Inhaltspezifische Aktionen

Symposium 4.1: Versorgungsforschung 2 - Schwerpunkt Professionals

 

Raum: Hörsaal 1

Vorsitz:

Martin Härter

Mirjam Körner

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15:00 Uhr: Katja Götz: Entwicklung der organisationsbezogenen Versorgungsforschung in Deutschland - Ergebnisse eines Scoping-Workshops

 

15:15 Uhr: Sophie Peter: Konzeptentwicklung für interdisziplinäre Fallkonferenzen von Apotheker*innen und Hausärzt*innen als Interventionsbestandteil der cluster-randomisierten Studie PARTNER bei Patient*innen mit Multimedikation

 

15:30 Uhr: Thomas von Lengerke: Messäquivalenz zwischen Ärzten und Pflegern in Bezug auf Determinanten der Compliance mit Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen: Ergebnisse des WACH-Surveys in sechs Krankenhäusern

      

15:45 Uhr:  - Vortrag fällt aus  - Nora T Sibert: Was erleichtert die Nutzung eines Prostatakrebs-spezifischen PRO-Fragebogens in der klinischen Versorgung? Erste Ergebnisse eines Delphi-Konsensusverfahrens zur Entwicklung einer Handreichung für Prostatakrebszentren

 

16:00 Uhr: Anja Lindig: Relevanz und aktuelle Umsetzung von Dimensionen von Personenzentrierung in der psychosozialen und medizinischen Versorgung bei unbeabsichtigter Schwangerschaft in Deutschland: Die Perspektive von Beratenden und Gynäkolog:innen

 

16:15 Uhr: Pola Hahlweg: Entscheidungsprozesse zu assistierter Selbsttötung: Scoping Review und qualitative Interviews aus verschiedenen professionellen Perspektiven

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Entwicklung der organisationsbezogenen Versorgungsforschung in Deutschland - Ergebnisse eines Scoping-Workshops

Götz K 1, Körner M 2, Nöst S 3, Ansmann L 4

 

1 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck

2 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg

3 Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, Studienzentrum Gesundheitswissenschaften und Management, Stuttgart

4 Lehrstuhl für Medizinsoziologie, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Universität zu Köln, Köln

 

Hintergrund: Organisationen des Gesundheitswesens bilden die grundlegende Struktur von Gesundheitssystemen. Zwei Arbeitsgruppen der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung (DNVF) haben kürzlich analysiert, dass in der Versorgungsforschung in Deutschland Versorgungsorganisationen häufig als Studiensetting betrachtet werden, ohne den organisatorischen Charakter theoretisch und methodisch zu berücksichtigen. Von daher soll mit einem Scoping-Workshop innerhalb der interdisziplinären internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft im Bereich der „Organisational Health Services Research“ (OHSR) diese Lücke geschlossen und eine stärkere konzeptionelle Verankerung geschaffen werden. Verschiedene Teilziele werden verfolgt: 1) Erstellung einer Roadmap und Forschungsagenda zu OHSR in Deutschland; 2) Stärkung der konzeptionellen Grundlagen der OHSR in Deutschland, einschließlich der Terminologie, der Theorie und der spezifischen Methoden; 3) Aufbau nachhaltiger Netzwerke zwischen bisher weitgehend unverbundenen Disziplinen im Bereich der OHSR in Deutschland sowie zwischen der deutschen und der internationalen Gemeinschaft; 4) Förderung der internationalen Perspektive, Vernetzung und Sichtbarkeit der deutschen Forschungsgemeinschaft in diesem Bereich und 5) Befähigung der Forscher, das Feld der OHSR voranzubringen und die Forschungskapazitäten im Bereich der OHSR in Zukunft zu erhöhen.

Methoden: In einem dreitägigen, von der VW-Stiftung geförderten Scoping-Workshop werden bis zu n=40 renommierte nationale und internationale Forscher zu OHSR zusammenkommen und zu den verschiedenen Teilzielen sich austauschen und diskutieren. Verschiedene Workshop-Formate und eine professionelle Moderation werden den Entwicklungsprozess und die Diskussionen erleichtern.

