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Thomas Kronenberg

Geboren 1970 in Berlin. Studium der Mittleren und Neueren Geschichte in Berlin, Gießen und Leiden (NL) mit den Nebenfächern russische Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft. Stipendiat der Volkswagenstiftung und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Frühe Neuzeit der JLU Gießen. 2003 Promotion im Bereich der Frühen Neuzeit.
Volontär und im Anschluss wissenschaftlicher Mitarbeiter am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Aufbau des Museums Tuch und Technik in Neumünster.
Seit 2008 Kurator und Stellvertreter des Museumsleiters am Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst.


Herr Kronenberg, könnten Sie sich bitte kurz vorstellen und die Aufgaben Ihrer aktuellen Position beschreiben?

Seit 2008 arbeite ich im Caricatura Museum Frankfurt - Museum für Komische Kunst. Als Teil eines kleinen Teams sind meine Aufgaben sehr vielfältig. Als Kurator bereite ich die Ausstellungen mit vor, ich bin zuständig für die Betreuung der Museumssammlung, organisiere den Leihverkehr, bin an der Durchführung von Veranstaltungen beteiligt und mit Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit betraut. In seiner Abwesenheit vertrete ich den Museumsleiter.
Sehr viel Zeit fließt leider in verwaltende Tätigkeiten und auch wenn die Beschäftigung mit den Kunstwerken und die Kontakte zu den Künstlern sehr aufregend sind, sitzt man auch bei der Museumsarbeit viel am Schreibtisch am Computer.

 

Ein Rückblick: Sie haben einige Jahre Ihres Lebens an der JLU verbracht. Wie hat es Ihnen an der JLU gefallen und was haben Sie für sich persönlich mitgenommen?

Ich habe mich an der JLU sehr wohl gefühlt. Ich habe hier wissenschaftliches und selbständiges Arbeiten gelernt. Viele Freundschaften sind hier entstanden und an der Uni habe ich meine Frau kennengelernt.
Mir gefällt nach wie vor die Architektur des Phil I, die Pläne, es statt zu sanieren, abzureißen, halte ich für falsch.

 

Herr Kronenberg, Sie haben in Gießen zu Geschichte, Slavistik und Politologie promoviert. Was hat Sie damals motiviert, sich für diese Studienrichtung und für die JLU zu entscheiden?

Ich hatte nach dem Abitur keine konkreten Berufsvorstellungen und habe daher das studiert, was mich damals am meisten interessierte. Ein Fehler war nur, dies am Heimatort zu machen. Ich beneidete die Studierenden, die für ihr Studium in eine neue Stadt gezogen sind und die damit etwas ganz neues begonnen haben. Den Fehler korrigierte ich gleich nach einem Semester durch den Uni-Wechsel. 1989/90 war es noch sehr schwer, Informationen oder Bewertungen über Universitäten zu erhalten. In der Zeit brachte Der Spiegel sein erstes Uni-Ranking heraus, welches methodisch ganz offensichtlich sehr zweifelhaft war. Dennoch klangen die Beschreibungen der Uni Gießen, die im Fach Geschichte den dritten Platz belegte, verlockend genug, um mich in diese mir bis dahin völlig unbekannte kleine Stadt zu bringen. Eine Entscheidung, die ich nie bereut habe.

 

Gab es während Ihrer Zeit an der JLU eine Veranstaltung, die Sie - im Nachhinein betrachtet - als besonders wertvoll für Ihren Werdegang erachten?

Es gab mehrere sehr gute Veranstaltungen. Einen sehr großen Einfluss hatte das Grundseminar bei Dr. Mörke, heute Professor an der Uni Kiel. Es leistete das, was ich vorher an der FU Berlin nicht kennengelernt hatte: eine tatsächliche Einführung in das Studium selbst. Und es brachte mich in die Frühe Neuzeit, die Epoche, auf die ich während des Studiums letztendlich meinen Schwerpunkt gelegt habe.

 

Wo konnte man Sie in Gießen antreffen, wenn Sie nicht an der Uni waren?

Man konnte mich kaum irgendwo anders antreffen. Ich habe an der Uni studiert, war in der Fachschaft aktiv, als Hilfskraft beschäftigt und auch im AStA. Die schönsten Freizeitbeschäftigungen waren die Uni-Feten. Zum Biertrinken gingen wir aber auch gern in Kneipen, am liebsten in den Bahndamm im Riegelpfad.
Der Bahndamm ist noch heute meine Lieblingskneipe. Gießen hat mir dann doch so gut gefallen, dass ich bis auf einige Abwesenheiten aus beruflichen Gründen hier wohnen geblieben bin und eine Zeitlang sogar als Stadtführer gearbeitet habe.

