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Neues Orchesterwerk „A HOUSE OF CALL - my imaginary notebook“

Im Zentrum der Arbeit von Prof. Heiner Goebbels steht die Vorbereitung für die Uraufführung eines neuen Orchesterzyklus mit dem Ensemble Modern Orchestra unter der Leitung von Vimbayi Kaziboni. A HOUSE OF CALL - my imaginary notebook ist ein Zyklus für Orchester, das mit eigentümlichen Stimmen konfrontiert wird, die nur akustisch präsent sind: mit Invocations, Incantations, Rufen, Aufrufen, Anrufungen, Beschwörungen, Gebeten, Sprechakten, Gedichten und Liedern. Das Orchester präsentiert, unterstützt, begleitet sie, antwortet oder widerspricht ihnen – vielleicht wie in einem säkularen „Responsorium“. Bei dieser Komposition handelt es sich zudem um einen mehrfachen Medienwechsel, bei dem die Stimmen meist von historischen Aufzeichungsmedien wie Wachsmatrizen von Phonographen stammen, die jetzt digitalisiert auf einem Samplingkeyboard verfügbar werden und schließlich in einem Konzertsaal gegenüber einem Orchester den Ton angeben. Im Rahmen seiner Georg Büchner-Professur forscht Heiner Goebbels zu den Kontexten, politischen Hintergründen und Implikationen dieser Aufnahmen, die bis ins Jahr 1912 zurückreichen; zum Teil handelt es sich dabei um Aufnahmen aus kolonialen Archiven oder Kriegsgefangenenlagern während des Ersten Weltkriegs. Diese künstlerischen Forschungen und Dokumente  werden im September 2020 als Buch im Verlag neofelis veröffentlicht.

A HOUSE OF CALL ist ein Projekt im Rahmen von BTHVN 2020, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und ein Kompositionsauftrag von Ensemble Modern, Berliner Festspiele/Musikfest Berlin, Elbphilharmonie Hamburg, musica viva/Bayerischer Rundfunk, Kölner Philharmonie, Wien Modern/Wiener Konzerthaus, beuys2021 und Casa da Musica, Porto, und wird in diesen Konzerthäusern ab Septemer 2020 uraufgeführt.

 

(07.05.2020, Komla Digoh)