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Symposium 2.3: Psychosoziale Belastungen durch und Auswirkungen von Corona

 

Raum: 307

Vorsitz:

Nico Dragano

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16:45 Uhr: Florian Beese: Sozioökonomische Unterschiede in pandemie-bedingten Belastungen in verschiedenen Lebensbereichen. Ergebnisse der Corona-Monitoring bundesweit – Welle 2

 

17:03 Uhr: Niels Michalski: Bildungsunterschiede im COVID-19-Impfverhalten in Deutschland nach regionaler sozioökonomischer Deprivation

 

17:21 Uhr: Benjamin Wachtler: Die Bedeutung von Homeoffice für die Erklärung von Bildungsungleichheiten im SARS-CoV-2-Infektionsrisiko in der deutschen Erwerbsbevölkerung

 

17:39 Uhr: Sabine Fischbeck: Impfzweifler oder -befürworter: Adaptation der Vaccination Attitude Scale (VAX) für die Erfassung der Einstellung gegenüber der COVID19-Impfung

 

17:57 Uhr: Nico Dragano: Individuelle Gründe für eine fehlende COVID-19 Auffrischungsimpfung: Analyse einer Bevölkerungsbefragung

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Sozioökonomische Unterschiede in pandemiebedingten Belastungen in verschiedenen Lebensbereichen. Ergebnisse der Corona-Monitoring bundesweit – Welle 2

Beese F 1, Wachtler B 1, Grabka MM 2, Mauz E 1, Hoebel J 1

 

1 Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin

2 Sozio-oekonomisches Panel, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin

 

Hintergrund: Soziale Ungleichheiten in direkten Gesundheitsfolgen der COVID-19-Pandemie sind vielfach beschrieben worden. Weniger ist über soziale Unterschiede in indirekten Pandemiefolgen wie psychosozialen Belastungen bekannt. Diese Studie untersucht sozioökonomische Unterschiede in pandemiebedingten Belastungen und trägt somit zu einem besseren Verständnis sozial ungleich verteilter Belastungssituationen während der Pandemie bei.

Methode: Die Analysen basieren auf Daten der Studie Corona-Monitoring bundesweit – Welle 2 (RKI-SOEP-2), die von November 2021–Februar 2022 erhoben wurden. Belastungen in den Bereichen Familie, Partnerschaft, eigene wirtschaftliche Situation, soziales Leben, psychisches Wohlbefinden, Arbeit/Ausbildung und Freizeit wurden mittels Ratingskalen im Fragebogen erhoben. Zur Untersuchung sozioökonomischer Unterschiede wurden Prevalence Ratios (PR) zwischen Belastungen und formaler Bildung sowie Nettoäquivalenzeinkommen mittels adjustierter Poisson Regression in der Population von 18–67 Jahren geschätzt.

Ergebnisse: Die höchsten Belastungsniveaus zeigen sich im sozialen Leben und in der Freizeit, wobei niedrige Bildung hier mit niedrigeren Belastungen assoziiert ist (soziales Leben: PR niedrig vs. hoch 0.89, 95%-KI 0.83–0.97; Freizeit: PR niedrig vs. hoch 0.86, 95%-KI 0.80–0.94). Belastungen in Bezug auf Familie und Partnerschaft sind höher in Gruppen mit mittlerem Einkommen (Familie: mittel vs. hoch PR 1.17, 95%-KI 1.07–1.29; Partnerschaft: mittel vs. hoch PR 1.38, 95%-KI 1.17–1.63). Die größten Unterschiede wurden in Belastungen durch die eigene wirtschaftliche Situation zuungunsten von niedrigen Bildungs- und Einkommensgruppen gefunden (Bildung: PR 2.38, 95%-KI 1.91–2.96; Einkommen: PR 4.45, 95%-KI 3.46–5.74).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen sozioökonomische Unterschiede in psychosozialen Belastungen in verschiedenen Lebensbereichen. Im Gegensatz zu den direkten Gesundheitsfolgen der COVID-19-Pandemie, die kumulativ häufiger in sozioökonomisch benachteiligten Gruppen vorkommen, scheinen indirekte psychosoziale Folgen unterschiedlich in Bezug auf Lebensbereich-spezifische Besonderheiten über sozioökonomische Gruppen verteilt zu sein. Diese Resultate weisen auf Ansatzpunkte für soziallagenbezogene Unterstützungsangebote in und nach pandemischen Situationen hin.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es liegt ein positives Ethikvotum vor.