Ergebnisse: Die Teilnehmer werden ein Positionspapier erstellen, das einen strategischen Rahmen und einen Fahrplan für die interdisziplinäre Weiterentwicklung von konzeptionellen Rahmen, Theorien und Forschungsmethoden in diesem interdisziplinären Bereich festlegt.​​​​​

Schlussfolgerungen: Das Positionspapier bietet eine solide wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung des Bereichs OHSR in einem internationalen Netzwerk. Eine nachhaltige Etablierung und Konsolidierung der organisationsbezogenen Versorgungsforschung in Deutschland, die auf den Erfahrungen nationaler und internationaler Experten aufbaut, wird entscheidend sein, um über zukünftige Forschungsaktivitäten zu informieren und die Attraktivität des Feldes für Nachwuchswissenschaftler zu erhöhen.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es ist kein Ethikvotum erforderlich.

 

Konzeptentwicklung für interdisziplinäre Fallkonferenzen von Apotheker*innen und Hausärzt*innen als Interventionsbestandteil der cluster-randomisierten Studie PARTNER bei Patient*innen mit Multimedikation

Peter S 1, Maas M 1, Bisplinghoff R 1, Breuer M 1, Dreischulte T 2, Härdtlein A 2, Brisnik V 2, Muth C 3, Puzhko S 3, Bernartz K 3, Seidling HM 4, Moecker R 4, Klasing S 4, Lepenies LK 4, Kaufmann-Kolle P 5, Vanella P 5, Koller M 6, Zeman F 6, Huppertz G 6, Eberhardt Y 6, Steimle T 7, Steinkat N 7, Mortsiefer A 1

 

1 Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten

2 Institut für Allgemeinmedizin, Klinikum der Universität München, LMU München, München

3 AG Allgemein- und Familienmedizin, Medizinische Fakultät OWL, Universität Bielefeld, Bielefeld

4 Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg

5 aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Göttingen

6 Zentrum für Klinische Studien, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg

7 Fachbereich Arzneimittel, Techniker Krankenkasse, Hamburg

 

Hintergrund: Aus internationalen Studien ist bekannt, dass eine gute Zusammenarbeit und abgestimmte Arbeitsteilung zwischen Hausarztpraxen und Apotheken die Medikationssicherheit erhöhen kann. Dies gilt vor allem für das Monitoring von Patient*innen mit Multimedikation 1. In Deutschland ist die Kooperation von Hausarztpraxen und Apotheken allerdings noch nicht etabliert2. Im Innovationsfonds-Projekt „PARTNER“ stellen gemeinsame Fallkonferenzen einen zentralen Interventionsbestandteil dar.

Methode: Entwicklung eines Konzepts für interdisziplinäre Fallkonferenzen von Hausärzt*innen und Apotheker*innen im Rahmen einer cluster-randomisierten, kontrollierten Studie. Die Fallkonferenzen wurden basierend auf aktueller Forschungsliteratur in Zusammenarbeit mit Expert*innen (Mediziner*innen, Pharmakolog*innen, Wissenschaftler*innen) entwickelt und in mehreren Feedbackschleifen konsentiert. In zwei Train-The-Trainer-Workshops wurden die Fallkonferenzen mit den Zielgruppen pilotiert. Basierend auf dem Feedback der Teilnehmer*innen erfolgte eine finale Anpassung des Konzepts und der Materialien.

