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„Freude am Essen vermitteln“ Als Ernährungswissenschaftlerin beim ARD-Buffet

07.01.2022: Alexandra Zaiser (Ökotrophologie B.Sc.) studiert im 3. Semester Ernährungswissenschaften (M.Sc.) an der Justus-Liebig-Universität (JLU) und steht als Ernährungsexpertin vor der Kamera beim ARD-Buffet. Dort gibt Sie alltagsnahe Tipps für eine ausgewogene Ernährung sowie Ernährung bei u.a. Reizdarm, Kopfschmerzen oder Laktoseintoleranz. Am wichtigsten ist es Ihr, dabei immer auch „Freude am Essen“ zu vermitteln. Im Interview erzählt sie mehr von Ihrer Tätigkeit: Was sie dort macht, wie sie dorthin kam und welche Kompetenzen ihr vor der Kamera als Ernährungsexpertin helfen.

Liebe Frau Zaiser, schön, dass wir uns zu einem Gespräch treffen, pandemiebedingt leider nur digital vor Computerkameras, aber das leitet gut zu Ihrer Tätigkeit über, bei der Sie auch vor der Kamera stehen und zwar beim ARD-Buffet als Ernährungsexpertin.

Wie sind Sie dorthin gekommen?

Ein Bekannter von mir arbeitet als Requisiteur beim Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden, wo auch das ARD-Buffet produziert wird und kam dort mit der Redaktion ins Gespräch. Er erfuhr, dass neue, vor allem junge Ernährungsexpert:innen mit abgeschlossenem Studium gesucht würden. Glücklicherweise gab er meine Kontaktdaten weiter und die Redaktion meldete sich relativ schnell bei mir. Das Telefonat war dann ein kleines Vorstellungsgespräch. Es verlief sehr gut und harmonisch, sodass am Ende bereits der erste Sendetermin für den 1. April 2020 feststand.

 

Haben Sie zuvor schon mal vor der Kamera gestanden?

Jain, ich war vorher schon mal beim SWR in Mainz und habe dort als Kabelhilfe gearbeitet, also hinter der Kamera. Bei derselben Tätigkeit habe ich auch schon mal als Lichtdouble vor der Kamera gestanden und gesprochen. Das diente aber nur den Leuten von der Technik, damit sie Licht und Ton einstellen konnten, also wirklich nichts Inhaltliches.

 

Und jetzt stehen Sie vor der Kamera und unterhalten sich mit einem/r Moderator:in über Ernährungsthemen wie Ernährung bei Reizdarm oder welches Essen bei Kopfschmerzen lindernd wirken kann.

Wie häufig sind Sie eingeladen?

Ich bin bisher viermal aufgetreten, so etwa im Abstand von zwei Monaten. Der Termin muss dabei immer mit meinem Stundenplan und dem Thema der Sendung abgestimmt werden. Einmal ging es in dem Beitrag vor meinem Interview um Lachsfilets und deren Qualität. Da hat es dann gut gepasst, dass wir beim Thema „Ernährung gegen Kopfschmerzen“ auch über die im Lachs enthaltenen Omega-3-Fettsäuren gesprochen haben.  (Links zu den Auftritten von Alexandra Zeiser im ARD-Buffet finden sich unten).

 

Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Zunächst wird mir ein Thema von der Redaktion vorgeschlagen, das häufig an die Themen in der Sendung und die aktuelle Jahreszeit angepasst wird. Da kann ich auch Gegenvorschläge machen aber wir sind uns immer sehr schnell einig. Dann bekomme ich einen Ablaufplan mit den Fragen, die der/die Moderator:in so oder so ähnlich stellen wird. Das ist dann der Leitfaden für meine Vorbereitung. Dabei recherchiere ich das Thema ausgiebig und frische mein Wissen auf.

 

Wieviel Zeit habe Sie im Voraus zum Vorbereiten?

Drei bis vier Wochen im Voraus spreche ich mit der Redakteurin der Sendung. Eine Woche bis zehn Tage vorher müssen dann die Requisiten stehen, also die Lebensmittel, die für das jeweilige Thema im Studio für ein schönes Bild oder zur besseren Veranschaulichung dienen sollen.

 

Wie läuft dann ein typischer Sendetag ab?