 

Bildungsunterschiede im COVID-19-Impfverhalten in Deutschland nach regionaler sozioökonomischer Deprivation

Reis M 1, Michalski N 1, Bartig S 1, Poethko-Müller C 2, Wulkotte E 3, Schaffrath-Rosario A 4, Graeber D 5, Hövener C 1, Hoebel J 1

 

1 Fachgebiet soziale Determinanten der Gesundheit, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin

2 Fachgebiet Körperliche Gesundheit, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin

3 Fachgebiet Impfprävention, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin

4 Fachgebiet Gesundheitsberichterstattung, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin

5 Sozioökonomisches Panel, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin

 

Hintergrund: Die COVID-19 Schutzimpfung gilt als effektives Mittel zur Reduktion des Risikos für schwere Erkrankungen und Sterbefälle. Die Forschung zur Inanspruchnahme der COVID-19-Impfung in Deutschland hat geringere Impfquoten in Gruppen mit niedrigem sozioökonomischem Status ausgemacht. Darüber hinaus variieren die Impfquoten auch auf regionaler Ebene erheblich, was teilweise in Zusammenhang mit dem Ausmaß sozioökonomischer Deprivation in den Regionen steht. Um ein umfassendes Verständnis sozioökonomischer Ungleichheiten in der Impfbeteiligung zu erlangen, wird im Beitrag analysiert, wie sich Bildungsunterschiede in der COVID-19-Impfbeteiligung im Verlauf der Impfkampagne in Deutschland entwickelt haben und ob die Bildungsunterschiede mit dem Grad regionaler sozioökonomischer Deprivation zusammenhängen.

Methoden: Individualdaten der Studie “Corona Monitoring bundesweit” (RKI-SOEP-2), erhoben zwischen 11/2021 und 02/2022, wurden über die Wohnregion (Stadt- und Landkreise) mit Daten des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) verknüpft. Anteile der erwachsenen Bevölkerung mit mindestens einer erhaltenen Impfdosis wurden stratifiziert nach Bildung unter Ausnutzung der Angaben zum Datum der Impfung für drei verschiedene Zeitpunkte geschätzt. Logistische Mehrebenenregressionsmodelle wurde verwendet, um auf soziodemografische Merkmale zu kontrollieren und um Cross-Level-Interaktionseffekte zwischen dem Bildungsniveau und dem Ausmaß regionaler sozioökonomischer Deprivation auf statistische Signifikanz zu prüfen.

Ergebnisse: Die Ergebnisse machen deutlich, dass Bildungsunterschiede in der COVID-19-Impfbeteiligung existierten, und dass diese vom Ausmaß regionaler sozioökonomischer Deprivation abhingen. Vergleiche zwischen unterschiedlichen sozioökonomischen Kontexten zeigten besonders geringe Impfquoten für die Gruppe mit niedriger Bildung in Regionen mit hoher regionaler sozioökonomischer Deprivation. Für Personen mit hoher Bildung fiel die Impfbeteiligung ungeachtet des Ausmaßes regionaler sozioökonomischer Deprivation durchgehend hoch aus. Die Analyse des Impfzeitpunktes deutet darauf hin, dass die Bildungsunterschiede bereits zu Beginn der Impfkampagne auftraten und auch in der 4. COVID-19-Welle noch vorhanden waren.

Diskussion: Zukünftige Impfkampagnen sollten regionale sozioökonomische Unterschiede in den Blick nehmen und Gruppen mit geringer Bildung besonders adressieren.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es ist kein Ethikvotum erforderlich.

 

Die Bedeutung von Homeoffice für die Erklärung von Bildungsungleichheiten im SARS-CoV-2-Infektionsrisiko in der deutschen Erwerbsbevölkerung

Wachtler B 1, Beese F 1, Haller S 2, Demirer I 3, Pförtner TK 4, Wahrendorf M 5, Grabka MM 6, Hoebel J 1

 

1 Fachgebiet soziale Determinanten der Gesundheit, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin

2 Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin, Berlin

3 Lehrstuhl für Medizinsoziologie, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Köln

4 Arbeitsbereich Forschungsmethoden, Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln, Köln

5 Institut für medizinische Soziologie, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf,, Düsseldorf

6 Sozio-oekonomisches Panel, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin

 

Hintergrund: Internationale Studien haben gezeigt, dass Personen in benachteiligten sozioökonomischen Positionen (SEP) ein höheres Risiko für SARS-CoV-2 Infektionen haben. Weniger ist über die Mechanismen bekannt, die für das sozial ungleiche Infektionsrisiko verantwortlich sind. Die Identifikation solcher Mechanismen können jedoch Ansatzpunkte für Interventionen zur Infektionsprävention und Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten während einer Pandemie sein. Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen welcher Anteil des Zusammenhangs zwischen dem formalen Bildungsniveau und dem SARS-CoV-2-Infektionsrisiko durch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten erklärt werden kann.