Ergebnisse: Die Fallkonferenzen sollen durch einen gemeinsamen Fortbildungsteil für Apotheker*innen und Hausärzt*innen mit (hausärztliche(r) oder pharmazeutische(r) Peer-Referent*in) zum Umgang mit risikobehafteten Medikamenten, Interaktionen, Monitoring sowie Absetzstrategien eingeleitet werden. Die anschließenden Fallbesprechungen zu gemeinsam versorgten, in die Studie eingeschlossenen Patient*innen erfolgen auf Basis von bereit gestellten Vorinformationen und fokussieren auf Risiko, Verträglichkeit und Indikation für jedes der im konkreten Fall verordneten Medikamente. Das didaktische und inhaltliche Konzept wurde in einem Handbuch niedergelegt und allen Trainierenden zur Verfügung gestellt. In der Pilotierung erwies sich das Konzept als durchführbar mit hoher Akzeptanz der Beteiligten.

Diskussion: Bei der Entwicklung und Planung interprofessioneller Fallbesprechungen zwischen Hausärzt*innen und Apotheker*innen hat sich ein stufenweiser Prozess mit Literaturrecherche, Workshops und Pilotierungen unter intensiver Partizipation der Stakeholder bewährt. Dies ist insbesondere im Hinblick auf das jeweils spezifische berufliche Selbstverständnis bedeutsam, um die Bereitschaft zur gleichberechtigten interprofessionellen Kooperation zu fördern.

 

Referenzen:

[1] Syafhan NF, Al Azzam S, Williams SD, et al. General practitioner practice-based pharmacist input to medicines optimisation in the UK: pragmatic, multicenter, randomised, controlled trial. Journal of pharmaceutical policy and practice; 2021;1:4.

[2] Bradley F, Ashcroft DM, Crossley N. Negotiating inter-professional interaction: playing the general practitioner-pharmacist game. Sociology of health & illness; 2018;3:426–444.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte: Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum: Es liegt ein positives Ethikvotum vor.

 

Messäquivalenz zwischen Ärzten und Pflegern in Bezug auf Determinanten der Compliance mit Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen: Ergebnisse des WACH-Surveys in sechs Krankenhäusern

Krosta K 1, Tomsic I 1, Stolz M 2, Krauth C 2, Chaberny IF 3, von Lengerke T 4

 

1 Medizinische Hochschule Hannover, Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie, Hannover

2 Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover

3 Universitätsklinikum Leipzig - AöR, Institut für Hygiene, Krankenhaushygiene und Umweltmedizin, Leipzig

4 Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

 

Hintergrund: Ärzt:innen und Pfleger:innen unterscheiden sich in ihrer Compliance mit Maßnahmen zur Prävention nosokomialer Infektionen, zumeist zugunsten der Pfleger:innen. Um für diese Zielgruppen maßgeschneiderte („getailorte“) Interventionen zur Compliance-Förderung zu entwickeln, ist ein Verständnis ihrer Einflussfaktoren notwendig. Um diese Faktoren empirisch zu untersuchen, sollten optimalerweise Messinstrumente mit in Bezug auf die untersuchten Berufsgruppen nachgewiesener Messäquivalenz genutzt werden. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen Fragebogen zu Determinanten der Compliance mit Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen (PWI) [1] nach dem Capability|Opportunity|Motivation–Behaviour (COM-B)-Modell [2] auf Reliabilität, Validität und Messäquivalenz zu untersuchen.

Methodik: In einem im Rahmen der WACH-Studie (Wundinfektionen und Antibiotikaverbrauch in der Chirurgie, DRKS-ID: DRKS00015502) durchgeführten Fragebogensurvey wurden Ärzte und Pfleger in neun chirurgischen Abteilungen der Allgemein- und Viszeralchirurgie bzw. Orthopädie und Unfallchirurgie in sechs Krankenhäusern außerhalb der Universitätsmedizin befragt. Es wurden Daten zur selbstberichteten Compliance und COM-B-Determinanten erhoben und mit Mehrgruppen- und konfirmatorischen Faktorenanalysen, t-Tests sowie multiplen linearen Regressionen ausgewertet.

