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Newsletter 1/2024

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Editorial

Welcome to the Center for Diversity, Media, and Law!

After a longer period of conceptual work and negotiation, the Center for Media and Interactivity has been given a significant overhaul and has undergone a redirection. We are now the Center for Diversity, Media, and Law, or DiML in abbreviated form. Cohering with the JLU’s interests in internationalizing research and teaching, the Center will use the English name exclusively while retaining the use of German and English as its internal working languages.  

The redirection of the Center expands on previous emphases of the University of Giessen and the ZMI. The Center’s new focus on Diversity creates a needed home for gender and sexuality research at the JLU and honors the University’s long-term commitment to fostering gender studies in the state of Hesse. Yet the Center understands these topics to be indivisible from identity factors such as race, nationality and migration status, class, religion, and ability, all of which have to be conceptualized through an intersectional lens. The Center celebrates the JLU’s role as a regional university that serves a heterogeneous and increasingly also international student body. The Center proposes to do and promote diversity by supporting research that treats diversity as an educational, cultural-legal, and structural political goal. 

The “Media” in DiML picks up on the ZMI’s more than twenty-year history of promoting research on human interactions with digital and analog media, including understanding media skills as cultural techniques and investigating digital habitus. The Center’s new focus is on promoting critical media literacy. This honors the JLU’s recent creation of a professorship in Media Education, and the Center’s new Co-Director in the person of Julian Ernst. Critical media skills are needed to address what is often seen as the neutrality of media forms and to understand how specific medial affordances shape how knowledge is presented, and how political sentiments coalesce, often quite opaquely. The Center aims to foster research and academic activities that raise awareness of the embeddedness of power relations in digital media technologies.

As a new area of research, the Center now focusses on law, understood as the borders of law. The borders of law encompass living law (Eugen Ehrlich’s gelebtes Recht, 1913) – binding norms of behavior that do not originate in the state –, legality, whatever people understand to be ‘law-full’ (Olson 2022), and Rechtsgefühle – passionate feelings people have about law and justice. These cultural-legal domains need to be elucidated in terms of their forms and social functions. The Center aims to understand how cultural-legal issues and their affective impacts are mediated through popular media exchanges. 

At this juncture, we wish to sincerely thank the previous director of the ZMI, Katrin Lehnen, who so capably and good humoredly led the ZMI between 2016 and 2023. We are also grateful to former members of the board of directors for their elan and work within the ZMI. Now with many new members of the Center and a newly appointed board of directors, we look forward to investigating the intersections of law with media and diversity issues in the future.

 

Greta Olson with Jutta Hergenhan and Julian Ernst. 

 

 

Inhalt ZMI-Newsletter 1/2024

 

News

Weiterentwicklung des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI) zum „Center for Diversity, Media, and Law“ (DiML)

Gastvortragsreihe „Diversity Issues and the 2024 U.S. Presidential Elections“ organisiert von Greta Olson

Ringvorlesung der Zeitgeschichte und Fachjournalistik Geschichte in Kooperation mit dem ZMI: „Unaufhaltsam? Das Erstarken der radikalen Rechten und die Rolle der Medien in Geschichte und Gegenwart“  

Gastaufenthalt an der JLU von K. Allison Hammer

 

Veranstaltungsankündigungen

Filmpremiere im Kinocenter Gießen: „Mythos Antiautoritärer Kinderladen - Erziehung zum Ungehorsam?“

Vortrag von Jutta Hergenhan zu „Menschenrechte ohne Frauenrechte? – Olympe de Gouges und die Französische Revolution“

Vorträge von Jutta Hergenhan und Sascha Krannich zu Migration als Thema der Wahl zum Europäischen Parlament im Rahmen der Hessischen Europawochen

Buchvorstellung mit Andrea Löw: „Deportiert »Immer mit einem Fuß im Grab« – Erfahrungen deutscher Juden“

Was beschäftigt deutsche Wähler:innen bei den U.S.-Präsidentschaftswahlen? - Eine Diskussion mit Helmut Breitmeier, Birte Christ, Greta Olson und Andreas Schwarzkopf

Vortrag von Jutta Hergenhan an der Hochschule Darmstadt im Rahmen des Fachtags „Antifeminismen – Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis“

„Geschlechterkulturen und Krieg“ - Interdisziplinäre Tagung am ZMI am 14. und 15. November 2024

 

Aktivitäten und Events der letzten Monate

Studierende der JLU wurden auf einer Exkursion in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und nach Krakau zu Gedenkstättenteamer:innen ausgebildet 

Vortrag von Sibel T. Savas zu „Health, Human Rights and Intersectionality? Reproductive Rights as Constantly Contested Human Rights“

Podiumsdiskussion mit Greta Olson: „Mutprobe Demokratie: Stellt sich die Systemfrage?“

Vortrag von Veronika Zablotsky zu „The Politics of Solidarity: Redress and Repair Beyond Humanitarian Reason“

Former Students of JLU shared experiences of racism and resistance in Greta Olson’s lecture series - Introduction to Gender and Sexuality, to Race and Anti-Racism, to Decolonial Thought, and Disability 

„Bücher im Exil: Lebensspuren ihrer jüdischen Besitzer“ – Bericht zur Lesung mit Historiker Robert Jütte

„Böse. Interdisziplinäre Perspektiven“ Veranstaltungsreihe des Institut für Philosophie der JLU

 

Neues aus den Sektionen

Reihe „Stimmen aus der Praxis“: „Johnny & Me. Eine Zeitreise mit John Heartfield“ mit Katrin Rothe

Reihe „Stimmen aus der Praxis“: „Boys Club. Macht und Missbrauch bei Axel Springer“ mit Pia Stendera, Lena von Holt, Emily Ulbricht

Buchpräsentation „Queerulieren: Störmomente in Kunst, Medien und Wissenschaft“ 18. und 22. Januar 2024

„Androzentrische Amazonen“ Vortrag von Tina Hartmann am 12. April 2024

 

Neues aus der Professur für Medienpädagogik

Julian Ernst auf dem DGfE-Kongress 2024

Beiträge in der Zeitschrift „MedienPädagogik“

 

Neues aus der Georg Büchner-Seniorprofessur

Heiner Goebbels als Visiting Professor an der Universität Genua

Konzert in der Royal Albert Hall London bei den BBC Proms

„Everything...“ bei den Salzburger Festspielen

„A House of Call“

„A House of Call“ und Buchvorstellung l'esthetique de l'absence in Paris

Gesprächskonzert mit Heiner Goebbels in Monheim

„Surrogate Cities“ an der Oper Düsseldorf 

Ende der Georg Büchner - Seniorprofessur

 

Publikationen

Monographie „Emotionen in der postkolonialen Erinnerungspolitik. Deutschland und Frankreich seit den 1990er Jahren“ von Sahra Rausch 

 

In den Medien

Claus Leggewie bei Deutschlandfunk Kultur: „Das demokratische Deutschland pennt“

Dorothée de Nève in der HLZ, Mitgliederzeitschrift der GEW Hessen: „Beharren statt nachgeben. Strategien gegen Rechts“ 

 

Personalia

Katharina Lorenz neue Präsidentin der JLU

Katrin Lehnen im wissenschaftlichen Beirat des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache

Janina Schlüsselburg neu am ZMI

Alice Volpe verlässt das ZMI

Abschied von Heiner Goebbels

 

 

 

 

News

 

Weiterentwicklung des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI) zum „Center for Diversity, Media, and Law“ (DiML) 


Das Geschäftsführende Direktorium des ZMI mit Prof. Dr. Greta Olson (Geschäftsführende Direktorin), Prof. Julian Ernst (stellvertretender Geschäftsführender Direktor) und Dr. Jutta Hergenhan (Wissenschaftliche Geschäftsführerin), stellten auf der ZMI-Direktoriumssitzung am 24. April 2024 das Konzept für die Weiterentwicklung des Zentrums vor. Das Zentrum wird zukünftig thematisch breiter aufgestellt sein als bisher. Neben dem bisherigen Schwerpunkt „Medien/Media“ werden zukünftig auch die Bereiche „Recht/Law“ - im Sinne von Rechtsgefühl oder borders of law - sowie „Diversität/Diversity“ vertreten sein. In einer intersektionalen Herangehensweise soll hier zukünftig neben „Geschlecht“ und „Sexualität“ auch zu den Analysekategorien „race“, „migration status“ oder „Klasse“ gearbeitet werden.

