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Selbstverpflichtung

Selbstverpflichtung

Für eine engagierte politische Wissenschaft in einer demokratischen Gesellschaft - Das Institut für Politikwissenschaft der JLU Gießen bezieht Stellung

 

Wir – die Mitglieder des Instituts für Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen – begreifen es als unsere Aufgabe, uns als demokratisch verfasste und engagierte Wissenschaft rassistischen, antisemitischen, antifeministischen und anderen Ideologien der Ungleichwertigkeit von Menschen entgegen zu stellen. Wir tun dies unabhängig davon, wo sie formuliert werden oder wer sie vertritt.

Wir beobachten mit Sorge, wie autoritär und extrem rechte Akteure in den Parlamenten und in öffentlichen Debatten um gesellschaftliche Werte Raum erhalten – in Deutschland und international. Den deutschen Universitäten kommt dabei eine Bedeutung zu, da sie als zentraler Teil studentischer Korporationskultur schon lange einen wichtigen Agitations- und Aktionsort für die autoritäre und extreme Rechte darstellen. Völkische Burschenschafter nehmen auch heute noch eine exponierte Stellung ein, wenn es um die Verbreitung und Organisierung extrem
rechter Positionen geht. Wir sind uns bewusst, dass die an Universitäten erworbene Ausbildung und akademischen Titel damit auch Akteure stärken, die letztendlich darauf zielen, plurale Wissenschaft und die demokratische Gesellschaft einzuschränken.

Als Studierende und Lehrende der Politikwissenschaft wissen wir um die langen Kontinuitäten rassistischen, antisemitischen und antifeministischen Denkens in allen Teilen der Gesellschaft. Wir wissen außerdem um die besondere Rolle der Wissenschaft in der Erfindung und Manifestierung von Strukturen und Ideologien der Ungleichwertigkeit von Menschen.

Politikwissenschaftler:innen kommt damit von jeher eine Mitverantwortung für gesellschaftliche Zustände zu, denn ihr Wirken kann gesellschaftliche Zustände normalisieren oder ent-normalisieren, legitimieren oder delegitimieren, problematisieren oder entproblematisieren. Wenn die Forderung nach wissenschaftlicher Objektivität als Ruf nach (politischer) Neutralität verstanden wird, ziehen sich Politikwissenschaftler:innen heute aus ihrer Verantwortung für gesellschaftliche Zustände heraus.

Das Institut für Politikwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen versteht sich als Ort demokratischer und weltoffener Wissenschaft, Bildung und Kultur. Aufgabe dieses Ortes ist die Ausbildung gesellschaftspolitisch engagierter Menschen und ihrer Fähigkeit zur differenzierten und ganzheitlichen Betrachtung von gesellschaftlichen Problemen und Lösungen.

Unser Institut soll ein Ort sein, an dem sich Menschen durch Bildung frei entfalten und dadurch am sozialen und kulturellen Leben und an der Gestaltung der gesellschaftlichen Zukunft mitwirken können. Voraussetzung hierfür ist die im Grundgesetz verbriefte Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre. Als Mitglieder des Instituts gewähren wir die Vielfalt der Meinungen und Methoden. Gleichsam bieten wir im konstruktiven wissenschaftlichen Streit keinen Platz für rassistische, antisemitische, antifeministische und andere menschenverachtenden Positionen.

Wir unterstützen alle, die sich gegen Ideologien der Ungleichwertigkeit und darauf fußende Ausgrenzungen positionieren. Wir stellen uns an die Seite von Betroffenen, egal ob sich die Abwertungen beispielsweise gegen Frauen*, Muslime, gegen Juden und Jüdinnen oder die Vielfalt sexueller Lebensweisen richten. An unserem Institut soll ein sicheres, gutes Lern- und ein positives Arbeitsklima herrschen. Dafür pflegen wir einen respektvollen, wertschätzenden und achtsamen Umgang miteinander, setzen Transparenz, Gerechtigkeit und Fairness als Handlungsprinzipien um und streben nach gemeinsamen Lösungen bei Konflikten. In Lehre, Forschung und (Selbst-)Verwaltung gleichermaßen regen wir Selbstreflexion an, um zu nachhaltigem sozialen, wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt beitragen.

Zur Verwirklichung der vorliegenden Selbstverpflichtung gibt sich das Institut für Politikwissenschaft einen konkreten Maßnahmenkatalog, der regelmäßig im Direktorium reflektiert und gegebenenfalls überarbeitet wird.

Neuigkeiten
IfP schließt sich der Stellungnahme der Konferenz Hessischer Universitätspräsidien (KHU) zum drohenden Verbot des Gebrauchs gendersensibler Sprache mit Sonderzeichen an
Das Direktorium des Instituts für Politikwissenschaft hat sich in seiner ersten Sitzung des Sommersemesters 2024 (24.04.2024) der Stellungnahme der Konferenz Hessischer Universitätspräsidien (KHU) zum drohenden Verbot des Gebrauchs gendersensibler Sprache mit Sonderzeichen vom 17. April 2024 angeschlossen.
Zur Stellungnahme