Morgens komme ich gegen 09:30 Uhr an, dann geht es in die Maske und anschließend haben wir eine Generalprobe um 10:30 Uhr mit dem/der Moderator:in und gehen das Gespräch einmal durch.

Und dann fängt um 12:15 Uhr die Sendung an.

 

Das ist also Live!?

Ja, die Sendung ist live!

 

Haben Sie Lampenfieber?

Ja, Lampenfieber ist auf jeden Fall da, denn es ist ja live, da kann immer was schiefgehen und diesbezüglich stelle ich mir immer den worst-case vor. Ich habe jedes Mal Angst, dass ich mich irgendwie verschlucke oder husten muss. Aber ich denke, dass gehört dazu. Wenn die Kameras angehen, dann ist es für mich so, als würde ein Schalter umgelegt werden und dann zählt´s halt. Dann denke ich mir, wenn etwas passiert, dann passiert es halt. Ich versuche es einfach so gut wie möglich zu machen und das hat bisher auch immer ganz gut gepasst.

Gut ist ja, dass ich einen Gesprächspartner habe, sodass mein Fokus auf diesem liegt oder auf den Requisiten. Das hilft ungemein, weil man dann etwas hat, worauf man sich konzentrieren kann oder muss. Dann kann man das drum herum auch ein bisschen ausblenden. Es bleibt auch gar keine Zeit darüber nachzudenken, in welcher Situation ich in dem Moment stecke, weil so viel gleichzeitig in meinem Kopf abläuft.

Es gibt verschiedene Moderator:innen, manche halten sich genau an den Ablaufplan, das ist für mich gut, da ich aus den Vorbereitungen genau weiß, was ich antworten muss. Es hat aber auch den Nachteil, dass das Gespräch dann möglicherweise weniger spontan wirken kann. Bei Moderator:innen, die das fragen, was ihnen spontan einfällt, muss ich aufpassen, dass ich meine Antworten entsprechend anpasse, dafür wird das Gespräch aber auch etwas freier und dynamischer.

 

Welche Kompetenzen braucht es für die Präsentation von wissenschaftlichen Inhalten für ein breites, auch fachfremdes Publikum?

Es ist mir schon immer relativ leichtgefallen, fachliche Inhalte einfach und verständlich auszudrücken. Da ich zum einen Themen, in denen ich selbst fachfremd bin, gerne sehr einfach erklärt bekommen möchte und zum anderen im Alltag meiner Familie oder Freund:innen viel über das Thema Ernährung erklärt habe. Ein guter Test vor jeder Sendung ist außerdem, wenn ich das aktuelle Thema meiner Oma erkläre. Wenn Sie es verstanden hat, weiß ich, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe.

Allgemein ist es immer gut für verständliche Wissensvermittlung, kurz und prägnant auf die Fragen der/des Moderator:in zu antworten. Außerdem benutze ich zwar gerne Fachbegriffe, weil es auch Kompetenz vermittelt, erkläre diese aber direkt im Anschluss verständlich.

 

Haben Ihnen dabei auch Inhalte aus den Modulen des Fachgebiets Beratung und Kommunikation geholfen?

Bei Dr. Stephanie Hoy haben wir präsentieren geübt und auch spontan eine Rede zu halten. Dadurch habe ich gelernt, mir Zeit zum Nachdenken und Sprechen nehmen und nicht alles runter zu rattern. Die Kommunikationsmodule des Lehrstuhls „Kommunikation und Beratung“ der JLU halfen mir auch beim Austausch mit der Redaktion. Wenn beispielsweise ein Vorschlag kam, der mir nicht so zusagte, dann hat es mir geholfen, gelernt zu haben, wie ich konstruktives Feedback geben kann, meine Bedürfnisse zu äußern und schließlich einen Gegenvorschlag zumachen. Im Privaten wie auch im Beruflichen, helfen mir auch immer die erlernten Techniken des Paraphrasierens und Verbalisierens. Also dass ich bspw. meinem Gegenüber sinngemäß widergebe, wie ich eine Nachricht oder Anweisung aufgefasst habe, um Missverständnissen vorzubeugen.

Das hat mir in der Vorbereitung für das ARD-Buffet und in der Kommunikation mit den vielen Menschen, mit denen ich bisher zusammenarbeitete, schon oft geholfen.

 

Welche Erfahrungen helfen Ihnen noch? Haben Sie Berufserfahrung?

Neben meiner Tätigkeit als Lichtdouble vielleicht auch meine Erfahrungen aus dem Gastronomiebereich. Da war ich oft im Kontakt mit Kund:innen, wodurch ich lernte, mich klar und deutlich auszudrücken oder mich auch mal freundlich aber bestimmt an einem Stammtisch zu behaupten. Allgemein lernte ich daraus, Präsenz zu zeigen, meine Bedürfnisse zu formulieren und gleichzeitig eine positive Ausstrahlung zu haben.

 

Im Anschluss an die Sendung stehen Sie noch für eine halbe Stunde zur telefonischen Beratung zur Verfügung.

Das Telefon steht dann vermutlich nicht still!?

Die Anrufe variieren zwischen zwei bis hin zu acht Anrufen. Bei der Sendung zum Thema Reizdarm hat das Telefon durchgehend geklingelt. Das kommt immer ganz auf das Thema an, also wie viele Menschen betroffen sind aber auch darauf, wie das Wetter ist. Im Sommer kamen weniger Anrufe, weil vermutlich viele Menschen mittags draußen waren. Ich muss außerdem darauf achten, dass jeder Anruf so etwa drei bis fünf Minuten dauert, damit alle Anrufer:innen die Chance haben, durchzukommen.

Die Menschen berichten mir dann von ihren Anliegen oder Problemen. Auch dabei helfen mir die Werkzeuge aus den Kommunikationsmodulen, etwa nochmal nachzufragen, wie etwas gemeint war. Genaue Fragen zu stellen, um der Sache auf den Grund zu gehen und auch offene Rückfragen zu formulieren und nicht nur Ja-Nein Fragen.

Da ich im Voraus gar nicht weiß, was auf mich zukommt, ist das eine wahrhaftige Beratungssituation. Für mich ist das besonders interessant, weil ich bisher noch nicht in einem beratenden Beruf tätig war, in diesem Bereich aber unbedingt später einmal arbeiten möchte. Durch die Telefonberatung habe ich außerdem gemerkt, dass viele Menschen einfach ein offenes Ohr brauchen, gerade auch beim Thema Reizdarmsyndrom, was sehr belastend ist und auch viel mit Stress und anderen persönlichen Umständen zusammenhängen kann.

 

Was möchten Sie nach dem Studium machen? Wie geht es für Sie weiter?

Ich würde mich freuen, wenn ich weiterhin beim ARD-Buffet zu Gast sein kann. Hauptberuflich möchte ich gerne, wie bereits erwähnt, in den beratenden Bereich. Es ist mir wirklich ein Anliegen, Menschen zu helfen, die Probleme mit dem Essen haben oder bei denen Ernährung allgemein ein Thema ist.

Mich interessiert dabei auch ganz speziell der Bereich der Ernährungstherapie, also bspw. die Arbeit in einem Ernährungsteam in der Klinik, um Menschen mit chronischen oder akuten Erkrankungen eine optimale Ernährung zu ermöglichen. Ich kann mir aber auch vorstellen, Seminare zu halten, zu Themen, die mich interessieren, aber das ist noch nicht konkret. Wenn ich irgendwann ausreichend Berufserfahrung gesammelt habe, möchte ich außerdem in die Selbstständigkeit! :)

 

Liebe Frau Zaiser, vielen Dank für die spannenden Einblicke in Ihre Tätigkeit beim ARD-Buffet und viel Erfolg für Ihren weiteren Lebensweg!

 

„Ernährung bei chronischen Darmbeschwerden“:
https://www.ardmediathek.de/video/ard-buffet/sendung-vom-14-04-2021/das-erste/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE0NDQ4MDU/ (ab 00:12:50 min)



„Milchprodukte & Laktoseintoleranz“:
https://www.ardmediathek.de/video/ard-buffet/sendung-vom-01-06-2021/das-erste/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE0NzIwODU/ (ab 00:05:00 min)




„Ernährung bei Kopfschmerzen“
https://www.ardmediathek.de/video/ard-buffet/sendung-vom-25-08-2021/das-erste/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE1MjA3Mzc/ (ab 00:06:00 min)