Der Name des weiterentwickelten Zentrums lautet zukünftig: Center for Diversity, Media, and Law (DiML).

Die bisherigen sechs Sektionen und der Forschungsschwerpunkt „Literalität und Bildung in der Mediengesellschaft“ beenden ihre Aktivitäten zum Ende des Jahres 2024. Sie werden zu drei Working Groups, die den zukünftigen Schwerpunkten „Diversität/Diversity“, „Medien/Media“ und „Recht/Law“ entsprechen. Die Working Groups treffen sich erstmals im Laufe des SoSe 2024. Alle bisherigen ZMI-Aktiven sowie die neuen Mitglieder aus Professor*innenschaft und Mittelbau können an den Treffen aller drei Arbeitsgruppen teilnehmen. Anschließend können sie entscheiden, in welchen Bereichen sie am Zentrum mitwirken möchten.

Ansprechpartner*innen für die drei Working Groups sind: Greta Olson (Anglistik/Amerikanistik, Kulturwissenschaft) für den Bereich „Recht/Law“, Julian Ernst (Erziehungswissenschaft, Medienpädagogik) für den Bereich „Medien/Media“ und Jutta Hergenhan (Politikwissenschaft, Gender Studies) für den Bereich „Diversität/Diversity“.

Das Zentrum freut sich darauf, seine universitätsübergreifenden und internationalen Forschungskooperationen auszubauen. Forschungsaktivitäten und Veranstaltungen werden zukünftig vermehrt auf Englisch und weiterhin auch auf Deutsch stattfinden. Arbeitssprache des Zentrums bleibt Deutsch.

Ein Fokus des Zentrums liegt auch zukünftig im Transfer von Wissen und in der Wissenschaftskommunikation. Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zu aktualitätsbezogenen Themen ebenso wie Wissenschaftskommunikation über die sozialen Medien, den Newsletter oder den YouTube-Kanal des Zentrums stellen weiterhin zentrale Bereiche der Zentrumsarbeit dar.

Turnusgemäß wurden auf der Direktoriumssitzung auch die professoralen Mitglieder des Direktoriums neu gewählt. Neben Professor*innen aus den bisher bereits vertretenen Fachbereichen 03 (Sozial- und Kulturwissenschaften), 04 (Geschichts- und Kulturwissenschaften) und 05 (Sprache, Literatur, Kultur) sind zukünftig auch Wissenschaftler*innen aus den Fachbereichen 01 (Rechtswissenschaft) und FB 11 (Medizin) am Zentrum vertreten.

Das Direktorium verabschiedete Prof. Thomas Gloning, Prof. Elif Özmen und Prof. Vadim Oswalt und dankte ihnen ganz herzlich für ihre langjährige und fruchtbringende Arbeit am ZMI. 

 

Gastvortragsreihe „Diversity Issues and the 2024 U.S. Presidential Elections“ organisiert von Greta Olson


In der Vorlesung „The United States in the 21st Century
 with a Focus on the 2024 Presidential Elections“, ausgerichtet von Prof. Greta Olson, finden eine Reihe von Gastvorträgen zu „Diversity Issues and the 2024 U.S. Presidential Elections“ statt. 

This series of interactive lectures covers major events in U.S. American cultural politics since the beginning of the new millennium. These include the 2001 attacks on the World Trade Center and the Pentagon, the ensuing Wars in Afghanistan and Iraq, the Abu Ghraib prisoner scandal, the financial crisis of 2007-2008, the Black Lives Matter movement, #MeToo, the COVID-19 pandemic, political polarization, and the ongoing legacy of Trumpism.
We will review these events and go over how the primary and general elections function in the United States so as to better understand what is at stake in the sixtieth presidential elections on November 5, 2024. Paying attention to the history of the presidency in the post-WW II period allows us to contextualize some of the central issues influencing the 2024 presidential and down-ballot races. Recognizing that the presidency has always been mediated, our primary texts will include presidential autobiographies, attack ads, and social media posts, as well as the Constitution. The lecture series places particular focus on diversity issues in the campaigns and how they are represented in media. This includes topics such as abortion, immigration, education, parental rights, and LGBTQIA+-related issues. A series of live guest lectures with outside speakers will add valuable additional perspectives to our discussions.

Die Vorlesung findet mittwochs von 16 Uhr bis 18 Uhr c.t. statt.
Raum: Phil I, A 3 (Ausnahme: Podiumsdiskussion am 10. Juli 2024)



Ringvorlesung der Zeitgeschichte und Fachjournalistik Geschichte in Kooperation mit dem ZMI: „Unaufhaltsam? Das Erstarken der radikalen Rechten und die Rolle der Medien in Geschichte und Gegenwart“


Wie gingen und gehen demokratische Gesellschaften mit rechtsextremen Akteuren und Positionen um? Welche Rolle spielten und spielen Medien dabei? Mit der Information und Aufklärung über rechtsradikale Bewegungen und deren Agenda schenken sie diesen unweigerlich Aufmerksamkeit, übernehmen notgedrungen rechtes Agenda Setting. Welche Strategien gab und gibt es, einer erstarkenden radikalen Rechten entgegenzutreten?
Diese und weitere Fragen möchten wir in der Ringvorlesung mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen diskutieren. Jede Woche kommt ein Gast zu uns nach Gießen: Historikerinnen, Politikwissenschaftler, Journalistinnen, Praktiker aus der historisch-politischen Bildung und Aktivist:innen im Kampf gegen Rechts. Neben der deutschen Geschichte und Gegenwart präsentieren sie uns Insider-Blicke in die USA, nach Österreich, Frankreich und ins Vereinigte Königreich.

Die Veranstaltungen finden in diesem Sommersemester 2024 wöchentlich donnerstags von 16 bis 18 Uhr am Phil I im Hörsaal A3 statt.
Hier der Zugang zu der Ringvorlesung über Stud.IP.

 

 

Gastaufenthalt an der JLU von K. Allison Hammer 

 

Das ZMI wird Prof. K. Allison Hammer, PhD, als gastwissenschaftliche Person zwischen dem 27. Juni und 17. Juli 2024 zu Besuch haben. Allison Hammer forscht zu trans und nicht-binärer, US-amerikanischer Maskulinität. Der Gastaufenthalt wird vom Flexi Funds (Forschungscampus Mittelhessen) gefördert.
Am 3. Juli 2024  hält  Allison Hammer in Prof. Greta Olsons Vorlesung „The United States in the 21st Century with a Focus on the 2024 Presidential Elections” einen Gastvortrag:

„How to Make an Enemy: Transmisogyny and the 2024 U.S. Presidential Election” von Professor K. Allison Hammer, PhD (Coordinator, WGSS Southern Illinois University, Carbondale)
Wann: 3. Juli 2024, 16.00 Uhr – 18.00 Uhr
Wo: Otto-Behaghel-Straße 10, Haus A , Phil. I, A 3 (Hörsaal)

Response: Prof. Christine M. Klapeer (JLU, Political Science with a Focus on Gender and Queer Studies)



Veranstaltungsankündigungen

 

Filmpremiere im Kinocenter Gießen: „Mythos Antiautoritärer Kinderladen - Erziehung zum Ungehorsam?“

Am 7. Mai 2024 findet die Premiere des aktuellen Filmprojekts „Mythos Antiautoritärer Kinderladen - Erziehung zum Ungehorsam?“ des Masterstudiengangs der Fachjournalistik Geschichte statt. Dieser Film hat es sich zum Ziel gesetzt, das Phänomen antiautoritärer Erziehungskonzepte im historischen Kontext der „68er-Bewegung“ am programmatischen Beispiel der Entstehungsgeschichte des ersten Gießener Kinderladens zu untersuchen.