Methoden: Datengrundlage für diese Analyse war die seroepidemiologische Studie "Corona Monitoring Bundesweit" - Welle 2 (RKI-SOEP-2). Die Untersuchungspopulation beschränkte sich auf die erwerbstätige Bevölkerung im Alter von 18-67 Jahren (n=6.826). Eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion wurden durch eine positive Serologie (Antikörper gegen Nucleoprotein oder Antikörper gegen Spikeprotein bei Ungeimpften) in Kombination mit selbst berichteten PCR-bestätigten Infektionen detektiert. Potenzielle Störvariablen wurden anhand eines gerichteten azyklischen Graphen (DAGs) identifiziert. Mittels Poisson-Regression wurde der minimal adjustierte Gesamteffekt von formaler Bildung auf SARS-CoV-2-Infektionen geschätzt. Anschließend wurde die Karlson-Holm-Breen (KHB) Methode verwendet, um den erklärenden Anteil der Häufigkeit von Homeoffice zu schätzen.

Ergebnisse: Personen mit einem niedrigen formalen Bildungsniveau hatten ein 1,8-fach höheres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion (95% CI 1,08-2,88; p=0,023) im Vergleich zu der Gruppe mit sehr hohem formalem Bildungsniveau. Die KHB-Zerlegung zeigte, dass Homeoffice 27 % bis 58 % der Bildungsunterschiede im SARS-CoV-2 Infektionsrisiko erklären. Dabei war der Erklärungsanteil in den niedrigeren formalen Bildungsniveaus höher.

Diskussion: Das erhöhte Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau kann teilweise durch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten erklärt werden. Die Ausweitung und Verbesserung der rechtlichen und technischen Bedingungen zur Arbeit im Homeoffice, insbesondere für Personen mit benachteiligter SEP, kann ein wichtiger Schritt der Vorsorge für kommende Pandemien sein. Für Menschen, für die dies nicht möglich ist, sollte gezielt der Infektionsschutz am Arbeitsplatz während Pandemien verbessert werden.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es liegt ein positives Ethikvotum vor.

 

Impfzweifler oder -befürworter: Adaptation der Vaccination Attitude Scale (VAX) für die Erfassung der Einstellung gegenüber der COVID19-Impfung

Fischbeck S 1, Schmitt HG 1, Petrowski K 1

 

1 Universitätsmedizin Mainz, Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Mainz

 

Hintergrund: Relativ schnell nach Beginn der Corona-Pandemie sind COVID19-Impfstoffe entwickelt worden, die jedoch nicht unbedingt generell akzeptiert werden. So sind gar etwa 10% Mitglieder der Gesundheitsberufe zögerlich, sich impfen zu lassen [1]. Als verantwortlich für die Nicht-Inanspruchnahme werden mehr oder weniger irrationale Gründe benannt, etwa eine verzerrte Faktenlage oder unerfüllbare Sicherheitsforderung [2]. Einstellungskonträre Patienten, welche gegenüber der COVID19-Impfung aus den genannten Gründen heraus negativ eingestellt sind, stellen in der ärztlichen Praxis eine stete Herausforderung dar. In unserem Kursus der Medizinischen Psychologie wollten wir zur Vorbereitung auf die Simulation von Impfgesprächen diese Einstellungsaspekte diskutieren und diese bei den Medizinstudierenden untersuchen. Da wir kein passendes COVID-19 bezogenen Instrument fanden, haben wir eine generische Skala zur Impfeinstellung, die Vaccine Attitudes Examination Scale [3] angepasst. ​​​​​

Methoden: Die VAX-Skala wurde übersetzt und die Items bezogen auf die COVID-19-Impfung hin formuliert. N = 302 Studierende der Medizin aus drei verschiedenen Veranstaltungen füllten die adaptierte Fassung sowie teilweise zusätzlich die 5C-Skala (Impfeinstellung, generisch [1]) aus. Die Skalenstruktur der VAX-Skala wurde mittels einer Dimensionsanalyse (PCA) explorativ untersucht. Validitätshinweise zeigten Korrelationen mit der 5C-Skala.

Ergebnisse: Die Skalenstruktur der VAX konnte gut reproduziert werden (Aufklärung Gesamtvarianz 71%, je drei Items). Skala 1. „Misstrauen gegenüber dem Nutzen“ (MN, α = .78), Skala 2. „Befürchtungen über zukünftige Auswirkungen“ (BA, α = .78), Skala 3. „Bedenken hinsichtlich kommerzieller Profitmacherei“ (BP α = 81.), Skala 4. „Bevorzugung der natürlichen Immunität“ (NI, α = .73). Die höchsten Korrelationen fanden sich mit der 5C-Skala „Vertrauen“ (BP: -.63; BA: -53; MN: -.46, NI: -.37). BA zeigte die stärkste Ausprägung bei den Befragten, BP die geringste.

Diskussion: Die Adaptation VAX-COVID19 zeigt bisher gute Kennwerte. Das Instrument ist ökonomisch und kann im Zuge von impfbezogenen Diskussionen auch im medizinpsychologischen Unterricht eingesetzt werden. In künftigen Studien sollte eine Verbesserung der Reliabilität versucht werden.


Referenzen:

[1] Holzmann-Littig C, Braunisch MC, Kranke P et al. COVID-19 vaccination acceptance and hesitancy among healthcare workers in Germany. Vaccines 2021;9;777.

[2] Betsch C, Schmid P, Heinemeier D, Korn L, Holtmann C, Böhm R. Beyond confidence: Development of a measure assessing the 5C psychological antecedents of vaccination. PLoS ONE 2018;13(12);:e0208601.

[3] Martin LR, Petrie KJ. Understanding the dimensions of anti-vaccination attitudes: the Vaccination Attitudes Examination (VAX) Scale. Annals of Behavioral Medicine 2017; 51(5);652–660.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es liegt ein positives Ethikvotum vor.

 

Individuelle Gründe für eine fehlende COVID-19 Auffrischungsimpfung: Analyse einer Bevölkerungsbefragung

Dragano N 1, Bührmann S 1

 

1 Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf

 

Hintergrund: Mehrere Millionen Menschen in Deutschland hatten im Frühjahr 2023 trotz Grundimmunisierung (1./2. Impfung) noch keine Auffrischungsimpfung (mind. 3. Impfung) gegen COVID-19 in Anspruch genommen. Die Gründe hierfür sind bislang unzureichend untersucht. Ziel dieser Untersuchung war es, Unterschiede in der individuellen Motivation für die Inanspruchnahme der Grundimmunisierung (1./2. Impfung) sowie der Gründe für und gegen weitere Impfungen zwischen Personen mit und ohne bisheriger Auffrischungsimpfung zu vergleichen.

Methoden: Im Zeitraum vom 17.08.-16.09.2022 wurden 1.000 Bürger/-innen aus Nordrhein-Westfalens (NRW) ab 18 Jahren telefonisch befragt. Die Auswahl der Befragten erfolgte als mehrstufige Zufallsauswahl von Festnetz- und Mobilfunknummern (dual-frame-design). Die Ausschöpfungsrate betrug 34,2 %. Die Befragung wurde durch geschulte Interviewer/-innen durchgeführt. Unter anderem wurden mindestens einmal Geimpfte mit offenen Fragen nach ihrer Motivation für die Inanspruchnahme der Grundimmunisierung (Impfung 1 und 2) bzw. bisheriger Auffrischungsimpfung(en) gefragt. Die Antworten wurden kategorisiert, um quantitative Gruppenvergleiche zu ermöglichen.

Ergebnisse: Die Motivation, sich für die Grundimmunisierung gegen COVID-19 zu entscheiden, unterschied sich auffällig zwischen Befragten mit und ohne bisherige Auffrischungsimpfung(en). Mit 58,0 % war der persönliche Schutz vor einer Erkrankung der ausschlaggebende Grund in der Gruppe mit Auffrischungsimpfung, während nur 25,1 % in der Gruppe ohne bisherige Auffrischungsimpfung diesen Grund nannten. Letztere führten hingegen vor allem äußere Einflüsse, wie eine Impfpflicht am Arbeitsplatz, sozialer Druck oder Zutrittserleichterungen als Motiv für die Grundimmunisierung an. Der Hauptgrund gegen eine Auffrischungsimpfung war die Angst vor (Langzeit-)Nebenwirkungen.

Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass die Gruppe derjenigen, die sich nach der Grundimmunisierung gegen eine Auffrischungsimpfung entschied, bei der Erst- bzw. Zweitimpfung eher auf sozialen Druck reagierte, statt aus intrinsischer Überzeugung zu handeln. Kommunikationsstrategien sollten sich dieser Motivationslagen bewusst sein und Maßnahmen entsprechend ausrichten.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es liegt ein positives Ethikvotum vor.