Inhaltspezifische Aktionen

Wahrnehmung und Wirklichkeit der Physiologie

Autor: PD Dr. G. Kuhnen

 

Die Welt ist nicht immer so wie sie uns scheint: Wir meinen Gelb zu sehen und in Wahrheit ist es Rot und Grün (additive Farbmischung unseres neuronalen Systems), zwei Gewichte haben die gleiche Masse und trotzdem erscheint eines schwerer (Weber'sche Täuschung), wir tauchen beide Hände in das gleiche Wasser und empfinden unterschiedliche Temperaturen (3-Schalenversuch nach Weber), wir sehen schwarze und weiße Flächen und auf einmal sehen wir Farben (Benham'sche Scheiben), eine Kugel schwingt in nur einer Achse und trotzdem sehen wir eine kreisförmige Schwingungsbahn (Pulfrich'scher Pendelversuch), man hat Schmerzen im linken Arm und es ist das Herz, und, und, und.

Und genauso erscheint es einigen Studierenden bei der Betrachtung des Faches Physiologie zu gehen.
Viele Studierende sagen oder schreiben in den Evaluationen "die Arbeitsbelastung für Physiologie ist extrem hoch", hingegen zeigt die "Evaluation Studienbelastung in der Humanmedizin Gießen", dass die für Physiologie eingesetzten Lernzeiten weniger als 1/10 im Vergleich mit der Anatomie betragen, weniger als 1/3 der Physik und immerhin nur 2/3 der Biochemie.

In den Evaluationen liest man immer wieder und hört es auch im Gespräch "die Physiologie-Klausur ist kaum zu schaffen und die Durchfallquote liegt bei 70-80%". Im Mittel bestehen etwa 60% der Teilnehmer die Klausur. Die Teilnehmer des Praktikums bestehen zu 80% noch im gleichen Semester die Klausur (Bestehenssumme aus 1. Klausur und Wiederholungsklausur im gleichen Semester).

Physiologie ist sicher kein einfaches Fach, aber bestimmt nicht so schwierig, wie es manchmal dargestellt wird.

Auch der Autor dieses Textes unterliegt möglicherweise einer fehlerhaften Wahrnehmung, weil er denkt, Physiologie sei das interessanteste und wichtigste Fach überhaupt! :)