Viele Elemente der antiautoritären Erziehungsmethodik haben sich heute in der allgemeinen Kindererziehung etabliert. Der Film macht es sich zur Aufgabe seinen Zuschauer:innen das Konzept antiautoritärer Erziehung anhand verschiedener Fallbeispiele als historisches Novum im Kontext seiner Entstehungsgeschichte biographisch erlebbar zu machen. Dies erfolgt in erster Linie in Form der persönlichen Erinnerung der Protagonist:innen des Films. Die Interviewpartner:innen nehmen im Laufe der Handlung verschiedene Rollen und Positionen ein, in denen sie die Heterogenität und Komplexität des Zeitgeistes der "68er" im Kontext der Kinderladenthematik erläutern. Dabei wird nicht nur die sozial-historische Bedeutung der 68er-Bewegung kritisch hinterfragt, sondern auch das sich in dieser Zeit stark wandelnde gesellschaftliche Frauenbild reflektiert.

Die Veranstaltung wird von der ZMI-Sektion „Medien und Geschichte“ ausgerichtet.

Weitere Informationen finden Sie hier und auf der Seite der Fachjournalistik Geschichte.

 

Vortrag von Jutta Hergenhan zu „Menschenrechte ohne Frauenrechte? – Olympe de Gouges und die Französische Revolution“


Die Menschen- und Bürgerrechtserklärung der Französischen Revolution vom 26. August 1789 beansprucht für sich, allen Menschen von Geburt an Freiheit und gleiche Rechte zuzugestehen. Dass dieser Anspruch hoch umstritten war und keineswegs alle Bevölkerungsgruppen umfassen sollte, zeigen nicht zuletzt die Debatten um den Einschluss von Frauen in diese Rechte während der Revolutionsjahre. Ausgehend von Olympe de Gouges' „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ aus dem Jahr 1791, nimmt Dr. Jutta Hergenhan die politische Beteiligung von Frauen verschiedenster sozialer Herkunft ebenso wie Geschlechterdiskurse, die zum politischen Ausschluss von Frauen führten, in den Blick. Zudem soll dieser bekannteste Text Olympe de Gouges' im Kontext ihrer Tätigkeit als Dramatikerin, Journalistin, Politikerin und Abolitionistin neu betrachtet werden.

Der Vortrag sieht sich als erste Veranstaltung einer Reihe zu Ein- und Ausschlüssen sowie zur Historizität von Menschenrechten im Rahmen des Forschungsnetzwerks Migration und Menschenrechte.

Datum: Dienstag, 21. Mai 2024, 16-18 Uhr
Ort: AUB1, Bismarckstraße 37, Gießen
im Rahmen des Forschungsnetzwerks Migration und Menschenrechte (FMM)


Vorträge von Jutta Hergenhan und Sascha Krannich zu Migration als Thema der Wahl zum Europäischen Parlament im Rahmen der Hessischen Europawochen

 

Dr. Jutta Hergenhan hält am 18. Juni 2024 einen Vortrag mit dem Titel „Migrationsdebatten in Frankreich und die Wahl zum Europäischen Parlament“ im Rahmen der Hessischen Europawochen, der Teil des interdisziplinären Studienangebots im Bereich Migration und Menschenrechte der JLU (StaMM) ist:
Fragen der Einwanderung stehen in Frankreich seit Langem im Zentrum kontroverser Debatten. Der französische Staat sieht sich gerne in einer Tradition der Menschenrechte, die Menschen Aufnahme gewährt. Gleichzeitig wirkt er an den restriktiven Einwanderungspolitiken der Europäischen Union mit und pflegt Bündnisse zur Migrationsabwehr mit wenig menschenrechtsfreundlichen Regimen. Nicht zuletzt aufgrund post- und neokolonialer Außenbeziehungen und Innenpolitiken stellt Migration einen bedeutenden Faktor für soziale Ungleichheit in der französischen Gesellschaft dar. Der Wahlkampf und das Ergebnis der Wahlen zum Europäischen Parlament werden zeigen, welche Diskurse um Migration sich durchsetzen können und welchen Zuspruch insbesondere die Formationen der extremen Rechten, wie etwa das Rassemblement National und Reconquête!, erhalten. Gleichzeitig interessiert, ob und wie sich traditionelle rechtskonservative, rechtsliberale oder auch linke Kräfte deren Positionen annähern, nicht zuletzt auch im Hinblick auf mögliche Parteienbündnisse im Europäischen Parlament. Der Vortrag möchte eine Bilanz und Analyse der Europawahl aus der Perspektive der Debatten um Migration in Frankreich bieten. Es findet eine nachträgliche Wahlnachlese statt.

Dr. Jutta Hergenhan: „Migrationsdebatten in Frankreich und die Wahl zum Europäischen Parlament“
Dienstag, 18. Juni 2024, 16:15 - 17:45 Uhr
Raum: AUB 3, Bismarckstraße 37

 

Zum Thema „Migration in Europa im Wahljahr 2024“ hält Dr. Sascha Krannich am 28. Mai 2024 einen Vortrag, ebenfalls im Rahmen der Hessischen Europawochen: Das komplexe und oftmals emotional aufgeladene Thema der Migration hat sich in den letzten Jahren zu einem High Politics-Thema entwickelt. Das liegt vor allem an (1) dem starken Anstieg der internationalen Migration innerhalb kurzer Zeit (insb. Fluchtmigration), (2) der Uneinigkeit der politischen Parteien bei entscheidenden Fragen der Einwanderungs- und Integrationspolitik, (3) dem Versagen des Dublin-Systems bei geordneten Asylverfahren und (4) dem Erstarken der extremen Rechten in vielen EU-Ländern. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen beschäftigt sich der Vortrag mit migrationsbezogenen High Politics-Debatten im Rahmen der Wahl zum Europäischen Parlament im Juni 2024. Welche migrationspolitischen Herausforderungen gibt es tatsächlich in der Europäischen Union? Wie weit liegen die Parteien bei Migrationsfragen auseinander? Und welche Debatten gibt es dazu in einzelnen europäischen Ländern?

Dr. Sascha Krannich: „Migration in Europa im Wahljahr 2024“
Dienstag, 28. Mai 2024, 16:15 - 17:45 Uhr
Raum: AUB 3, Bismarckstraße 37

Weitere spannende Veranstaltungen der Europawochen 2024 finden Sie hier.



Buchvorstellung mit Andrea Löw: „Deportiert »Immer mit einem Fuß im Grab« – Erfahrungen deutscher Juden“

 

Am 28. Juni 2024 stellt  Prof. Andrea Löw ihr neues Buch „Deportiert »Immer mit einem Fuß im Grab« – Erfahrungen deutscher Juden“ vor. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Arbeitsstelle Holocaustliteratur und der Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer e.V. 
Auf der Grundlage von hunderten Quellen wie Briefen, Tagebüchern und Video-Aufzeichnungen rekonstruiert die Historikerin Andrea Löw die Erfahrungen von Jüdinnen und Juden, die von den Nationalsozialisten aus dem Deutschen Reich in das besetzte Osteuropa deportiert wurden. Viele der Zeugnisse entstanden noch während der Geschehnisse und ermöglichen so einen unmittelbaren Blick auf die Verbrechen, aber auch auf die Sorgen, Ängste und Nöte der Opfer.
Andrea Löw präsentiert mit ihrem Buch eine Vielzahl von individuellen Verfolgungsgeschichten, die sie zu einer kollektiven Geschichte der Deportationen verwebt.
Andrea Löw ist seit 2013 stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München. Zwischen 2004 und 2007 war sie an der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der NS-Judenverfolgung, insbesondere der Gettoisierung im besetzten Polen, sowie jüdische Selbstzeugnisse aus den Gettos.

Wann: Donnerstag, 28. Juni 2024, 19 Uhr
Wo: Margarete-Bieber-Saal,
Ludwigstr. 34, 35390 Gießen

 

Was beschäftigt deutsche Wähler:innen bei den U.S.-Präsidentschaftswahlen? - Eine Diskussion mit Helmut Breitmeier, Birte Christ, Greta Olson und Andreas Schwarzkopf


Am 10. Juli 2024 findet in der Aula des Hauptgebäudes der JLU um 18 Uhr eine Diskussion zum Thema „Was beschäftigt deutsche Wähler:innen bei den U.S.-Präsidentschaftswahlen?“ statt. Teilnehmen werden Prof. Helmut Breitmeier (Institut für Politikwissenschaft), Dr. Birte Christ (Institut für Anglistik), Prof. Greta Olson (Institut für Anglistik) und Andreas Schwarzkopf (Frankfurter Rundschau).

