Medizin in Literatur, Film & Kunst - Sommersemester 2013
Sommersemester 2013
Medizin & Literatur:
"Leben" von David Wagner
Einführung: Buch, Autor, Themen Mittwoch, 08. Mai 2013, 18 Uhr c.t. Diskussion zur Lektüre Mittwoch, 22. Mai 2013, 18 Uhr c.t.Institut für Geschichte der Medizin Iheringstraße 6, 35392 Gießen Lesung mit David Wagner Dienstag, 11. Juni 2013, 19 Uhr c.t.Hörsaal Psychiatrie Universitätsklinikum Am Steg 22, 35392 Gießen |
Von der Geschichte und Vorgeschichte seiner Organtransplantation handelt David Wagners Buch „Leben“: von den langen Tagen und Nächten im Kosmos Krankenhaus neben den wechselnden Bettnachbarn mit ihren Schicksalen und Beichten und den kreisenden Gedanken: Wen hat er geliebt? Für wen lohnt es sich zu leben? Und welcher Mensch ist gestorben, so dass er weiter leben kann, möglicherweise als ein anderer als zuvor?
David Wagner hat ein berührendes, nachdenklich stimmendes, lebenskluges Buch über einen existentiellen Drahtseilakt geschrieben. Ohne Pathos und mit stilistischer Brillanz erzählt er vom Lieben und Sterben, von Verantwortung, Glück und vom Leben.
Über den Autor
David Wagner, 1971 geboren, debütierte im Jahr 2000 mit dem Roman «Meine nachtblaue Hose» und veröffentlichte in der Folge den Erzählungsband «Was alles fehlt», das Prosabuch «Spricht das Kind», die Essaysammlung «Welche Farbe hat Berlin» sowie den Roman «Vier Äpfel», der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand. Für sein Buch «Leben» wurde ihm 2013 der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. David Wagner lebt in Berlin.
Sommersemester 2012
Medizin & Literatur:
"Du stirbst nicht" von Kathrin Schmidt
Deutscher Buchpreis 2009 |
Einführung: Buch, Autor, Themen Mittwoch, 02.05.2012, 18 Uhr c.t.
Diskussion zur Lektüre Mittwoch, 23.05.2012, 18 Uhr c.t.Institut für Geschichte der Medizin, Iheringstraße 6 Lesung mit Kathrin Schmidt Mittwoch, 06.06.2012, 19 Uhr c.t.Hörsaal Psychiatrie, Universitätsklinikum, Am Steg 22 |
Helene Wesendahl weiß nicht, wie ihr geschieht: Sie findet sich im Krankenhaus wieder, ohne Kontrolle über ihren Körper, sprachlos, mit Erinnerungslücken. Ihr Weg zurück ins Leben konfrontiert sie mit einer fremden Frau, die doch einmal sie selbst war. Kathrin Schmidt packt ihre Leser diesmal durch die Beschränkung, und zwar im wörtlichen Sinne. Mit den Augen ihrer erwachenden Heldin blicken wir in ein Krankenzimmer, auf andere Patienten, das Pflegepersonal und den eigenen Körper, der plötzlich ein Eigenleben zu führen scheint. Und wir erleben die mühsamen Reha-Maßnahmen mit, die Reaktionen der Familie, den aufopferungsvollen Einsatz ihres Mannes - und die bruchstückhafte Wiederkehr ihrer Erinnerung. Was da zutage tritt, konfrontiert Helene mit einem Leben, in dem sie sich kaum wiedererkennt, und das vieles in Frage stellt, was in der neuen Situation so selbstverständlich scheint. Sie entdeckt frühe Brüche in ihrer Biographie, verdrängte Leidenschaften und aus der Not geborene Verpflichtungen. Als ihr bewusst wird, dass ihr Herz sich bereits auf Abwege begeben hatte und sie den Mann, der sie jetzt so eifrig pflegt, eigentlich verlassen wollte, droht sie den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Kathrin Schmidt gelingt das Erstaunliche: Sie macht den Orientierungs- und Sprachverlust nach einer Hirnverletzung erfahrbar und zeigt einen Weg der Genesung, der in zwei Richtungen führt, zurück und nach vorn. Dabei entsteht ein Entwicklungsroman ganz eigener Art, der durch seine innere Dynamik fesselt und durch die Rückhaltlosigkeit, mit der seine Heldin sich mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert, fasziniert. Er überzeugt vor allem durch die bewegende Schilderung eines sprachlichen Neubeginns.