, dass etwas nicht klappt und dann bin ich ja nur da, wo ich gerade schon stehe, ich kann also gar nicht verlieren !