 

Vortrag von Jutta Hergenhan an der Hochschule Darmstadt im Rahmen des Fachtags „Antifeminismen – Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis“


Am 19. Juli 2024 wird Dr. Jutta Hergenhan im Rahmen des Fachtags „Antifeminismen – Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis“ an der Hochschule Darmstadt zum Thema „Gewaltförmigkeiten antifeministischer Interventionen gegen geschlechtergerechte Sprache“ sprechen. Der Fachtag „Antifeminismen – Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis“ wird organisiert von dem GFFZ (Gender- und Frauenforschungszentrum der Hessischen Hochschulen), Kerstin Balkow, Bernhard Gfaller, Dr.in Hanna Haag und Philip Krüger. Er widmet sich einerseits der Analyse von Antifeminismen und antifeministischen Bewegungen, einschließlich ihrer Entwicklungen, Akteur:innen, Strategien und Auswirkungen. Andererseits sollen konkrete Erfahrungen von Personen aus feministischen Arbeitsbereichen wie „Sexuelle und Reproduktive Gesundheit und Recht“ sowie dem Gewaltschutz eingeholt werden, um die Sichtbarkeit und den Einfluss antifeministischer Bewegungen zu verstehen. Der Tag wird durch einen Workshop ergänzt, der Strategien im Umgang mit Antifeminismen vermittelt. In den letzten Jahren haben antifeministische Bewegungen in Europa zugenommen, wobei sie gemeinsam das Ziel haben, geschlechterwissenschaftliche Erkenntnisse zu negieren und gleichstellungspolitische Errungenschaften zu bekämpfen. Diese Bewegungen umfassen rechts-populistische bis rechtsextreme, konservative bis ultrakonservative, fundamentalistische und maskulinistische Akteur:innen und Gruppierungen. Antifeministische Positionen, die wissenschafts- und demokratiefeindlich sind, werden von subtiler Ablehnung bis hin zu offener Feindseligkeit in die Gesellschaft getragen. Weitere Informationen entnehmen Sie dem Programm des Fachtags „Antifeminismen – Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis“. Es wird um eine Anmeldung gebeten.

Wann: 19. Juli 2024, 10:00 - 17:30 Uhr
Wo: Hochschule Darmstadt, Schöfferstraße 3, 64295 Darmstadt
Informationen zur Anmeldung finden Sie hier.

Im Rahmen der Auseinandersetzung um geschlechtergerechte Sprache in Hessen haben sich die hessischen Universitätspräsidien gegen ein Verbot des Gebrauchs gendersensibler Sprache mit Sonderzeichen positioniert und für Diversität und die Bewahrung der Wissenschaftsfreiheit an hessischen Hochschulen plädiert. Die Erklärung finden Sie hier.
Auch die Germanistischen Institute der hessischen Universitäten Gießen, Kassel, Marburg und Darmstadt hatten vor einem Genderverbot gewarnt und fordern einen verantwortungsbewussten Umgang mit gendersensibler Sprache, insbesondere im Bildungskontext. Die Stellungnahme finden Sie hier.
Das Statement der ZMI-Sektion „Medien und Gender“ "Für eine geschlechtergerechte und inklusive Sprache" finden Sie hier.

„Geschlechterkulturen und Krieg“ - Interdisziplinäre Tagung
am 14. und 15. November 2024


Am 14. und 15. November 2024 wird eine interdisziplinäre Tagung zum Thema „Geschlechterkulturen und Krieg“ am ZMI stattfinden. Die Veranstaltung wird organisiert von Dr. Jutta Hergenhan (Politikwissenschaft) und Jana Keidel (Französische Literatur-und Kulturwissenschaften), mit Unterstützung der Sektion „Medien und Gender".

Wenn Kriege Gesellschaften erschüttern, welche Auswirkungen haben sie dann auf Geschlechterkulturen? Welche Auskunft geben kulturelle Artefakte über Veränderungen von Geschlechterverhältnissen im Krieg und durch (drohenden) Krieg? Inwiefern wandeln sich Selbstverständnis und Handlungsräume von Kulturschaffenden? Die Tagung möchte disziplinen- und epochenübergreifend Zusammenhänge von Krieg, Geschlecht und Kultur begreifbar machen.

Das Programm der Tagung ist transepochal und transdisziplinär ausgerichtet und umfasst vier Panels zu den Themen „Literarisch-mediale Thematisierungen von Geschlecht und Krieg“; „Geschlecht und Erinnerungskulturen“; „Wandel von Geschlechterkulturen durch Kriegswirtschaft?“; „Umkämpft: Konstruktionen von Männlichkeit und Queerness im Krieg“ sowie ein Keynote.

Die Tagung findet im Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstr. 34, 35390 Gießen. Das vorläufige Tagungsprogramm finden Sie hier.

 

 

Aktivitäten & Events der letzten Monate

 

Studierende der JLU wurden auf einer Exkursion in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und nach Krakau zu Gedenkstättenteamer:innen ausgebildet 

 

Vom 1. bis 8. März 2024 nahmen 16 Studierende der Justus-Liebig-Universität Gießen, darunter Lehramtsstudierende und Studierende des Masterstudiengangs „Holocaust- und Lagerliteratur“, an einer Studienfahrt in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und nach Krakau teil, die von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt wurde. Ziel der siebentägigen Exkursion war es, die Teilnehmenden zu Gedenkstättenteamer:innen auszubilden. Geleitet wurde die Fahrt von Prof. Sascha Feuchert und Dr. Anika Binsch.
Auf dem Programm der Studienreise standen neben einer Führung durch den Ort Oświęcim und das Jüdische Zentrum der Stadt auch die Besichtigung des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau sowie des ehemaligen Geländes von Auschwitz III (Monowitz). Darüber hinaus besuchten die Teilnehmenden verschiedene Kunstausstellungen, wie etwa die Dauerausstellung „Erinnerungsklischees. Labyrinthe“ des Überlebenden Marian Kołodziej (1921-2009), einem der ersten Häftlinge in Auschwitz, im Kloster Harmęże.  
Außerdem erhielten die Studierenden eine Einführung in die pädagogische Arbeit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte und hatten in zwei Workshops der IJBS die Möglichkeit, ihre gesammelten Eindrücke durch die intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Einzelschicksalen von Auschwitz-Überlebenden zu vertiefen.  
Die letzten beiden Tage verbrachte die Gruppe in Krakau. Im Rahmen einer Stadtrundführung besichtigten sie das historisch jüdischen Viertel Kazimierz, das ehemalige Gettogebiet im Stadtteil Podgórze sowie die Gedenkstätte des KZ Plaszow. Am letzten Tag der Exkursion hatten die Studierenden die Gelegenheit, ein Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Monika Goldwasser zu begleiten, die den Teilnehmenden ihre bewegende Lebensgeschichte erzählte.  

 

 

Vortrag von Sibel T. Savas zu „Health, Human Rights and Intersectionality? Reproductive Rights as Constantly Contested Human Rights“

 


On 6 February 2024, Sibel T. Savas held a guest lecture on the topic “Health, Human Rights and Intersectionality? Reproductive Rights as Constantly Contested Human Rights“ as part of Prof. Greta Olson’s lecture series “Introduction to Gender and Sexuality, to Race and Anti-Racism, to Decolonial Thought, and Disability“. In her lecture, Sibel T. Savas highlighted the interconnectedness of individual and structural influences on reproductive health and rights, and the longstanding interaction of health and medicine with policy and laws.

 

 

 

 

 

 

 

Podiumsdiskussion mit Greta Olson: Mutprobe Demokratie: Stellt sich die Systemfrage?

