Superheld:innen für eine Nachhaltige Entwicklung: Potenziale von Lehrer:innen für BNE
30.09.2022: Wer hat nicht gelegentlich die Stimme einer Lehrkraft aus der Schulzeit im Kopf? Tauche ich den Löffel in meine Suppe, „verbiegt" sich der Stil und ich höre meinen Physiklehrer begeistert zu optischer Täuschung dozieren. Wenn ich jedoch verzweifelt vor dem Gemüseregal im Supermarkt stehe und zwischen dem eingeschweißten Apfel und der unverpackten Alternative aus Übersee wählen muss, warte ich vergeblich auf die Stimme meiner Lehrerin, die mich aus diesem Dilemma erlöst. Wäre es nicht praktisch, sich die Kompetenzen für nachhaltige Konsumentscheidungen bereits in der Schulzeit aneignen zu können? Und wird Lehrkräften damit nicht eine ungeahnte Superkraft zuteil? - Nämlich die, eine Nachhaltige Entwicklung immens vorantreiben zu können?
Lehrkräfte als Multiplikator:innen einer Nachhaltigen Entwicklung
Lehrkräfte haben große Möglichkeiten: Als jahrelange Begleiter:innen haben sie großen Einfluss auf die nachkommenden Generationen und können vermitteln, weshalb ein Nachhaltiges Konsumverhalten notwendig ist. Sie besitzen jedoch auch die Chance, Schüler:innen ganz praktisch zu nachhaltigen Konsumentscheidungen zu befähigen. Dies wird als Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) bezeichnet (Deutsche UNESCO-Kommission, 2021) und ist zentrales Thema des aktuellen Bildungsdiskurses. Nachhaltige Ernährung wird dafür als besonders geeignetes und anwendungsbezogenes Lernthema angesehen. Denn nahezu alle 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 sind mit Nachhaltiger Ernährung verknüpft und Essen ist nun mal ein Thema, das jeden betrifft. Abstrakte Zusammenhänge können am Beispiel der Ernährung konkret behandelt werden. Zum Beispiel zu welcher Jahreszeit welches Gemüse aufs Brot gehört und wie die Wahl des Frühstückskakaos mit dem Leben eines westafrikanischen Kleinbauern zusammenhängt. Doch auch dafür, welchen Einfluss der Smartphone-Kauf aufs Klima besitzt, kann sensibilisiert werden.
Superheld:innen, super Idee. Dann ist ja alles geklärt – oder?
Naja, da gibt es vielleicht noch einen kleinen Haken. Denn aktuell ist das Bildungsprogramm BNE unter Lehrkräften nur wenig bekannt. Auch im Lehrplan sind kaum Nachhaltigkeitsbezüge verankert. Das heißt: Nur Lehrkräfte, welche sich persönlich mit Nachhaltiger Entwicklung beschäftigen und sich ihrer Möglichkeiten bewusst sind, vermitteln praktische Nachhaltigkeitskompetenzen im Unterricht. Zudem stellt sich die Frage, in welchem Fach das untergebracht werden sollte: Biologie, Gesellschaftskunde, Geographie oder doch eher interdisziplinär? Dass es darum geht, Kompetenzen statt rein faktenbasiertes Wissen zu vermitteln, stellt Lehrkräfte vor weitere Herausforderungen. Um diese dafür vorzubereiten, wäre es naheliegend angehende Lehrkräfte bereits im Studium darauf vorzubereiten.
Nachhaltige Entwicklung im Studium
Literatur:
Deutsche Unesco-Kommission. (2021). Bildung für nachhaltige Entwicklung: eine Roadmap - BNE 2030.
Der o.g. Text ist von Ines Bauer verfasst worden und zeigt die Ergebnisse ihrer Master-Thesis mit dem Titel „Über die Intention angehender Grundschullehrkräfte, Nachhaltige Ernährung in den Unterricht zu integrieren. Quantitative Untersuchung auf Basis der Theorie des Geplanten Verhaltens“. Die Thesis wurde im Rahmen des Masters „Ernährungswissenschaften“ an der Justus-Liebig-Universität unter der Betreuung von Prof. Dr. Jasmin Godemann und Dr. Juliane Yildiz geschrieben. Wir danken ihr für den Einblick in ihre Arbeit und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute!