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Realitätsnahe Verhandlungen mit kontroversen Positionen

11.06.2025: Im Rahmen des Mastermoduls MK-118 Ernährungskultur und -kommunikation im Fachbereich 09 Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement führten Studierende ein realitätsnahes Planspiel durch. Der Blogbeitrag wurde von Johanna Krome und Nina Werner, beide Teilnehmerinnen des Planspiels, verfasst. Sie berichten über ihre Erfahrungen mit dem Planspiel aus Sicht der Studierenden.

Eindrücke vom Planspiel im Modul MK-118 Ernährungskultur und -kommunikation, (c) Nina Werner, Johanna Krome

Das Modul vermittelt theoretische und praktische Grundlagen der Ernährungskommunikation mit einem inter- und transdisziplinären Fokus. Dabei geht es unter anderem um die gesellschaftliche Bedeutung von Ernährung, kulturelle Perspektiven und die Rolle von Kommunikation. Das Planspiel bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, diese Themen in einem globalen Kontext praktisch zu erproben.  

Unter Leitung von Lisa Marie Moosmann und Prof. Dr. Jasmin Godemann simulierten die Studierenden einen Landnutzungskonflikt im fiktiven Staat Carasido.  
Ausgangspunkt war das geplante Landwirtschaftsprojekt „Green Growth“: Ein multinationaler Konzern wollte 30.000 Hektar Land in der Region Kandroi für den Anbau von Ölpalmen nutzen, mit Zustimmung der Regierung, aber gegen den Widerstand von Kleinbauern und -bäuerinnen und NGOs.  
Die Region ist geprägt von kleinbäuerlicher Landwirtschaft, deren Vertreter um ihre Lebensgrundlage fürchten. Die geplante Umsiedlung ganzer Dörfer sowie der Einsatz von Monokulturen und Rodung von Teilen des Regenwaldes sorgten für Kritik seitens der Bevölkerung, der nationalen NGO APF (Autonomy for Peasant Farming) und der internationalen Umwelt-NGO: Our Nature – Our Future (ON-OF).

In der intensiven Verhandlungsphase übernahmen die Studierenden die Rolle von Regierungsvertreter:innen, Kleinbauern und -bäuerinnen, Umweltorganisationen sowie der Geschäftsleitung und Presseabteilung des Konzerns. Diskutiert wurde leidenschaftlich über Machtverhältnisse, Verantwortung und Alternativen zur großflächigen Monokultur. Die Diskussion war von unterschiedlichen Interessen geprägt. Während einige Kleinbauern und -bäuerinnen in dem Projekt eine Chance für einen sozialen Neuanfang sehen, warnten andere vor den langfristigen ökologischen und sozialen Folgen. Hier stand vor allem die industrielle Landwirtschaft scharf in der Kritik und wurde als unvereinbar mit Menschenrechten und Klimaschutz angesehen.

Die besondere Schwierigkeit in dieser Phase lag darin, die verschiedenen Meinungen, Ansichten und Argumente der Parteien zusammenzubringen und auf Basis dieser einen gemeinsamen Lösungsvorschlag zu diskutieren.

Am Ende stand jedoch ein Kompromiss, der alle Parteien an einen Tisch brachte: 

  • Sozial abgesicherte Arbeitsverträge für die lokale Bevölkerung
  • Umsiedlung nur auf freiwilliger Basis, mit garantierten Pachtverträgen und besserer Infrastruktur
  • Extrainvestitionen in Umweltforschung zur Entwicklung nachhaltiger Anbaumethoden
  • Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten, etwa durch lokale Verarbeitungsvertriebe, wodurch außerdem zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden
  • Förderung grüner Infrastruktur, wie Photovoltaik und umweltfreundliche Binnenschifffahrt
  • Schutz von mindestens 30% der betroffenen Regenwaldfläche durch Ausweisung von Schutzgebieten (weitere Verhandlungen folgen)

Während die Regierung und der Konzern den Ausgang der Verhandlungen positiv beurteilen, bleit Kritik bestehen. Vertreter:innen der NGOs kündigen an, die Umsetzung genau zu überwachen, insbesondere im Hinblick auf Umwelt- und Arbeitsstandards.

Zitate der Studierenden zur Einigung über den Kompromiss:

  • Bürgermeisterin: „Wir hoffen, dass der Kompromiss eine gute Lösung für alle Parteien darstellt. Für weitere Probleme steht jederzeit eine Ansprechperson bereit.“
  • Geschäftsführung des Konzerns: „Der Kompromiss ist ein Meilenstein für die Zukunft der Region.“
  • Vertreter der nationalen NGO APF: „Wir sind enttäuscht von den Ergebnissen und werden die Umsetzung genau beobachten und juristische Hilfe für die Verhandlung der Arbeitsverträge bereitstellen.“

Ziel des Planspiels war es, eine gemeinsame Lösung zwischen Regierung, Bevölkerung, Konzern und Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen auszuhandeln. In intensiven Verhandlungsrunden wurden wirtschaftliche Interessen, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz miteinander abgewogen.

Trotz kontroverser Standpunkte zeigte das Planspiel, wie wichtig gute Kommunikation, Verhandlungsgeschick und der Blick für unterschiedliche Perspektiven sind, um komplexe Entscheidungen gemeinsam zu treffen.