 

Herr Kronenberg, Sie haben heute die Position der Assistenz der Museumsleitung des caricatura museum frankfurt inne. Nun haben Sie unter anderem Geschichts- und Politikwissenschaften studiert, gibt es Ihrer Erfahrung nach ein bestimmtes Studium, das Interessierte am besten für die Museumsarbeit ausbildet?

Es gibt heute in den modularisierten Studiengängen in den Kulturwissenschaften eine sehr große Auswahl, über die ich jedoch keinen Überblick habe. Das ist durchaus ein Problem für heutige Bewerber - unter einem Geschichtsstudium konnten sich potentielle Arbeitgeber in etwa vorstellen, was man gemacht hat, heute müssen Absolventen viel erklären, was sich hinter ihrem Studiengang überhaupt verbirgt. Ein Studium der Kunstgeschichte, oder je nach Ausrichtung des Museums auch der Geschichte, halte ich nach wie vor für die beste Wahl. Eine zu starke Spezialisierung ist nicht unbedingt zielführend, bei der geringen Zahl an Arbeitsplätzen in Museen ist dieser Berufsweg auch nicht wirklich planbar. Meine Entscheidung, ohne Berufsziel zu studieren, halte ich nach wie vor für sinnvoll. Die Volontariatsstelle an einem technikgeschichtlichen Museum habe ich erhalten, ohne jemals ein Seminar in dieser Richtung belegt zu haben. Und "Komische Kunst", die wir im Caricatura Museum ausstellen, kann man so weit ich weiß an keiner Universität studieren.

 

Welche Herausforderungen und Möglichkeiten sehen Sie für Museen und Kultureinrichtungen als Orte der Bildung und Kommunikation immer mehr Menschen anzusprechen? Wie geht das caricatura museum frankfurt vor, um auch Studierende für eine Mitarbeit im Museum zu begeistern?

Interessanterweise steigen die Zahlen der Museumsbesucher stetig. Trotz der vermehrten Möglichkeiten, bequem von zu Hause kostenlos an Informationen und Bilder zu gelangen, bleibt die direkte Begegnung mit dem Original im Museum attraktiv. Museen und Kultureinrichtungen können jedoch die neuen Medien zusätzlich nutzen, um ihre Themen auch außerhalb der eigenen Einrichtung zu verbreiten.
Der Vielzahl von Initiativbewerbungen kann ich entnehmen, dass viele Studierende ausreichend begeistert sind, um im Caricatura Museum zu arbeiten. Wir müssen jedoch bedauerlicherweise immer absagen, da es keine räumliche Möglichkeit mehr gibt, um weitere Mitarbeiter, und sei es für ein Praktikum, unterzubringen.

 

Wie bewerten Sie die Berufsperspektive in Museen und Kultureinrichtungen für Geisteswissenschaftler/innen? Wo finden sich heute Schnittstellen zwischen Studium und Beruf?

Die Berufsperspektive in Museen ist unverändert schlecht, vor allem was Festanstellungen angeht. Aber auch befristete Anstellungen werden durch gesetzliche Hürden weniger. Die meisten Träger von Museen sind die Länder und die Kommunen, die sich politisch vor allem durch Geldeinsparungen und somit Stellenstreichungen profilieren wollen. Städte wie Frankfurt bilden im Kulturbereich eine Ausnahme. Trotz dieser Ausnahmen bleibt die Entscheidung, als Geisteswissenschaftler/in im Museum arbeiten zu wollen, risikoreich.
Klassische Schnittstellen zwischen Studium und Beruf sind nach wie vor Praktika. Einige Museen stellen auch studentische Aushilfen an. Manch neue Studiengänge bereiten auf die Museumsarbeit vor, wie z.B. der Masterstudiengang "Curatorial Studies" an der Goethe-Universität Frankfurt.

 

Abschließend: Was raten Sie Studierenden, die sich für eine (leitende) Mitarbeit im Museum interessieren? Welche Voraussetzungen sollten Interessierte erfüllen und welche Schlüsselqualifikationen sind im Beruf gefordert?

Eine weitere Voraussetzung neben dem Studium ist ein Museumsvolontariat, ohne dies wird heute kaum jemand in Museen angestellt. Die Promotion wird sehr gerne gesehen und hat mir auf jeden Fall geholfen. Sie ist aber keine unbedingte Voraussetzung und viele sehr gute Museumsmitarbeiter haben keinen Doktortitel, auch in leitenden Funktionen. Eine wesentliche Qualifikation ist es, Themen selbständig erarbeiten zu können (hier waren die Erfahrungen aus der Promotionszeit sehr hilfreich) und diese in kurzer Zeit für Ausstellungen aufzubereiten (dies lernte ich dann erst in der Praxis).

 

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