Am 23. Januar 2024 wurde Prof. Greta Olson von dem Carl-Schurz-Haus an die Universität Freiburg zu einer Podiumsdiskussion mit Juniorprofessorin Dr. Elisabeth Piller (Universität Freiburg) und Journalistin und Autorin Annika Brockschmidt (Berlin), moderiert von Journalist Lukas Hermsmeier (Berlin & New York) eingeladen. Die Podiumsdiskussion „Mutprobe Demokratie: Stellt sich die Systemfrage?“ drehte sich um die US-Präsidentschaftswahlen 2024, insbesondere um den extremen Anstieg von politischer Polarisierung, die tiefe Spaltung der Gesellschaft und einer wachsenden medialen Desinformation.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vortrag von Veronika Zablotsky zu „The Politics of Solidarity: Redress and Repair Beyond Humanitarian Reason“

 

On 23 January 2024, Dr. Veronika Zablotsky was invited by Prof. Greta Olson to the lecture series "Introduction to Gender and Sexuality, to Race and Anti-Racism, to Decolonial Thought, and Disability " at the Justus-Liebig-University. In „The Politics of Solidarity: Redress and Repair Beyond Humanitarian Reason” Veronika Zablotsky spoke movingly about how solidarity should be practised and how it should go beyond a sense of empathy to acknowledge responsibility for inequality and take practical steps to overcome power imbalances.

 

 

 

 

 

 

 

Former Students of JLU shared experiences of racism and resistance in Prof. Greta Olson’s lecture series - Introduction to Gender and Sexuality, to Race and Anti-Racism, to Decolonial Thought, and Disability 

 

On 9 January 2024 former students of JLU were invited to speak about their experiences of racism and resistance as part of Prof. Greta Olson's lecture series “Introduction to Gender and Sexuality, to Race and Anti-Racism, to Decolonial Thought, and Disability”. They offered a perspective on how to deal with racism in schools as a teacher or student. They emphasised the need to raise voices in schools and create space in the curriculum to talk about the impact of racism on life in Germany.

 

 

„Bücher im Exil: Lebensspuren ihrer jüdischen Besitzer“ – Bericht zur Lesung mit Historiker Robert Jütte

Eine Spurensuche mit überraschender Wendung – Der Historiker Robert Jütte stellte im Rahmen einer Lesung in der UB Gießen sein Werk „Bücher im Exil: Lebensspuren ihrer jüdischen Besitzer“ vor. Foto: Jennifer Erhardt (AHL)

Mit einer Buchvorstellung von Prof. Robert Jütte, ausgerichtet von der AHL, der Universitätsbibliothek Gießen und dem Literarischen Zentrum Gießen, fand das umfangreiche und vielfältige Veranstaltungsprogramm zum 25-jährigen Jubiläum der Arbeitsstelle Holocaustliteratur am 14. Dezember 2023 einen würdigen Abschluss. Im Zeitschriftenlesesaal der Universitätsbibliothek der Justus-Liebig-Universität Gießen nahm der Historiker das Publikum mit auf die Spurensuche in seinem Band „Bücher im Exil: Lebensspuren ihrer jüdischen Besitzer“,
das im Metropol Verlag erschienen ist. Erstmals präsentierte er auf seiner Lesereise bisher unveröffentlichte Dokumente und überraschte die Anwesenden mit der Füllung einer biographischen Lücke im Leben des Juristen Ernst-Ludwig Chambré, mit dem die AHL in vielfacher Weise eng verbunden ist. Nach Begrüßungsworten durch Dr. Peter Reuter (Bibliotheksdirektor der JLU Gießen) begann Jütte seine Buchvorstellung mit einem besonderen Fallbeispiel: Ein zionistischer Palästina-Reiseführer von Hugo Herrmann aus dem Jahr 1934, den er im Jahr 2011 auf der Ludwigsburger Antiquariatsmesse erworben hatte. Auf dem Vorsatzblatt trägt er folgende Widmung: „Lieber Ernst! Behalte Palestina [sic] und uns in guter Erinnerung. Haifa 12/10/47. Elisabeth & Siegfried Stern.“ 
Die Biografie der Schenkenden konnte Jütte mit viel Geschick und Beharrlichkeit genaustens recherchieren: Es handelt sich um den Rechtsanwalt Shlomo (Siegfried) Stern und seine Frau Elisheva (Elisabeth) Stern (geb. Dann). Das Ehepaar lernte sich in Augsburg kennen, war aber zu verschiedenen Zeiten nach Palästina ausgewandert und hatte sich schließlich in Haifa niedergelassen. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes im Jahr 1959 verbrachte Elisabeth ihren Lebensabend bei ihrer Tochter im Kibbuz Maoz Haim nahe der jordanischen Grenze. Ihre Erinnerungen hat sie in dem vom Gernot Römer herausgegebenen Band „Die vier Schwestern. Die Lebenserinnerungen von Elisabeth, Lotte, Sophie und Gertrud Dann aus Augsburg“ (1998) festgehalten. Erst als Jütte wenige Monate nach Erscheinen der Anthologie eine englische Übersetzung des Kapitels als Dank an die Angehörigen von Elisheva Stern schickte, lieferten diese den entscheidenden Hinweis: Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem gesuchten Vorbesitzer des Souvenirgeschenks um den aus dem oberhessischen Lich stammenden Holocaust-Überlebenden Ernst-Ludwig Chambré handelt. Zuvor war über Chambrés Fluchtweg lediglich bekannt gewesen, dass er einige Jahre in Palästina verbracht hatte, bevor er 1947 in die USA emigrierte. Mithilfe von im israelischen Staatsarchiv recherchierten Dokumenten konnte Jütte nun auch einige Informationen über seinen dortigen Aufenthalt zwischen 1944 und 1947 gewinnen. Aus einem Antrag auf Ausstellung eines palästinensischen Passes von Ernest-Louis Chambré, wie er sich später nannte, geht etwa hervor, dass er im Februar 1944 mit einem Laissez-passer von Madrid nach Haifa emigrieren konnte. Am 16. Juni 1946 erhielt er sogar die palästinensische Staatsangehörigkeit („Certificate of Naturalization“). 
Diese Enthüllung war nicht nur, aber vor allem für Prof. Sascha Feuchert eine besondere Überraschung. Die 1997 gegründete Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich fördert nicht nur Projekte und Publikationen der Arbeitsstelle Holocaustliteratur, sondern unterstützt auch die Finanzierung der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftungsprofessur für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur sowie ihre Didaktik am Institut für Germanistik der JLU Gießen, die Feuchert seit 2017 innehat. Zudem erscheint seit 2015 die gemeinsame Schriftenreihe der AHL mit der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich im Berliner Metropol Verlag. So schließe sich nun gewissermaßen ein Kreis, fasste Jütte den ersten Teil der Lesung zusammen. 
Im Anschluss gab Dr. Olaf Schneider (Leiter der Sondersammlungen der UB Gießen) Einblicke in die NS-Raubgutbände aus jüdischem Besitz, die im Zuge der Recherchen, die durch die 1998 auf einer internationalen Konferenz in Washington verabschiedeten Principles with Respect to Nazi-Confiscated Art angestoßen wurden, in den Beständen der UB gefunden wurden.

 

„Böse. Interdisziplinäre Perspektiven“ Veranstaltungsreihe des Institut für Philosophie der JLU


Im Wintersemester 23/24 fand die Veranstaltungsreihe „Böse. Interdisziplinäre Perspektiven“ des Institut für Philosophie der JLU statt. Die Reihe wurde organisiert von Prof. Elif Özmen (Sprecherin der Sektion „Macht - Medium - Gesellschaft“) und Bastian Klug.

Die Vortragsreihe lud dazu ein, über die Existenz, Praxis und Wirkung böser Taten, böser Personen und dem Bösen an sich aus ganz unterschiedlichen, dezidiert auch nicht-philosophischen Blickwinkeln nachzudenken.

Am 18. Januar 2024 berichtete der Gießener Anzeiger in einem Artikel mit dem Titel „Warum Menschen zu Mördern werden“ über diese Veranstaltungsreihe.

 

   

 

Neues aus den Sektionen

 

Reihe „Stimmen aus der Praxis“: „Johnny & Me. Eine Zeitreise mit John Heartfield“ mit Katrin Rothe

Am Donnerstag, 1. Februar 2024 zeigte die Reihe „Stimmen aus der Praxis“ den Film „Johnny & Me“ der Filmemacherin Katrin Rothe im Kinocenter Gießen. Im Anschluss folgte ein Gespräch mit der Autorin.

