Medienstimmen: Von Kyjiv direkt in den Gießener Seminarraum
Erfolgreiches Co-Teaching-Projekt: Ukrainische Studierende nehmen an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Seminar über Internationale Sicherheitsorganisationen teil
Woche für Woche versammeln sich knapp 80 Studierende an der der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) zu einem Seminar über Internationale Sicherheitsorganisationen – nicht nur in diesem Wintersemester ein angesagtes Thema in der Politikwissenschaft. Allerdings sitzt im Seminarraum in Gießen nur knapp die Hälfte der Seminarteilnehmenden; die anderen Studierenden nehmen in ihren privaten Räumen im ukrainischen Kyjiv teil und sind online zugeschaltet.
„Das Seminar über Internationale Sicherheitsorganisationen ist nur ein Beispiel der intensiven Zusammenarbeit zwischen Lehrenden der JLU sowie Studierenden und Forschenden der Nationalen Universität Kyiv-Mohyla-Akademie (NaUKMA)“, betont die Gießener Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Andrea Gawrich, die das gemeinsame Seminar leitet. Die Lehrveranstaltung zur Sicherheitspolitik ist Teil eines erfolgreichen Co-Teaching-Projekts, das an der JLU seit 2022 unter Federführung des Gießener Zentrums Östliches Europa (GiZo) läuft und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des Programms „Ukraine digital: Studienerfolg in Krisenzeiten sichern“ gefördert wird.
Es sei das Anliegen des GiZo, „die Partneruniversität in der Ukraine bei der akademischen Ausbildung unter Kriegsbedingungen zu stärken und die seit Jahren ständig wachsende Partnerschaft zwischen der Universität Gießen und der NaUKMA in Kyjiv zu vertiefen“, erläutert Prof. Gawrich, die unter anderem zu Sicherheitspolitik und Demokratieförderung forscht und zurzeit ein großes EU-Projekt zur Demokratieförderung in der EU-Nachbarschaft leitet (https://shapedem-eu.eu).
Seit dem Co-Teaching-Projektstart im Jahr 2022 wurden bereits 14 Seminare in den Geistes- und Sozialwissenschaften (Slavistik, Geschichtswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft) organisiert. In Planung sind weitere Tandemseminare für das Sommersemester 2025, darunter Veranstaltungen in den Rechtswissenschaften und Digital Humanities.
Die deutschen Studierenden stehen auf diese Weise im direkten Austausch mit ukrainischen Studierenden, die ihr Studium mitten im Krieg fortsetzen. Beide Gruppen können voneinander erfahren, zu welchen Themen sie ähnlich denken, und zu welchen Themen sich unterschiedliche Sichtweisen zeigen.