Alle Befragten sind sich einig: Es braucht eine Vernetzungsstelle für die Kita-Verpflegung in Hessen

Was in anderen Bundesländern schon lange etabliert ist, fehlt in Hessen bislang – eine Vernetzungsstelle für die Kita-Verpflegung. Diese Vernetzungsstellen fungieren dabei als Schnittstellen zwischen den einzelnen Akteur:innen, die in der Verpflegung von Kindern in Kindertageseinrichtungen tätig sind. Dazu zählen Kitas und Tagespflegepersonen, aber auch Fachberatungen, Caterer und das hauswirtschaftliche Personal bzw. Köchinnen und Köche.

Warum braucht es diese Vernetzungsstellen?

In Deutschland werden immer mehr Kinder in Kindertageseinrichtungen betreut und das zunehmend auch ganztags. Entsprechend essen und trinken immer mehr Kinder in den Kitas und in der Kindertagesspflege.

Die Studienergebnisse zeigen jedoch, dass die Qualitätsstandards für die Verpflegung (DGE-Qualitätsstandard für die Kitaverpflegung) in den Kitas noch wenig bekannt sind und noch weniger umgesetzt werden[1]. Da von den Kindertageseinrichtungen jedoch erwartet wird eine gesundheitsförderliche Verpflegung zur Verfügung zu stellen, wünschen sie sich hier Unterstützung. Diese gibt es in Hessen bislang in dieser Form nicht.

An dieser Stelle kommt eine Vernetzungsstelle ins Spiel. Dabei stellen sie zum Beispiel Materialien zur Verfügung, sie beraten bei der Erstellung eines Verpflegungskonzeptes oder Vernetzen zwischen den Akteur:innen.

Wie sind wir bei unserer Erhebung vorgegangen?

Um zu erfahren, welche Unterstützung benötigt wird und was beim Aufbau einer Vernetzungsstelle in Hessen beachtet werden sollte, haben wir in einem ersten Schritt zunächst Expert:innen anderer Vernetzungsstellen zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu zählen die Vernetzungsstellen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Baden- Württemberg und Schleswig- Holstein. In einem zweiten Schritt wurden ergänzend dazu Praxisakteur:innen aus Hessen – darunter Kitas, Tagespflegepersonen, Träger und Fachberatungen sowie jeweils ein Koch und ein Caterer – interviewt. Insgesamt haben wir 17 Interviews durchgeführt (Abb. 2) und konnten so Einblicke in die Bedarfe und Wünsche der Akteur:innen gewinnen.

Welche Unterstützung brauchen Kitas und Tagespflegepersonen im Bereich Verpflegung und Ernährungsbildung?

Durch alle Befragten wird die Notwendigkeit einer Vernetzungsstelle für die Kita-Verpflegung bestätigt/deutlich. Ebenso wird die Bedeutung von Ernährung in den Betreuungseinrichtungen betont. Essen und Trinken gehören fest zum Alltag der Kitas und Tagespflegepersonen dazu. Allerdings stellen die Befragten fest, dass es nicht das Kerngeschäft der Betreuungsarbeit darstellt und es kein Bestandteil ihrer Ausbildung ist. Damit fehlt den Akteur:innen fundiertes Fachwissen und sie wünschen sich zudem pädagogische Impulse für die Umsetzung durch eine Vernetzungsstelle. Gerade für die praktische Umsetzung der bestehenden Qualitätsstandards für die Verpflegung wünschen sich die Befragten konkrete Hilfestellung (Abb. 3). Dazu zählen zielgruppenspezifische theoretische und praktische Fortbildungsangebote, Workshops, Austauschrunden und individuelle Beratungen vorrangig zu den Themen „gesunde Ernährung“, „Allergien“ und rechtliche Aspekte für die Küche (Hygiene und Allergenkennzeichnung). Zudem sind den Befragten Materialien für die Ernährungsbildung in den Einrichtungen und als Unterstützung für die Aufklärungsarbeit im Umgang mit den Eltern wichtig.

Einen konkreten Bedarf sehen die Befragten zudem bei der Erstellung eines Verpflegungskonzeptes (Abb. 4), insbesondere auch die Suche nach einem geeigneten Caterer oder die Qualifizierung von eigenem Hauswirtschaftspersonal scheint schwierig für die Kitas zu sein.

Dies bestätigt der befragte Koch, der sich eine Professionalisierung der Verpflegung in Kitas wünscht (Abb. 5). Der Caterer wünscht sich zudem mehr Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit sowie gemeinsame Aufklärung im Hinblick auf die Qualitätsstandards.

Die befragten Tagespflegepersonen arbeiten im Bereich Verpflegung bisher überwiegend auf Basis eigener Erfahrungen und wünschen sich mehr Fortbildungen zur Gestaltung des Essalltags und zur besseren Einbindung der Kinder. Diese sollten nicht nur theoretische Grundlagen beinhalten, sondern auch ganz praktische Inhalte, beispielsweise Rezeptideen. Auch in der Verhandlung über finanzielle Belange der Verpflegung wünschen Sie sich mehr Informationen und Tipps.

Ernährung und entsprechende Bildungsarbeit wird von den Befragten als wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit und der alltäglichen Abläufe angesehen. Die Befragten sind sich der Bedeutung von Ernährungsbildung bewusst. In der Kita spielen Themen wie Gesundheit (auch Zahngesundheit), Körpergewicht, Esskultur, Wissen um Herkunft der Lebensmittel und Nachhaltigkeit eine Rolle, in der Tagespflege werden dem Alter der Kinder entsprechend mehr basale Inhalte und Fertigkeiten vermittelt (Abb. 6).

Die Ausgangsfrage nach dem konkreten Unterstützungsbedarf im Bereich Ernährung und Verpflegung von Kitas und Tagespflegepersonen wurde mit den von uns durchgeführten Interviews deutlich. Durch das qualitative Vorgehen wurden detaillierte Einsichten in die Bedarfe an eine Vernetzungsstelle gewonnen. Mit Hilfe der Daten wurde deutlich aufgezeigt, dass alle Befragten sich eine entsprechende Unterstützung im Bereich Verpflegung und Ernährungsbildung wünschen und somit ein großer Bedarf für eine Vernetzungsstelle in Hessen besteht.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmal herzlichst bei allen Teilnehmer:innen bedanken, die sich bereit erklärt haben, an den Interviews teilzunehmen und so diese Forschungsarbeit ermöglicht haben.

Weitere Informationen und Ergebnisse der Studie finden Sie hier:

Yildiz, J. & Godemann, J. (2021). Abschlussbericht zur Vorstudie zum Aufbau einer Kita-Vernetzungsstelle in Hessen [Projektbericht]. http://dx.doi.org/10.22029/jlupub-7459