Der dokumentarische Animationsfilm thematisiert das Leben des Künstlers und Nazi-Gegners John Heartfield durch die Perspektive der Protagonistin Stephanie. Sie ist selbst Künstlerin und entdeckt durch die satirischen Fotomontagen Heartfields ihre eigenen Kreativität neu. Dabei nimmt sie die Zuschauer*innen mit auf eine Zeitreise durch das bewegte Leben des Künstlers. Ein Film über Kunst als Form des Widerstands. 

Katrin Rother ist Regisseurin, Trickfilmerin und Autorin preisgekrönter Filme. Sie studierte experimentelle Filmgestaltung in Berlin und London. In ihren Projekten verbindet sie Animationsfilm mit dokumentarischem Erzählen und zeitgeschichtlichen Themen. 

Die Reihe „Stimmen aus der Praxis“ wird organisiert von dem Studiengang Fachjournalistik Geschichte in Kooperation mit der ZMI-Sektion „Medien und Geschichte“

 

 

Reihe „Stimmen aus der Praxis“: „Boys Club. Macht und Missbrauch bei Axel Springer“ mit Pia Stendera, Lena von Holt, Emily Ulbricht

Am 18. Januar 2024 waren Pia Stendera, Lena von Holt und Emily Ulbricht zu Gast bei „Stimmen aus der Praxis“, um über Herausforderungen in der Recherche, Konzeption, Dramaturgie und die Machart des 8-teiligen Storytellingpodcasts „Boys Club“ zu sprechen. Der Podcast blickt hinter die Fassade des wohl mächtigsten Medienkonzerns in Deutschland: des Axel Springer Verlags und lässt erstmals Menschen ausführlich erzählen, die den mutmaßlichen Machtmissbrauch im Hause Springer selbst erlebt haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Androzentrische Amazonen“ Vortrag von Tina Hartmann am 12. April 2024

Welche Rolle spielt geschlechtliche Binarität für autoritäres Denken? Diese Frage stand im Zentrum des Vortags „Androzentrische Amazonen” von Prof. Tina Hartmann. Die Veranstaltung fand am 12. April 2024 statt und wurde von Prof. Sigrid Ruby (Institut für Kunstgeschichte) mit Unterstützung der ZMI-Sektion Medien und Gender organisiert. Die Veranstaltung entstand in Kooperation mit dem Forschungsnetzwerk Geschlecht – Macht – Staat

Tina Hartmann ist Literaturwissenschaftlerin an der Universität Bayreuth, Autorin und Librettistin. In Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 erregte Hartmann zuletzt mit einem pointierten Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (16.10.2023) Aufmerksamkeit. Unter der Überschrift „Warum dürfen Juden nicht schießen?“ analysiert sie eine Tradition der Feminisierung jüdischer Männlichkeit und einen Konnex von Antisemitismus und Misogynie. Aktuell schreibt sie an einem Buch über „Nonbinäre Aufklärung“ (Arbeitstitel). Darin geht es darum, die Erfindung von zwei binären Geschlechtern als Grundlage menschlicher Ungleichheit zu skizzieren sowie zu zeigen, dass die egalitäre Aufklärung durch alle Zeiten nonbinär argumentiert hat, wogegen binäre Argumentationen, wie die von Kant, Rousseau etc. immer ursächlich patriarchal, rassistisch und/oder antisemitisch sind. 

 

Buchpräsentation „Queerulieren: Störmomente in Kunst, Medien und Wissenschaft“ 18. und 22. Januar 2024


Im Januar 2024 gab es zwei interaktive Buchvorstellungen des vor kurzem veröffentlichtem Sammelband „Queerulieren: Störmomente in Kunst, Medien und Wissenschaft“. Am 18. Januar 2024 wurde der Band in Kooperation mit dem  Queerfeministischen Frauen||Referat des AstA der Universität Gießen, in der Goethestraße 55 vorgestellt. Am 22. Januar 2024 fand eine Buchpräsentation in den Räumen des Queeren Zentrums Marburg statt. Bei beiden Veranstaltungen sprach Mitherausgeber:in und Mitautor:in Oliver Klaassen, Mitglied der Sektion „Medien und Gender“. 

 

 

Neues aus der Professur für Medienpädagogik

 

Julian Ernst auf dem DGfE-Kongress 2024

 

Auf dem DGfE-Kongress 2024, dem 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, war Prof. Julian Ernst an der Organisation zweier Symposien beteiligt und hielt in dem Rahmen zwei Vorträge.

  •  „Un|begreiflich? Krisen und Transformationen medienpädagogischer Konzepte in datafizierten Lebenswelten“
    Digitalisierung und Datafizierung in Gesellschaft und Alltagsleben werden angesichts Dynamiken ihres Voranschreitens und ihrer weitreichenden Auswirkungen als krisenhaft dargestellt. Sie zeigen sich eng verschränkt mit anderen Krisenmomenten der Gegenwart, wie ökologischen, demokratiepolitischen oder ökonomischen Krisen. Aus der Perspektive einer wissenschaftlichen Betrachtung dieser sich rasch wandelnden, komplexen Phänomene stellt sich jedoch die Frage nach ihrer Begreifbarkeit in Begriffsdefinitionen, konzeptuellen Darstellungen und Übersetzungen in Bildungs- und Erziehungspraxis. Krisen werden hinsichtlich ihrer Transformationsimpulse für zentrale Begrifflichkeiten befragt, ebenso wie Veränderungen reflektiert und nachgezeichnet werden, die Begriffe und Konzepte, bereits durchlaufen haben. Im Zentrum des Symposiums stehen Phänomene, deren Dynamik als disruptiv und bedrohlich z.B. für pädagogische Selbstverständnisse und praktische Gewissheiten wahrgenommen werden.

    

Ernst, J. (2024): Algorithmen lesen können? Überlegungen zum Konzept der Algorithm Literacy ausgehend von einer qualitativen Untersuchung des Verstehens algorithmischer Empfehlungen bei Kindern. Vortrag auf dem DGfE-Kongress 2024. Halle an der Saale, 12. März 2024.


  • „Medienbezogene Kompetenzen in Krisenzeiten. Neue und alte Herausforderungen für Empirie und Theorie?“

    Vor dem Hintergrund krisenhafter Ereignisse (z.B. Krieg in der Ukraine) der letzten Jahre ist eine drastische Zunahme von Desinformation, Propaganda und Deep Fakes sowie KI-gestützter Bild-, Text- und Videomanipulation zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund kommt der Medienkompetenz sowohl von Heranwachsenden als auch von Lehrkräften eine entscheidende Rolle zu. Die Arbeitsgruppe konzentriert sich auf eine primär empirische Perspektive, in der quantitative und qualitative Ansätze zur Erfassung solcher Kompetenzen bei Lehrkräften und Heranwachsenden im Mittelpunkt stehen. Bereits seit Jahren besteht in diesem Bereich ein Mangel an geeigneten Fragebogen- und Erhebungsinstrumenten, weshalb im Rahmen der Arbeitsgruppe gezielt Ansatzpunkte für die Operationalisierung, Adaption und Validierung unterschiedlicher Messmodelle medienbezogener Kompetenzen von Heranwachsenden und Lehrer*innen diskutiert und präsentiert werden sollen.



    Seyferth-Zapf, C. & Ernst, J. (2024): Die Operationalisierung von Medienkritikfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen: Möglichkeiten und Herausforderungen. Vortrag auf dem DGfE-Kongress 2024. Halle an der Saale, 13. März 2024.


Weitere Informationen zu der Veranstaltung sind hier zu finden.

 

Beiträge in der Zeitschrift „MedienPädagogik“

 

In der „MedienPädagogik. Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung“ erschienen am 24. März 2024 zwei Beiträge von Prof. Julian Ernst und Dr. Christian Seyferth-Zapf:

 

Special Issue zum Thema ‚Medienkompetenz messen‘: Ernst, J., Seyferth-Zapf, C., Martinez Moreno, J., Rummler, K. (Hrsg.) (2024): Medienkompetenz messen/measuring Media Literacy. Themenheft 57 der MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung.