Ergebnisse: N=93 Ärzte (Teilnahmerate: 28.4%) and 225 Pfleger (30.4%) nahmen teil. Im Gegensatz zur Skala zur Erfassung von Gelegenheiten (Opportunities) produzierten die Skalen zur Erfassung der individuellen Determinanten Fähigkeiten (Capabilities), Motivation und Planung (Planning) für Ärzt:innen und Pfleger:innen reliable, valide und messäquivalente Scores. Beide Berufsgruppen unterschieden sich weder hinsichtlich der selbstberichteten Compliance noch hinsichtlich der Compliance-Determinanten. Bei den Pfleger:innen zeigten Fähigkeiten (β=.31) und Planung (β=.20) theorie-konforme Zusammenhänge mit der selbstberichteten Compliance.
Diskussion: Die vorgelegten Skalen zur Erfassung individueller Determinanten PWI-präventiver Compliance können angesichts der nachgewiesenen Messäquivalenz für Vergleiche zwischen Ärzt:innen und Pfleger:innen genutzt werden. Zur Erfassung externer Determinanten fehlen weiterhin messäquivalente Skalen. Der Einfluss der individuellen Determinanten auf die selbstberichtete Compliance war bei den Pfleger:innen stärker ausgeprägt als bei den Ärzt:innen. Zugleich zeigten sich keine bedeutsamen Mittelwertsunterschiede zwischen beiden Gruppen. Beides unterstreicht den Bedarf an weiterer Forschung zum Verständnis der Determinanten von Compliance zur Prävention nosokomialer Infektionen, insbesondere in der Berufsgruppe der Ärzt:innen.

 

Referenzen:

[1] Tomsic I, Ebadi E, Gossé F, Hartlep I, Schipper P, Krauth C, et al. Determinants of orthopedic physicians' self-reported compliance with surgical site infection prevention: results of the WACH-trial's pilot survey on COM-B factors in a German university hospital. Antimicrob Resist Infect Control. 2021;10(1):67. doi: 10.1186/s13756-021-00932-9.

[2] Michie S, van Stralen MM, West R. The behaviour change wheel: a new method for characterising and designing behaviour change interventions. Implement Sci. 2011;6:42. doi: 10.1186/1748-5908-6-42.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte: Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum: Es liegt ein positives Ethikvotum vor.

 

 

Relevanz und aktuelle Umsetzung von Dimensionen von Personenzentrierung in der psychosozialen und medizinischen Versorgung bei unbeabsichtigter Schwangerschaft in Deutschland: Die Perspektive von Beratenden und Gynäkolog:innen

Lindig A 1, Heger S 1, Zill J 1

 

1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg

 

Hintergrund: Personenzentrierung (PZ) ist ein Grundprinzip der Gesundheitsversorgung in Deutschland. PZ stellt die Präferenzen, Bedarfe und Werte der Individuen in den Mittelpunkt. Dennoch werden Schwangere mit dem Wunsch, die Schwangerschaft abzubrechen, in der Versorgung mit gesetzlichen Regelungen, Stigmatisierungen sowie ethischer und moralischer Bedenken von Behandelnden konfrontiert. Ziel dieser Studie war die Evaluation der Relevanz und aktueller Umsetzung von PZ in der psychosozialen und medizinischen Versorgung von unbeabsichtigt Schwangeren aus der Perspektive von Expert:innen (Beratende und Gynäkolog:innen).

Methoden: Expert:innen, die in der medizinischen und psychosozialen Versorgung unbeabsichtigt Schwangerer tätig sind, nahmen jeweils an einem von zwei online Workshops teil. Basierend auf den 16 Dimensionen des Integrativen Modells der PZ fanden semi-strukturierte Diskussionen statt. Audioaufnahmen der Workshops wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Dafür wurden deduktive Kategorien basierend auf dem Integrativen Modell der PZ gebildet und mit induktiven Kategorien ergänzt. Zusätzlich bewerteten die Expert:innen die Dimensionen in einem Online-Fragebogen bezüglich Relevanz und aktueller Umsetzung.