 

Artikel: Ernst, J. & Seyferth-Zapf, C. (2024): Die Medienkritikfähigkeit von Kindern und Jugendlichen erforschen. Empirische Zugänge und methodologische Herausforderungen. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung. Themenheft 57: ‚Medienkompetenz messen‘. 47-74.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neues aus der Georg Büchner - Seniorprofessur

 

Heiner Goebbels als Visiting Professor an der Universität Genua

 

Universität Genua. Foto: Heiner Goebbels

Prof. Heiner Goebbels war im März 2024 von der Universität Genua als Visiting Professor eingeladen und hat dort ein umfangreiches Programm interdisziplinärer Lehrveranstaltungen abgehalten, die bildende und szenische Künste, Musik, Literatur und Ästhetik miteinander in Dialog brachten. Die Seminare und Vorlesungen waren offen und richteten sich an Studierende der Studiengänge Literatur (DIRAAS), Sprachen (DLCM) und Digitale Geisteswissenschaften (DIBRIS), an Doktorand:innen der Doktorgrade Klassische und moderne Sprachen und Kulturen sowie an Studierende des Konservatoriums und des Universitätstheaters Il Falcone. Die Einladung war eine Initiative in Zusammenarbeit mit den Klassen für elektronische Musik und darstellende Kunst des Niccolò Paganini-Konservatoriums. 

 

 

 

 

 

 

Konzert in der Royal Albert Hall London bei den BBC Proms


Songs of Wars I Have Seen. Foto: Londo Sinfonietta
Das szenische Konzert „Songs of Wars I have Seen“ nach Texten von Gertrude Stein, uraufgeführt 2007 vom Orchestra in the Age of Enlightenment und der London Sinfonietta, wird mit beiden Orchestern am 9. August 2024 im Rahmen der populären Konzertreihe BBC PROMS in der Royal Albert Hall zu hören sein.

 

 

 

 

 

 

„Everything...“ bei den Salzburger Festspielen

 

Everything That Happened And Would Happen, Foto: Theatre Olympics St.Petersburg
Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen wird im Sommer 2024 die großformatige Performance „Everything That Happened And Would Happen“ von Heiner Goebbels aufgeführt. Die Aufführungen finden auf der Perner Insel am 23. und 25. August 2024 statt.

 

 

 

 

 

 

 

„A House of Call“

 

Die im Jahre 2021 uraufgeführte Orchesterkomposition „A House of Call“ wird im Rahmen des italienischen Festivals für zeitgenössische Musik MITO im September 2024 in den Konzerthäusern von Mailand und Turin aufgeführt. Es konzertiert das Orchester des RAI unter der Leitung des Dirigenten Vimbayi Kazibono.

Vmbayi Kazibono. Foto: Musikfest Berlin/Astrid Ackermann



 

 

„A House of Call“ und Buchvorstellung l'esthetique de l'absence in Paris


Ende November 2024 folgt die französische Erstaufführung dieses Orchesterzyklus' in der Philharmonie de Paris - wie schon bei der Uraufführungstournee gespielt vom Ensemble Modern Orchestra unter der Leitung von Vimbayi Kaziboni. Zeitgleich findet die Buchvorstellung einer erweiterten französischen Ausgabe der „Ästhetik der Abwesenheit“ von Heiner Goebbels statt. Heiner Goebbels wird zu diesem Anlass in der Philharmonie de Paris dazu einen Vortrag halten.

 

 

Gesprächskonzert mit Heiner Goebbels in Monheim


Heiner Goebbels und Thomas Venker. Foto: Triennale Monheim / Vanessa Stratmann

Im Vorgriff auf die Monheim Triennale im Juli dieses Jahres hat Heiner Goebbels am 7. April 2024 in der Villa am Greisbachsee ein Gesprächskonzert gegeben. Gesprächspartner war Autor und Musikjournalist Thomas Venker. Die Rheinische Post veröffentlichte zu dem Interview einen Artikel, in dem Heiner Goebbels’ künstlerischer Werdegang porträtiert wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Surrogate Cities“ an der Oper Düsseldorf 

 

Blick auf Düsseldorf vom Dach der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Heiner Goebbels
Am 26. April 2024 hat an der Deutschen Oper am Rhein die Choreographie von Demis Volpi zu dem Orchesterzyklus „Surrogate Cities“ von Heiner Goebbels Premiere. Weitere 6 Vorstellungen schließen sich Ende April und im Mai 2024 an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ende der Georg Büchner - Seniorprofessur

Ende März endete für Prof. Heiner Goebbels die Georg Büchner-Seniorprofessur und damit nach 25 Jahren auch die Verbindung zur Justus-Liebig-Universität, die im Frühjahr 1999 mit seiner Berufung an das Institut für Angewandte Theaterwissenschaften begonnen hatte. Heiner Goebbels dankt dem Präsidium der JLU - und dem gesamten Team, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ZMI für die angenehme Zusammenarbeit und die große Unterstützung in den vergangenen sechs Jahren.

Prof. Heiner Goebbels. Foto: Ricordi/ Harald Hoffmann

 

 

Publikationen

 

Monographie „Emotionen in der postkolonialen Erinnerungspolitik. Deutschland und Frankreich seit den 1990er Jahren“ von Sahra Rausch 

Am 18. Dezember 2023 erschien die Dissertationsschrift „Emotionen in der postkolonialen Erinnerungspolitik. Deutschland und Frankreich seit den 1990er Jahren“ der ehemaligen ZMI-Mitarbeiterin Dr. Sahra Rausch. Der Band ist Teil der De Gruyter-Reihe „Medien und kulturelle Erinnerung“. 

Die Monografie untersucht die diskursive Herstellung von Emotionen im Kontext postkolonialer Erinnerungspolitiken in Deutschland und Frankreich. Beide Länder sehen sich seit den 1990er Jahren mit wachsenden Forderungen konfrontiert, ihre kolonialen Vergangenheiten anzuerkennen und begangene Verbrechen wiedergutzumachen. Ausgehend von der Annahme, dass emotionale Zuschreibungen die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart legitimieren bzw. delegitimieren, fragt die Autorin danach, welche Emotionen in den medialen sowie politischen Auseinandersetzungen mit dem Algerienkrieg in Frankreich und dem Völkermord an den OvaHerero und Nama in Deutschland produziert werden. Die transnationale Vergleichsperspektive deutscher und französischer postkolonialer Erinnerungspolitiken zeigt die emotionalen ‚Verstrickungen‘ zwischen beiden Ländern auf und betrachtet das nationalstaatliche Erinnerungshandeln zugleich vor dem Hintergrund globaler Erinnerungstendenzen. Die Arbeit weist somit über die analysierten Fallstudien hinaus, indem die Dominanz vermeintlich ‚rationaler‘ Wissensproduktion in westlichen Gesellschaften infrage gestellt und ein Beitrag zu einer Provinzialisierung postkolonialer Erinnerungspolitiken geleistet wird.

 

Sahra Rausch: „Emotionen in der postkolonialen Erinnerungspolitik. Deutschland und Frankreich seit den 1990er Jahren“
De Gruyter, 2023, 526 Seiten, gebunden, Print: 119,95 Euro.
ISBN 9783111018485


Das Buch ist auch als E-Book erhältlich.

 
 

 

In den Medien

 

Claus Leggewie bei Deutschlandfunk Kultur: „Das demokratische Deutschland pennt“

Prof. Claus Leggewie gab am 10. Januar 2024 bei „Deutschlandfunk Kultur“ ein Interview, in dem er zu den Enthüllungen von „Correctiv“ zum Treffen antidemokratischer Kräfte in Brandenburg Stellung nimmt und das demokratische Bürgertum und die Zivilgesellschaft aufruft, aktiv Position gegen diese politischen Kräfte und Entwicklungen einzunehmen.