Ergebnisse:  Die 18 teilnehmenden Expert:innen (zehn Beratende und acht Gnyäkolog:innen) diskutierten am meisten die Dimensionen „Zugang zur Versorgung“, „Personenzentrierte Eigenschaften der Beratenden/Behandelnden“ und „persönlich zugeschnittene Informationen“. Elf induktive Kategorien inklusive „Stigmatisierung in der Versorgung“ und „Manipulation in der Versorgung“ wurden identifiziert. Im Online-Fragebogen wurden 15 der 16 Dimensionen als hochrelevant aber wenig umgesetzt bewertet.

Diskussion: In Deutschland ist eine hochwertige personenzentrierte Versorgung für unbeabsichtigt Schwangere nur unzureichend umgesetzt. Gründe dafür sind unter anderem Hürden im Zugang zu Informationen, ein Mangel an Gynäkolog:innen, die Abbrüche durchführen und Stigmatisierung. Entsprechend der WHO Leitlinie zu Schwangerschaftsabbrüchen sollten auch in Deutschland Versorgungsstrukturen geschaffen werden, die Schwangerschaftsabbrüche als Teil der allgemeinen Gesundheitsversorgung ermöglichen.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es liegt ein positives Ethikvotum vor.

 

Entscheidungsprozesse zu assistierter Selbsttötung: Scoping Review und qualitative Interviews aus verschiedenen professionellen Perspektiven

Hahlweg P 1, Henning Z 1, Martens C 1

 

1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg

 

Hintergrund: Assistierte Selbsttötung (AS) bedeutet, dass eine Person, welche ihr Leben freiverantwortlich beenden möchte, Unterstützung darin erhält. Die Unterstützung kann beispielweise in der Bereitstellung eines Medikamentes bestehen, welches die sterbewillige Person selbst einnimmt, um ihren Tod herbeizuführen. In vielen Ländern ist eine zunehmende Legalisierung von AS zu beobachten und in Deutschland steht seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Februar 2020 eine gesetzliche Neuregelung des AS aus. Jedoch mangelt es bisher an wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema. Ziel dieser Studie war es, die aktuelle Praxis sowie Bedarfe hinsichtlich AS-Entscheidungsprozessen aus verschiedenen professionellen Perspektiven zu eruieren.

Methoden: In dieser explorativen Mixed-Methods-Studie wurde der aktuelle internationale wissenschaftliche Kenntnisstand über Entscheidungsprozesse zu AS in einem Scoping Review zusammengefasst. Darüber hinaus wurden qualitative Interviews mit verschiedenen Akteur:innen aus Deutschland (z. B. Ärzt:innen, Pflegefachkräfte, Psycholog:innen, klinischen Ethiker:innen) durchgeführt und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Es wurden n=111 Publikationen in das Scoping Review eingeschlossen. Die Komplexität solcher Entscheidungsprozesse wurde beispielweise durch a) die zahlreichen Beteiligten (teilweise teambasiertes Vorgehen), b) unterschiedliche Prozessphasen (z. B. Beziehungsaufbau, Begutachtung, AS-Vorbereitung), c) eine Reihe von Entscheidungen, die von verschiedenen Beteiligten getroffen werden müssen, und d) die hohen Anforderungen an die Kommunikation zu AS deutlich. Vorläufige Ergebnisse aus den n=29 qualitativen Interviews zeigten u.a. eine große Bedürfnisvielfalt bei Menschen, die AS in Betracht ziehen, (und bei anderen Beteiligten) sowie Herausforderungen AS-Anfragen adäquat zu erkennen und sowohl organisatorische als auch emotionale Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen. Finale Ergebnisse werden auf der Konferenz vorgestellt.

Diskussion: Die in dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse können die künftige Forschung zu AS strukturieren. Außerdem können sie sowohl die gesellschaftspolitische Debatte also auch Umsetzungsbemühungen in der medizinischen Routineversorgung informieren.

 

Beitragserklärung:

Interessenskonflikte:

Der korrespondierende Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt bei den Autoren vorliegt.

Erklärung zum Ethikvotum:

Es liegt ein positives Ethikvotum vor.