 

Dorothée de Nève in der HLZ, Mitgliederzeitschrift der GEW Hessen: „Beharren statt nachgeben. Strategien gegen Rechts“

In einem Beitrag der HLZ, der Mitgliederzeitschrift der GEW Hessen kommentiert Prof. Dorothée de Nève (ehemalige geschäftsführende Direktorin des ZMI) die derzeitigen Demonstrationen gegen Rechts. Laut de Néve würden diese „jenen demokratischen Kräften den Rücken stärken, die im Umgang mit Rechtspopulismus und Rechtsextremismus eine progressive Strategie“ verfolgten. Den rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Anwandlungen gelte es argumentativ mit Verweis auf die im Grundgesetz verfassten Normen, insbesondere den Gleichheitsgrundsatz, sowie bürgerliche und politische Grundrechte, entgegenzutreten. Der Text ist online unter folgendem Link abrufbar.

 

 

Personalia

 

Katharina Lorenz neue Präsidentin der JLU


Das ZMI gratuliert Prof. Katharina Lorenz zu ihrer Wahl zur neuen Präsidentin der JLU!

Katharina Lorenz wird Präsidentin der JLU. Foto:JLU/Katrina Friese
Katharina Lorenz ist seit 2018 Inhaberin der Professur für klassische Archäologie an der JLU, außerdem leitet sie die Gießener Antikensammlung. Sie ist Mitglied der ZMI-Sektion „Kunst und Medien“ und engagierte sich hier insbesondere für die Einrichtung eines Digital Lab. 2021 wurde sie erste Vizepräsidentin der JLU, seit dem 1. April 2024 ist sie auch die erste Frau im Präsidialamt. 
In der Gießener Allgemeinen erschien am 2. Februar 2024 ein Interview mit Katharina Lorenz: „Ich bin an der Uni Feministin geworden“.

Außerdem wurden zahlreiche Artikel veröffentlicht, unter anderem in der FAZ, im Gießener Anzeiger und der Gießener Allgemeinen.

 

 

 

Katrin Lehnen im wissenschaftlichen Beirat des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache

Katrin Lehnen. Foto: privat

Die langjährige Geschäftsführende Direktorin des ZMI Prof. Katrin Lehnen ist im Januar 2024 für die Amtszeit von drei Jahren in den wissenschaftlichen Beirat des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache berufen worden.

Janina Schlüsselburg neu am ZMI

Janina Schlüsselburg. Foto: privat
Seit Januar 2024 arbeitet Janina Schlüsselburg als Projektkoordinatorin am Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) und forscht im Bereich Migrationsstudien, Menschenrechtsdiskursen und Medienwissenschaften. Sie ist Doktorandin am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen. In ihrem Promotionsvorhaben widmet sie sich visuellen Repräsentationen von Migration in deutschen, US-amerikanischen und australischen Medien ab 2015 mit Blick auf den internationalen Menschenrechtsdiskurs und wird von Prof. Greta Olson bereut. Darüber hinaus ist sie ein assoziiertes Mitglied der DFG-Forschungsgruppe Menschenrechtsdiskurse in der Migrationsgesellschaft (MeDiMi) und forscht in dem MeDiMi-Teilprojekt „Dehumanizing, Victimizing, or Universalizing? How Images of Migration Interact with Human Rights Discourse”.

Nach einem Bachelor of Arts (B.A.) in Amerikanistik an der Universität Hamburg spezialisierte Janina Schlüsselburg sich dort auf anglophone Kultur- und Medienwissenschaften im Rahmen des Master of Arts (M.A.) British and American Cultures: Texts and Media. Ihre Masterarbeit verfasste sie zum Thema „Thug 4 Life. Die amerikanische Gangsterkultur des Hip-Hops als Konsumdiskurs“. Nach ihrem Masterabschluss arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für eine Anwaltskanzlei in Sydney, die sich auf Menschenrechtsverletzungen spezialisiert hat, und sammelte so praktische Erfahrungen im Bereich der Menschenrechtsarbeit. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen anglophone Medien- und Kulturwissenschaften, Migrationsforschung, Internationale Beziehungen und Menschenrechtsdiskurse.

 

 

Alice Volpe verlässt das ZMI

Alice Volpe. Foto: privat

Von September 2023 bis Ende Januar 2024 unterstützte Alice Volpe als studentische Hilfskraft das Team der Öffentlichkeitsarbeit am ZMI. Sie wirkte mit bei der Erstellung des ZMI-Newsletters und gestaltete  das Plakat zur Veranstaltung „Von und mit afrodiasporischen Feministinnen lernen - Neuere Diskussionen zu Schwarzen und intersektionalen Feminismen im Kontext von Brasilien und darüber hinaus“.

 

 

 

 

 

Abschied von Heiner Goebbels


Foto: Wonge Bergmann mit Schriftzug der ZMI-Seniorprofessur
Im Sommersemester 2018 wurde Prof. Dr. h.c. Heiner Goebbels als Seniorprofessor und erster Amtsinhaber auf die am ZMI angesiedelte Georg Büchner-Professur der JLU berufen. Ende März 2024 endete die Seniorprofessur und damit die jahrelange Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen, die im Frühjahr 1999 mit seiner Berufung an das Institut für Angewandte Theaterwissenschaften begonnen hatte. Die Georg Büchner-Professur verstand sich als künstlerischer Forschungsauftrag zu Fragen des Medienwechsels, inspiriert von den intermedialen Strategien Büchners im Literarischen, Auditiven, Visuellen und Theatralen. Prof. Goebbels arbeitete an diesen Fragen mit seinen multimedialen Installationen und Performances, mit szenischen Konzerten, genreübergreifenden Hörstücken, Orchester- und Ensemble-Kompositionen, mit internationalen Vorträgen und Veröffentlichungen, und mit Lehrangeboten zu Büchners Woyzeck (SoSe 2019) und Zeitgenössischem Musiktheater (SoSe 2020).

Der in Neustadt a.d. Weinstraße geborene, renommierte Musiker, Komponist, Hörspielautor, Regisseur, Theatermacher und Professor für Angewandte Theaterwissenschaften lebt seit 1972 in Frankfurt am Main. Dort absolvierte er ein Diplomstudium in Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und schloss sein Musikstudium mit Staatsexamen an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst ab. Er war Mitbegründer des Sogenannten Linksradikalen Blasorchesters. Von 1975 bis 1988 spielte er als Musiker im Duo Goebbels/Harth und von 1982 bis 1992 in der experimentellen Rockgruppe Cassiber. Zwischen 1999 und 2018 bekleidete er die Position des Professors für Künstlerische Praxis am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft. In dieser Zeit war er auch als Geschäftsführender Direktor von 2003 bis 2011 tätig. Seit 2001 war er zudem Direktoriumsmitglied im ZMI und zeitweise Sprecher der ZMI-Sektion „Kunst und Medien“. Darüber hinaus übte er von 2006 bis 2018 die Position des Präsidenten der Hessischen Theaterakademie aus. Seine künstlerischen Schwerpunkte umfassen Klang- und Videoinstallationen, Kompositionen für Ensembles und große Orchester, szenische Konzerte sowie eigene Werke im Bereich des Musiktheaters. 2003 war er Composer in Residence beim Lucerne Festival, 2010 Artist in Residence an der Cornell University in Ithaca. Er ist Mitglied mehrerer Akademien und Honorable Fellow des Dartington College of Arts und der Central School of Speech and Drama in London. Im Jahr 2007/08 war er außerdem Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und zwischen 2012 und 2014 fungierte er als Intendant der `Ruhrtriennale - International Festival of the Arts´. Zahlreiche CD-Produktionen sind bei ECM Records erschienen. Seine Anthologie „Ästhetik der Abwesenheit“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt und er wurde mit zahlreichen internationalen Hörspiel-, Theater- und Musikpreisen ausgezeichnet: Prix Italia, Europäischer Theaterpreis, International Ibsen Award u.v.a. Seine langjährige Zusammenarbeit mit dem ZMI und dem Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität, seine zahlreichen Veröffentlichungen und seine vielfältigen internationalen Vorträge belegen sein Engagement für die Weiterentwicklung und Verbesserungen der Ausbildungsbedingungen im Bereich der zeitgenössischen darstellenden Künste.

Während seiner Seniorprofessur erschienen zahlreiche Beiträge zu seinem Schaffen im ZMI-Newsletter, welche auch weiterhin im Newsletter-Archiv nachzulesen sind. Das ZMI wünscht Heiner Goebbels alles Gute und bedankt sich ganz herzlich für die schöne Zeit und die gute Zusammenarbeit!